Romane & Erzählungen
Freitag morgen

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"Freitag morgen "
Veröffentlicht am 08. Juli 2008, 6 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Nach längerer Zeit bin ich wieder hier. Das Leben ist ein Arschloch? Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen. Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.
Freitag morgen

Freitag morgen

Freitag morgen


7.30 Uhr
Die ganze Fresse voller Pusteln.
Dicke, von selber platzende Geschwüre.
Für jedes, das explodiert, entstehen zwei neue.
Mein ganzes Gesicht ist mit
irgendeiner Masse überzogen.

8.15 Uhr
Sitze beim Arzt,
Alle schauen mich an,
als hätte ich eben ein lebendiges Krokodil verschluckt.
“Wollen sie mal anfassen?”
Die älteren Damen gehen nach vorne
und lassen sich einen Termin
für nächste Woche geben.
Das Zeug tropft an meinem Kinn runter,
sammelt sich vorne auf dem T-Shirt.
Ich höre wie die kleinen Explosionen sich ausbreiten.
Der Fleck auf meiner Brust wächst.

8.35 Uhr
“Herr Lüttke, bitte.”
Ich bin dran, gehe rein.
Ich werde gebeten, mich zu setzen.
Eine Arzthelferin sieht mich an
und übergibt sich spontan auf meine Hose.
Der Doktor kommt rein stellt sich vor mich.
“Mein Gott, was ist das denn?”
Die nächste Eruption ist größer
und spritzt ihm genau ins Gesicht.
Er gerät in Panik, hält seinen Kopf
unter den Desinfektionsspender.

8.55 Uhr
Der inzwischen informierte
Katastrophenschutz trifft ein.
Zwei Männer.
Der größere wirft aus etwas Abstand
ein Tuch über mich,
dann stürzen beide auf mich.
Ich merke, dass ich rausgetragen werde.
Man steckt mich in ein Auto,
das sofort losrast.
Ich höre kein Blaulicht.
Komisch, denke ich noch.

9.30 Uhr
Der Wagen hält an.
Ich höre wie die beiden sich unterhalten:
“Mach du das, ich kann so was nicht.”
“Auf keinen Fall, ich war letztes Mal dran.”
Sie öffnen den Wagen, zerren mich raus.
Ich höre Schiffe und Wasser.
Wir sind wohl an einem Fluss.
Man macht mir Gewichte an die Füße.
“Aber du schmeißt ihn rein.”
“Wieso denn immer ich?”
Sie streiten. Ich kann nichts erkennen.
Dann startet der Wagen und sie fahren weg.

10.15 Uhr
Ich habe mich irgendwie von dem Laken befreit.
Es ist im Gesichtsbereich durchnässt.
An meinen Fußgelenken sehe ich zwei
ca. 100 kg schwere Betonstücke.
Ich stehe am Rhein.
Ich binde die Sachen los und gehe nach Hause.
Unterwegs höre ich es weiter explodieren.
Manchmal zischt es auch nur.

12.00 Uhr
Komme zu Hause an
und lege mich aufs Bett.
Schreibe dieses hier in mein Tagebuch.
Ich mache den Fernseher an.
Selbstmordattentat im Irak. Na Klasse.
Ich mache mir einen Kaffee
und gehe ins Bad.
Ich sehe mich im Spiegel an.
Echt zum Kotzen.

12.15 Uhr
Ich gehe wieder in die Küche.
Auf dem Tisch liegt Flubby ( frei ab 12 Jahren )
und Knisterbrause.
Sieht aus wie mein Gesicht.
Ich gehe mit den Fingern durch mein Gesicht
und lecke den Finger ab.
In meinem Mund fängt es an wie wild zu knallen.
Es schmeckt nach Erdebeere.
Ich gehe zurück ins Bad,
wasche mir den Mist ab.
Der Abfluss röchelt noch
ein paar Minuten, dann ist Ruhe.

13.15 Uhr
Meine Tochter kommt aus der Schule.
Sie schaut mich belustigt und erwartungsvoll an.
Würde wohl gerne wissen, wie ihr Spaß ankam.
Aber ich lasse mir nichts anmerken.
Ich mache ihr einen Kakao und drücke sie
ganz fest.
“Ich hab’ dich lieb, Süße.”
Wie soll ich ihr auch erklären,
dass sie fast Halbwaise geworden wäre.
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Über den Autor

Lyders
Nach längerer Zeit bin ich wieder hier.
Das Leben ist ein Arschloch?
Keine Ahnung, ich schreibe Lyrik für
Menschen, die sich etwas mehr über den Tellerrand hinaus wagen.
Nicht jedermanns Sache, aber immer ehrlich und nah
den Hinterhöfen und Seitengassen der Gesellschaft.

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Lyders Re: Klasse! -
Zitat: (Original von Coeur am 08.07.2008 - 09:49 Uhr) ich bin begeistert!
LG, Erna


wenn ich es schaffe zu begeistern, dann bin ich selber begeistert.

danke
michael
Vor langer Zeit - Antworten
Lyders Re: Freitag ... -
Zitat: (Original von MarianneK am 11.07.2008 - 12:06 Uhr) Musste es lesen, es war wie ein Zwang, es ist faszinierend geschrieben.

Liebe Grüße Marianne



danke.
es handelt von der in jedem sitzen pysychose irgendwann nicht mehr "perfekt" zu sein

Michael
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Freitag ... - Musste es lesen, es war wie ein Zwang, es ist faszinierend geschrieben.

Liebe Grüße Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
Coeur Klasse! - ich bin begeistert!
LG, Erna
Vor langer Zeit - Antworten
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