Romane & Erzählungen
Platon DER STAAT - Buch VIII

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"Platon DER STAAT - Buch VIII"
Veröffentlicht am 29. April 2013, 16 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Platon DER STAAT - Buch VIII

Platon DER STAAT - Buch VIII

Beschreibung

Platon Der Staat Buch VIII Kurzfassung der von Sokrates mit seinen jungen Freunden gemeinsam entdeckten Voraussetzungen für die Gründung und das Bestehen eines idealen Staates Text: Sybil Schuler Bilder: Markus Schuler Fortsetzungen folgen...

ACHTES BUCH

Gerechtigkeit im vollkommen verwalteten Staat bedeutet Gemeinschaft der Frauen und der Kinder und deren Erziehung und das in Krieg und Frieden Notwendige vorzukehren. Die Könige aber unter ihnen müssen die sein, die sich in der Philosophie und im Krieg hervorgetan haben, sagt Sokrates für Glaukon zur Erinnerung. Dieser weiss auch noch, dass Sokrates einmal schon erwähnt hat, dass ausser der von ihm vorgestellten Verfassung noch vier andere bestehen, deren Fehler aufzudecken wären, um herauszufinden, welche dieser Verfassungen die beste, respektive die fehlerhafteste sei. Als erste der vier Verfassungen nennt Sokrates die kretische oder lakonische, dann die Oligarchie als eine problematische Regierungsart, aus welcher dann die Demokratie hervorging, und schliesslich die Tyrannis der Adligen als vierte und letzte Krankheit; ganz zu schweigen von käuflichen Königswürden sowohl bei Barbaren als auch bei Hellenen.

Entsprechend dieser Verfassungen muss es auch fünf Arten der Seelen geben. Der lakonischen Verfassung entsprechen sreitsüchtige, ehrgeizige Männer. Sie sind die Urheber ihrer Verfassung, die ja nicht aus einer Eiche oder einem Felsen entstanden sein kann.

Dem guten, gerechten Menschen aber entspricht die Aristokratie. Aus ihr entstand jedoch die ehrgeizige Staatsform, die auf Ehre und /oder Vermögen basiert und Timokratie genannt werden könnte.

Könnte es sein, dass jede Staatsform sich auf Grund einer Meinungsverschiedenheit der Machthaber ändert? Wären diese sich einig, würde die Staatsform sich nicht verändern und stabil bleiben.

Die Herrscher der Timokratie nun sind hitzig, sie eignen sich besser für den Krieg als für den Frieden, auch sind sie geldgierig und verehren freudig im Dunkeln Gold und Silber, das sie in ihren Schatzkammern horten.

Ihre Häuser aber sind umzäunt.

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Man merkt diesen Menschen an, dass sie sich in der Jugend lieber mit Gymnastik als mit Musik beschäftigt haben und so die wahre Muse der Redekunst und der Philosophie missachteten. Man erkennt sie auch daran, dass sie sich nur über Sieg und Ehre zu freuen vermögen.

Wie nun hat sich das Verhalten der Einzelnen unter der Herrschaft der Timokratie verändert? Adeimantos meint, dass diese Sreitsüchtigen Glaukon ähneln müssten. Sokrates räumt ein, dass das zwar in dieser Hinsicht denkbar sei, sonst aber in keiner.

Der Mensch im timokratischen Umfeld wäre

eingebildet, hart gegen Sklaven, doch ohne Verachtung, ehrgeizig wie herrschsüchtig, sehr unterwürfig gegenüber den Herrschenden, begierig nach Kriegstaten. Er mag Turnen und Jagen.

In der Jugendzeit verachtet er noch das Geld, wird aber mit den Jahren immer habgieriger, weil ihn der Verstand als sein Wächter zusammen mit seiner Bildung im Stich gelassen hat. Schuld am Versagen dieses Mannes war sein urprünglich tüchtiger Vater, der sich zurückgezogen hat, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Die enttäuschte Mutter aber beklagt sich und jammert, und dann sprechen sogar die Sklaven in guter Absicht den Sohn an, ihn auffordernd, mehr Mann zu sein als sein Vater. Der Sohn liebt zwar seinen vernünftig denkenden Vater, aber er wird stolz und ungestüm in seinemVerhalten.   

“Ja, sorgfältig hast du da dessen Werdegang beschrieben!” lobt einer der Schüler des

Sokrates. “Da haben wir also sowohl die zweite Staatsform als auch den zweiten Mann!” sagt Sokrates.

Auf die Timokratie folgt die Oligarchie, was bedeutet, dass diese Verfassung auf einer Vermögensschätzung beruht.

Nur wer gemäss der Vermögensschätzung reich ist, kommt für die oligarchische Regierung in Frage. Die Ärmeren haben da nichts zu sagen. Die Timokratie aber hat ausgedient. Das könnte sogar ein Blinder sehen, wie jeder mit seiner Frau zusammen bedacht war, seine eigene Schatzkammer mit Geld zu füllen. Die Tüchtigkeit hatte ihren  Stellenwert verloren. Darum schuf die Oberschicht  selbst ein Grundgesetz oligarchischer Verfassung, wo festgelegt wird, wieviel Vermögen es mindestens braucht, um zur Regierung zu gehören.

Was passiert aber, wenn zum Beispiel für die Schiffe die Steuermänner nur unter den Vermögenden gesucht werden, obwohl unter

den nicht Begüterten bessere Steuermänner zu finden gewesen wären?  Es hat sich erwiesen, dass aus einem Staat zwei geworden sind. Den einen bilden die Armen, den anderen die Reichen, die einander beständig gegenseitig auflauernd nahe beisammen wohnen. Einen Krieg zu führen werden sie nicht in der Lage sein, weil die Menge der Ärmeren ja dann bewaffnet wäre, was für die Reichen die grössere Gefahr bedeuten könnte als die Gefahr vor dem Feind. Ohne die Ärmeren aber wäre das Heer ziemlich klein. Geld wäre auch keines bereit, da ja die vermögenden  Regenten es für sich allein beanspruchen. Ausserdem war es ja von Anfang an klar, dass es nicht gut geht, wenn die gleichen Leute Bauern sind und zugleich Geschäftsleute und noch Krieger.

Das Schlimmste aber sind die Verschwender. Sie tun für den Staat überhaupt nichts und sind wie Drohnen im Bienenstock. Sie machen den Staat krank. Und diese zweibeinigen Drohnen sind nicht alle stachellos wie die von Gott

geschaffenen. Während die stachellosen Drohnen im Alter betteln gehen, sind die mit Stachel ausgestatteten  Drohnen Diebe, auch Taschendiebe und Tempelräuber. An ihnen rächt sich der Mangel an Bildung und die schlechte Erziehung sowie die Verfassung dieses Staates.

Wenn nun ein im oligarchischen Staat aufgewachsener ehrgeiziger junger Mann miterlebt, wie sein Vater in dessen Fussstapfen er treten wollte, plötzlich wie an einer Klippe scheitert, nachdem er das Heer angeführt hat, oder plötzlich vor Gericht steht und verleumdet wird, so dass er Ehre und Vermögen verliert, wird er als der gedemütigte Sohn ein Geschäft zu betreiben beginnen und sparsam lebend über einiges Geld verfügen. Er liebt den Besitz. Aus einem ehrliebenden Jüngling ist ein geldliebender geworden, wie es sich im oligarchischen Staat so ergibt.     

Die Anzahl der “Drohnen” und Armen wurde immer grösser. Die Söhne der Regierenden

wurden verschwenderisch und körperlich und geistig schwach, dann weichlich und träge. Tugend kannten sie nicht.

Aber es gab diverse Situationen, wo Regierende und Regierte sich begegneten, sei es auf Reisen oder bei andern Anlässen oder im Krieg zur See oder auf einem Feldzug oder im Moment der Gefahr selbst. Da konnten die Reichen keinesfalls die braungebrannten, schlanken verarmten Kämpfer verachten, da sie selbst körperlich extrem verweichlicht waren. In solchen Situationen merkten die armen Männer endlich, dass sie selber zu feige gewesen waren, sich gegen die schwer Reichen zu wehren. Da redeten also die Verarmten miteinander und verkündeten, dass sie das Schicksal dieser nichtsnutzigen Reichen in ihrer Hand haben. So begann das Zeitalter der Demokratie. Die ganze Stadt freute sich über ihre Freiheit und war voll Zuversicht. Alle taten was sie wollten.

Ja, das könnte am Ende die schönste von allen

Verfassungen sein, bunt wie ein geblümtes Kleid wirken die verschiedenen Sitten der freien Leute. Athen hat sich ja soeben eine demokratische Verfassung ausgesucht. Natürlich werden da weiterhin Menschen vor Gericht verurteilt, aber dennoch können sie sich frei bewegen, obwohl man sie zum Tode verurteilt hatte. So einer kann sogar wie ein Heros umherstolzieren. Auch fragt der Staat nicht danach, von was für Beschäftigungen einer kommt, wenn er sich mit Staatsgeschäften befassen will, sondern es genügt, dass er sagt, er sei den Leuten wohlwollend gesinnt.” “–Ist das aber edel!” “Ja, die demokratische Verfassung ist offenbar regierungslos. Sie teilt Gleichen und Ungleichen eine gewisse Gleichheit zu.”  Die junge Generation der Söhne der oligarchisch Regierten leben ihren Begierden nachgebend ohne irgendwelche Grundsätze. Sie wollen von Scham und von Besonnenheit nichts wissen und leben nach Lust und Laune ihre Freiheit aus.

Wankelmütig ist diese Generation, bald im Übermass Wein trinkend, bald Diät. haltend, dann wieder sorglos, dann wieder befasst man sich mit der Philosophie. Hauptsache ist jedem seine Entscheidungsfreiheit. Seine Lebensweise zeigt die Spuren aller früheren Verfassungen in bunter Mischung.

Solch ein freiheitlich- chaotisches Verhalten muss schlussendlich durch die Herrschaft eines allein Regierenden, das heisst eines Tyrannen, abgelöst werden. So wird die Demokratie verknechtet. Ein Extrem löst das andere ab. Totale Knechtschaft folgt auf totale Freiheit.

Es darf nicht so weitergehen, dass Väter sich den Söhnen anpassen und sich vor ihren erwachsenen Kindern fürchten müssen oder dass Fremde den Bürgern gleichgestellt werden oder dass der Lehrer vor seinen Zuhörern zittert und ihnen dann schmeicheln muss.

Greise setzten sich zu den Jungen und richten

sich nach ihnen!

Frauen haben Gleichberechtigung. Sogar die Tiere sind stolz und frei! Pferde und Esel schlagen aus, wenn ihnen jemand auf dem Land in die Quere kommt.

Trotz der Gleichberechtigung aller gibt es reiche Besitzende, denen Demagogen von ihrem Besitz einiges entreissen können, womit sie dann die Gunst der Ärmeren gewinnen, was dann eine Vielzahl von Vorladungen und Prozessen und Gerichtsurteilen nach sich zieht.

Jetzt sucht sich aber das einfache Volk einen Anführer aus, der für Ordnung zu sorgen habe. Als der erste Tyrann bekommt dieser eine Leibwache und gibt sich als der Beschützer des Volkes aus, als dessen Lenker er allein sich des Staatswagens bedienen darf.

Zu Beginn gibt er sich allen gegenüber überaus freundlich, alle lächelt er an und begrüsst die ihm begegnen. Er sei doch kein Tyrann

versichert er den Menschen und gewährt dem Volk und denen, die ihn umgeben, Befreiung von Schulden und Verteilung von Äckern. Er gibt sich den Anschein, allen  Untertanen milde gesinnt zu sein.

Dann wendet er sich den Staatsfeinden zu, schliesst mit den einen Verträge ab, andere reibt er auf und führt immer wieder neue Kriege, damit das Volk auf einen Anführer angewiesen sei. Wer ihm aber nicht gut gesinnt ist, den kann er den Feinden preisgeben. Er wird zum Feind aller Tapferen, Reichen, Grosszügigen und Gescheiten. Er wird zum Gegenteil eines Arztes. Er vernichtet all das, was noch gut gewesen war. Die Bürger hassen ihn immer mehr. Er benötigt mehr und besser bezahlte Leibwachen. Also nimmt er den Bürgern ihre Sklaven weg, befreit sie und macht sie dann zu seinen treuen Leibwächtern. Tempelgüter aus der Stadt konfisziert er, um nach ihrem Verkauf die Steuern zu senken. Sind diese Schätze aufgebraucht, konfisziert er die Güter der Ermordeten, damit das Volk

weniger Steuern aufbringen muss.

Schlussendlich wird er mit seinen Freunden und Freundinnen vom väterlichen Vermögen leben. Gibt ihm das der Vater nicht freiwillig, braucht er Gewalt, entwaffnet den Vater und schlägt ihn, bis er nachgibt. Was für ein grausamer Alterspfleger!

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