Beschreibung
I see bad things arriving~~~
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Meine Lieben,
ihr werdet euch schon gefragt haben, was denn bloß passiert sein könnte, oder etwa nicht??? Nun, wie ich bereits geschrieben habe, war ich Hals über Kopf, und ohne meinen Schrankkoffer! ohne meine Hermi, das liebe Kind! von Tauris geflüchtet, weil ich ja befürchten musste, mit dem taurassischen Zyklopen verheiratet zu sein. Stellt euch nun eure trojanische Prinzessin ohne Geld, ohne Beautycase, ohne Garderobe, zwischen nach Fisch müffelnden Kisten vor! Ja , ihr habt richtig gelesen, ich war auf einem Fischkutter gelandet, besser gesagt, ich hafte mich dort versteckt. Die Erbin des Thrones, die Priesterin der Artemis, die Seherin von Troja war nun eine blinde Passagierin, die sich aus Lumpen und alten Säcken ein notdürftiges Lager bereiten musste! Selber! Mit ihren eigenen Händen!
Von der Verrichtung der Notdurft ganz zu schweigen, ich wusste ja nicht, wo der Kapitän sein Badezimmer hatte. Und geschaukelt hat der Kahn, schlimmer als das Beiboot der Testudo damals… als ich noch glücklich und ledig und einfach nur auf Reisen war… Ach, wie beklagenswert war doch mein Schicksal, und der Hunger wühlte in meinen Eingeweiden, wie H.Omer in einem seiner Epen so fröhlich fabuliert hat. Ob er wohl noch die Tagung des PEN-Clubs erlebt hat? Wahrscheinlich hat Alvértos ihn den Touris zum Fraß vorgeworfen, panem et circenses, der Fürst macht ja gern mal einen auf Zirkusdirektor. Armer Omer, auch wenn du ein Grieche bist, aber dieses Schicksal hast du genau so wenig verdient wie die Königstochter das ihre…
Wo war ich? Ach ja, ich verbarg mich also im Schiffsrumpf und müffelte mittlerweile wie eine obergärige Sardine, da wurde plötzlich die Luke aufgerissen und eine dunkle Männergestalt zeigte sich auf der obersten Stufe der Leiter. Wie groß aber war meine Ãœberraschung, als ich eine mir gut bekannte Männerstimme in bestem Altgriechisch dröhnen hörte: ” Ja Cassy, du trojanisches Zuckerschnäuzchen, was machst denn du auf meinem Fischkutter?” Wie ich euch kenne, werdet ihr jetzt ungläubig die Köpfe schütteln, manche werden mich der überbordenden Fantasie zeihen, aber es ist alles so, wie ich es euch hier schreibe (in den Gazetten steht ja auch immer nur die Wahrheit, nichts als die Wahrheit): der Mann, der mich so unverblümt-frivol ansprach, war niemand Anderer als mein alter Freund— Charon!!!! Stellt euch meine Ãœberraschung vor und multipliziert dieses Gefühl mit 666, dann habt ihr ungefähr eine Vorstellung davon, wie sehr ich von den Seidenstrümpfen war… Charon, den ich immer nur als schweigsamen und melancholischen Gesellen gekannt hatte, war nun ein Ausbund an Charme und Esprit. Ihr alle wisst es ja längst, nur mir war die Topmeldung des Götterboten entgangen: Charon hatte seinen Kahn im Styx versenkt und war nun unter die Kleinunternehmer gegangen. Er schleppnetzte die Ägäis nach Edelfischen leer und verkaufte seinen Fang an die Edeltavernen der Küste. Und das brachte ihm jede Menge Euronen ein.
Meine Nachfrage, was denn mit seinen und Kirkes Plänen auf Aiaia wäre, nahm er etwas gereizt auf, wie mir schien. Er nölte etwas von einem gewissen Odysseus, der ihm seine Kirke abspenstig gemacht habe, mit der Schnalle sei er nun aber wirklich durch, die Weiber seien ja alle irgendwie gleich. Anwesende nicht unbedÃngt ausgeschlossen. Nun ja, ich ließ ihm diese Impertinenz durchgehen und erzählte ihm von meiner aventuire. Na, die Glubschaugen hättet ihr sehen sollen! Die waren ja fast den ganzen Schlamassel wert, den ich mit A. auf T. gehabt hab. Aber nach einer Weile, während der wir beide geschwiegen hatten, grinste Charri plötzlich und meinte, aus der Nummer käme ich ganz leicht raus, da ich ja wie Alvértos fürstlicher Herkunft sei und die Ehe doch wohl noch nicht vollzogen… ich schlug Charri einmal kräftig auf die Finger, doch er lachte und meinte, ich müsse nur nach Rom fahren, in den Vati kann, der Papa dort würde alles für mich erledigen. Ich verstand natürlich nix, aber Charri sagte nur, das sei ein netter weißhaariger Greis, der immer in langen Kleidern herumlaufe und überhaupt ein mobiler Papa sei. Ich sollte ihm, also Charri, nur vertrauen, er wolle mich nach Rom bringen, und dann würde ich schon sehen…
Tja, und itzt segeln wir hart Südost-Ost und ich bin ja mal gespannt, was dieser Papa so unter seinem Käppchen hat.
Ich melde mich dann wieder aus der Stadt der Ewigen, macht euch mal keine Sorgen!
Bisous
Eure Cassy
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