Wartefreitag
Plötzlich klimpert mein Handy. Eine Nachricht für mich
Die Uhrzeit, 8:39 Uhr, ist untypisch für sie, aber meine Linke ist sofort an der Taste. Wieder nur ein Bonusangebot der Telefongesellschaft.
Enttäuscht gehe ich aus dem Programm und frage die eingegangenen E-Mails ab. Keine Neuzugänge. Keine PNn. Eben nichts.
Meine Erwartung weicht einer Haltung, wie „kann ja noch kommen, aber kann auch nichts werden“.
Im Untergeschoß fährt die Waschmaschine den Schleudergang hoch.
Erneutes Umschalten von der Dichterplattform auf den Maileingang. Nothing!
Verschiedene Varianten jagen durch meine „Denkzentrale“.
Keine plausible Antwort.
Warum auch.
Ihr letzter Gedankenaustausch mit mir war am Dienstagvormittag.
Seitdem kann einiges passiert sein.
Ich könnte anfragen, aber ich will mich nicht aufdrängen.
Schon die morgendliche SMS mit Kurzgedicht habe ich mir geklemmt.
Die nächste Mail, die eingeht, wirbt für junge Frauen aus dem Osten.
Wieder nix.
Die winzige Uhr, die am Bildschirm links unten mitläuft zeigt 8:55 Uhr.
Manchmal brummelt der Rechner oder er rauscht gleichmäßig vor sich hin.
Ich hätte gern ihre Stimme gehört.
Irgendeine unbekannte Kerstin hat um 8:51 Uhr das Gedicht „Feld der Hoffnung“ auf facebook eingestellt. Das Gedicht rührt mich etwas an, weil es zu meinen momentanen Gedanken passt.
Ablenken wäre eine Übergangslösung.
Ich nehme den Mankell Roman zu Hand und lese 3- 4 Seiten.
Mehr schaffe ich nicht. Eine Internetbekannte hat mich auf FB angestupst. Ich stupse zurück.
Die Waschmaschine hat ihren Schleudergang beendet und ich werde vom periodischen Piepton genervt.
9:05 – ich lege eine Pause ein, um den Pieper abzustellen.
Wenig später kam ein Anruf meines Anwaltes. Ich muss nach Berlin.
jfw