Viele Leute fragen oft: "Wie entsteht eigentlich ein Gedicht, wie macht man das?" Nun - anhand diesen "Buches" versucht der Autor es dem Leser leicht verständlich anhand eines Beispieles zu erklären (wobei es längst nicht vollständig erklärbar ist), wobei vieles von dem, was IHM leicht erscheint - für den Leser eventuell wie Kuddelmuddel vorkommen könnte. Doch das täuscht...
Zuerst muss es ein Thema geben. Für dieses Beispiel nehmen wir das Thema: Euphorie.
Euphorie…, lass den Begriff auf der Zunge zergehen.
Stell dir die Frage: Was bedeutet es?
Synonyme: Ekstase, Rausch, Hochgefühl, Hochstimmung, Trügerisches Wohlbefinden. Natürlich könnte man für jedes einzelne Wort weitere Synonyme, Ableitungen, herstellen. Doch diese genügen vollends.
Wir brauchen eine Basis. Doch zuerst benötigen wir einen Grundgedanken. Er kann mit dem Thema zu tun haben - muss aber nicht. Was wir dann davon verwenden, obliegt der Inspiration. Von dem, was wir tun, oder von dem, was wir recherchieren müssen – sollte uns nichts dazu einfallen. Die Vielfalt der Gedanken ist grenzenlos. Die sprachliche dagegen hat ihre Grenzen. Wir können uns nur soviel ausdrücken, wie wir Wörter kennen. Je mehr Wörter und sprachliche Redewendungen wir beherrschen, desto feinfühliger, wortgewaltiger und maßloser können wir uns in den Zeilen ausdrücken.
Nun die Grundgedanken, die dir im Laufe des Tages zum Thema eingefallen sind:
Hier geht es um Wüstenstrom (hierbei geht es um Strom aus Solarenergie, die in der Wüste per Solaranlagen, die dort aufgestellt werden, produziert wird):
Er wurde belächelt der Wüstensohn
Man kam ihm ständig mit Ablehnung, Hohn
Das, was er erdachte, kann nie funktionieren
Er sollte es anderswo lieber probieren
Fortlaufend könnte man schreiben, wie der, der das Mittel erfand, Strom in der Wüste zu erzeugen, in einer Art Hochstimmung ist, als sich herausstellt, dass er Erfolg mit seinem Projekt hatte, entgegen aller Unkenrufe seiner Neidgenossen. Jedoch ist dieses Beispiel nur eines von vielen Gedanken. Denn du schreibst lieber auf dem humoristischen Sektor. Wie etwa so:
Das Hochgefühl schlug jählings um
Sie kam zurück – nur ohne Rum
Das „Sie“ kann sich auf eine Freundin beziehen. Das wäre dann die Pointe, jedoch fehlt die Basis des Gedichts. Allerdings fällt dir dazu etwas ein, was zum Thema überhaupt nicht passt, jedoch zu wichtig ist, vergessen zu werden, vor allem darum, weil du dich täglich mit der deutschen Sprachvielfalt herumplagen musst, sowie der deutschen Rechtschreibung, die nicht überall wohldurchdacht wurde. Wie bei dem Wort „Rum“. Denn „Rum“ spricht man wie „Rumm“, aber sprachlich müsste man das Wort wie „Ruhm“ aussprechen, weil ja kein Doppel-M hinter dem „U“ steht – folglich wird das „U“ lang gesprochen. Im Gegensatz zu folgenden Gedanken:
Das chemische Element Brom ist bekannt. Jedoch – was ist dann eine Brombeere? Denn die Himbeere kennt auch jeder, jedoch kein chemisches Element namens „Him“… Vielleicht meint man die Brommbeere, jedoch dann schreibt man das Wort falsch. Und komm mir nicht mit „Eigennamen“ – irgendwer muss das Wort in der Vergangenheit mal falsch geschrieben haben und die Zukunft hat den Namen dann einfach übernommen, ohne sich klar zu sein, dass sie Unheil damit stiftet.
Beispiel 2: Der Buss – die Busse. Einfach so wie Muss und Musse. Wobei allerdings keiner weiß, was „Musse“ sein soll – es dient hier eher als Beispiel, denn als Begriffzierung. Höchstens so: Musse das sein? (So als Redewendung, Mundart). Überhaupt: Mus. Bei „Mus“ liegt die Betonung auf dem „U“. Also müsste man den „Bus“ ja auch so sprechen, wie bei „Mus“. Da kann man mal sehen, womit man sich hier herumschlagen musse.
Es gäbe da noch ziemlich viele Beispiele anzuführen, jedoch wollen wir uns nicht verzetteln und beim Thema bleiben, bzw. dazu zurückkommen.
Du hast heute an deiner Hütte weitergebaut. Da stelltest du etwas fest, was physikalisch längst bekannt war - du die Anwendung aber noch nicht klar erkanntest. Bis heute, wo du die Erfahrung am eigenen Leibe verspürst. Du bearbeitest gerade Holz, also erschaffst du eine fiktive Figur, die mit Holz zu tun hat. Zum Beispiel einen Tischler, oder Schreiner. Jedoch liest es sich bei „Tischler“ besser.
Er (man kann auch über eine Sie schreiben, doch ist es dem sprachlichen Fluss selten dienlich) braucht einen Namen, damit du dich damit identifizieren kannst (was nicht sein muss) – zumal ein Name für den Reim der Wörter dienlich sein kann. Wie bei folgendem Beispiel, das gleichzeitig die Pointe darstellen soll, aber noch nicht als fertige Fassung verstanden wird, sondern nur als dienliche Anregung der Gedanken, die noch nicht niedergeschrieben wurden:
Und so schraubt der Tischler Klaus
Wenn ihm kalt ist – Schrauben raus
Und rein und raus – bis diese Dinger
Wärmend heiß sind für die Finger
Natürlich könnte man diese Strophe so stehen lassen. Man kann sie aber noch ändern. Nun benötigen wir noch eine Basis, die erklärend wirkt, warum Tischler Klaus die Schrauben rein- und rausschraubt. Also einen Hintergrund. Und der resultiert aus dem Geschehen, das dir selber widerfahren ist. Oder – du erfindest einen Hintergrund – jedoch sind wahre Erfahrungen immer besser, weil man dann so schön ins Detail gehen kann – wobei der Leser nicht unbedingt wissen muss, dass du es bist, über den du schreibst. Es kann sich ja auch um eine fiktive Figur handeln – die mit dir nun rein gar nichts zu tun haben muss. Kann… - hoffen wir nur, dass der Leser es auch so aufnimmt, wie du es darlegst. Fassen wir uns also an die Nase und tippen drauf los. Über den eigenen Stil solltest du dir im Klaren sein. Oder willst du etwas Neues ausprobieren? Manche Gedanken lassen sich auf diese andere Art besser ausdrücken, als wenn du so wie immer loslegst…
Natürlich hast du noch andere Grundgedanken gehabt, die sich allerdings irgendwie verflüchtigt haben. Sie wehten wie ein Hauch an deinem inneren Auge vorbei – zu flüchtig, um ihrer habhaft zu werden. Und alles kann man nun auch nicht aufschreiben, man sollte sich schon klar sein, was man aufführt und was nicht. Du solltest so schreiben, dass der Inhalt interessant bleibt und sich nicht in Nebensächlichkeiten verliert. Frauen sagen, dass Gefühl dabei sein muss. Warum auch immer – scheinbar sind solche Zeilen dadurch für sie empfänglicher. Natürlich könntest du auch aus der Sicht einer Frau schreiben. Oder aus der Sicht einer Mülltonne. Es kommt ganz drauf an, worüber du schreiben willst und was du damit erreichen möchtest. Vielleicht wie bei mir – einfach ein kleines Lächeln auf das Gesicht des Lesers zaubern.
Wie und warum du gerade so anfängst, wie du anfängst, bleibt dein Geheimnis. Denn hier geht es ja nur darum, dass ein Gedicht entsteht, aber nicht um das „Wie“… Nur eines noch. Interessant ist, dass man der Inspiration einen Stoß geben kann, wenn auch ungewollt. Denn ich habe diese „Kurzgeschichte“ namens „Wie ein Gedicht entsteht“ so abgespeichert: Euphorie Wie ein Gedicht entsteht. Der Dichter kann etwas daraus machen, alleine aus der Überschrift. Ob der Leser sich davon auch inspirieren lässt?
Doch nun zum Gedicht. Ich beschließe, entgegen aller Gewohnheiten, diesmal linksbündig zu schreiben.
Und nicht nach der einfachen Form: AABB, sondern ABBA C. Wobei sich diese Form nicht immer untereinander gleichen muss. Zumal du schon immer ein Gedicht mit 5, anstatt 4 Zeilen, wie es die Norm ist, schreiben wolltest.
Warum? Nun, vielleicht wird dies im folgenden Werk ersichtlich (oder auch nicht):
Euphorie
Tischler Klaus scheint unzulänglich
Wegen Niederschlag ihm deucht
Die Arbeit ist zu kalt und feucht
Auch Kühle scheint ihm nicht empfänglich
„Ach, wenn doch Sonne nur da wär…“
Das Holz ist nass, und klamm die Hüllen
„Wie soll ich die Substanz gestalten
Wenn meine Flossen kaum was halten?“
Sein Missmut könnte Bände füllen
Ein Akkuschrauber muss jetzt her
Und wie das so beim Schrauben ist
Verbiegen sich, was mit der Zwinge
Nicht eingekeilt wird, oft die Dinge
Sodass hier nützt nur eine List
„Himmel!“ Arsch!“ Und: „Ei der Deis!“
So schimpft der Tischler Klaus und schraubt
Mit klammen Fingern raus und rein
Und raus – und jetzt – kommt es gemein
(Was ihm die letzten Nerven raubt)
Durchs Schrauben werden Schrauben heiß
„Au, Au…!“, schreit Tischler Klaus verdützt
Nun, von der Schulzeit er noch kennt
Durch Reibung alles besser brennt
Ob ihm der Zustand somit nützt?
Verflogen scheint nun sein Verdruss
Vor Freude hüpft der Tischler Klaus
Nun hat die Plage einen Halt
Denn, wenn die Finger werden kalt
Dann schraubt er Schrauben, rein und raus
Wie’s weitergeht, steht hinterm Schluss
*
Nun wechsle ich lieber doch wieder in die mittige Ansicht des Gedichtes - es sieht einfach optisch besser aus.
Jedoch wäre die Form ABBCA besser, da sonst das Gedicht zu arg in die Länge gezogen und der Schluss vergeigt wird, wobei hier der Absicht des Dichters freien Lauf gelassen werden sollte. Zufrieden mit dem Ergebnis? Nun ja, zufrieden ist ein Dichter selten mit seinem Werk. Es könnte um die Hälfte reduziert werden. Ob es dann aber auch verstanden wird? Manche Zeilen schreiben sich von selbst. Bei anderen muss man eben basteln. Bis es passt. Von einem Verwerfen sollte nie die Rede sein. Eher von einem Anpassen. Oder einem Ruhen – bis die Zeilen sich wie fast von selbst schreiben. Doch nun zum Endresultat, das man sich immer laut vorlesen sollte, um gewisse Unreinheiten im sprachlichen Ausdruck feststellen zu können, es sei denn, sie sind rein gewollt – doch auch dann sollte alles stimmen, wenn man sich der reimlichen Form verschrieben hat. Es gibt da nämlich auch Formen, die sich nicht reimen. Doch das ist nicht meine Art. Und – du solltest drauf achten, dass sich im sprachlichen Lautsprechen keine Wörter wiederholen, die dem Reimfluss hemmend sein könnten.
So…
Nun aber:
*
Euphorie
Tischler Klaus scheint unzulänglich
Wegen Niederschlag ihm deucht
Die Arbeit ist zu kalt und feucht
„Ach, wenn doch Sonne nur da wär…“
Auch Kühle scheint ihm nicht empfänglich
Das Holz ist nass, und klamm die Hüllen
„Wie soll ich die Substanz gestalten
Wenn meine Flossen kaum was halten?“
Ein Akkuschrauber muss jetzt her
Sein Missmut könnte Bände füllen
Und wie das so beim Schrauben ist
Verbiegen sich, was mit der Zwinge
Nicht eingekeilt wird, oft die Dinge
„Himmel!“ Arsch!“ Und: „Ei der Deis!“
Sodass hier nützt nur eine List
So schimpft der Tischler Klaus und schraubt
Mit klammen Fingern raus und rein
Und raus – und jetzt – kommt es gemein
Durchs Schrauben werden Schrauben heiß
(Was ihm die letzten Nerven raubt)
„Au, Au…!“, schreit Tischler Klaus verdützt
Nun, von der Schulzeit er noch kennt
Durch Reibung alles besser brennt
(Verflogen scheint nun sein Verdruss)
Ob ihm der Zustand somit nützt?
Vor Freude hüpft der Tischler Klaus
Nun hat die Plage einen Halt
Denn, wenn die Finger werden kalt
(Wie’s weitergeht, steht hinterm Schluss)
Dann schraubt er Schrauben, rein und raus
*
Letztlich gefällt mir diese Ansicht noch nicht. Denn die letzten beiden Zeilen der zweiten Strophe drücken etwas falsch aus – der Bezug stimmt nicht, denn ein Akkuschrauber kann keinen Missmut ausdrücken, es sei denn, es geht hier um diesen selbst. Da muss also noch etwas geändert werden. Es muss alles passen, sowohl sprachlich, als auch bezüglich. Zumal auch einige Sonderzeichen zu fehlen scheinen… Ergo:
*
Euphorie
Tischler Klaus scheint unzulänglich
Wegen Niederschlag ihm deucht
„Die Arbeit ist zu kalt und feucht!“
Der Kälte ist er nicht empfänglich
„Oh, wenn doch Sonne nur hier wär…“
Das Holz ist nass, und klamm die Hüllen
„Wie soll ich die Substanz gestalten
Wenn meine Flossen kaum was halten?“
Sein Missmut könnte Bände füllen
Ein Akkuschrauber muss jetzt her
Und wie das so beim Schrauben ist
Verbiegen sich, was mit der Zwinge
Nicht eingekeilt wird, oft die Dinge
„Himmel!“ „Arsch!“ Und: „Ei der Deis!“
Sodass hier hilft nur eine List
So schimpft der Tischler Klaus, und schraubt
Mit klammen Fingern raus und rein
Und raus – und jetzt – kommt es gemein
Durchs Schrauben werden Schrauben heiß
(Was ihm die letzten Nerven raubt)
„Au, Au…!“, schreit Tischler Klaus verdützt
Ja, von der Schulzeit er noch kennt
Durch Reibung alles besser brennt
(Verflogen scheint die Not im Keim)
Ob ihm der Zustand somit nützt?
Vor Freude hüpft der Tischler Klaus
Nun hat die Plage einen Halt
Denn, wenn die Finger sind zu kalt
(Zwar fertig wird so nie sein Heim)
So schraubt er Schrauben, rein und raus
*
Gut, dem Humor wurde nicht sooo gedient. Oder vielleicht doch? Vielleicht sehe ich sie nicht. Aber – die Form ist ersprießlich gelungen. Vielleicht ist man auch schon zu sehr vom eigentlichen Inhalt durchwachsen, als man darüber noch lachen könnte, wenn man sich zu lange damit beschäftigt. Jetzt kommt es nur noch auf den Leser an, was er draus macht.
…
Jedoch ist des Dichters Herz nun dem Zweifel verfallen. Sollen die Zeilen nun offenbart werden, oder lieber doch nicht?
Vielleicht müsste man nur nach draußen gehen, und Schrauben rein- und rausschrauben, auf dass einem die Hände warm werden…