In einer zerbrechenden Welt versucht der Widerstandskämpfer Jack Walt einen aussichtslosen Kampf gegen die beherrschende Ordnung zu führen, das Elektorat, und dessen alles kontrollierende Ministerien. Als er bei einem entscheidenden Angriff hintergangen und festgenommen wird, blieb ihm nur noch ein Weg, sich selbst und alle, die ihm etwas bedeuten zu retten. Er begibt sich gezwungenermaßen nach Liurie, einer Wasserwelt und findet
dort mehr, als er nur die Wahrheit. Der Kampf um sein Leben wird zum Kampf um das Schicksal der gesamten Menschheit. Bildquelle ,, Frozen Flowers" http://www.royaltyfreeimages.net/
Vor ihnen tauchten langsam die ersten Umrisse einer hohen Felsklippe am Horizont auf. Es war das erste was Jack von der Insel sah. Der Nebel von gestern hatte sich zum Glück im Laufe des Tages verzogen. Dafür waren bedrohlich wirkende Sturmwolken aufgezogen und er war froh, dass sie, wenn alles gut ging, bald zumindest festen Boden unter den Füßen haben würden. Die Klippen waren, wohl in Folge der
ständigen Stürme und damit einhergehenden hohen Wellen, beinahe Spiegelglatt geschliffen. Eine steile polierte graue Platte, die keinerlei Halt bot und das dämmrige Sonnenlicht wiederspiegelte An ihrem Fuß befand sich ein einige Meter breiter Sandstrand, der seinerseits wiederum an einen Wald grenzte, der aus riesigen Farnen und Schachtelhalmen zu bestehen schien. Zumindest, erinnerten die Pflanzen dort Jack daran. Er suchte den Strand langsam mit den Augen ab, aber die Entfernung war noch zu groß um viel erkennen zu können. Eine kurzen Augenblick lang glaubte er eine einzelne Gestalt zu erkennen, die
vom Strand weglief, schreib das dann aber doch auf seiner Einbildung. Vielleicht war es auch nur ein Vogel gewesen. Der Schemen jedenfalls war weg, als er das nächste Mal hinsah. Vermutlich war hier sowieso niemand, sagte er sich. Wie sollte jemand sich über zwei Monate lang hier verstecken können, irgendwo im nichts, ohne Vorräte oder ähnliches. Trotzdem würden sie sich umsehen. Wenn Terrell nicht hier war, dann vielleicht auf einer anderen Insel. Jack hatte mittlerweile beschlossen einfach davon auszugehen, dass der Mann noch lebte. Es würde die Sache hoffentlich einfacher machen.
,,Können wir an Land gehen ?“ , fragte er. ,,Nicht hier, es sei denn sie wollen auf einer Sandbank enden.“ , erwiderte einer der Matrosen. ,,Wir müssen erst einen guten Anlegeplatz suchen.“ ,,Und auf dieser Inselseite gibt es keine ?“ , fragte er. ,,Nicht , das ich welche sehen würde.“ , erklärte sein gegenüber. ,,Sie können natürlich ins Wasser springen und schwimmen. Vielleicht frisst sie ja irgendetwas.“ ,,Na danke…“ , erwiderte Jack. ,,Bringen sie uns einfach auf die andere Seite dieses
Sandhaufens.“ Während das Schiff langsam einen Kurs einschlug, der sie um die Insel herumbringen würde, ging Jack über das Deck zurück zur Schiffsbrücke. Eigentlich nicht mehr, als eine Vielzahl von Instrumenten, die man unter einem Schutzdach aus Glas angebracht hatte. Die meisten funktionierten ohnehin nicht und auch der Kompass drehte sich nur sinnlos im Kreis. Verwunderlich, denn eigentlich sollte Liurie über eins stabiles Magnetfeld verfügen, das auch Navigation mit dem Kompass zuließ. Jack sah zurück zur Insel. Die einzige logische Erklärung war, dass hier irgendetwas extrem viel magnetisierbares
Material gab. Wie etwa Eisen. Das Schiff selbst würde keine so starke Abweichung auslösen. Um seine Vermutung zu überprüfen und um Zeit totzuschlagen nahm er den Kompass und trat damit an die Reling heran. Wie er vermutet hatte, richtete sich die Nadel sofort in Richtung der Insel aus und begann unstet hin und her zu schwanken. ,,Haben wir noch Funkkontakt zum Hive ?“ , fragte er einend er zwei Elektorats-Soldaten. Der Mann zog ein Funkgerät aus der Tasche und reichte es ihm. ,,Kann mich jemand hören ?“ Die einzige Antwort blieb weißes Rauschen. ,,Sieht nicht so aus.“ , stellte Jack enttäuscht
fest. ,,Dann sind wir auf uns gestellt.“ Eigentlich war ihm das ganz recht. So konnte, nur für den Fall, dass sie Aaren fanden, niemand sofort Bericht erstatten. Das fehlte ihm noch, das Cloudsworth oder das Elektorat jemanden schickten um den flüchtigen Kommissar zu überwachen. Die fünf die nun bei ihm waren allerdings… ,,Rufen sie alle zusammen.“ ,meinte Jack. ,,Sofort, Herr Kommissar.“ Wenigstens begegneten ihm die zwei Soldaten nicht mit Abneigung. Auch wenn sich das wohl sofort ändern würde, falls herauskam, wer er wirklich war. Aber bis dahin würde er sich wohl auf
sie verlassen können. ,,Alle mal herhören. Nur für den Fall, das wir tatsächlich Denjenigen finden, den wir suchen, niemand jagt ihn alleine. Aaren Terrel ist in jedem Fall gefährlich. Ist das soweit klar?“ ,,Ich hatte nicht wirklich vor einem Flüchtigen hinterherzurennen, der das halbe Elektorat zum Narren gehalten hat, wenn ich ihn sehe.“ , meinte einer der Matrosen. ,,Eher das Gegenteil.“ ,,Und er würde ihnen vermutlich in den Rücken schießen.“ , erwiderte Jack. Er war nicht sonderlich geübt darin Befehle zu geben. Aber langsam gewöhnte er sich an seine Rolle als Kommissar.
,,Zweitens, er wird nicht angegriffen wenn es sich vermeiden lässt. Also… ausdrücklich, es wird nicht geschossen, bis ich es nicht sage. Haben das alle Verstanden?““ ,,Verstanden.“ ,,Gut. Ich will ihn Lebend.“ Sie hatten die Insel nun fast zu einem viertel Umrundet. Die Felsklippen, die er vorher gesehen hatte verliefen sich hier und das Land wurde flacher. Jack trat an die Reling und suchte wieder das Land ab. Einen kurzen Moment glaubte er einen grünlichen Schatten im Wasser gesehen zu haben. Aber vermutlich hatte ihm da nur die Sonne einen Streich gespielt. Mal wieder…
Die Sturmwolken waren mittlerweile weitergezogen und hatten sich aufgelöst und nur blauer Himmel war zurück geblieben. Wenigstens darum würden sie sich keine Sorgen machen müssen, wenn sich das Wetter hielt. Das Schiff passierte ein weiteres hohes Felskliff, das ein Stück ins Meer hinaus ragte und dann kam endlich etwas in Sicht, dass Jack kurz erstarren ließ. In einer natürlichen Bucht standen gut zehn oder mehr Hütten beisammen, umlaufen von einem überwucherten Drahtzaun. Mehrere Stege und Poller ragten hinaus ins Wasser. En Hafen. Auch die anderen bemerkten es. Jemand
stoppte die Maschinen und das Schiff wurde langsamer. ,,Lebt hier jemand ?“ , fragte Jack. ,,Hier sollte nichts sein.“ , erwiderte einer der ihn begleitenden Soldaten misstrauisch. ,,Vielleicht…“ ,,Was ?“ ,,Nun, Callahan und seine Leute, sie wissen schon, der abtrünnige Gouverneur ? Die müssen sich ja irgendwo versteckt haben.“ Jack nickte lediglich. Er hatte den Namen jetzt schon ein paar Mal gehört. ,,Sehen sie irgendwas ?“ , fragte er und sucht selbst die auf den ersten Blick verlassen wirkende kleine Siedlung
ab. ,,Sie denken da ist noch jemand ?“ ,,Wir werden es erst rausfinden, wenn wir dort sind. Einen besseren Punkt an Land zu gehen gibt es nicht.“ , antwortete er. Trotzdem beunruhigte es ihn, hier so etwas zu finden. Noch mehr Überraschungen. Misstrauisch suchte er erneut die Häuser und die Schatten dazwischen ab. Die anderen waren mittlerweile damit beschäftigt, das Schiff auf einen Kurs in Richtung des kleinen Hafens zu bringen. Seltsam genug war, dass es keine anderen Schiffe an den Docks gab. Wenn hier noch jemand war, dann war er hier ganz offenbar
Gefangen. Seine Gedanken wanderten zurück zu Falk, Cooper und den Lighten-Brüdern. Er wusste dass ihn die Zeit davon lief. Und Abundius… er wusste immer noch nicht, was der Mann mit all dem hier hatte bezwecken wollen. Seine einzige Hoffnung blieb, Aaren zu finden und dann vielleicht ein paar Antworten zu bekommen. Und doch kam er sich erneut wie eine Schachfigur vor. Diesmal eben auf Seiten des Justizministers, statt die von Abundius. Und war es nicht genau das? Ein riesiges Schachspiel, zwischen ihnen allen. Dem Elektorat, Abundius, den Ministern, ihm und vielleicht auch dem gesuchten
Kommissar. Das war zumindest etwas, das ihm die Begegnung mit Cloudsworth gezeigt hatte. Das alles war ein Spiel. Nur wusste er nicht, ob er bloß eine Spielfigur war, oder schon bald selber Spielen würde. Seine einzige eigene Figur in diesem Spiel schien bisher Tian Leech, der Hive-Pilot zu sein. Und was diesen Anging, war er sich nach wie vor nicht völlig sicher. Eine Bewegung im Wasser riss ihn aus seinen Gedanken. Als er aufsah schwamm eine Gestalt keine zehn Meter vom Schiff entfernt. Zuerst hielt er es für einen Menschen, vielleicht eine junge Frau wenn auch mit seltsamer Hautfarbe, erkannte aber
schnell seinen Fehler. Silbrige Schuppen glitzernden auf dem Gesicht, das von dunklen Haaren eingerahmt wurde. Goldfarbene Augen musterten ihn Aufmerksam, aber angespannt. Er hatte das Wesen weder gehört noch vorher gesehen, bis es plötzlich da gewesen war. Der Schatten im Wasser fiel ihm wieder ein. Und die anderen , die er auf dem Hive gesehen hatte… Aber warum zeigte es…sie… sich dann? Jack drehte sich rasch nach den anderen um, diese hatten allerdings nichts bemerkt. Einer der Soldaten unterhielt sich mit zwei Matrosen, während die übrigen zwei das Schiff auf Kurs
hielten. Als Jack sich wiederumdrehte, war die Wasserfläche vor ihm leer. Kein Schatten im Wasser… nichts. Habe ich Halluzinationen? , dachte er, schüttelte den Gedanken aber sofort wieder ab. Trotzdem… sie muss verdammt schnell sein, wenn sie einfach so verschwinden kann. Eine seltsame Begegnung. Und eine die Jack noch mehr Sorgen bereitete. Mit was würde er es hier noch zu tun bekommen? Und wieder die Frage, was hatte dieses Wesen dazu getrieben sich zu zeigen? ,,Alles in Ordnung mit ihnen Sir ?“ , riss ihn eine Stimme aus seinen
Gedanken. ,,Alles Bestens.“ , erwiderte er. Einige Minuten später hatten sie das Dock erreicht. Das Schiff legte langsam längsseits an einem der Piers an, während Jack noch einmal seine wenige Ausrüstung überprüfte. Die Pistole war geladen, auch wenn er hoffte sie nicht zu brauchen und das Energieschwert würde vielleicht nützlich werden, wenn sie die Siedlung verließen. So wie es aussah, gab es sonst nirgendwo Zivilisation oder Spuren von Besiedlung. Das würde es schwer machen, eine einzelne Person hier zu finden. Sie würden jedes Gebäude und dann noch die Wälder
durchsuchen müssen, um wirklich sicher zu gehen. Er sprang als erster von Deck und landete auf dem Holz des Stegs. Die zwei mit Gewehren bewaffneten Soldaten folgten ihm langsam und sicherten sich nach allen Seiten ab, während die drei Matrosen etwas zurück blieben, als sie die ersten Schritte in die Siedlung setzten. Hinter den halb blinden Fenstern der Hütten gab es nichts Interessantes. Nur ein in paar Tische und leere Regale, die Zentimeterdick mit Staub bedeckt waren. Ein deutliches Zeichen, das hier seit Monaten niemand mehr gewesen war. Er war nur froh, hier nicht bei Nacht
umherlaufen zu müssen. ,,Aufteilen“ , befahl Jack. Er konnte es sich nicht leisten Zeit zu verschwenden, wenn niemand hier war. Zwei der anderen gingen den ausgetretenen Weg, der durch das Lager führte hinauf, während die übrigen drei sich in Gebäuden in Jacks nähe verteilten. Niemand schien es wirklich darauf anzulegen, ausgerechnet den Kommissar begleiten zu müssen und so zog er alleine los. Aber auch so würden sie lange genug brauchen, dachte Jack, als er die Tür zur ersten Hütte aufstieß. Hier gab es nichts, außer einigen Möbeln und etwas, das wie ein holografischer Kartentisch aussah,
den schon eine Weile niemand mehr benutzt hatte. Als er die Platte aktivierte, überrascht, dass der Ort von irgendwo her noch mit Strom versorgt wurde, bestätigte sich seine Vermutung. Normalerweise würden solche Karten immer mit den neusten Daten aktualisiert, sofern welche zur Verfügung standen. Hier draußen war das offensichtlich nicht der Fall. Es gab darauf eingezeichnete Schiffspositionen und Markierungen, die zumindest für Jack keinen Sinn ergaben. Einige der Koordinaten mussten sie passiert haben, ohne dort etwas zu entdecken. Auch die nicht mehr aktuellen Wetterdaten waren ein
eindeutiges Zeichen. Diese Karten waren hoffnungslos veraltet. Vielleicht hatte der Soldat auf dem Schiff recht gehabt… und das hier war tatsächlich die Operationsbasis des abtrünnigen Gouverneurs gewesen. Bevor er sich jedoch näher damit beschäftigen konnte, flackerte die Holokarte einmal auf und erlosch dann. Jeder Versuch Jacks, sie wieder zum Laufen zu bringen blieb ergebnislos. Entweder war die Elektronik durch das wiedereinschalten durchgebrannt oder… Er betätigte einen Lichtschalter in der Nähe und wieder passierte nichts. Vielleicht war nur eine Sicherung herausgesprungen , beruhigte er sich
erneut. Das schien die naheliegest Erklärung zu sein. Vielleicht hatte jemand aber auch den Strom gezielt abgeschaltet in der Hoffnung sie damit abzulenken. ,,Haben sie schon irgendeine Spur ?“ , rief ihm jemand von draußen zu. ,,Nein.“ , erwiderte Jack nur. Aber er würde jetzt wachsamer sein. In den nächsten zwei Stunden durchkämmten sie nach und nach auch die übrigen Gebäude am Hafen. Aber außer verstauben Möbeln und einer Lager Halle mit Vorräten, die man wohl einfach zurückgelassen hatte, fanden sie nichts. Lediglich das Auffinden einer Waffenkammer sorgte kurz für Unruhe.
Es handelte sich um einen kleinen Betonbau, der sich am Rand der Siedlung befand, dort wo ein Zaun die Außengrenze umlief, der einst vielleicht unter Strom gestanden hatte.
In dem Bau selbst gab es mehrere hohe Regalreihen mit Gewehren und Munition, ebenfalls von einer Staubschicht bedeckt. Auch hier war seit langem niemand gewesen.
Jetzt blieben ihnen nur noch, die paar Häuser oberhalb der Docks und dann die Insel selbst. Aber dort draußen wäre es extrem schwer jemanden zu finden.
abschuetze Vor allem , wenn man nicht gefunden werden will. Oder will Terrel gefunden werden und wartet nur auf die richtige Gelegenheit? |
EagleWriter Das dürftest du auch recht bald erfahren ^^ lg E:W |