Heinrich Heine et al. mussten ihr Herkunftsland v e r l a s s e n - und wie fühlten sie sich? Ich und Unsereiner m ü s s e n z u r ü c k in sein Herkunftsland – und wie fühlt er sich? Mindestens, wenn nicht schlechter als Heinrich Heine und seinesgleichen...
Die letzte Nacht im Urlaub.
„Es wird kalt heute nacht.“
„Auch nicht kälter als gestern.“
„Aber es wird kalt heute Nacht!“
„Doch bist du zurecht gekommen letzte Nacht!?“
„Das schon. Aber doch wird es kalt...weil - es ist die letzte Nacht!“
„Komm, lass uns etwas laufen!“
„Ja, wir müssen laufen, dann wird es nicht kalt in der Nacht.“
„Oja, dann wird uns warm...“
„In der letzten Nacht der Ferien...“
Je kälter die Nacht, desto frischer der Morgen.“
„Man kann tief, sehr tief ein- und ausatmen, befreiend, entfesselnd, gespannt und gespannt.“
„In einem fremden Land“ von Ernest Hemingway gelesen. Warum habe ich es gelesen? Weil ich wieder zurückbin aus dem Land der Berge, der Schweiz? Weil dieser Roman in der Schweiz, Italien, Österreich spielt, wo ich jüngst im Urlaub gewesen bin, und ich diesen schon einmal gelesen habe und mich die dunkle Erinnerung zu der bergigen, nebligen, stürmischen Landschaft zurückgeführt hat?
Ich habe dieses Epos in meiner sogenannten Latenz-, Übergangszeit von Kindheit zur Jugend gelesen habe, einer Zeit, in der man nach Zielen und Werte für sein zu entwerfendes Leben sucht. Dieser Umstand des bereits Gelesenhabens wurde mir aber erst an einer bestimmten, gewiss für meinen Lebensentwurf bedeutenden Stelle des Romans bewusst: jene ziemlich am Ende des Romans, als der Held verfolgt von seinen Häschern in ein anderes Land fliehen muss und ein großzügiger Kellner ihm sein Boot gibt auf die Gefahr hin, es nicht mehr zurückzuerhalten.
Ich glaubte wohl ehemals dem Roman das, was er beschreibt, träumte, es gibt Auserwählte auf dieser Welt, wie der Protagonist, dem werden sogar wertvolle Dinge geschenkt. Helden oder „Tugend-Prinzen“, nenne sie wie du willst, kommen meist davon, wenn auch schwer lädiert, aber sie schlagen dem Schicksal ein Schnippchen und denen werden Haus und Hof überlassen, weil die anderen merken, sie sind Schriftsteller.
Schriftsteller, träumte ich schließlich, kommen stets davon und sind begünstigt, weil andere deren Besonderheit spüren.
Es handelt sich bei diesem Roman um einen der fantastischen dieses Jahrhunderts, was etwas heißen soll, da Romane per se von der Phantasie gespeist sind.
Was erfüllt es doch für ein Wunschbild von einer Welt, wie sie in jedem männlichen Wesen stecken dürfte!
Von daher verwundert es nicht, dass der Held, obwohl schwer verwundet und monatelang im Hospital gezwungen ist, darniederzuliegen, sich sogleich eine hübsche Krankenschwester angelt, vielmehr, dem Auserwähltsein gemäß, eine solche sich in ihn vernarrt (stets habe ich mich von Frauen „erobern“ lassen, zumindest von ihr das erste Wort an mich richten lassen).
So geht es weiter, eine Illusion nach der anderen wird aufgebaut in diesem modernen männlichen Märchen, so dass er sich schließlich gänzlich selbst widerlegt gegenüber seinem in ihm formulierten Credo, sinngemäß: Menschen müssen schwer beschädigt (von anderen) sterben, und diejenigen, die sich nicht verbiegen lassen, werden getötet.
Nein, dieser Held kommt stets, wenn auch schwer beschädigt davon, und wo sind die Punkte, in denen er sich nicht verbiegen lässt? Ich finde keine. Stattdessen sterben andere für ihn; zum Beispiel, seine Geliebte im Kindsbett.
Der Held selbst überlebt, aber ist ja auch der Schriftsteller.
Deswegen wollte ich wohl ein solcher werden: ein Günstling des Schicksals. Die anderen spielen Lotto und Toto, ich bemühe mich, Schriftsteller zu werden und Romane zu schreiben, die gelesen werden. Ich bitte Sie, was ist heldenhafter?
Aber ich bin eben bloß ein verkappter Roman-Held!
Auch hier bin ich nur der verkorkste Held aus einem Roman gewesen. Aber es hat mich gefreut, dass Sie meiner Heldenspur gefolgt sind. Vielen Dank dafür!
Werner Pentz
Im Jahre 2013 des Märzes