Wie \"geht\" Kaffee?
Der Kaffee ist ursprünglich die bohnenförmige Frucht eines tropischen Strauches.
So wird es in der Schule gelehrt – folglich ist das richtig.
Die braune Farbe erhält die Bohne, nachdem man sie unter fachmännischer/fraulicher Aufsicht auf einem Ofen in einen nahezu brikettähnlichen Zustand versetzt hat.
Da die tropische Herkunft die Geschichte teuer macht, erkannte man bald die Notwendigkeit,
Kaffee als gesundheitlich bedenklich zu benennen und heimische Ersatzstoffe, wie Eicheln, Getreide oder Zichorie als höchst empfehlenswert anzupreisen.
Ärzte und aus moralischen Gründen besorgte Vertreter der Geistlichkeit waren sich einig darin, daß diesem verderblichen Gesöff ein gesundes Getränk aus deutschen Landen entgegengestellt werden müsse.
Für den eigenen Lebenskreis zogen sie allerdings stets den sündigen Trank vor.
Pfarrer Kneipp fand jedoch noch zwischen zwei kalten Fußbädern die Zeit, einen ebenso mundenden „Kaffee“ zu entwickeln.
Unter Kaffee versteht man also ein Getränk.
Ist von einem gastronomischen Betrieb die Rede, in dem Kaffee in mancherlei Darreichungsformen zum Ausschank kommt, schreibt sich selbiger Café.
Das ist französisch und klingt vornehmer; das letzte e wird betont ausgesprochen.
Gebildete Leute tun das auch, wenn es geschrieben als „Kaffee“ abgebildet ist.
Eine Ausnahme gibt es in Berlin, wo es keinesfalls als anstößig gilt, von „´Kaffe“ oder gar „Käffchen“ zu reden.
Kaffee gilt allgemein als Heißgetränk, doch wird er bei sommerlichen Temperaturen auch mit Eis – als Eiskaffee genossen.
Dieses unterkühlte Getränk darf aber nicht mit „Kaltem Kaffee“ verwechselt werden.
Kalter Kaffee ist entweder das Ergebnis eines beim Frühstück einlangenden fernmündlichen Anrufs, in welchem eine widerlicher Person jedweder Herkunft einen Zweistundenbericht über den letzten Friseurtermin abliefern muß – oder das, was des Volkes Stimme als „Großen Mist“ bzw. „Bockmist“ o.ä. bezeichnet.
Eine neu-deutsche Errungenschaft nennt sich „Coffee to go“. Ein bundesdeutscher Slang, denn wer des Englischen einigermaßen mächtig ist, weiß, daß dieses nicht „Kaffee zum Mitnehmen“ bedeuten kann. Eher noch zum „Laufen“, was speziell bei Damen die Folge des Kaffeegenusses ist.
Es löst bei bösartigen Fremdwort-Gegnern stets innere Heiterkeit aus, wenn sie bei der Bestellung dieses Getränkes scheinheilig fragen, ob man „Coffee to go“ auch zur Mitnahme erhalten kann.
Ich gestehe, diese Frage wiederholt gestellt zu haben und immer die treuherzige Antwort erhielt, daß dieses selbstverständlich machbar sei.
So etwas ist eines wohlerzogenen Menschen unwürdig, doch auch diese wollen einmal schmunzeln.
Im Normalfall wird die eingangs bereits erwähnte Kaffeebohne gemahlen und in beliebiger Weise mit Wasser verbunden.
Es hat sich als ein fester Brauch herausgebildet, hierzu kochendes Wasser zu verwenden.
Mit kaltem Wasser geht es zwar auch, aber das ergibt kalten Kaffee, was großer Mist ist und auch so schmeckt.
In der guten alten Zeit wurde Kaffee in einer vorgewärmten Kanne mit kochendem Wasser überbrüht.
Nach einer kleinen Anstandspause von einigen Minuten gelangte das dunkle Gebräu durch ein Sieb in eine zweite, ebenfalls angewärmte Kanne.
Das Sieb mußte sehr engmaschig sein, andernfalls war man genötigt, den widerlichen Kaffeesatz aus den Zähnen zu entfernen.
Feine Leute taten das allerdings nicht bei Tische.
Neben dem heißen Wasser ist auch das Verhältnis von Wasser zum Kaffee von Bedeutung.
Die chemische Formel lautet: Wasser + Kaffee = Kaffee.
Diese Verbindung ist einmalig; Chemiker zweifeln sie an.
Die Tatsachen sprechen gegen sie.
Ist der Wasseranteil zu groß, dann wird der Kaffee schwach.
Er traut sich nicht aus der Kanne.
Das ist auch gut so, denn mit solchem Gesöff macht man keine Ehre.
Böse Zungen - zumal solche aus Sachsen - nennen jene Brühe auch "Bliemchengaffee", weil sich das Blumenmuster der Sammeltasse mühelos beschreiben läßt.
Die belebende Wirkung, die dem Kaffee allgemein nachgesagt wird, ist gleich null und entspricht in etwa dem Getränk gleichen Namens aus Getreide.
Diesbezüglich enttäuschte Kaffeekränzchendamen unterstellen der Gastgeberin dann auf dem Heimweg eine „bohnenlose Gemeinheit“.
Die gesteigerte Dosierung bewirkt eine deutliche Qualitätsverbesserung des Trankes.
Hartgesottene Naturen, Presseleute und Nachtarbeiter ziehen diese Form vor, die sich bis zum Grad " Herzschlag " steigern läßt.
Höhergradige Darreichungsformen erwecken Abscheu, da die Bitterstoffe deutlich hervortreten.
Die zuvor beschriebene Zubereitungsform mit den zwei Kannen und einem Sieb ist aus Zeitgründen nicht mehr anwendbar.
Um das Verfahren der Kaffeezubereitung zu vereinfachen, erfand man die Kaffeemaschine.
Damit wurde es komplizierter.
In einer Kaffeemaschine wird nicht nur das Wasser erhitzt, es kommt auch zu einer Verbindung mit dem eigentlichen Kaffeepulver - was dann " Kaffee " ergibt.
Die Kompliziertheit der Zubereitung besteht zunächst einmal darin, daß unbedarfte Gemüter davon ausgehen, die Herstellung von vier Tassen Kaffee bedürfe einer Wassermenge von vier Tassen Wasser.
Weit gefehlt!
Aus Gründen, die wohl in der chemischen Anomalie des Getränkes zu suchen sind,
müssen, um die erwünschte Menge zu erhalten, mindestens 6 Tassen Wasser eingefüllt werden. Diesen hat allerdings nur eine für vier Tassen bemessene Kaffeepulvermenge zu entsprechen.
Ein Weniger führt zu " Bliemchengaffee ", ein Mehr zu gesundheitlicher Beeinträchtigung und sogar zu Übelkeit ( wegen der Bitterstoffe ).
Der Verbleib von zwei Tassen Wasser ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig erforscht worden.
Werden größere Quantitäten gewünscht, erscheint es nicht ratsam, bei beispielsweise acht Tassen erhofften Kaffees für zehn Tassen Wasser einzufüllen.
Selbst wenn man sich damit im Einklang mit den Gesetzen der Mathematik befindet, der Kaffee folgt eigenen Gesetzen.
Bei der Zubereitung von nicht der Kaffeebohne vielmehr dem Getreidehalm entsprossenen Kaffee sollte die Wassermenge nur ein Mehr von einer Tasse betragen, da das ohnehin wenig ansprechende Getränk dann zumindest verzehrtauglich wird.
Fachleute halten die Zubereitung eines den Gästen anbietbaren Kaffees für eine künstlerische Leistung.
Die Italiener sind mit ihren blitzenden und dampfenden Maschinen unbestrittene Weltmeister.
Man muß sie beneiden. Ehrlich! -