Es war einfach nicht zu fassen, dass ich mich in diesem Moment in einer Gefängniszelle befand. Mein Kopf dröhnte. Langsam versuchte ich von dem kleinen Bett aufzustehen und meine Orientierung wieder zu finden. Leichter Schwindel überkam mich und ich musste mich an den Gitterstäben festhalten, um nicht umzukippen.
„Hallo?“
Es dauerte nicht lange, bis ein Polizist vor mir stand. D. Faulkner stand auf seinem Namensschild. Es war derselbe Polizist, den ich zuvor mit Jenna zusammen gesehen hatte.
„Ist wohl nicht dein Tag heute, hm?“ sagte er mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
Ich kniff die Augen zusammen, langsam wurde mein Blick klarer und auch meine Erinnerungen kamen zurück. Jenna hatte mich mit ihrer Waffe niedergeschlagen, nachdem sie das Telefongespräch beendet hatte. Nur zu gern hätte ich gewusst, mit wem sie gesprochen hatte.
Ich fasste mir an den Kopf und spürte eine leichte Beule. Immerhin, sie besaß so viel Kraft, um mich außer Gefecht zu setzen.
„Wo ist Jenna?“ wollte ich wissen.
„Nicht hier.“
„Dann holen Sie sie her, verdammt!“
„Tut mir leid, Matt, aber du musst wohl oder übel noch eine Weile hier bleiben.“
„Bin ich jetzt ein Schwerverbrecher? Ich glaube kaum, dass ihr mich hier festhalten könnt.“
„Und da muss ich ihm wirklich Recht geben!“ hörte ich auf einmal Jared's Stimme.
Etwas überrascht starrte ich ihn an. Was machte er hier?
Jared reichte Faulkner die Hand, während er seine Aktentasche auf dem Tisch ablegte.
„Jared Donnovan, ich bin der Anwalt von Matt!“ stellte er sich vor.
Man merkte Faulkner die Nervosität an, denn damit hatte er sicher nicht gerechnet. Aber ich ebenfalls nicht. Ein klein wenig war ich froh darüber, ihn hier zu sehen. Es war mir nur ein Rätsel, wie er wissen konnte, dass ich hier war.
„Wenn Sie keine handfesten Beweise haben, dann würde ich meinen Mandanten gern mitnehmen. Ich denke nicht, dass ein Fluchtrisiko besteht. Oder Matt?“ Er wandte sich mir zu und ich nickte nur.
„Ich weiß nicht,.. ähm, ich glaube....“, begann Faulkner zu stammeln, doch Jared fiel ihm gleich ins Wort.
„Ich wusste, dass wir uns gleich einig werden. Geben Sie mir einfach die Papiere und ich unterschreibe.“ Jared sah ihn fordernd an.
Faulkner überlege noch kurz und dann tat er es tatsächlich. Er ging in sein Büro, kam mit ein paar Zetteln zurück und legte sie auf den Tisch. Er zeigte Jared, wo er unterzeichnen musste und somit war die Sache erledigt.
„Wenn Sie irgendetwas handfestes haben, dann können Sie sich gern melden. Bis dahin befindet er sich in meiner Obhut. Verstanden?“
Jared kramte aus seinem Jackett eine Visitenkarte heraus und übergab sie Faulkner. Und der musste damit kämpfen, keine Wiederworte zu geben. Angesichts der Tatsache, dass ausgerechnet Jenna's Exmann hier auftauchte, war es mir egal, ob sie ihren Kollegen deswegen einen Kopf kürzer machen würde.
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Wir stiegen in Jared's Wagen. Auf dem Weg dahin hatten wir kein einziges Wort gewechselt.
„Okay, jetzt ernsthaft, was ist hier los?“ fragte er mich, während er den Motor anließ und sich in den fließenden Verkehr einordnete.
„Da fragst du den Falschen, Jared!“
„Vor ein paar Stunden hab ich einen Anruf von deiner Freundin bekommen.“
Ich wurde hellhörig.
„Melinda?“
„Ich weiß nicht, wie viele Frauen du hast, Matt, aber ja, es war Melinda.“
„Sie lebt also noch!“ murmelte ich vor mich hin.
„Was sagst du da?“
„Was hat sie dir erzählt?“
„Dass es sein kann, dass du in Schwierigkeit steckst. Und ich dich aufsuchen soll. Das hab ich getan. Und nun möchte ich gern wissen, was du so schlimmes verbrochen hast.“
„Ich habe nichts verbrochen. Irgendwer spielt hier seine dämlichen Spielchen mit mir. Ich muss diesen Professor finden.“
„Was? Von welchem Professor redest du?“
Ich erzählte ihm alles von Anfang an und ließ kein Detail aus.
„Das klingt alles andere als gut, Matt. Ganz ehrlich, du musst diesen Chip loswerden.“
„Das ist nicht so einfach. Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich ihn entfernen lasse. Am Ende hat er noch irgendetwas daran manipuliert. Das ist zu gefährlich.
Ich habe ständig irgendwelche Blackout's. Und Jenna würde mich am liebsten hinter Gittern sehen. Vielleicht glaubt sie auch noch, dass ich etwas mit Melindas Verschwinden zu tun habe.“
„Ich glaube, Melinda geht es gut, Matt. Sie versteckt sich nur. Hier, sie hat mir eine Adresse genannt.“
Jared steckte mir den kleinen Zettel zu.
Ich kannte den Ort. Es war unser kleines Wochenendhaus, dass wir jeden Sommer aufsuchten, um vom Alltag abschalten zu können.
„Melinda sagte, es wäre der einzig sichere Ort für dich. Also werden wir jetzt dahin fahren und dann sehen wir weiter.“
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Das Haus lag in einem kleinen Wäldchen abseits der Großstadt. Wir fuhren den kleinen Weg bis zum Ende und Jared parkte den Wagen.
„Nett hier!“ sagte Jared, gefolgt von einem kleinen Pfiff.
„Es gehörte einmal Melindas Eltern. Sie haben es ihr überschrieben.“
Ich stieg die Stufen hinauf zur Veranda und stoppte kurz. Irgendwas stimmte hier nicht und beim genauen Hinschauen entdeckte ich auch, was mich störte.
Die Tür war einen Spalt offen.
Ich begann zu schlucken.
„Was ist?“ hörte ich Jared hinter mir.
Im nächsten Augenblick wurde die Tür aufgerissen. Ich sah einen Mann, den ich nur zu gut kannte. In seinen Händen hielt er ein Gewehr. Meine Augen weiteten sich.
„Auf Melinda ist wirklich Verlass. Nicht wahr, Matt?“
„Nic...!“ Doch weiter kam ich nicht.
Ich hörte, wie sich ein Schuss löste und betete, dass er mich verfehlen würde.