Refugium
Refugium
© by Pinball
Es ist Freitag, 15.45 Uhr.
Ich bin schon vor dir angekommen, das Hotel liegt nicht weit vom Bahnhof weg und bis wir uns treffen wollen, habe ich noch Zeit. Also bin ich schon ins Hotel gegangen, habe eingecheckt und bin dann in unser Zimmer gegangen, um einige Vorbereitungen zu treffen.
Ein schönes Zimmer mit einem kleinen Sofa, zwei Sesseln, einem Schreibtisch, einem kleinen Tisch, ein schönes großes Bad mit Dusche und Badewanne, ein großes Bett.
Den Sekt, den ich mitgebracht habe, stelle ich in den Kühlschrank, auf den kleinen Tisch stelle ich die Teelichter in Herzform auf, in dieses Herz stelle ich zwei Sektgläser und lege dazwischen eine einzelne langstielige rote Rose.
Jetzt noch den tragbaren CD-Spieler anschließen und dann suche aus den auch mitgebrachten CDs eine aus und lege sie schon in den Player.
Auf den Nachttisch stelle ich das Massageöl, Kondome in die Schublade, dann gehe ich ins Bad, stelle dort auch Teelichter auf, auch das Duschgel stelle ich schon hin.
Ich sehe mich im Zimmer um, habe ich etwas vergessen ?
Nein, es ist alles gut so und ich hoffe, daß es dir gefallen wird.
Ein Blick auf die Uhr, noch 30 Minuten Zeit, bis dein Zug kommt.
Ich zünde mir eine Zigarette an und setze mich in den Sessel, stehe aber nach einem kleinen Moment wieder auf. Ich bin viel zu unruhig und gespant, voll von freudiger Erwartung auf dich.
Nervös ziehe ich an meiner Zigarette, während ich im Zimmer auf und ab laufe. Wieder der Blick auf die Uhr, die Zeit scheint zu kriechen.
Ich drücke meine Zigarette aus, sehe mich noch einmal um, dann verlasse ich das Zimmer und gehe zum Bahnhof, um dich abzuholen.
Gleis 4, um 16.38 Uhr soll dein Zug ankommen.
Ich gehe auf den Bahnsteig und laufe auf und ab, ich bin kribbelig ohne Ende, zünde mir eine Zigarette an – ich rauche zu viel stelle ich fest - , sehe wieder auf die Uhr, noch 10 Minuten, nur noch 10 Minuten, aber die schleichen und schleichen nur so dahin.
Nach einer weiteren Zigarette höre ich endlich die Ansage; dein Zug wird angekündigt und da kommt er auch schon an. Die ersten Wagen rollen an mir vorbei, dann kommt der Speisewagen, dort wolltest du dich hinsetzen und in Ruhe einen Kaffee trinken, hattest du mir gesagt.
Der Zug kommt zum Halten, ich trete meine Zigarette aus und gehe langsam in Richtung Tür des Speisewagens, die sich gerade öffnet.
Der Schaffner kommt heraus, nach ihm steigen zwei Männer aus und dann …. dann steigst du aus dem Zug und mein Herz tut einen kleinen Sprung ! Ich schließe einen kleinen Moment die Augen, atme tief durch und dann gehe ich zu dir: „Hallo, mein Engel“ begrüße ich dich „endlich, endlich“.
Leise kommt von dir: „Auch Hallo, mein Schatz, ja, endlich“
Mehr Worte wechseln wir nicht, dann liegen wir uns in den Armen, halten uns, sehen uns in die Augen, tief, so tief gehen diese Blicke in unsere Augen.
Ich streiche mit einer Hand sanft über deine Wange, ein tiefes Einatmen bei dir, du reckst mir deinen Kopf entgegen und wir geben uns einen ersten sanften Kuss, unsere Lippen berühren sich, verharren in dieser Berührung und ich flüstere in deinen Mund: „Ich freu mich, ich freu mich so“ und dabei drücke ich dich eng an mich.
Du löst deine Lippen von den meinen: „Ich freu mich auch, so sehr … mir fehlen im Moment einfach die Worte“ höre ich dich leise sagen.
Ich nicke dir zu: „Ja, mir geht es nicht anders, ich muß auch erst zu mir kommen, so lange hat es gedauert, so lange bis zu diesem Moment … komm, lass uns gehen, es ist nicht weit bis zum Hotel, laß mich deine Tasche nehmen“.
Eine leichte Reisetasche reichst du mir, dann halten wir uns an den Händen und gehen in Richtung Ausgang.
Ich erzähle dir, daß ich schon etwas eher angekommen bin und mit dem Hotelzimmer schon alles klar ist.
Nach wenigen Minuten haben wir das Hotel erreicht, gehen durch die Halle zum Fahrstuhl, den Knopf für die 3. Etage gedrückt und dann den kleinen Flur entlang bis zu unserem Zimmer.
Ich öffne die Tür und lasse dich an mir vorbei ins Zimmer gehen, dann folge ich dir und ziehe dir Tür hinter mir zu und sie fällt leise ins Schloß.
Diese Tür ist es, die an diesem Wochenende uns beide vom Rest der Welt trennen wird.
Hier in diesem Zimmer, da gibt es nur uns beide, dich und mich - alles andere bleibt draußen, vor der Tür bis zum Sonntag, wenn wir uns trennen müssen und jeder wieder in sein Leben zurückkehren wird, den anderen im Kopf und im Herzen mit sich tragend, bis wir uns wiedersehen werden, hier, in unserem Refugium …