Kurzgeschichte
Ich kämpfe für mein Kind

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"Ich kämpfe für mein Kind"
Veröffentlicht am 04. Mai 2013, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Matthias März wurde am 28.10.1961 in Hannover geboren und ist ebenda wohnhaft. Der Hobbyautor hat schon von Kindesbeinen an Kurzgeschichten geschrieben, wovon z. Zt. über 330 veröffentlicht sind. Hinzu kommen etwa 90 Drabbles. Überwiegend bewegt sich März in den Bereichen Humor und Satire, Drama und SF. Bereits erhältlich sind im Handel die humoristischen Kurzgeschichten-Sammlungen "Die dreiundzwanzigste Deutschstunde", "Pausenlos ...
Ich kämpfe für mein Kind

Ich kämpfe für mein Kind

Beschreibung

Melanie seufzte. Ihre Tochter hatte ja Recht, auch wenn sie mit ihren fünf Jahren noch wenig begriff. Aber wie soll man einem kleinen Kind so etwas verständlich machen? Sie begriff es ja selbst nicht ganz.

Mutti, ich will das nicht

 

„Mutti, warum müssen wir dann schon wieder umziehen? Ich will das nicht.“

„Aber Stefanie, das habe ich dir doch schon dutzendmal erklärt. Wir können nicht hierbleiben.“

„Es ist wegen Vati, nicht wahr? Ich habe gehört, wie du gestern telefoniert hast.“

 

Melanie seufzte. Ihre Tochter hatte ja Recht, auch wenn sie mit ihren fünf Jahren noch wenig begriff. Aber wie soll man einem kleinen Kind so etwas verständlich machen? Sie begriff es ja selbst nicht ganz. Schon gar nicht, dass dieses verdammte Familiengericht ihrem Mann das Sorgerecht für Steffi zugesprochen hatte. Und das nur deswegen, weil sie ein Alkoholproblem hatte. Dabei hatte sie das im Griff! Seit zwei Jahren hatte sie keinen Tropfen mehr getrunken. Sogar auf Tiramisu verzichtete sie, dabei hatte sie früher das Zeug kiloweise verdrückt. Aber es musste sein. Nachdem Bernd angekündigt hatte, dass er sich scheiden lassen wollte, hatte Melanie auf Raten ihres Anwaltes mit dem Trinken aufgehört. Genutzt hatte das nichts. Dieser gewiefte Advokat der Gegenseite hatte den Richter überzeugt und Bernd hatte gewonnen.

Der erneute Umzug

Rasch packte Melanie die Koffer von ihrer Tochter und ihre eigenen. Seit vier Monaten war sie auf der Flucht – ständig in der Angst wegen Kindesentführung verhaftet zu werden. Nie blieb sie länger als eine Woche in einer Stadt. Von Göttingen nach Kassel, von Kassel nach Frankfurt, von Frankfurt nach Heidelberg, von Heidelberg nach Stuttgart – quer durch die ganze Bundesrepublik. Stets meldete sie sich unter falschen Namen in kleinen, billigen Pensionen an, in denen niemand nach einen Ausweis fragte. Teure Hotels hätte sie sich ohnehin nicht leisten können. Das wenige Geld, was sie hatte, war fast ausgegeben. Sie musste sich etwas einfallen lassen.

 

Stefanie hustete. Der Hustensaft, den ihre Mutter ihr gab, half nicht mehr. Doch Melanie konnte keinen Arzt aufsuchen. Durch ihre gescheiterte Selbstständigkeit war sie nicht krankenversichert, ihre Tochter natürlich schon, aber über Bernd. Und dessen Versicherungskarte hatte sie nicht. Bei dem überhasteten Aufbruch im Juli, als sie das Besuchswochenende für die Entführung ausnutzte, war das nicht das Einzige, was nun fehlte.

Schiere Wut

„Mutti, Mutti, wann darf ich wieder nach Hause? Ich will zu Vati. Und zu meiner Mona!“

„Steffi – nein! Du wirst nie wieder zu diesem verdammten Scheißkerl zurückkehren. Und eine neue Puppe habe ich dir auch gekauft.“

„Aber das ist nicht Mona! Du bist gemein! Warum kann nicht alles wieder wie früher sein? Ich liebe dich, Mutti – aber ich liebe auch den Vati...“ Das kleine Mädchen fing zu weinen an.

Wut kam bei Melanie auf, schiere Wut. Sie hatte alles getan, um ihren Exmann bei ihrer Tochter schlecht zu machen, doch das klappte nicht. Immer noch hing die Kleine an ihren Vater – völlig unbegreiflich für Melanie. „Ich kämpfe für mein Kind!“ - das hatte sie im Gerichtssaal gerufen, als der Richter das Urteil verkündete. Nie würde sie den höhnischen Blick von Bernd vergessen, den er ihr daraufhin zuwarf.

Der Trick

Mit ihrer immer noch weinenden Tochter in der Hand lief sie hastig die Treppe der Pension herunter und hastete zur Rezeption. Der nette Herr Meyer lächelte ihr zu. „Sie reisen ab, Frau Bremer?“, wollte er wissen und fuhr fort, an Stefanie gerichtet: „Na, meine Kleine, was hast du dann? Schau mal, was ich für dich habe.“ Er zauberte einen Lolli hervor, er war groß und rosa. Augenblicklich verstummte das Schluchzen. Stefanie strahlte, aber wandte sich an ihre Mutter: „Mutti, darf ich?“.

„Ja, meine Süße. Ich habe dir zwar erklärt, dass du von Fremden nichts annehmen darfst, aber den darfst du nehmen“.

„Das macht dann 120 Euro, Frau Bremer. Zahlen Sie bar?“

„Ich muss gleich noch einmal zum Geldautomaten. Steffi, setz dich doch schon mal ins Auto. Die Mutti ist gleich wieder da.“

Die Raststätte

Stefanie nickte. Sie hatte verstanden. Das machte die Mutti immer so. Auf ihren Einwand, dass man doch nicht stehlen und nicht lügen dürfe, hatte ihre Mutti ihr erklärt, dass das keine Lüge sei, denn sie musste ja wirklich Geld abheben. Und gestohlen hätte sie ja auch nichts. Steffi hatte das nicht verstanden, aber sich nicht getraut nachzufragen.

 

Melanie fuhr mit ihren alten Golf davon. Es hatte geklappt, wieder einmal. Aber sie musste vorsichtig sein. Mittlerweile wurde sie nicht nur wegen Kindesentführung gesucht, sondern auch wegen Betruges. Doch noch hatte sie immer eine Unterkunft gefunden. Diesmal wollte sie nach Würzburg fahren. Dort gab es ein nettes Hostel, dass Douglas Adams gewidmet war. Alles war auf dem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ ausgerichtet, die Zimmer hatten keine Nummern, sondern Namen wie „Mäuse“ oder „Marvin“. Ihre Freundin Beate hatte es empfohlen. Sie war die Einzige aus ihrer Vergangenheit mit der sie noch Kontakt hatte. Beate warnte sie auch immer, wenn mal wieder eine Fahndung nach Melanie herauskam. Dann war es Zeit den Ort zu wechseln und sich umzustylen.

 

„Mutti, Mutti, ich muss mal.“

„Meine Süße, noch ein wenig Geduld. Gleich kommt eine Raststätte.“

„Ich muss aber jeeeeeetzttt.“ Zum Glück kam nach wenigen Kilometern tatsächlich der Rasthof. Sie parkte ihr Auto und brachte ihre Tochter zur Toilette. Jetzt musste sie erst einmal eine rauchen, das erforderte der Stress. Stefanie jedoch ging jedoch unbemerkt zum Telefon, dass sie gesehen hatte. Ihre Omi hatte ihr das ganz genau beigebracht. Man musste die „110“ wählen, wenn man in Not war. Das konnte sie schon. Man brauchte noch nicht einmal Geld dafür.

Epilog

Epilog:

 

Die Polizei kam umgehend und konnte Melanie unmittelbar festnehmen. Sie wurde vom Amtsgericht Walsrode zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren auf Bewährung verurteilt. Außerdem erhielt sie ein Annäherungsverbot zu ihrer Tochter. Stefanie kam zu ihrem Vater zurück – und zu ihrer Mona.

 

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Hörbuch

Über den Autor

Katerlisator
Matthias März wurde am 28.10.1961 in Hannover geboren und ist ebenda wohnhaft.
Der Hobbyautor hat schon von Kindesbeinen an Kurzgeschichten geschrieben, wovon z. Zt. über 330 veröffentlicht sind. Hinzu kommen etwa 90 Drabbles.

Überwiegend bewegt sich März in den Bereichen Humor und Satire, Drama und SF.

Bereits erhältlich sind im Handel die humoristischen Kurzgeschichten-Sammlungen "Die dreiundzwanzigste Deutschstunde", "Pausenlos peinliche Pannen" und "Hubert deckt auf"; sowie "Siebzehn Wege zu Yin und Yang", eine Sammlung dramatischer Kurzgeschichten, "Zeitenwandler", eine Zusammenstellung von SF-Storys und "Dem Mord auf der Spur", eine Sammlung von Kurz-Krimis. Diese Werke sind jeweils als E-Books im Handel erhältlich. Außerdem gibt es das E-Book "Unser Wilder Westen", wo der Autor als Herausgeber fungiert.

Die humoristischen Geschichten gibt es auch kompakt als Printbook unter dem Titel "Bedeutende Vertiefung aber der Reihe nach", erhältlich bei Amazon.

Der SF-Roman "Fast die gleiche Welt" ist fast fertig und wird in Kürze vollendet.

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Enya2853 Kinder sind immer - die Leidtragenden in einer solchen Situation.
So schwer es auch für die Mutter sein muss, ihre Tochter an den Vater zu "verlieren", eine derartige Entführung geht auf keinen Fall, auch nicht das "Schlechtmachen". Nicht allein deshalb,weil eine Entführung strafbar ist, sondern vielmehr deshalb, weil das Kind noch viel stärker verunsichert wird. Umso bewundernswerter, wie das Mädchen am Ende handelt. Die Not war wirklich sehr groß.
Eigentlich geht es um Rache und das ASusleben bzw. das Loswerden von Hassgefühlen und nicht um das Wohl des Kindes.

Eine gut erzählte Geschichte, die durchaus so verlaufen könnte. Ich habe beruflich immer mal wieder mit ähnlichen Fällen zu tun, in denen die Eltern sich gegenseitig auf Kosten des Kindes ausspielen. Sehr traurig....
lg
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Katerlisator Re: -
Zitat: (Original von cassandra2010 am 05.05.2013 - 09:00 Uhr) Und somit ist es zum Kampf aller gegeneinander gekommen- VaterMutterKind. Und all das im Schoße der Familie... traurig, traurig.

Beruht deine Geschichte auf einem wahren Fall?

Gruß
Cassy



Nein, es ist rein fiktiv, aber ähnliche Fälle hat es schon gegeben.

LG

Matthias
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010  - Und somit ist es zum Kampf aller gegeneinander gekommen- VaterMutterKind. Und all das im Schoße der Familie... traurig, traurig.

Beruht deine Geschichte auf einem wahren Fall?

Gruß
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Sie hatte wohl Angst, als böse darzustehen und vergaß das Wohl des Kindes.
Vor langer Zeit - Antworten
Henryetha Finde ich gut, wie das Ende gewählt wurde.
Ich fühle hier beim Lesen wenig Mutterliebe, eher Rachegelüste, Besitzansprüche und Angst vor dem Alleinsein.
Zudem eine extra Portion Naivität.

Als Eltern sollte man immer zuerst ans Kind denken, auch, wenn man am Ende selbst drunter leiden muss.

Was mir etwas fehlt, ist eine nähere (positive) Darstellung des Vaters, was evt. durch 1-2 nebensächliche Sätze hätte gelingen können.
Allerdings hat es der Spannung nichts genommen, also so oder so 5 Sterne.
Vor langer Zeit - Antworten
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