Die Umwelt
Schauen wir uns einmal um, damals vor ca. 300 - 250 Millionen Jahren. Die Erde war schon ein wunderschöner, blauer Planet, wie wir ihn kennen. Es gab allerdings nur einen riesigen Kontinent Pangäa. Er erstreckte sich in einer einzigen Landmasse von Pol zu Pol.
Er begann gerade auseinander zu brechen. Einige Inselgruppen waren vorgelagert. Den Rest der Erde bedeckte der gewaltige und tiefe pantalassische Ozean.
Aber Pangäa war etwas gekrümmt, so dass eine Art überdimensionale Bucht entstand. Dieses Thetismeer war relativ flach und sonnendurchflutet. Hier spielte sich das Meeresleben ab.
Über die damaligen, tiefen Ozeanteile wissen wir so gut wie nichts. Wahrscheinlich tat sich dort auch nur wenig.
Auch an Land gab es wohl nur Lebensnischen an den Rändern. Das Innere dieses gewaltigen Kontinents muss knochentrocken gewesen sein. Eine einzige Sahara. Über die Wetterphänomene wissen wir nur wenig Bescheid. Wäre es zu Winden gekommen, so kann man sich Staubstürme ungeahnten Ausmaßes vorstellen.
Besonders im flachen Thetismeer (ich verzichte auf die Unterschiede Paleothetis und Neothetis) müsste es zu tollen Wirbelstürmen gekommen sein. Gerade der Temperaturunterschied zwischen dem aufgeheizten Riesenkontinent und dem kühleren Flachwasser dürfte für Megaorkane gesorgt haben. Süßwasserseen, Flüsse und
Sumpfgebiete wurden bereits vom Leben erobert.
Sie sehen, auch damals ging es hoch her.
Im Ganzen gesehen aber war die Voraussetzung für das Leben super.
Der Sauerstoffanteil betrug ca 23%! Das ist ein Anteil, der über 115% des heutigen Wertes liegt.
Im Durchschnitt lag die Temperatur 2 Grad über der heutigen.
Der Kohlendioxydanteil betrug offenbar das dreifache.
Der hohe Kohlendioxydanteil hält die Wärme, der enorm hohe Sauerstoffanteil begünstigte die Entwicklung des Lebens und das seichte, sonnendurchflutete Meer war ein einziger
Lebensspringbrunnen. Schöner geht es nicht!
An Land gab es inzwischen Gattungen von Koniferen, also Nadelbäume (Walchien). Wir finden sogar samentragende, dichte Baumfarne und Schachtelhalmgewächse von enormer Größe.Schuppenbäume erreichten ohne weiteres 40 Meter Höhe. Auch Ginkogewächse, Vorläufer der Laubbäume entwickelten sich. Es müssen wahrlich dichte, riesige Urwälder gegeben haben. Wie gesagt, besonders in Küstennähe. Auch ist so der hohe Sauerstoffgehalt zu erklären.
Es gab schon Insekten. Und was für Kaliber waren das! Ebenfalls eine Folge des hohen Sauerstoffanteils, denn die Atmung durch
Tracheen lässt nur einen begrenzten Umsatz zu. Weil aber der Sauerstoffanteil so hoch war, konnten sich wahre Monster entwickeln. Brutale Jäger waren Libellen.
(Meganeura[wikipedia] + meine eigene Hand)
Zum Beispiel die Riesenlibellenart
Meganeuropsis permiana hatte eine Spannweite von 75 cm und gilt als das größte bekannte, fliegende Insekt aller Zeiten.
Aber auch Tausendfüßler von über 2 Meter Länge waren unterwegs.
(wikipedia + meine Hand)
Für Frauen besonders attraktiv: Spinnen mit
armlangen Beinen. Auch Skorpione wanderten durch die Gegend (2011 Fundort im versteinerten Wald Chemnitz).
In dem morastigen Gebieten gab es noch die weit verbreiteten Panzerlurche von ca. eineinhalb Meter Länge, also Amphibien. Man nimmt an, dass sie sich von den Quastenflossern entwickelt haben. Neueste Untersuchungen widerlegen diese Annahme. Obwohl Quastenflosser anscheinend eine Art Lunge entwickelt hatten, sind in der Entwicklung der Amphibien keinerlei Parallelen festzustellen
Kürzlich wurde ein neues Amphibionmonster entdeckt. Er erreichte über 2 Meter.
Allerdings wurden sie allmählich von den ersten Reptilien verdrängt.
Dem Topräuber des Perm, dem Dymetrodon möchten wir auch heutzutage nicht begegnen.
(Dimetrodon ca. v.300 Mio. Jahren wikipedia)
Er war 4,5 Meter lang, wog um die 250 Kilo, bevorzugte natürlich Fleisch und war auch sonst ein recht gnadenloser Jäger. Sein
großes Rückensegel dürfte zu Temperaturregulierung gedient haben. Wirklich erwiesen ist es nicht. Das Segel könnte auch farbig gewesen sein, zur Unterstützung des Balzverhaltens. Ich tendiere dazu, dass wohl beides der Fall war, zumal andere Arten ebenfalls solche Segel gebildet haben.
Geschmacklich hervorragend fand er zum Beispiel Dictynodonten, die Vegetarier.
Es gab sie in verschiedensten
Ausführungen.
Sogar mit Säbelzähnen wurden welche gefunden (Tiarajudens eccentricus).Diese Zähne dienten wohl zur Abschreckung, zur Verteidigung, oder zum Imponieren. Wenn auch die Konstruktion an einen
Säbelzahntiger erinnert, die Bewaffnung diente nicht der Mahlzeit, denn sie waren harmlose Pflanzenfresser.
(Tiarajudens eccentricus)
Ein ca. 30 cm langes Reptil Namens Suminia hatte etwas neues auf Lager.
Von dem einfachen Verwerten der Pflanzennahrung nach dem Motto: Rupf und Schluck, kam bei Suminia die Erfindung des Kauens dazu.
Eine ganz neue Qualität der Vorverdauung und der Verwertung.
(Suminia - ca. 30cm; wikipedia)
Richtig satt wurde der oben erwähnte
Dymetrodon Räuber mit einem Edaphosaurus, der ein Gewicht von ca. 300 kg auf die Waage brachte.
Allerdings verfügte auch er über ein so nützliches Rückensegel und dürfte nicht ganz einfach zu überfallen gewesen sein.
(Edaphosaurus; wikipedia)
Diese säugetierähnlichen Reptilien nennt man Therapsiden.
Auch die ersten Vorgänger der noch heute lebenden Warane erschienen auf der Bühne des Lebens.
Sie ernährten sich von Insekten und kleineren Tieren.
(Varanodon bis zu 1,2m; wikipedia)
Schon damals haben sich Tiere also einer Wüstenlandschaft glänzend angepasst.
Natürlich durfte nun im heißen Oberperm der ultimative Räuber nicht fehlen. Sozusagen der T-Rex des Perm.
Es waren die Gorgonopsiden. Mehrere, verschiedene Typen terrorisierten die Umwelt.
(gorgonopsia gorgonops; wikipedia)
Schnell waren sie mit den relativ langen Beinen und gewaltig (über einen Meter lang). Ihre Opfer dürften wahrscheinlich die
Pflanzen-fressenden Scutosaurier gewesen sein.
(Scutosaurus bis 2m; wikipedia)
Für solch wuchtige Beutetiere gab es, so wissen wir jetzt, einen noch grauenerregenderen Räuber, nämlich Priesterognatus. Da konnte jeder schon mal
die Beichte ablegen Er war über 2 Meter lang und hatte ein herrliches Gebiss.
(priesterognatus v. ca. 258 Mio Jahren)
Es gab Tiere, die eine andere Strategie fuhren. Sie waren klein und gruben Gänge unter der Erde. Da war es nicht so heiß und sie waren vor den gefräßigen Räuber
geschützt. Es waren die Cynodontia (wegen hundeähnlichem Gebiss).
Sie erschienen vor ca. 270 Mio. Jahren.
(Procynosuchus 60 cm, v. ca. 270 Mio J.)
Dieser hier lebte noch am Wasser und fing wahrscheinlich sogar Fische.
Offensichtlich waren sie "Allesfresser".
Thrinaxodon war ein schneller Läufer und grub sich bereits ein. Die häufig und vielfältig vorkommenden Cynodontia konnten sogar Hundegröße erreichen.
Sie kamen auch noch im folgenden Zeitraum des Trias vor.
(Thrinaxodon, ca. 60 cm)
Sie waren die wirklichen Vorläufer der Säugetiere.
Sie überlebten die kommende Katastrophe. Ohne sie würde es uns gar nicht geben!
Wir kommen zur Unterwasserwelt.
Wer sich unter einem Armfüßer nichts vorstellen kann: Sie sehen wie Muscheln aus und innen fächern Arme Schwebstoffe zu. Die Knorpelfische und Knochenfische hingegen zischten bereits durch die Fluten. Der Bauplan Hai war zwar schon vorher erfunden, aber nun gehörig verfeinert. Auch Kopffüßer, wie sie noch heute in Form von Perlbooten und Tintenfischen gibt, waren in verschiedenen Formen vertreten. Ammoniten und Bactriten tummelten sich in recht verschiedenen Größen. Die Bactriten sehen wie Tintenfische aus, die in einem langgezogenen Tütengehäuse leben. Das Rückstoßprinzip trieb sie voran.
Und sogar ein paar Trilobiten finden sich noch
mit einem etwas modifiziertem Bauplan.
Entscheidend aber war der neue Konstruktion der Knorpelfische. Das Skelett war nun innen liegend, nicht mehr nur die äußeren Panzerplatten (Devon).
Die ultimativen furchteinflößenden Geschöpfe waren aber die Seeskorpione, genauer gesagt Europteriden, welche über zwei Meter Größe erreichen konnten.
Zum Teil konnten sie sich offensichtlich auch einen Kurzausflug an Land leisten. Der größte gefundene wurde irrtümlich den Spinnen zu geordnet.
Eines steht fest, wir haben einfach ein Monster vor uns.
Baden nicht empfohlen!
Buntes Leben! Bunte Vielfalt! Es war alles gegeben, um eine tolle Entwicklung zu erleben. Doch dann gab es das dicke Ende.
Das Ende vom Ende sozusagen.
Bitter und unendlich traurig.
Die Katastrophe
Was geschah?
Was für ein Ereignis konnte also in relativ kurzer Zeit so katastrophal Leben vernichten?
Der Superkontinent Pangäa begann auseinander zu brechen. Daher bekam der Riesenkontinent Risse. Einer dieser Risse öffnete einen Plume, einen Superblume. Eine sich im Erdmantel gebildete Magmakammer bricht mit seinem Plumekopf durch die Oberfläche. Im heutigen sibirischen Trapp gibt es dazu Hinweise. Ein Lavasee bildete sich. Das ist mit einem normalen Vulkan nicht vergleichbar. Ein brodelnder, glühender See aus Magma lässt giftige Gase entweichen. Asche wird fortwährend ausgestoßen. Das Ganze ist genauso, wie man
im Mittelalter die Hölle beschrieben hat. Das ist nicht weiter tragisch, wenn es nicht so unglaubliche Ausmaße gehabt hätte. Der See war fast so groß, wie die heutige USA. Die Temperatur stieg an. Rund hunderttausend Jahre soll dieses Höllenfeuer gewütet haben, vielleicht aber auch ein wenig mehr, oder weniger.
Ein einziger, giftiger, heißer, rotglühender
Lavasee, der die ganze Atmosphäre vergiftet. Es wurde immer wärmer, immer mehr Sauerstoff verpuffte im Höllenfeuer.
Der Kohlendioxydgehalt stieg an. Die Erde war nicht mehr lebensfreundlich. Schließlich wurde die Ozonschicht angegriffen und die Asche trübte die Sonneneinstrahlung. Es folgte ein Temperatursturz.
Das Leben auf dem Land wurde zu über 70% vernichtet.
In den 250 Mio. Jahre alten Sedimenten wurde vermehrt Katzengold gefunden. Das weist auf Sauerstoffmangel hin.
Weil die Meeresströmungen abbrachen, wurde das Meer nicht mehr durchmischt. Der Sauerstoffgehalt fiel auch im Meer ab. Folglich
siedelten sich Schwefelpurpurbakterien an. Sie produzierten reichlich Schwefelwasserstoff. Für Tiere im Wasser - tödlich!
Ein besseres Mordinstrument für Sauerstoff atmende Tiere gibt es nicht.
Der Wechsel von warm und kalt geschah relativ schnell. Dann wurde es wieder sehr warm (erst +5 Grad, dann mind. +10 Grad, dann wieder +5 Grad). Jetzt war auch das Meer erwärmt und das ultimative Verhängnis nahm seinen Lauf. Die Strömungen durch Kalt- und Warmwasser brach ab, wie oben erwähnt, so dass das Meer immer mehr Wärme aufnam. Schließlich löste sich Methan vom Meeresgrund. Und Methan hat einen 25 fachen Treibhauseffekt, wie Kohlendioxyd! Das liegt an der Reaktionsfreudigkeit mit den
Hydroxyl-Radikalen.
Der saure Regen, der Mangel an Sauerstoff war mörderisch. Das Flachwasser wurde zu einer toten, schlackigen Unterwelt.
Nichts regte sich mehr.
Ich nehme an, dass sich die globale Atmosphäre innerhalb von 5000 Jahren total gewandelt hat. Welches höhergestelltes Lebewesen kann sich in so kurzer Zeit anpassen? Selbst die robusten Insekten waren vom völligen Aussterben bedroht.
Von allen Lebensformen überlebten das Desaster nur 5%!
Dies sind die Rahmenereignisse, die als gesichert gelten.
Es gibt aber auch andere Gründe, die angeführt werden. So sollen die enormen Versalzungen
von Binnengewässern eine Rolle gespielt haben und auch ein Einschlag darf als Möglichkeit nicht fehlen. Im Gegensatz zum Steinmeteorit vor 65 Millionen Jahren, soll es ein Komet gewesen sein. Vielleicht hat dieser Einschlag erst den Superplume geöffnet. Auch die Kohleasche, die der Plume produzierte war kein Vergnügen.
Manche vermuten einen Gammablitz als Auslöser. Das halte ich für gewagt. Ich finde, dass die Fakten dafür zu wenig Anhaltspunkte bieten. Wenn es so der Fall gewesen wäre, dann hätte die Ozonschicht auf einen Schlag Ade gesagt und hartes UV-Licht hätte ungehindert eindringen können.
Jedenfalls bin ich der Auffassung, dass ein glühender See in der Größe der USA, der
Schwefel und Gift und Asche speit, der die Erde aufheizt und das auch noch über einen Zeitraum von mindestens 10.000 – 100.000 Jahren, völlig genügt. Es sind solch unglaublichen Ausmaße, dass es unser Vorstellungsvermögen übersteigt.
Zudem konnte das Leben nicht ausweichen. Alles spielte sich in Küstennähe und in den seichten Gewässern ab. Ebenfalls, vorwiegend an den Rändern des Superkontinents Pangäa, hätte das Leben Bestand haben können. Und genau diese Gebiete waren am stärksten von den Auswirkungen betroffen.
95% allen Lebens im Wasser wurde vernichtet. Erstickt, vergast, überhitzt und übrig blieb eine kalte Leere. Ein wahrhaftes Armageddon!
Zum Glück wissen wir, dass es doch weiterging
mit dem Leben.
Der einzige Trost, den wir in diesem Kapitel des Massensterbens finden können.
Es begründete einen fast absoluten Neuanfang. Und was für einen!
Das nächste Zeitalter, das Trias zeigt es.
Die Reptilien erlebten einen Aufschwung, erste Dinosaurier traten auf und auch die Pflanzen entwickelten sich fundamental.
Die Evolution bekam danach wieder einen gewaltigen Schub.
Viel hätte alledings nicht gefehlt und das Leben wäre erledigt gewesen. Nur Mikroben hätten
vielleicht noch überlebt.
Hätte es dann wieder eine Milliarde Jahre gedauert, bis sich wieder höhere Lebensformen entwickelt hätten?
Das Leben fand einen Ausweg, wie im nächsten Band Trias beschrieben.