In einer zerbrechenden Welt versucht der Widerstandskämpfer Jack Walt einen aussichtslosen Kampf gegen die beherrschende Ordnung zu führen, das Elektorat, und dessen alles kontrollierende Ministerien. Als er bei einem entscheidenden Angriff hintergangen und festgenommen wird, blieb ihm nur noch ein Weg, sich selbst und alle, die ihm etwas bedeuten zu retten. Er begibt sich gezwungenermaßen nach Liurie, einer Wasserwelt und findet dort mehr, als er nur die
Wahrheit. Der Kampf um sein Leben wird zum Kampf um das Schicksal der gesamten Menschheit. Bildquelle ,, Frozen Flowers" http://www.royaltyfreeimages.net/
Das kleine Transportschiff tauchte mit einem Lichtblitz im Orbit von Liurie auf. Durch die Frontscheibe konnte Jack den Planeten unter sich erkennen. Eine einzige, riesige blaue Fläche, ohne das geringste Zeichen von Land. Unterbrochen wurde das Blau nur von einer einzelnen, gewaltigen Sturmwolke auf der Südhälfte des Planeten, , die sich langsam um ihr Zentrum drehte. Er musste mehrmals husten und spuckte Blut. Das war nicht wirklich gut, aber zu erwarten gewesen. Und es gab
durchaus schlimmere Folgen. Eines der größten Probleme bei ÜLG-Reisen stellte die extreme körperliche Belastung dar. Die einzige, bisher gekannte Methode zur Reise mit Überlichtgeschwindigkeit waren aber leider die Phasenantriebe. Im Prinzip wurde das zu beschleunigende Objekt, in diesem Fall ein Schiff, dabei Verschoben und ,,verschwand“ gewissermaßen aus dem Realraum in den Phasenraum. Die normalen physikalischen Gesetzten , die es keinem Objekt erlaubten schneller als das Licht zu werden und die möglichen relativistischen Folgen wurden einfach
umgangen. Normalerweise sollte das bei einem kontrollierten Phasenwechsel ungefährlich sein, jedoch traten bei längeren Reisen schnell Folgeschäden auf. Die allgemeine Theorie dabei besagt, dass beim Übergang von Real zu Phasenraum exotische Partikel entstanden, die sich enorm schädlich auf organische Materie auswirken und Gewebe wie Organe praktisch durchlöchern konnten. Dabei galt, je länger die überbrückte Entfernung desto schlimmer konnten die Nachwirkungen werden. Bei kurzen Flügen spürte man meist gar nichts, bei längeren Sprüngen oder Berufspiloten
wurden mit der Zeit jedoch sämtliche Organe extrem angegriffen und es kam zu inneren Blutungen. Genau das bekam Jack Walt nun zu spüren. Zum Glück waren die Nachwirkungen bei einzelnen Reisen selten dauerhaft und er würde es wohl überstehen. Trotzdem nahm er sich einen Augenblick Zeit um sich wieder zu sammeln. Was er zu tun hatte war klar. Irgendwie diesen Aaren finden und zu Justizminister Jones bringen. Oder herausfinden, was aus ihm geworden war. So oder so, der Mann oder ein Beweis für seinen Tod musste mit ihm zur Erde zurück und dafür würde er sorgen. Nur finden musste er
ihn erst einmal… Und Liurie war groß. Ein Funkspruch riss ihn aus seinen Gedanken. ,, Hive-Sation an unbekanntes Elektorats-Schiff. Sie sind außerhalb des Flugplans in den Planetenorbit eingetreten. Identifizieren sie sich.“ Jack zögerte kurz. Sein Name würde den Leuten nichts sagen und alles andere… wäre wenig hilfreich. Jetzt konnte er nur hoffen, dass der Minister Wort gehalten hatte. ,, Hier ist Kommissar… Jack Walt.“ Ein Moment des Schweigens folgte. Vermutlich würde der Mann am anderen Ende grade seine Identität überprüfen. ,, Ihre Daten sind neu.“ , meinte er
schließlich. ,, Was führt sie nach Liurie ?“ Diesmal wusste Jack, was er antworten musste. Wenn man ihm seine Tarnung als Kommissar abkaufen sollte, sollte er sich auch wie einer Verhalten. ,, Das geht sie nichts an. Offizielle Elektorats-Mission.“ Eine weitere Pause folgte. ,, Ich verstehe. Ich vermute allerdings, dass Gouverneur Cloudsworth auf dem Hive mit ihnen sprechen möchte. Landen sie bei den angegebenen Koordinaten.“ Jack beendete das Gespräch. So weit so gut. Er setzte einen Kurs für die übermittelten Koordinaten auf dem Planeten. Die Triebwerke des Schiffs
sprangen wieder an und beschleunigten es in Richtung des unendlichen Ozeans unter ihm. Jack hoffte nur, dass er nicht in den Sturm geriet, der auf dieser Seite der Welt tobte. Minuten später brach das Shuttle durch die Wolkendecke. Jack passte den Kurs etwas an, so dass aus dem Sturzflug ein langsamer Sinkflug wurde. Zum Glück übernahm der Autopilot das meiste, sonst wäre er wohl schnell in Schwierigkeiten geraten. Zwar konnte er halbwegs Fliegen, aber bei Wind und Wetter war das wieder etwas ganz anderes. Vor ihm lag der Hive. Eine gewaltige Konstruktion mitten im Ozean, die auf
mehreren großen Stützsäulen ruhte, die bis zum Meeresboden reichten. Auf einer, mehrere Quadratkilometer großen Plattform über dem Wasser befand sich eine unübersichtliche Ansammlung großer Türme, Hallen und Gebäude mit Wohnungen, Laboren und Verwaltungsarchiven. Eine Million Lichter erhellten den Komplex und spiegelten sich im Wasser wieder, wo sich an den gewaltigen Pfeilern, die das Konstrukt trugen weitere Unterwasserbauten befanden. Auf Wasserhöhe selbst fanden sich dutzende von Docks, an denen Schiffe an und ablegten, deren Größe selbst noch die gewaltigsten Supertanker übertroffen
hätte und auch einigen U-Booten die wohl für Wartungsarbeiten unverzichtbar waren. Rund um den über Wasser liegenden Hauptkomplex gab es über drei Dutzend Landeplattformen für Schiffe oder Shuttles, die über frei schwebende Brücken mit den Gebäuden verbunden waren. ,, Landen sie auf Plattform drei.“ , kam die Anweisung des Lotsen über Funk. ,, Warten sie dort, wir schicken jemanden, der sie abholt.“ ,, Verstanden.“ , antwortete Jack nur, fragte sich aber, was abholen in diesem Fall bedeuten sollte. Traute man ihm nicht über den Weg, sich alleine auf der Station zu bewegen? So oder so, er
würde es erfahren. Es lohnte sich nicht jetzt mit dem Mann zu diskutieren. Jack stabilisierte rasch den Sinkflug des Shuttles, bis es auf der ausgewiesenen Plattform aufsetzte. Hier war er also, dachte er, während er die Maschinen abschaltete und ausstieg. Wind schlug ihm entgegen, während unter der Plattform das Meer gegen die Stützpfeiler der Station schlug und das Metall unter seinen Füßen zum Zittern brachte. Es musste Unsummen kosten, dachte er, den ganzen Komplex zu erhalten, geschweige denn , ihn überhaupt erst zu bauen. In der Ferne konnte er Sturmwolken sehen, die den Horizont in
Wetterleuchten tauchten. Andererseits, musste es sich wohl lohnen. Es gab zwar dutzende von dem Elektorat unterstehenden Kolonien, aber die wenigsten bisher entdeckten Planeten besaßen wirklich brauchbare Lebensbedingungen. Dafür aber bisher noch unangetastete Ressourcenvorräte. Trotzdem brauchte man meist teure Spezialausrüstung und Equipment um eine funktionierende Kolonie auf die Beine zu stellen. Planeten mit wirklich bewohnbarer Oberfläche waren eher selten und entsprechend wertvoll. Da lohnte es sich für einen Konzern auch einmal höhere Investitionen zu wagen,
denn das was man mehr ausgab sparte man wiederum an teurer Ausrüstung. Das einzige offensichtliche Problem auf Liurie stellte wohl das Meer da, und das war immer noch angenehmer, als Säureatmosphären, tödliche Druckverhältnisse oder Vulkanische Hitze. Soweit er wusste, war der Investor in diesem Fall eine Firma namens Omnisphere, die sich bis vor zwei Monaten wohl eine goldene Nase mit dem Unterseebergbau verdient hatte. Wie es jetzt jedoch auf der Station aussehen mochte, wusste er nicht. Jack trat ein paar Schritte an die Kante der Plattform heran. In der Ferne
türmten sich immer noch die Sturmwolken auf und peitschten ein Schiff vor sich her, das aber seltsamerweise nicht einfach von den Wellen versenkt wurde. Stattdessen scheinen die Wassermassen jedes Mal von irgendetwas zurück gehalten zu werden und erlaubten dem Stahlkoloss so, die Sicherheit des Docks anzusteuern. ,, Beeindruckend nicht ?“ Jack wirbelte herum, weil er niemanden hatte kommen hören. Ein Mann in orangenem Overall mit dem Logo von Omnisphere stand vor ihm. Darüber trug er allerdings eine schwarze Jacke und einige Haarsträhnen in derselben Farbe
fielen ihm unter einer Mütze ins Gesicht. ,, Sie benutzen Sturmschilde oder ?“ , fragte er, als ihm plötzlich klar wurde, wieso das Schiff noch nicht gesunken war. ,, Richtig. Ist die einzige Möglichkeit bei dem Wetter nicht versenkt zu werden. Und das da,“ , der Mann deutete auf die aufziehenden Sturmwolken. ,, Ist noch das harmloseste.“ ,, Schrecklicher Ort.“ ,, Das habe ich schon mal irgendwo gehört. Glauben sie mir, mit der Zeit gewöhnt man sich daran und dann… will man eigentlich gar nicht mehr weg.“ ,, Ernsthaft ?“ ,, In der dritten Generation hier auf
Liurie.“ , erklärte sein Gegenüber.,, Ich bevorzuge ja die Fortbewegung in der Luft. Leider ist das bei dem Wetter etwas Schwierig.“ ,, Sie sind also Pilot ? Warum ist das Schwierig, wegen der Stürme?“ ,, Auch.“ , erwiderte der Mann lachend. ,, Aber den größten Ärger macht die Atmosphäre selbst. Elektrisch aufgeladen und stört sämtliche Instrumente. Andererseits lässt mich seit dem das Militär hier das sagen hat sowieso keiner mehr fliegen.“ Der Mann räusperte sich, als wäre ihm grade erst klar geworden, dass er ja mit einem vermeintlichen Kommissar redete und seine Worte vielleicht bereuen
könnte. ,, Entschuldigen sie. Ich rede zu viel. Und sie sind der Kommissar, richtig? Jack Walt ?“ ,, Richtig.“ ,, Ich soll sie zum Gouverneur bringen.“ , meinte er und deutete die Brücke entlang. ,, Sie sind etwas aufgeschlossener als der letzte, der mir untergekommen ist.“ , meinte der Pilot schließlich, während sie sich dem überdachten Eingang näherten. ,, Moment… wiederholen sie das.“ ,, Na ja, wir hatten hier vor ein paar Monaten schon zwei Kommissare zu Besuch im Abstand weniger Wochen. Und dann ging hier alles den Bach
runter.“ ,, Thomas Ackland oder? Und Aaren Terrel ?“ ,, Genau das war sein Name. Habe ihn samt Begleitung selbst hergeflogen. Im Nachhinein wäre es vielleicht besser gewesen, wenn nicht. “ ,, Sie wissen aber nicht, was aus ihm geworden ist ?“ ,, Es heißt er ist durchgedreht. Hat fast ein Dutzend Soldaten getötet und ist dann verschwunden. Zusammen mit diesem anderen Kerl… Abundius. Die meisten meinen er sei tot.“ Jack zuckte bei dem Namen kurz zusammen. Abundius war also hier gewesen. Langsam wusste er nicht mehr,
ob er überhaupt wissen wollte, was hier genau geschehen war. ,, Und das Militär hat also die Kontrolle über die Anlage übernommen ?“ , fragte er, als sie die Glastür passierten. Vor ihnen befand sich nun eine große, offene Halle mit einem Glasdach, das einen Blick auf den dunkler werdenden Himmel erlaubte. Hier und da gab es Geschäfte, die sich in Wandnischen befanden, daneben standen bewaffnete Wachen und beäugten alles misstrauisch. Es waren keine Omnisphere-Leute, sondern Definitiv Elektorats-Soldaten. Die blauschwarzen Uniformen waren unverkennbar. ,, Das sollten sie doch eigentlich wissen.
Die ganze Aufregung vor zwei Monaten ? Callahans kleine Eskapade.. na ja so klein war die gar nicht. Ich habe ihn eigentlich gemocht. Auch wenn er uns alle Verraten hat meine ich… Er war ein guter Mann. Und mit den neuen Info-Feeds von der Erde… sie kommen doch grade von dort oder? Was ist auf Terra los?“ Jack musste sich zu einer Antwort überwinden. Er wollte seine Rolle als Kommissar zumindest noch eine ganze Weile lang spielen. Aber der Pilot erschien ihm nicht wie jemand, der ihn verraten würde. Er wurde langsamer. ,, Wie heißen sie
?“ Die Frage überraschte den Piloten wohl etwas. ,,Tian Leech, Sir.“ ,, Dann lassen sie mich ihnen so viel sagen… Sie töten alle.“ ,, W…“ ,, Es gab einen Aufstand.“ , meinte er unverbindlich, als sie eine Wache passierten um dann fortzufahren. ,, Ich weiß nicht wie viel sie wissen…“ ,, Das ist kein Trick oder ?“ ,, Wenn es einer wäre, würde diese Antwort dem Elektorat nicht schon reichen ?“ , fragte Jack. Vielleicht hatte er grade einen Verbündeten gefunden. Aber… er war verdammt noch mal nicht hier um eine Revolte anzuzetteln. Er
wollte Terrel finden, seine Leute retten und… was eigentlich tun? Dass er es nicht wusste, beunruhigte ihn. Es war wie in einem Raum ohne Ausgang Gefangen zu sein. In einem, der sich langsam mit Rauch füllte und wenn man keine Tür fand bis er einen erreichte… ,, Also schön… wir wissen von einigem denke ich . Es gibt ein paar von uns hier auf der Station , die sich vom Elektorat lossagen wollen… Eher viele.“ ,, Aber ?“ ,, Das Militär… und der neue Militärgouverneur.“ , meinte Tian. ,, Sie meinen Maximilian Cloudsworth… Was ist mit dem?“ ,, Sagen wir so… vor zwei Monaten
hatten wir Vämskä hier… der war vielleicht lästig aber in Ordnung. Cloudsworth ist,“ Sie passierten eine weitere Wache und eine kleine Gruppe Menschen, die sich ein Geschäfts-Schaufenster ansahen. ,, Er ist ein Monster.“ ,, Wieso ? Was tut er ? ,, Er genießt es geradezu unangemessen Brutal vorzugehe. In der ersten Woche in der er hier war gab es über fünfzig Hinrichtungen. Und… Na ja, das werden sie selbst sehen.“ Sie erreichten einen Fahrstuhl am Ende der Halle. ,, Was ?“ ,, Sie werden es selbst sehen. Unsere
neue Profession hier sind keine Manganknollen oder Mineralien mehr.“ Jack blinzelte lediglich verwirrt. Irgendetwas über Fangquoten, dachte er. Wo hatte er das nur gelesen? ,, Nehmen sie einfach den Fahrstuhl nach ganz oben. Das ist die Verwaltungsebene. Dort suchen sie dann einfach Maximilians Büro. Immer den Gang entlang.“ Jack nickte nur. ,, Gut ich muss jetzt gehen… Mr. Walt. Wir sehen uns hoffentlich. Und hoffentlich nicht in einem Verhörzimmer.“ ,, Das hoffe ich auch.“ , meinte er, bevor er den Fahrstuhl betrat und Tian
und die Landeplattform hinter sich ließ. Die Kabine fuhr mit einem Ruck los nach oben. Einige Augenblicke später hielt der Aufzug an und die Türen öffneten sich auf einen breiten Flur hinaus. Ein gutes Dutzend Türen führten von hier aus weiter in mehrere große Büroräume, an denen Jack allerdings direkt vorbeiging. Stattdessen ging er den mit mehreren Säulen gesäumten Gang hinab, wie Tian gesagt hatte. Einige der Bürotüren standen offen und er erhaschte ein paar Blicke auf Neugierig auf den Flur spähenden Mitarbeitern und Stapelweise
Dokumenten. Vermutlich brauchte man einiges an Verwaltung um eine derart große Station am Laufen zu halten, vor allem wen sie derart weit abgelegen von den zivilisierteren Kernwelten lag. ,, Das Gouverneurs-Büro ?“ , fragte er im Vorübergehen an einer der offenen Türen. In dem Raum saßen drei Personen an Schreibtischen, zwei Männer und eine Frau, von denen keiner sofort Antwortete. Vermutlich war ihnen das Symbol auf der Nadel aufgefallen die Jack trug. Natürlich erzeugte das Misstrauen. ,, Ich brauche nur eine
Richtung.“ Schließlich war es die Frau, die ein paar Türen weiter deutete. ,, Danke.“ War das immer so wenn die Leute meinten mit einem Kommissar zu sprechen? Natürlich, vor so jemanden hatte man entweder Angst oder Respekt wenn man halbwegs bei Verstand war, aber man ließ sich doch nicht so leicht einschüchtern. Möglicherweise traf das aber auch nur auf ihn zu und diese Leute waren allesamt Feiglinge, dachte Jack, als er endlich die Tür des gesuchten Büros erreichte. Kurz überlegte er anzuklopfen, trat dann aber einfach ein. Er musste seine Rolle
spielen. Kommissare waren selten höflich.
abschuetze puh... sehr "geschwätzig" dieser Tian. Gutmütig leichtsinnig, aber vertrauenswürdig oder aber nur hinterlistig und verschlagen. |
EagleWriter Ich sehe schon, du traust dem ganzen nicht mehr ^^ lg E:W |