Biografien & Erinnerungen
Die drei Tics der Frau Selten-Anders

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"Die drei Tics der Frau Selten-Anders"
Veröffentlicht am 26. April 2013, 6 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Die drei Tics der Frau Selten-Anders

Die drei Tics der Frau Selten-Anders

Frau Selten-Anders hatte diesen „kalte Öhrchen“ – Tic von ihrer Mutter geerbt und ihre Tochter, nun also bereits die dritte Generation, übernahm ihn ganz genauso.  Bisher  hatte dieser Tic, ihr und ihrer Mutter, je zwei Ehemänner gekostet. Die Tochter war von diesen Verlusten noch nicht betroffen, da sie in wenigen Monaten erst zehn Jahre zählte. Ihren leiblichen Vater sah sie alle zwei Wochen und er fand sich damit ab, dass sie ihn immer strahlend in die Arme fiel und dann gleich seine Ohrläppchen, genau wie ihre Mutter und Großmutter, voller Entzücken malträtierte.

 

Frau Selten-Anders lebte mit ihrer Tochter und Mutter in einer gemeinsamen Wohnung, nach dem etliche engere Bekanntschaften und auch die jeweiligen Ehemänner genervt  von dannen zogen. So etwas kann nur in der ersten Zeit  einer heftigen Liebe ertragen werden.

 

Frau Selten-Anders, attraktiv und kundig in Liebesdingen, suchte aus der  großen Schar ihrer Verehrer, nur Herrn mit  nicht angewachsenen und gut greifbaren Ohrläppchen aus. Allen anderen Vorzüge oder Nachteile der Männer kamen für sie an zweiter Stelle. Höchstes Glück durchrieselte sie, wenn sie recht fleischige Läppchen, möglichst in  eiskaltem Zustand, zwischen ihre Zeige- und Mittelfinger, danach in ihre Mittel- und Ringfinger und zuletzt zwischen Ringfinger und kleinen Finger, langsam kneten konnte, bis sie wieder warm wurden. Nun könnte dies beim Liebesspiel erst einmal gar nicht so seltsam erscheinen - wo waren dabei nicht  alle Finger tätig - ohne dass dem Partner auffiel,was er für die andauernde Liebe von Frau Schmitz, zu ertragen hätte! Kam er im Sommer zu ihr und seine Ohren waren naturgemäß heiß,  bat sie ihn, seinen Kopf in ein, dafür immer freigehaltenes  Fach des Gefrierschrankes zu halten, bis die Ohrläppchen eisgekühlt und für ihren Tic gerade die richtige Temperatur  hatten. Trotz heißer Küsse, während sie die Läppchen wieder durch ihre Finger gleiten ließ und erwärmte, hielt dies kein Mann länger als einen Sommer aus.

 

Wäre es nur bei diesem Tic geblieben, vielleicht hätte der eine oder andere dies auf die Dauer noch ertragen.  Doch nun kam noch ihr „Toiletten“ -Tic, den so mancher - für sich und seinen Freundeskreis - nicht akzeptierte. Frau Selten-Anders äußerte - erst in lieb-freundlichem Tonfall – dass die Herrn sich auf ihre Toilette zu setzen hätten, auch für das „kleine Geschäft“. Nach jedem Toilettengang eines Herrn sauste sie hinterher und sah nach, ob auch nicht ein Tropfen daneben gegangen war. Zu Anfang amüsierte sich die Herrn aber als Frau Selten-Anders die sture „Standhaftigkeit“ der Männer laut und energisch ändern wollte und auch noch vorgab, den inneren Rand des Toilettenbeckens mit einem Handspiegelchen auszukundschaften und jeden Morgen und Abend mit ätzenden Mitteln reinigend im Toilettenbereich tätig zu sein, ließen sich kaum noch Bekannte blicken. Auch blieben Einladungen aus, weil jeder dachte, wenn du die blitzsaubere Frau Selten-Anders einladen willst, muss vorher gründlich geputzt werden!

 

 

 

Frau Selten-Anders dritter Tic, der „Betten“ -Tic ging auch ihrer Mutter, die etwas über siebzig zählte, allmählich  zu weit.  Sie kam jedoch nicht gegen die Vorstellung ihrer Tochter an und half ihr, soweit sie noch konnte.

 

Alle zwei Wochen, jeweils am Donnerstag,  zog Frau Selten-Anders alle Betten ab. Sie stopfte die Bettwäsche, jeweils von einem Bett, in die Waschmaschine. Sämtliche Matratzen wurden auf die große Loggia geschleppt,  die vor den Schlafräume lag. Dort wurden sie gründlich von allen Seiten abgesaugt und zum Lüften an die Wand gelehnt. Mehrere Trockengestelle, belegt mit vorher länger  ausgeklopften Federbetten und Kopfkissen, fanden auch noch Platz. Je nach Wetterlage blieben alle „Innereien“ stundenlang draußen.

 

In dieser Zeit putzte Frau Selten-Anders mit Hingabe alle Gegenstände der Schlafzimmer. Die Bettgestelle sprühte sie zum Schluss noch mit einem Anti-Milben-Spray ein.  Überhaupt hatte keine Milben in den Schlafzimmern eine Überlebenschance. Diese Maßnahmen lockten immer mehr Nachbarn an die Fenster und in den Hof! „Was“, riefen sie sich lachend zu: „ sind schon wieder zwei Wochen um?!“ Einige konnten  auch  bissige Bemerkungen nicht unterdrücken. Diese reichten von dem Verdacht, alle drei weiblichen Bewohner hätten wohl schwache Blasen, bis hin zu den morbiden Worten, solches täte man nur, wenn jemand in einem Bett gestorben sei!

 

Frau Selten-Anders überhörte im Laufe der Zeit solch lästerliche Reden. Großmutter und Mutter vermissten, da sie sich immer gut verstanden, mit fortschreitendem Alter keine Männer in ihrem Haushalt. Die Zukunft der kleinen Tochter stand noch in den Sternen. Vielleicht würde es ihr gelingen, die Tics ihrer Mutter abzulegen oder zumindest deutlich abzuschwächen!

 

***   

 

Covergestaltung:  Autorin

Coverfoto: 167609_original_R_by_beatgirl_pixelio.de

 

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Antonia

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baesta Jeder hat halt so seine Tic´s. Könnte meine Freundin sein mit dem Ohren-Tic, allerdinsgs ist ihr Mann damit einverstanden (lach).Schön, wieder ein neues gesicht entdeckt zu haben.
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
erato ***** - ...wie aus dem wirklichen Leben... :-))))

Jeder hat so seine Macke,
hat man sie dann erst entdeckt
und sie einem gar nicht schmeckt,
sollten aus Distanz wir sie betrachten,
doch den Menschen nicht verachten.
Schnell wird Mensch zum armen Schwein,
ist im Leben dann allein... :-)))))))

Deine Geschichte gefällt mir gut!
HG Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Eine Biografie ! - Hallo Antonia !

Das Cover sieht großartig aus und verführt, sofort die Buchseite aufzuschlagen.

Dass der Mann den Kopf in das Gefrierfach halten soll, damit die Ohrläppchen kalt werden, ohjeeee.

Reinlichkeit hat noch niemandem geschadet. Die Geschichte ist super schön geschrieben. Ich habe sie gern gelesen.

Lieben Gruß
Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
Gelixx Liebe Annelie - Ich habe deine Geschichte mit einem Lächeln im Gesicht gelesen, Klasse. Ich freue mich auch, dich hier zu sehen.

Ganz lieben Gruß Geli
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift DIE DREI TICS DER FRAU SELTEN-ANDERS - Liebe Annelie!
Ich freue mich, dass Du mit Deiner ersten Geschichte hier her gefunden hast und ich bin sicher, dass Du auch hier wieder viele Leser finden wirst.
Einen hast Du hiermit schon dazugewonnen.

LG Louis :-)



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