erste Kurzgeschichte.. johnmerge 04-05-2013 12:34
Ihre klaren, blauen Augen hielten meinen Blick auf ihr. Ich weiß nicht einmal ob sie weiblich war. Das Gesicht war bläulich schimmernd, Haut war keine zu sehen, alles „nackte“ war mit einer glasigen, bläulichen Schicht überzogen. Klar, ich wundere mich über dieses Wesen, doch die Augen ließen mich einfach nur ruhig da sitzen.
Ich verstand nicht, dass sich niemand hier in der U-Bahn um das Wesen mit den Eisaugen kümmerte, sie schauten quasi hindurch, ich grinste es an. Es grinste zurück, und zwickerte mir zu, es saß einfach da gegenüber von mir in dem Vierer-Abteil der Londoner U-Bahn.
Ich schloss einfach meine Augen, auch wenn es mir schwerfiel, es funktionierte. Während ich am Piccadilly-Circus vorbei fuhr, lauschte ich nur der lauten Musik aus meinen Kopfhörern.
Eine Station weiter musste ich raus, also stand ich auf und lief in Richtung Tür, ohne dabei meinen Kopf nach links zu wenden, wo das Wesen saß, und immer noch sitzt. Doch der Drang ihr in die Augen zu blicken war zu groß und ich warf einen kurzen Blick dorthin. Mein Atem setzte kurz aus, ein dicker Mann saß nun anstelle von dem Glaswesen da. Was war das? Einbildung? Wohl kaum...
Ich stöberte mich durch die verschiedenen Menschensorten und drückte mich gegen den Strom, was sich leichter anhörte als es im Endeffekt war. Ein Mann versetzte mir ein Tritt, ich wollte ihn schon darauf ansprechen, als ich erneut das Glaswesen entdeckte, auf der anderen Seite, ich rannte hinterher. Dabei versetzte ich dem Mann von eben einen Tritt. Auge um Augen, Zahn um Zahn. Ich hörte hinter mir ein Fluchen, vermutlich ist er auf den Boden gefallen.Egal. Ich rannte ohne auf die Umgebung zu achten der Treppe entgegen, diesmal mit dem Strom der Menschenmassen. Ich wette die meisten Menschen ließen sich treiben, faules Pack. Ich nicht, ich rannte aus eigenem Antrieb und fing mir einige wütende, aber auch belustigende Blicke ein. Das Wesen stand da und trank Kaffee, aus einem Becher mit der Aufschrift „Starbucks Café“ Ich lief vorsichtig an dem Ding vorbei, wandte meinen Kopf ihm zu und es lächelte! Ja, es lächelte. „Was treibt dich hier her?“ Ich wusste im ersten Moment nichts zu sagen. " Eh...ich weiß nicht. Ich muss zu einer Beerdigung.“ Ich wusste am Ende nicht mehr was geschehen war, jedenfalls saß ich keine zehn Minuten später mit dem Wesen am Tisch und sprach mit ihr. Das Ding war weiblich, zumindest sagte sie es zu mir.
Ich sprach mit ihr über alles was mich in den letzten Tagen beschäftigt hatte, den Tod meiner Frau, den Unfall meines Sohnes. Ich hatte niemand mehr, und ich war froh mit ihr reden zu können. Doch es machte mir Angst, ich vertraute mich ihr an, obwohl sie nur ein Wesen war, welches alles andere als menschlich war. Ich hätte mich fürchten sollen, aber irgendwie mochte ich sie, sie war so nett und so freundlich und sie hörte mir zu, saß nur da während ich erzählte was passiert war. Sie nickte und tröstete mich und sprach mit mir als wäre sie mein bester Freund, dabei kannte ich sie nicht einmal, und das schlimmste, sie war kein Mensch. Glaubte ich zumindest.
Nach fast zwei Stunden fragte ich sie etwas, ich fragte sie, was sie denn sei, denn ein Mensch war sie nicht, das stand fest, in meinen Augen. Doch ich bekam keine Antwort, sie verschwand einfach. Sie löste sich auf, und ich saß alleine da im Café und die Menschen um mich herum sahen mich lächelnd an, sie denken ich würde mit mir alleine reden... Das ist doch blödsinnig, nur weil sie die Frau nicht sehen konnten! Ich hoffte einfach nur sie wiederzusehen....