Kurzgeschichte
Seelenschmerz. - [Abgeschlossen.]

Ich sehe sie skeptisch an.

Sie fühlt sich nicht Wohl in ihrer Haut.

Ihr Blick, der voller Verachtung über ihren Körper streift, verrät sie.

Sie mag ihr Aussehen nicht, dabei ist sie ganz hübsch.

Zumindest wenn sie lacht. Doch das tut sie im Moment nicht.

Ihr Gesicht wirkt merkwürdig bleich, ihre Lippen zittern, eine einsame Träne bahnt sich einen Weg über ihre eingefallene Wange.

Ein stummer Zeuge ihres Kampfes gegen sich selbst.

Sie hat so hart an sich, ihrem Leben und ihrem Körper gearbeitet, trotzdem kann sie nicht zufrieden oder stolz sein.

Da ist nur Hass und Wut übrig geblieben in ihr.

Sie wäre so gern jemand anderes.

Alles würde sie dafür geben.

Ihr Blick wandert an ihren Armen abwärts und sucht die Narben an ihrem Handgelenk.

Die Schnitte waren nie tief genug um es zu beenden, dafür liebte sie das Leben dann doch stets zu sehr und doch waren sie tief genug um den Schmerz ihrer Seele zumindest für einen Augenblick zu übertreffen.

Letztendlich hat es nichts geändert, es nur schlimmer gemacht. Sie weiter in einen Strudel der Süchte und Ängste getrieben, aus dem irgendwann kein Entkommen mehr möglich war.

Sie weiß nicht mehr, woher sie die Kraft nehmen soll weiter zu machen.

Zu vieles ist passiert. Zu viel von ihr ist verloren gegangen.

Sie umgreift ihren Oberkörper selbst, als würde sie sich umarmen.

Dann sinkt sie langsam auf den Boden. Ihre Bewegungen sind langsam, als hätte sie Angst zu zerbrechen.

Sie fühlt sich so einsam. So verlassen. So verletzt. So hoffnungslos. So verloren.

Was ist nur so verdammt schief gelaufen?

Sie hatte immer wieder versucht zu kämpfen. Sich aufgerafft, alles wieder von Neuem in die Waagschale geworfen. Und immer wieder war sie erneut gescheitert.

Gescheitert an ihrem größten Feind – sich selbst.

Zögernd hebt sie ihren Kopf.

Ich blicke in ihre grünen Augen. Erinnere mich daran, wie lebhaft sie einst leuchteten, während ich jetzt nur noch Leere bemerke.

Es ist, als würde ich durch sie hindurch sehen, direkt in ihre Seele.

Ich sehe die Scherben ihrer Welt. Sehe all den Schmerz. Die Verzweiflung. Die Hoffnungslosigkeit.

Mein Mädchen, was ist nur mit dir passiert? Ich hatte dir doch versprochen immer auf dich Acht zu geben, dich immer zu beschützen, dich ewig zu lieben. Warum bin ich gescheitert?

Unwillkürlich hebe ich meinen Arm und strecke die Hand nach ihr aus.

Vergeblich. Meine Finger erreichen sie nicht.

Alles was ich berühre ist die kalte Oberfläche des Spiegels, vor dem ich sitze.