Einleitung
Diese Geschichte schreibe ich für den Kurzgeschichten Wettbewerb
Januar 2012 auf BookRix
>>Man muss sich gegenseitig helfen
das ist ein Naturgesetz!
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Diese Geschichte schreibe ich für den Kurzgeschichten Wettbewerb
Januar 2012
„Man muss sich gegenseitig helfen…
… das ist ein Naturgesetz!“
Jean de La Fontaine
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© Text, Figuren, Bilder und Cover liegen bei der Autorin Misspelled – 2012
Das Schreiben ist eine Kunst, es drückt aus, was man fühlt und was das Herz einem sagt. Ein gutes Buch muss nicht zwingend fehlerfrei sein, sondern sollte etwas aussagen.
Deshalb, wer auf Fehlersuche gehen will und an Grammatik hohe Ansprüche stellt, der möge mein Buch schließen, ich bin
weder Schiller noch Goethe, ich bin Misspelled und als Fehlersucher, ist er nicht geeignet dieses Buch zu lesen
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„Kurt komme zurück“, rief ich meinem besten Mann, der voranging, zu. „Verdammt das ist eine Falle, pass auf ein ...“, weiter kam ich nicht. Es war zu spät. Eine Detonation erfolgte zeitgleich mit meinen Worten. Die Nachtsichtgeräte nutzten nichts mehr, die Luft wurde undurchdringlich vom Staub der Explosion.
Kurt warum konntest du nicht besser aufpassen? Verärgert ging dies mir durch den Kopf. Das war dein letzter Fehler. Erschrocken über meine Gedanken, hielt ich innen. Völlig geschockt lag ich am Boden, brauchte einige Sekunden, um wieder richtig denken zu können und um
zu mir zu kommen. Halb benommen durch den Aufprall gegen die Wand, halb taub von dem Knall der Explosion, lag ich halb verdreht zwischen heruntergestürzten Platten der Decke. Mühsam erhob ich mich, kontrollierte meinen Körper. Es schien noch alles dran zu sein. Jeder Knochen in meinen
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Körper schmerzte. Ich war zum Glück ein Stück hinter Kurt, genau wie Andi, Stefan, Mirco, Tom und Max.
Kurt war unser Späher, unser Kundschafter - derjenige, der immer vorn lief, da er der Beste für diesen Job war. ‚Verdammt Kurt, wie soll ich das nur deiner Frau beibringen?‘, ging es mir durch den Kopf. Sofort schob ich die Gedanken wieder beiseite, es gab Wichtigeres zu erledigen. Ich musste nach dem Rest der Truppe sehen, vor allem Hilfe holen.
Ich nahm das Sprechfunkgerät aus der Halterung an der Schulter. „Hier die 6-01, kann mich jemand hören? Wir
brauchen hier unten dringend Hilfe. Conny bitte meldet euch.“
‚Hoffentlich, so ging es mir durch den Kopf, hatte das Sprechfunkgerät nichts abbekommen. Wenigstens das musste noch funktionieren.‘
„Charlie, seid ihr in Ordnung?“, kam die
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panische Frage vom Funker aus dem Einsatzfahrzeug. „Die andere Truppe ist zurück, wo steckt ihr?“
„Conny, wir sind kurz vor dem Zugang auf Alpha 2-5. Ob jemanden etwas passiert ist das kann ich dir noch nicht sagen. Ich denke wir brauchen schnellstens Hilfe. Hier ist die komplette Decke runtergekommen. Ich melde mich dann gleich, sobald ich mehr weiß“, kürzte ich das ganze Verfahren ab. Da ich ja selber noch nicht wusste, was los war.
„Geht klar Cheffe.“, antwortete dieser. „Ich lasse den Funk an. Sag, was du brauchst.“ Schon hörte man ihm im
Hintergrund mit der Zentrale reden. Ich brauchte mich darum nicht weiter zu kümmern, Conny verstand mich auch ohne Worte. Er sah ja selber, was geschehen war, die Explosion war nicht zu überhören.
Vorsichtig tastete ich nach meiner Lampe, jede meiner Bewegungen schmerzte, ich konnte
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kaum atmen. Meine Beschwerden stellte ich erst einmal hinten an. Ich musste nach den Anderen sehen. Schmerzschreie erfüllten den Raum, es war vollkommen dunkel um uns herum. Das gesamte Gebäude war zusammengestürzt. Glück im Unglück hatten wir gehabt, verdammtes Glück.
Der Raum, in den wir uns vorgearbeitet hatten, war wohl stabiler als der Rest des Hauses. Wir waren eingeschlossen, begraben unter der Last eines 6-stöckigen Hauses. Aber noch am Leben, nur das zählte. Ich machte die Taschenlampe an, es war, egal ob die Drogendealer noch in der Nähe waren,
diese Explosion hatte keiner überleben können, der nur 20 Meter von uns entfernt war. Entsetzt sah ich mich um, Kurt hatte es bestimmt voll erwischt. Wenn er die Explosion überlebte, dann war er von den herunterstürzenden Gebäudeteilen erschlagen wurden oder würde verbluten. Wir hatten keine Chance an ihn
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heranzukommen, zwischen uns und ihm war die komplette Decke herunter gekommen.
Verdammter Mist, dabei hatte der Einsatz so gut begonnen. Wir waren so nahe daran, diese Bande auszuheben. Ich fragte mich ernsthaft, wie Kurt den Laserstrahl nur übersehen konnte, er war so gut. Er war der beste Mann, den ich seit Langem hatte. War es wieder einmal die Müdigkeit, die für diesen Fehler verantwortlich war. Ich musste unbedingt mit meinen Vorgesetzten reden, dass wir endlich mal einige Zeit freibekamen, so ging das nicht weiter. Das ist der dritte Einsatz in Folge, der
so schief lief. Immer waren wir schuld, dass wir aber auch irgendwann mal nicht mehr konnten, begriffen die feinen Herren da oben nicht. Immer musste erst einer verletzt werden oder gar sterben. Wut stieg in mir hoch.
In der Zeit, in der mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, kroch ich auf allen Vieren zu den Anderen. Stefan lag etwas links von mir.
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Oh mein Gott, was sollte ich nur machen? Vorsichtig näherte ich mich ihm. Ein Teil der Decke war auf ihn gestürzt, hatte ihn die Beine zertrümmert.
"Steff, ich bekomme dich schon hin. Beruhige dich", sprach ich leise auf den Freund ein.
Er schrie wie am Spieß. Vorsichtig nahm ich meinen Verbandskoffer vom Rücken, arbeitete zügig ohne Worte, er nahm mich sowieso nicht wahr. Zog schnell meinen Gürtel aus dem Overall um die Blutungen des einen Beines zu unterbinden, sonst wäre er in wenigen Minuten tot. Schnell hatte ich einen
Druckverband am Oberschenkel angebracht, zog ihm auch seinen Gürtel heraus, um das zweite Bein auch noch abzubinden. Dann zog ich eine Morphiumspritze auf, injizierte sie ihm.
"Steff, gleich geht es dir besser", langsam wurde er ruhiger, schlief ein. Vorsichtig kontrollierte ich seinen Puls, er war schwach,
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aber regelmäßig.
So konnte ich erst einmal weiter kriechen, um zu Max zu gelangen. Der lag regungslos an der Wand. Tastend fühlte ich seinen Puls, zum Glück lebte er, wahrscheinlich hatte er nur eine schwere Gehirnerschütterung. Blut sah ich nirgends. Tom lag neben ihm, wie am Spieß schreiend. Es war sein erster großer Einsatz und nun das. Ich musste versuchen ihn zu beruhigen. Es nutzte niemanden etwas, wenn er schrie. Es verbrauchte nur kostbare Kraft und raubte einen die letzten Nerven.
„Tom, beruhig dich.“, vorsichtig legte ich meinen Arm um seine Schulter, zog
ihn an mich. Völlig panisch sah er mich an.
„Tom, ich brauche dich“, bat ich ihn um Hilfe. Fassungslos am ganzen Körper zitternd, starrte er zu Kurt.
„Bitte Tom, reise dich zusammen“, redete ich ruhig auf ihn ein. Er nickte, nicht in der Lage ein
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Wort zu sagen. Das brauchte er auch nicht. Nur helfen musste er mir, alleine konnte ich mich nicht um alle kümmern.
„Tom bist du verletzt?“, versuchte ich herauszubekommen, ob es auch ihn erwischt hatte. Leise kaum hörbar antwortete er.
„Nichts Schlimmes.“
Endlich kam er wieder zu sich und beruhigte sich, auch wenn er noch schlotterte. Nahm wieder etwas von seiner Umwelt war. Erleichtert atmete ich auf.
„Tom, bitte bleibe bei Max, kontrolliere seinen Puls ständig. Wenn etwas ist, rufe mich sofort“, bat ich ihn, da ich der
Sanitäter der Einheit war. Die Anderen konnten zwar Erste Hilfe leisten, aber nicht in dem Umfang wie ich.
Ich suchte weiter nach Ãœberlebenden.
Andi lag tot unter einem Deckenteil, ihm konnte ich nicht mehr helfen, sein Kopf war
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vollkommen zertrümmert. Mirco saß fast unverletzt in einer Ecke, war völlig apathisch. Vorsichtig näherte ich mich ihm, er hatte noch die entsicherte Waffe in der Hand. Man konnte nie voraussagen, wie jemand im Schockzustand reagierte. Ganz leise sprach ich ihn an.
„Mirco, komm ich brauche deine Hilfe, leg deine Waffe weg“, benommen nickte er, ließ die Waffe sinken, sicherte diese.
„Geht klar Cheffe.“, kam seine Antwort sofort.
Auch wenn er noch benommen war, wusste er, was er zu machen hatte. Er war halt ein alter Hase.
„Kümmre dich um Stefan, den hat es schwer erwischt, du musst den Druckverband im Auge behalten. Bist du in Ordnung?“ Mirco nickte, quetscht sich an mir vorbei, robbte vor zu Stefan. Jetzt war auch Steff versorgt. „Mirco, sorge dafür, dass alle einen Schluck trinken.
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Teilt euch das Wasser aber ein“, rief ich ihm noch hinterher.
„Mache ich“, war seine knappe Antwort. An seiner Stimme hörte ich, dass er wieder voll da war. Mirco hatte den Schock überwunden.
Erleichterung machte sich bei mir breit. Vorsichtig kroch ich weiter auf einem Spalt zu. Wieder einmal dankte ich Gott, dass ich so klein war. So oft ich meine Größe auch verfluchte, in bestimmten Situationen war sie von Vorteil. Vorsichtig zwängte ich mich durch die Lücke, vielleicht so ging es mir durch den Kopf, hatte Kurt doch überlebt und brauchte Hilfe. Der Spalt war zwar eng,
aber stabil, das war schon mal etwas Positives. Hinter dem Spalt war ebenfalls ein weiterer Hohlraum, ich leuchtete hinein. Da sah ich ihn liegen. Auf etwaige weitere Laserstrahlen achtend, die vielleicht weitere Explosionen auslösen konnten, näherte ich mich Kurt. Dieser lag völlig verdreht in der Ecke des Raumes. Es
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waren zum Glück keine weiteren Fallen aufgebaut oder die Explosion hatte alle weiteren schon entschärft, sodass ich mich frei bewegen konnte.
Kurt lebte, schien aber tüchtig was abbekommen zu haben. Vorsichtig tastete ich ihn ab. Da ich mir nicht sicher war, ob das Rückgrat gebrochen war, ließ ich ihn liegen, wie er lag. Verständigte erst einmal Conny, was hier unten los war.
„Conny, ich brauche schnellstmöglich Hilfe. Steffan hat es schwer erwischt. Seine Beine sind hin. Er verliert zu viel Blut. Lange hält er nicht durch. Max ist bewusstlos. Kurt hat wahrscheinlich einen gebrochenen Rücken. Andi ist tot.
Wir anderen haben mehr oder weniger leichte Verletzungen. Die sollen hinmachen. Sonst haben wir hier unten bald noch mehr Tode“, bat ich ihn darum Druck zu machen. Beendete das Gespräch mit meinem Funker.
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„Cheffe, die sind schon am Aufräumen, es dauert aber ein wenig. Ihr sollt euch sichern“, gab er mir noch Bescheid. Als ob wir das nicht alleine wussten. Ich gab ihm lieber keine Antwort, die wäre nicht freundlich gewesen. Bei Conny konnte ich mir das erlauben, wir kannten uns schon ewig. Er wusste, dass ich in solchen Situationen dazu neigte, über zu reagieren. „Cheffe in einer halben Stunde haben die euch dort raus, es ist nicht so schlimm, wie es erst aussah. Haltet durch. Die Krankenwagen sind schon da. Die Ärzte und Sanitäter auch“, versuchte er mich zu beruhigen, was er auch schaffte.
Immer wieder maß ich den Puls von Kurt. Der war stabil. Erleichterung machte sich in mir breit. Mit dieser kamen meine Schmerzen.
Keine zwanzig Minuten später wurde es hell über mir. Dreck rieselte von der Decke, die nach oben gehoben wurde. Rettungskräfte drangen in das Gebäude, holten als Erstes Kurt
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nach oben. Ich wollte zurück zu den Anderen, wurde allerdings ebenfalls nach oben geholt. Keine dreißig  Minuten später waren alle gerettet.
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Bei allem Unglück hatten wir uns, durch gegenseitige Hilfe, das Leben gerettet. Die Beine von Stefan waren nicht mehr zu retten, aber sein Leben. Max hatte ein schlimmes Schädeltrauma, Kurt schwere innere Verletzungen, einen Lungenriss, 3 Rippenserienbrüche, einen Schädelbruch. Seine Wirbelsäule war zum Glück in Ordnung. Fast alle konnten nach ihrer Genesung wieder arbeiten. Dank gegenseitiger Hilfe, konnten wir fast alle
weiter leben.
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