Sandy, wo bist du?
„Sandy!“, panisch erklangen diese Rufe der Mutter.
„Sandy“, riefen nun auch der Vater und der erst sechs Jahre alte James, der an der Reaktion der Eltern merkte, dass da etwas nicht stimmte.
Die Familie wurde immer unruhiger. Sandy war mit zum Bus gelaufen. Sie war mitgefahren, als alle evakuiert wurden. Wo war sie abgeblieben? Nur einmal hatte der Bus kurz gehalten, sagte der Fahrer. Allerdings hatten die Mutter und der Vater den Stopp verschlafen. Sie waren am Morgen völlig erschöpft, erst kurz vor der Evakuierung, vom Dienst
zurück gekommen. Da man in der Tankstelle, auch jede Hand brauchte. Die Mutter war sich so sicher, dass Sandy nicht weglaufen würde. Deshalb nutzten sie die Fahrt, um etwas zu schlafen. Sandy war ein so vernünftiges Kind. Immer größer wurde die Panik, die in der Familie Mac Conner aufstieg.
Sandy war mit ihren vierzehn Jahren, zwar in einem schwierigen Alter, das stimmte. Sie würde sich in einer solchen Situation, nicht selber in Gefahr bringen. Noch dazu, da sie wusste, wie gefährlich ein Hurrikan sein konnte. Vor sechs Jahren, wurde das Anwesen der Familie Conner, schon einmal von dem Hurrikan Rita heimgesucht. Damals nahm ihnen
der Hurrikan in Cuba alles. Ihr ganzes Hab und Gut. Daraufhin verließen sie ihre Heimat, sie hatten keine Kraft mehr. Sie wanderten aus, nach Amerika, zum Bruder von Irene, der sie liebevoll aufnahm. Endlich nach sechs Jahren hatten sie Fuß gefasst und sich wieder eine Existenz aufgebaut. Eine gut laufende Tankstelle, hatten sie. Sie konnten sehr gut von deren Einnahmen leben. Die Tankstelle lief so gut, dass sie seit zwei Monaten völlig schuldenfrei waren.
Und nun?
Als wenn die Hurrikans sie verfolgen würden, hatte sie wieder einer dieser Stürme vertrieben. Endlich waren sie mit
dem Abzahlen der Kredite fertig und nun, nahm ihnen der Hurrikan wieder alles weg und wie zum Trotz, trug er auch noch den Namen der Mutter.
Hurrikan Irene
Es war zum Verrückt werden. Jetzt war auch noch die Tochter verschwunden. Verdammt, wo steckte die Kleine nur. John Mac Conner fragte jeden im Bus nach dem Verbleib ihres kleinen Mädchens. Eine Mitreisende erklärte dem Vater, sie habe seine Tochter gesehen, als sie aus dem Bus stieg und auf die Toilette ging. Allerdings habe sie Sandy nicht wieder einsteigen sehen, so gab sie bedauernd zu. Sie habe allerdings auch nicht darauf geachtet. John lief zu seiner
Frau Irene und seinem Sohn James und teilte den Beiden mit, was er erfuhr.
Gemeinsam ging die Familie, nach der Ankunft im Flüchtlingslager, zum Krisenstab, des provisorisch aufgeschlagen Camps und meldeten ihre Tochter als vermisst. In der Hoffnung, dass Sandy vielleicht in einem anderen Bus gestiegen war. Dass dieser in eines der anderen Lager gefahren war und Sandy dort in Sicherheit war. Zurück konnten die Mac Conners nicht fahren, denn ihr Auto wurde kurz vor der Evakuierung gestohlen, so dass sie mit dem Bus fahren mussten. Viele der Menschen waren in Panik, so auch diese Familie.
Ängstlich klammern sich die Drei aneinander und hoffen, dass alles gut wird. Eins ließ ihnen keine Ruhe.
Sandy, wo bist du?
Was war geschehen?
Sandy stieg mit all den Anderen, aus dem Bus, um die Toilette aufzusuchen. Unweit der Tankstelle, an der, der Bus eine Pause machte, war eine Pferdekoppel. Sandy, die Pferde über alles liebte, lief an den Zaun und sah den Pferden eine Weile zu. Sie war der Meinung, es würde jemand rufen, wenn der Bus weiter fahren würde. Als sie
sich umdrehte, war der Bus weg.
Weinend lief Sandy zurück in die Tankstelle und stand vor verschlossener Tür. Die Besitzer waren gerade dabei alles zu verbarrikadieren, um ihren Besitz zu schützen. Robert Tracer nahm sich des völlig aufgelösten Mädchens an.
„Komm Mädchen, höre auf, weine nicht. Deine Eltern sind in Sicherheit und du bist es auch. Du kommst einfach mit zu uns. Wenn der Hurrikan vorbei ist, werden wir deine Eltern suchen. Jetzt hat dies keinen Zweck. Hilfst du uns ein wenig, hier alles zu sichern? Dann sind wir schneller fertig“, bat sie der Besitzer der Tankstelle. Ein freundliches Lächeln im Gesicht, reichte er Sandy die Hand,
zog sie an sich, um sie zu trösten. Dann stellte er sich vor. „Ich bin im Übrigen Robert Tracer, dass dort ist mein Sohn Miles und meine Frau Mia. Sagst du uns, wie du heißt?“
Sandy nickte und stellte sich nun ebenfalls vor. Sie war froh, dass sie nicht mehr allein war und jemand ihr half. „Ich bin Sandy Mac Conner“, sagte sie schüchtern und wieder kamen die Tränen. „Ich wollte mir nur die Pferde ansehen. Was wird mit den armen Tieren, während des Sturms? Sie dürfen nicht sterben. Der Hurrikan bringt alle um“, wandte sie sich einem viel wichtigeren Thema zu. Sah die Tracers, mit großen verweinten Augen ängstlich
an.
„Sandy, das zeigen wir dir gleich. Komm helfe uns hier alles dicht zu machen, vielleicht haben wir Glück und es wird nicht alles zerstört“, bat John das Mädchen. „Am besten, du hilfst Mia drinnen im Haus. Die Waren müssen gesichert werden. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Also macht hin. Dann kann mir Miles bei den Fenstern und den Tanks helfen.“
Sandy nickte und wandte sich um. Schnell lief sie Mia hinterher, die ihr lächelnd zuwinkte. Gemeinsam räumten sie viele der Waren in den Schutzraum. Dabei wurde gesungen, so merkte man die ganze Anspannung nicht so. Vor
allem wurde trotzdem viel gelacht. Unter dem Haus, waren zwei große Warenlager, die sicher gebaut waren. Dort wurde alles eingelagert. Im Anschluss verriegelte Mia die Stahltüren fest. Fertig damit sah sich Mia um.
„Komm Sandy, hier können wir nichts mehr tun. Mal sehen ob die Männer fertig sind. Wir müssen die Pferde in Sicherheit bringen. Danke für deine Hilfe.“ Mia hielt dem Mädchen die Hand hin und zog sie hinter sich her. „Komm ich gebe dir etwas von mir zum Anziehen, so kannst du nicht bleiben.“ Verwundert sah Sandy die Frau an. Diese gab ihr eine Jeans, einen Pullover und eine dicke Jacke. „Zieh das bitte an. Es
ist bestimmt etwas groß, aber besser als das, was du jetzt an hast. Dort, wo wir dann hingehen, ist es ziemlich kühl. So frierst du nur.“
„Wo gehen wir hin?“, wollte Sandy wissen.
„Das wirst du schon sehen, komm die Zeit drängt“, bat Mia Tracer. Schnell hatte Sandy die Sachen angezogen. Sie war kaum damit fertig, verließen die Zwei den Schutzraum und verriegelten die letzte Tür. Zeitgleich waren Robert und Miles fertig und kamen auf die beiden Frauen zu. Neugierig sah sich Sandy um.
Verwundert stellte sie fest, dass es vier gesattelte Pferde gab, die vor der
Tankstelle angebunden waren.
„Sandy“, wandte sich Robert, an das ihm unbekannte Mädchen. „kannst du reiten?“
„Ja, ein wenig“, gab Sandy zu, dass sie noch nicht viel Erfahrung hatte. „Ich habe vor einem halben Jahr angefangen, es zu lernen. Zu Hause…“, weiter kam sie nicht, ein Schluchzen unterbrach ihren Satz. Ihr wurde bewusst, dass sie alleine war. Die Angst kam zurück, die sie um ihre Familie hatte und an die Sandy durch die Arbeit nicht mehr gedacht hatte.
„Sandy, weine nicht, du bist bei uns gut aufgehoben. Komm wir wollen die Pferde in Sicherheit bringen. Dann erzählst du
uns alles. Komm her kleine Lady, ich helfe dir hoch“, ohne große Diskussion nahm Robert, das Mädchen in der Taille und half Sandy, als wenn sie ein Fliegengewicht wäre, hoch in den Sattel.
„Dann los. Sandy, du reitest neben Miles, der erklärt dir, was du machen musst“, erklärte ihr Robert. Schon ging es los.
Sandy erlebte etwas, dass sie bis jetzt nur vom Hören kannte. Die Tracers trieben die Pferde gekonnt vor sich her. Immer auf die in der Nähe befindlichen Berge zu. Im schnellen Trab, ritt Sandy hinter den Pferden her und trieb mit Miles, die zurückbleibenden Pferde vorwärts. Zur Freude der Tracers, stellte
sich Sandy sehr geschickt an. Schnell hatte sie die Bogen heraus, wie sie die Pferde zu treiben hatte. Sie war eine wirklich große Hilfe.
So dass alle, wirklich alle Pferde mitkamen. Keines der Pferde ließen die Tracer zurück. Nach zwei Stunden, waren alle Pferde in einer riesigen Höhle in Sicherheit. Dort hatten die Tracers, eine Art Notlager errichtet. Strohballen gelagert und einige Futtertonnen aufgestellt. Auch Wasser gab es hier, in einem kleinen unterirdischen See.
In der ganzen Aufregung, hatte Sandy ihren Kummer über ihre verlorene Familie völlig vergessen. Sie war richtig glücklich. So etwas hatte sie bis jetzt
immer nur in Filmen gesehen und noch nie erlebt. Jedoch schon oft davon geträumt.
Mia beobachtete das fremde Mädchen genau. Lächelnd sah sie, wie Miles sie bat, ob sie ihm beim Striegeln der Pferde helfen würde. Die Tiere waren alle in Schweiß gebadet. Robert, Miles und Sandy nahmen sich der Pferde an und versorgten diese. Nicht nur, dass sie gepflegt wurden, nein auch mit Futter und Wasser wurden sie versorgt. Die Zeit verging wie im Flug und die Tracers waren heil froh, dass sie Sandy zur Seite hatten. Ohne die Hilfe des Mädchens, wären sie längst noch nicht fertig. Vor allem entpuppte sich Sandy als ein
unbezahlbarer Gewinn, in dieser heiklen Situation.
Eine Stute hatte es Sandy besonders an getan. Es war eine weise Stute die hoch trächtig war, um diese kümmerte sich Sandy besonders liebevoll. Denn diese war völlig ängstlich und aufgeregt. Miles hatte Sandy erklärt, dass die Stute in den nächsten Tagen ihr Fohlen bekommen würde. Es war das erste Mal das sie trächtig war und dementsprechend, war sie auch aufgeregt und nervös.
Sandy hatte ein gutes Händchen und konnte die Stute beruhigen. Das fiel Robert auf. „Sieh mal Mia. Die Kleine kann gut mit Pferden umgehen. Schau mal, wie sie Fiona beruhigt.“ Mia nickte,
ihr war das auch schon aufgefallen.
Es war schon kurz nach Mitternacht, als die Pferde versorgt und soweit beruhigt waren, dass die Menschen sich auch eine Pause gönnen konnten. Fast zwölf Stunden, hatte die Evakuierung der siebenundzwanzig Pferde gedauert. Aber es waren alle gerettet. Jetzt musste der Hurrikan sich nur noch verziehen und die Tankstelle alles ohne Schaden überstehen, dann konnte man wieder durchatmen.
Beruhigt setzten sich die Vier an das Feuer, über den ein Kessel hing und aßen die Suppe, die Mia gekocht hatte. Nach dem Essen, holte Robert seine Gittare, Miles seine Mundharmonika und die
Tracers begann zu singen. Es war einfach schön. Fast hätte Sandy vergessen, dass sie großen Kummer hatte. Plötzlich jedoch fiel es ihr wieder ein. Robert sang das Lieblingslied Sandys Mutter. Als er dies machte, liefen Tränen über Sandys Gesicht. Mia zog das weinende Mädchen an sich und nahm sie einfach in den Arm.
Schluchzend sang Sandy das Lied mit. So oft hatte sie es mit ihre Mama gesungen. Ein Lied das weltweit berühmt und dessen Sänger bekannt war. „Let it be…“ von Ray Charles. Robert hatte eine wunderschöne Stimme, dass man denken konnte Ray Charles würde selber singen.
Mia hielt das weinende Mädchen,
tröstend in den Armen. Sie konnte sich vorstellen, dass es schwer war, nicht zu wissen, wie es der Familie ging. „Sandy, deiner Familie geht es gut. Sie werden in großer Sorge um dich sein, aber sie sind in Sicherheit.“
Mühsam nickte Sandy, bekam aber kein Wort raus. Sie wollte ja nicht weinen, aber sie konnte sich einfach nicht wieder beruhigen. Miles war derjenige, der die rettende Idee hatte.
„Sag mal Sandy, haben deine Eltern vielleicht ein Handy?“
Auf einmal ging ein Lächeln in Sandys Gesicht auf. „Ja, dass haben sie“, doch gleich wurde sie wieder traurig. „Mein Handy ist im Bus, in meinem Rucksack“,
gestand sie.
„Das ist nicht schlimm. Sandy, weißt du die Nummer aus dem Kopf?“, wollte Miles wissen. Sandy nickte. „Dann her damit. Wir haben zwar hier kein Handy, aber mein Freund hat ein CD-Funkgerät und wir auch. Der ruft deine Eltern an und sagt uns Bescheid, ob es ihnen gut geht. So wissen sie, wo du bist und du weißt, dass sie leben.“
Robert und Mia nickten. Miles ließ sich die Handynummer geben und funkte seinen Freund an. Nach nicht ganz einer halben Stunde, saß eine glückliche Sandy in der Höhle und war zufrieden. An Mia gelehnt und hundert Kilometer weiter, die Eltern Mac Conner glücklich im
Lager. Ihre Eltern wussten, dass es ihr gut ging und Sandy wusste, dass ihre Eltern und ihr kleiner Bruder gut angekomme waren. Erleichter und geschafft schlief Sandy, keine halbe Stunde später tief und fest in den Armen von Mia. Die dankbar den nur zwei Jahre älteren Miles ansah. Gut das der Bub mitgedacht hatte.
Eine Woche später kehrten die Evakuierten des Hurrikan Irene zurück in ihre Häuser, auch die Tracers kehrten mit ihren Pferden zurück, zu ihrer Tankstellen. Zum Glück blieb fast alles heil, der Hurrikan war nur anderthalb Kilometer, am Haus der Tracers vorbeigezogen. Die Mac Conners
allerdings hatten weniger Glück. Wie viele der Evakuierten, verloren sie alles und mussten wieder einmal neu anfangen.
Nur zwanzig Kilometer von den Tracers entfernt, konnten die Mac Conners eine Tankstellen übernehmen, so wurden sie zu Nachbarn. der Retter von Sandy.
Sandy Mac Conner und Miles Tracer jedoch, wurden mehr als Freunde. Hoffen wir, dass der nächste Hurrikan einen großen Bogen um all die vom Leid geplagten Siedlungen macht, so dass die armen Menschen endlich zur Ruhe kommen und nicht wieder, solch ein Leid erleben müssen.
Eins hat sich heraus kristallisiert.
In Zeiten der Not, werden Seiten an Menschen sichbar, die man sonst nicht sieht. Der Zusammenhalt und die Hilfe ist wesentlich größer, als sonst. Denn gemeinsam ist man stark. Schade ist eigentlich, dass es immer erst solch ein großes Leid geben muss, um eins den Menschen klar zu machen.
„Zusammen, sind wir stark!“
„Zusammen, schaffen wir alles!“
Der Songtext
Songtext „Let it be…“ von Ray Charles
http://www.songtexte.com/songtext/ray-charles/let-it-be-43da4787.html
When i find myself in times of trouble,
Mother mary comes to me,
Speaking words of wisdom, let it be.
And in my hour of darkness,
She is standing right there in front of me,
Speaking words of wisdom, let it be.
Let it be, let it be,
Let it be, let it be.
Whisper words of wisdom, let it be.
And when the broken-hearted people
Living in the world agree,
There will be an answer, let it be.
For though they may be parted,
There is still a chance that they will see,
There will be an answer, let it be.
Let it be, let it be,
Let it be, let it be.
Yeh, there will be an answer, let it be.
Let it be, let it be,
Let it be, let it be.
Whisper words of wisdom, let it be.
Let it be, let it be,
Let it be, yeah, let it be.
Whisper words of wisdom, let it be.
And when the night is cloudy,
There is still a light that shines on me,
Shine until tomorrow, let it be.
I wake up to the sound of music,
Mother mary she comes to me,
Speaking words of wisdom, let it be.
Yeah, let it be, let it be,
Let it be, yeah, let it be.
Oh, there will be an answer, let it be.
Let it be, let it be,
Let it be, yeah, let it be.
There will be an answer, let it be.
Let it be, let it be,
Let it be, yeah, let it be.
Whisper words of wisdom, let it be.