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Die Schaffung Sunsichas (3) - Der Auftrag Lanamas

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"Die Schaffung Sunsichas (3) - Der Auftrag Lanamas"
Veröffentlicht am 28. April 2013, 46 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Die Schaffung Sunsichas (3) - Der Auftrag Lanamas

Die Schaffung Sunsichas (3) - Der Auftrag Lanamas

Beschreibung

Eine Geschichte voller Liebe, Hass, Schmerz, Verzweiflung, Hoffnung, Mut und Angst. Denn alle Dinge dieser Welt haben ein Gegenstück. Eine Geschichte über das Gleichgewicht der Welt, und zwei Weisen, die inmitten des Irrsinns um ihre Leben kämpfen. Teil 1 meiner 'Schatten und Licht'-Triologie

Langsam erhob sich die Sonne und strich über das erwachende Land, die Bäume, mit Rinden weiß wie Schnee und sich bis weit in den Horizont erstreckten, mit hellen weißlichen Wiesen. Sie strich langsam über die gräulich-grünen Blätter, es sah aus wie wenn weiß, grau und grün vermischt waren, dennoch hatte es ein Leuchten, als ob die Blätter aus Licht wären wie sie noch feucht vom Tau in der frischen Morgensonne von den Bäumen hingen.

Das umliegende Land erwachte nach und nach zum Leben, zuerst die Vögel, die mit ihren brachtvollen schwarz-weißen Gefiedern auf die Spitze der höchsten und ältesten Bäume flogen, damit sie jeder sehen und hören konnte und anfingen zu zwitschern. Es waren tausend verschiedene Töne und Melodien, dunkle sowie tiefe, klare und verschwommene. Dennoch klang es als sei es ein großes Lied, dass alle Vögel gemeinsam sangen um den Morgen zu begrüßen.

Durch den Gesang der Vögel aufgeweckt reckte sich der Jusala, ein kleiner weiß-brauner Fuchs, trottete verschlafen auf den kleinen Bach zu, der friedlich vor sich hinblätscherte als gäbe es nichts wichtigeres und schöneres auf der Welt, und begann genüßlich das kalte, klare Wasser des Bächleins zu trinken. Nach und nach erwachten auch die Pferde und die anderen Tiere dieser Welt und bergrüßten den frühen Morgen, schon bald konnte man die Lichtdrachen in all ihrer Bracht und ihrem Stolz in den Bergen fliegen sehen. Auch die Schwarzdrachen hatten sich nun in die Lüfte gehoben und unter das helle Leuchten ihrer Artgenossen mischten sich nun auch die schwarzen Schuppen der dunklen Drachen.

So, oder in ähnlicher Abfolge, ging das jeden Tag vor sich. Nie hatte in diesen frühen Stunden jemals ein Tier, oder Wesen ein anderes verletzt, denn es waren die Stunden in denen die Sonne den Tag begrüßte, die Stunden die vom Frieden beherrscht wurden und in denen es keine Feindseeligkeiten und Streitereien gab.

Manche möchten jetzt wohl wissen wie das alles entstand? Wie es zu diesen friedlichen Abläufen der Natur gekommen war, wie es dazu kam, dass die Bäume schwarze und weiße Tiere beherbergten? Wann und wo diese wunderbare und schöne Welt ihren Anfang hatte und ob dies eines Tages alles anders, alles vorbei sein konnte? Nun dass wusste niemand so genau, manche wollten es auch gar nicht wissen und die es wussten die hielten das Geheimnis wohl behütet und offenbarten es nur ihren Erben, damit es nicht ganz in Vergessenheit geriet.

Doch es gab eine Legende, die jedes Kind und jeder Erwachsene kannte.

Man erzälte sich, dass vor tausenden von Jahren zwei Wesen, eine Weiße und ein Schwarzer, Aruna und Sril tief in der Nacht mit ihren beiden Pferden hier ganz in der Nähe aufgetaucht waren. Sie waren einfach so aus dem Nichts gekommen, so erzählte man sich.

Dann hatten sie sich auf die Knie gelassen und hatten zu singen begonnen, es war das Lied – so hieß es in der Legende – dass die Vögel immer sangen um den Morgen zu begrüßen, und als die beiden nach etlichen Stunden damit aufgehört hatten, hatte sich das ganze Land verändert.

Wo zuvor Gestein und Erdreich waren, waren jetzt Wälder und Wiesen, Berge und Täler, Bäche und Flüsse, Meere und Seen, Tümpel und Teiche soweit jedes Auge, dass jemals existiert hatte sehen konnte. Wo zuvor Würmer, oder überhaupt keine Tiere gwesen waren, waren nun Pferde, Drachen, Vögel, Feen und viele, viele andere.

Wo zuvor Krieg, Verzweiflung und Trauer geherrscht hatte, war jetzt Frieden und Harmonie.

Dies sagte die Legende, doch viele oder gar die meisten glaubten, dass dies ein Hirngespinst war, dass die Eltern ihren Kindern erzählten um ihnen die Bracht dieser Welt noch viel deutlicher zu machen. Dies hielten viele, die in den Bergen des Dunklen Reiches wohnten auch von Magie, die anderen Menschen die dort lebten und die keine Magie wirken konnten, fürchteten diejenigen die es konnten und nannten sie Mörder und Missgeburten.

In der kleinen Familie, in der unsere Geschichte an jenem Tag beginnt ist dies genauso, oder zumindest sieht dies ein Teil der Familie so. Warum sollte man an irgendwelche Märchen und Hirngespinste glauben, es war doch nicht wichtig wie dies hier alles entstanden war, nur dass es exixtierte war von Bedeutung, oder? Was die Magie betraf so waren nur einige Mitglieder dieses Haushalts der Meinung, dass diejenigen die sie wirken konnten Missgeburten waren. Die richtige Familie, die in diesem Haus aufgewachsen war, kannte Magie nur, wie auch alle anderen in den weißen Wäldern, als wunderbare und begehrenswerte Gabe. Jeder der sie beherrschte, war in jedem Haus und in jeder Familie willkommen.

Nun als an diesem Tag die ersten Sonnenstrahlen zögernd in ihr Zimmer kamen, schlug das Mädchen die müden Augen auf. Blinzelnd vertrieb sie die Müdigkeit und setzte sich aufrecht in ihr Bett. Ihr Zimmer war nicht groß, so wie es in dieser Gegend nun mal üblich war für die Wohnräume von einfachen Leuten, aber es war behaglich eingerichtet und ihr gefiel es, so wie es war. An der einen Wand lagen auf dem Boden, von dem sie sich jetzt erhob, einige Felle, und es waren Moose und andere Pflanzen hingelegt worden und zu einem gemütlichen Bettlager mit einigen, zwar kaputten und alten, dafür aber sehr kuscheligen Decken aufgebaut. Gegenüber diesem Bett, dass sicherlich um einiges gemütlicher war, als das weicheste aus unserer Zeit, war die schöne und mit kleinen Schnitzereien und Bildern verziehrte Tür, wobei links und rechts davon je ein alter und schlichter Kerzenständer – die sie aber mit kleinen Motiven und Steinen verschönert hatte – befestigt war. An dieser Wand ihres Zimmers war außerdem noch ein kleiner Schrank gelehnt, dessen Türen bereits etwas schief von dessen Verankerungen hingen und leise quietschten, wenn man sie öffnete. Das Mädchen hatte sich immer gesagt – und dieser Gedanke brachte sie noch immer zum Lächeln – dass er ihr dabei immer zugeflüstert hatte, was sie aus ihm herausholen, oder in ihn hineinstellen sollte. Links neben ihrem Bettlager war ein kleines, etwas schiefes Fenster und ein wackeliger Tisch. Auf diesem Tisch, der ziemlich klein war und sehr zerbrechlich wirkte, lag ein altes und in Leder gebundenes Buch, in dessen Umschlag kleine, verschörkelte Muster eingerizt waren. "Aruna die Erbin der Weißen", eine kleine und bunt bemalte Vase mit frischen und gut duftenden Frühlingsblumen stand neben dem Buch, dass bestimmt sehr wertvoll war, auch auf dem Tisch. Die Wände in ihrem Zimmer waren aus einfachen Samtaholz, wie es in der umliegenden Gegend typisch war, da der robuste Baum, aus dem das Holz gemacht wurde, in den Wäldern sehr häufig war. Die Blumen waren die einzige Dekoration in ihrem Zimmer, da weder Bilder noch andere Sachen an den weiß-braunen Wänden hingen, doch das störte sie nicht, da sie sowieso die meiste Zeit im Freien war. Das kleine Fenster war aus dem etwas hellerem Sissaholz und seine Gläser waren trüb, da sie schon lange nicht mehr geputzt worden waren. Der zerschlissene Vorhang der vor dem Fenster hing, hatte an meheren Stellen Löcher und war auch schon ziemlich schmutzig. Das Sonnenlicht, dass durch die Löcher des zugezogenen Vorhangs fiel, verstärkte diesen Eindruck noch. Das gedämpfte Licht beleuchtete ihren Schrank in einer Weise, als wollte man ihr sagen, dass sie ihn unbedingt öffnen musste. Das schwarze Ebenholz des Schrankes stach in dem sonst so hellem Zimmer hervor als wäre er ein Gott, auch wenn er sonst genauso alt und gebraucht wie die anderen Möbel in ihrem Zimmer aussah.

Noch immer müde ging das Mädchen zu ihrem Fenster und öffnete die kaputten Vorhänge. Seufzend strich sie dabei mit ihren dünnen weißen Fingern über den alten Stoff. Sie würde ihn bald waschen müssen. Schließlich wandte sie sich wieder dem Fenster und der dahinter still daliegenden Gegend zu, öffnete es und atmete genüßlich die kühle Morgenluft ein. Es war schon spät für ihre Verhältnisse, heute würde sie nicht zu den Felsen gehen können und auch an der Quelle würde sie sich beeilen müssen. Sie würde sich heute generell etwas spuhten müssen, den sonst würde sie nicht mehr rechtzeitig fertig werden.

Tja, du musstest ja auch unbedingt so lange lesen! Wütend starrte das Mädchen das alte Buch, dass vor ihr auf dem Tisch lag an. Ich musste es immerhin auch für Meisterin Hjira lesen! Sie hatte bis spät in die Nacht hinein gelesen, und das nicht nur weil es ihre Pflicht war, dass Buch bis zum nächsten Tag gelesen zu haben, und so nur wenig Schlaf bekommen.

Mit einem erneutem leisen Seufzer drehte sie sich um und ging zu ihrem Schrank hinüber. Sie holte sich eines ihrer zerschlissenen weißen Kleider aus dem Schrank und prüfte ihr Aussehen in dem kleinen Spiegel, der an die Innenwand ihrer Schranktür befestigt war. Es fehlten schon zwei Ecken, da er ihr vor einigen Jahren auf den Boden gefallen war, doch er lag ihr zu sehr am Herzen um in zu verändern oder gar zu entsorgen.

Das längliche Gesicht eines ziemlich dünnem und hagerem, aber gesundaussehendem Mädchens mit strahlend weißer Haut und weißsilbernern gewellten Haaren, die ihr beinahe bis zur Taile reichten, lächelte ihr entgegen. Ihre Haut spannte sich über ihre Wangenknochen. Am meisten gefielen ihr, ihre weiß-leuchtenden Augen, als schaue man in gleisend-helles Licht. Dies war kein normales Weiß, es war formlos und viel heller und klarer als das Weiß, dass wir kennen. Man konnte es nicht beschreiben und das Weiß sah aus wie eine Mischung aus Flüssigkeit und Gas. Das einzige etwas dunklere an ihrer Gestalt waren ihre vollen Lippen, die silber-weiß-rötlich schillerten. Der Stoff des Kleides, das ihr noch etwas zu groß war, war durch die vielen Jahre, in denen ihrer Mutter es getragen hatte, dünn und zerschlissen geworden und an manchen Stellen waren die Nähte aufgegangen, oder der Stoff hing nur noch in Fransen an ihr herunter. Trozt all dem liebte sie dieses Kleid und niemand hier in dieser Gegend würde sie wegen ihrer äußeren Erscheinung auslachen, da sie in einer nicht gerade wohlhabenden Gegend wohnte. Eigentlich sah das Mädchen ziemlich gut aus, wenn man nicht beachtete, dass sie so dünn war.

Vielleicht hat Mutter ja doch recht, dass ich schön bin?

Ach halt doch den Mund! Sieh dich an, du siehst nicht anders aus als alle anderen! Du bist nichts besonderes, so wie es deine Mutter immer behauptet, dass einzige was besonders ist, ist, dass du ihre Tochter bist!

Seufzend sah sich Sema ihr Spiegelbild ein letztes Mal an, sie versuchte ein ehrlich gemeintes Lächeln auf ihre Züge zu zaubern, was ihr nicht gelingen wollte und ging dann schließlich in die Küche – nur um dann stöhnend in der offenen Tür stehen zu bleiben. Wütend sah sie sich die kleine Küche genauer an. Auf der kleinen Arbeitsplatte, die neben der offenen Feuerstelle befestigt war, türmten sich haufenweise Teller, Gläser, Krüge, Schüsseln und Töpfe. Einer der vier Stühle, die um den kleinen Küchentich herum standen, war zusammengebrochen und lag nun kaputt auf den schmutzigen Fliesen, achtlos war er zur Seite gestoßen worden, nachdem er zusammengebrochen war. Überall am Boden lagen Essensreste herum, als hätte jemand den Boden füttern wollen und einige der Teller und Gläser waren zerbrochen worden. Er hatte ihr zwar gesagt, dass einige Leute kommen würden, aber solch eine Unordnung hatte Sema bei ihren ordnungsfanatischen Vater nun wirklich nicht erwartet. Da hatte ihr Vater ja ordentlich gefeiert. Zumindest hat er die verschütteten Gedränke weggewischt, dachte Sema zornig. Wohl oder übel musste sie hier wohl sauber machen bevor sie das Frühstück zubereiten konnte und das würde Stunden dauern, so wie es hier aussah. Sehnsüchtig sah sie auf ihre Hände, wenn ihr Vater doch bloß nicht so streng wäre, was das betraf, dann würde sie schnell fertig sein. Er muss es ja nicht herausfinden!

Du müsstest nur...

Nein, bist du jetzt schon vollkommen verückt geworden!? Das ist ein viel zu großes Risiko!

Ach jetzt komm schon er schläft doch sowieso....

Nein, wenn er es herausfindet, kann Rillian seine Ausbildung vergessen!

Jetzt sei nicht albern. Willst du das etwa alles mit der Hand machen? Es werden Tage vergehen bis du damit fertig bist.

Nein! Natürlich nicht! Die Stimme in ihrem Kopf wurde immer drängender und schließlich gab sie nach. Aber zuerst schau ich nach und vergewissere mich, dass er wirklich schläft. Sie wollte nun wirklich kein allzugroßes Risiko eingehen, denn dass hätte verhehrende Folgen und dass konnte sie sich nun einmal beim besten Willen nicht leisten

Langsam ging Sema in den Flur zurück. Im Gegensatz zu ihrem Zimmer und der Küche waren hier die Wände nicht aus dem hellen und warmen Samtaholz, bei dem sie sich so geborgen fühlte, oder aus dem dunklen Ebenholz wie ihr Schrank, dass königlich und mayestätisch wirkte, sondern aus dem wirklich tiefschwarzen Keramholz. Man fühlte sich einfach nicht wohl in diesem Flur fand sie, es war als ob die Wände einen zu erdrücken versuchten. Doch das war nicht immer so gewesen, früher einmal, bevor Mollon hier aufgetaucht war, waren die Wände des Flurs aus dem selben hellem Samtaholz gewesen wie die ihres Zimmers, damals hatte sie mit Rillian immer gern in dem langem und schmalem Flur dieses Hauses gespielt, doch das war eine längst vergessene Zeit, denn wie hieß es – damals. Vorsichtig darauf bedacht auf keine der kaputten Dielen, sie hatte schon immer gewusst welche es waren, zu treten ging sie zu der Zimmertür ihres Ziehvaters, den Mollon war nicht ihr richtiger Vater auch wenn sie und Rillian das Lalla immer einreden wollten, denn die kleine sollte ihren richtigen Vater nie so vermissen, wie es Rillian und Sema heute nocht taten. Nachdem Sema die Tür erreicht hatte, öffnete sie diese behutsam, es war die einzige Tür im Haus die nicht quietschte, da Mollon sie regelmäßig von Rillian ölen ließ, und schaute zu dem großen Bett hinüber. Die ganzen Möbel in diesem Raum waren aus dem selben Ebenholz wie ihr Schrank, nur die Wände waren aus dem schwarzen Keramholz, so dass ea im Gegensatz zum Rest des Hauses wie ein schwarzes Loch aussah, dass man nicht gerne betrat.

So düster wie dieses Zimmer war, die ganze Einrichtung und die Wände, da war es doch kein Wunder, dass der Mann der darin wohnte ein grisgrämmiger, alter Mann war. Doch als sie jetzt zu ihm und seinem großen Glatzkopf hinüber sah, schlief er tief und fest, er sah so friedlich aus.

Sema sah sich noch einmal im Zimmer um und Hass loderte in ihr auf als sie die maklelose und teure Einrichtung sah, alles war neu. Natürlich hatte er das alles von seinem Zuhause mitgenommen, da die Bescheidenheit der weißen Wälder ihm ja nicht gut tat. Dieser Mann war einfach grauenhaft. Im Raum waren ein großer luxuriöser Tisch, der jedoch nicht mit schönen Mustern verziehrt war, ein gemütliches Bett, kein Felllager, sondern ein gezimmertes mit großen, neuen und dicken Wolldecken, die bestimmt sehr teuer gewesen waren, ein riesengroßer, nagelneuer und stabieler Schrank, dessen Türen noch nicht schief in den Angeln hingen und der auch keine schönen Verziehrungen hatte, und, wie sollte es auch anders sein, sogar eine eigene Waschstelle hatte er in seinem Schlafgemach, den das gemeinsame Bad und der nahe Bach waren ihm nicht gutgenug. Dieser Raum war sicher viermal so groß wie ihr eigenes Zimmer, da es früher einmal das Wohnzimmer der fünfköpfigen Familie gewesen war. Doch seit Rillians Meister mit seinen drei Söhnen und seinem zweiten Schüler, die Leute aus dem Dunklen Reich pflegten alle Gewohnheiten der Wesen der Weißen Wälder abzulehnen, hier eingezogen war, erinnerte nichts mehr daran, wie gemütlich es hier in diesem Raum einmal gewesen war. Nichts deutete mehr darauf hin, dass hier einmal alte Decken und Felle von Samantas, wie in Semas Zimmer, zum Sitzen, Liegen und Lernen gelegen hatten. Selbst die einst hellen Wände waren weg. Nur der offene Kamin war von früheren Zeiten noch im Raum geblieben, da er dieses Zimmer schön warm und gemütlich machte. Sie hasste diesen Mann dafür, dass er all dies zerstört hatte und sein eigenes kleines Dunkles Reich erschaffen hatte, denn er hatte ganz zufällig vergessen, dass er hier in den Weißen Wäldern, fernab seiner düsteren Heimat war und wie man sich hier in einer so friedlichen Gegend zu benehmen hatte.

Als sie sich davon überzeugt hatte, dass er in den nächsten zwei Stunden sicherlich nicht aufstand, machte Sema die Tür vorsichtig wieder zu und schlich zurück in die Küche, die ihr viel vertrauter war als der düstere Raum, den sie gerade eben erst verlassen hatte.

Erleichtert, dass sie sich keine unnötige Mühe machen musste, ging sie zum Tisch, schob die Ärmel ihres Kleides zurück und fing an. Sobald sie ein leises Summen von sich gab – die Hände waren auf das schmutzige Geschirr gerichtet – fingen die Teller und Gläser an sich von alleine zu waschen. Sie selbst machte sich daran die Töpfe und Pfannen, Schüsseln und Krüge und den Rost abzuwaschen. Nach einer halben Stunde war die Küche bis auf den kaputten Stuhl, der noch immer am Boden lag, wieder in Ordnung, sogar der Boden war gewischt worde. Zufrieden mit sich selbst nahm Sema einen Krug und eine Schüssel, hob den Stuhl auf und machte sich auf den Weg in den Garten. Strahlender Sonnenschein empfing sie, als sie die Haustür öffnete und in den kleinen verwilderten und zugewachsenen Garten hinaustrat. Er war wie die meisten Gärten in dieser Gegend nicht sehr groß. Die für diese Gegend typischen Samtabäume und einige andere Sträucher und Büsche waren darin von Natur aus gewachsen. Meistens beließ man seine Gärten so wie man sie vorfand, pflanzte einen kleinen Gemüsegarten an und stellte Gartenmöbel auf eine aus Steinen aufgebaute Terrasse. Das einzige was die meisten Familien in der Umgebung sonst noch änderten, waren ein größtenteils aus Steinen angelegter Weg zu der kleinen Straße, die in die nächste Stadt führte, und die meisten Familien hatten einen Holzzaun, wie auch die von Sema.

Jetzt bemerkte sie erst wie spät es heute schon war, da sie eigentlich noch bevor die Sonne ihre ersten Strahlen ins Haus werfen konnte auf dem Weg zum Felsen war. Das erste was Sema an diesem Morgen jedoch im Garten würde tun müssen, war den Stuhl zu reparieren. Seufzend, da sie dieses Handwerk hasste, ging sie in die kleine Werkstadt auf der Rückseite des Hauses und machte sich derart unzufrieden an die Arbeit, dass sie viel länger als nötig gwesen wäre dafür brauchte. Als sie fertig war, brachte sie den Stuhl wieder zurück ins Haus und machte sich auf den zu der kleinen Quelle, von der ihre Familie mit Wasser versorgt wurde. Früher hatte ihr ihr Vater oft erzählt, dass dies die heilige Quelle ihrer Familie sei, dessem Aufgabe es sei, dafür zu sorgen, dass sie immer genug zu trinken hatten. Sema hatte diese Geschichten geliebt und insgeheim glaubte sie selbst heute noch daran.

Wie Sema heute voller Freude – wenn auch nicht zum ersten Mal – feststellte, musste sie dabei etwas durch den Wald wandern. So würde sie zumindest etwas von der wunderbaren Natur, die sie Tag für Tag beobachtete, sehen. Wie jeden Morgen begrüßten die Tiere des Waldes die junge Frau fröhlich und ohne eine Spur von Angst, als diese ihren Weg kreuzte. Manche gingen auch noch ein Stück mit ihr mit und nicht wenige von ihnen streiften um ihre Füße und liesen sich streicheln. Einige wenige sahen sie sogar recht vorwurfsvoll an, wo sie denn so lange geblieben war, aber sie hatten ihr schnell wieder verziehen.

Sofort hob sich Semas Laune wieder und fröhlich summend ging sie weiter, wobei sie ein kleines eichhörnchenänlöiches Tier in den Händen hielt und zärtlich streichelte. Kurz bevor sie zur Quelle gelangte, liesen sie die Tiere jedoch wieder alleine und zogen sich wieder in den Wald zurück, wie als hätten sie zu große Ehrfurcht vor der Quelle und Semas Arbeit, um sie dabei stören zu wollen. Dass bestärkte Semas Gleube an die heillige Quelle, denn slie war der festen Überzeugung, dass Tiere mehr wussten als sie und ihresgleichen.

Die Quelle war hinter einer Gruppe von Laskabüschen versteckt, oft blieb sie hier stundenlang auf den kleinen Felsen, die sich neben der Quelle befanden, sitzten und beobachtete wie das Wasser langsam und friedlich über die Steine blätscherte. Nie hatte es etwas anderes getan und nur sehr selten war das Wasser über neue Wege geflossen, man konnte hier so leicht die Zeit und seine Pflichten vergessen, denn diese Quelle kannte die Zeit nicht, nur die aufgabe weiter munter vor sich hinzublätschern. Dass würde sie heute aber nicht geniesen können, denn heute würde sie sich beeilen müssen.

Etwas traurig, dass sie nicht länger hierbleiben konnte, machte sich Sema, nachdem sie den Krug mit dem herrlich kalten Wasser gefüllt hatte, wieder auf den Heimweg. Wobei sie wieder die Tiere begleiteten und sich dann am Waldrand von ihr verabschiedeten.

Dort angekommen ging sie zurück ins Haus und machte in der kleinen aber gemütlichen Küche Feuer, dann holte sie den Krug, mit dem sie zuvor Wasser geholt hatte und erwärmte das Wasser im Kessel, den sie über die Feuerstelle gehängt hatte, Er war schon etwas alt und rostig, an manchen Stellen hatte er auch ein paar Dellen, doch ihre Mutter und auch Sema selbst hatten sich bisher geweigert das alte Familienerbstück durch einen neueren besseren Kessel zu ersetzten. Mollon war schon von anfang an der Meinung gewesen, dass dieses grässliche Ding, wie er den Kessel nannte, verschwinden müsse, er hatte sich anfangs sogar geweigert irgendetwas zu essen, was darin gekocht worden war, hatte aber schon sehr bald eingesehen, dass die Familie diese Dinge einfach ignorierte. Selbst als er, was alle verblüfft hatte, angeboten hatte ihnen einen neuen zu kaufen, hatte Rillian nur gesagt, dass der nach einigen Jahren auch so aussehen würde und dass diese Familie ihren Kessel behalten würde, bis er kaputt geht, womit sich Mollon dann wiederstrebend und mürrisch schließlich doch noch einverstanden erklärt hatte. Als Sema jetzt an diesen kleinen Vorfall dachte musste sie schmunzeln, es schien schon so lange zurückzuliegen. Damals war alles noch viel einfacher gewesen, vor drei Jahren.

Aber jetzt, was sollten sie bloß machen, wenn die Medizin nicht wirken würde...

Seufzend wandte sich Sema mit ihrer Aufmerksamkeit wieder der Zubereitung des Frühstückes zu. Sie hatte in den lezten drei Jahren oft darüber nachgedacht und war nie zu einem Ergebniss gekommen, warum sollte sie also ausgerechnet jetzt die Lösung auf dieses blöde Problem bekommen. Nachdem sie noch einmal nachgeschaut hatte ob das Wasser schon kochte, ging sie in den Garten hinaus und erntete ein paar Sembabeeren, Kranusbirnen und andere Früchte die der Graten hergab in die Schüssel. Diese leerte sie in den Kessel und machte daraus einen guten Eintopf.

Gerade als sie sich den Regalen zuwenden wollte, um den Tisch zu decken hörte sie die Hufe eines Pferdes, nein es waren mehrere. Ein paar Augenblicke später waren die Tiere stehengeblieben und während Sema zu der kleinen Kommode hinübereilte hörte man die raue Stimme eines Samboten hereinwehen „Totil Moron! Totil Taglas!“

Hastig hohlte sie ein paar Senk und vier Tommos aus dem kleinen Geldsäckchen hervor und lief damit durch den Garten zu der kleinen Straße, die durch den Wald verlief hinüber. Freundlich begrüßte sie den Samboten und besah sich die herrlichen Gebäcke auf dem Wagen. „Terim Taglas menunan.“ fügte sie leiser hinzu. Nachdem sie sich die Taglas genommen hatte, gab sie ihm das Geld, verabschiedete sich freundlich von ihm und kehrte ins Haus zurück.

Den Tisch, der im Garten stand, ließ Sema mit einer kurzen Handbewegung – und einem verstollenen Blick zur Tür hin – sich selbst decken, sie selbst nahm den Rost um die Taglas aufbacken zu können. Während diese und der Eintopf langsam fertig wurden, ging sie mit der Kanne ihrer Uhrgroßmutter hinaus und melkte das letzte Samanta, das ihnen von sieben fröhlichen Tieren geblieben war. „Osina Mina!“ Gedankenverloren strich sie mit ihren zarten Fingern durch das weiche Fell des kleinen Tieres und flüsterte ihm liebevoll in die Ohren. Sie vermisste die anderen, doch wie der Greislauf des Lebens es wollte, waren sie nicht durch den letzten Winter gekommen.

Nach ein paar Minuten herhob sie sich und kehrte erneut in die Küche zurück. Als sie die Kanne abgestellt hatte, nahm sie den Kessel von der Feuerstelle und verteilte den Eintopf in die Schüsseln, die sich auf einem Tablett bereitgestellt hatten. Dann ging sie zurück zur Feuerstelle, holte die fertigen Taglas vom Rost und gab sie zu den drei Schüsseln auf den Tisch, wobei ihr wie jeden Tag auffiel, dass eine davon ziemlich klein war. Natürlich musste sie die Familie Mollons gut ernähren und aus diesem Grund blieb ihrer eigenen Familie oft nicht viel. Die kleine Schüssel würde die Portion für ihre Geschwister, ihre Mutter und sie sein. Während sich die vier Kinder und Mollon die beiden anderen Schüsseln, die mehr als doppelt so groß waren wie die ihre, teilten. Mit diesem Tablett ging sie in den Garten und stellte es auf den Tisch. Dann holte sie noch die Milchkanne und acht Gläser in den Garten. Noch nicht zufrieden mit der Erscheinung des Tisches und sehrwohlwissend, dass Mollon damit nicht einverstanden war, ging sie durch den Garten und pflückte einen kleinen Straus wunderschöner und gutriechender Frühlingsblumen. Diese gab sie in die Blumenvase, die auf dem Fensterbrett stand, füllte es mit aus der Erde gezogenem Wasser – sie hatte lange gebraucht um diese Fähigkeit zu obtimieren – und stellte diese in die Mitte des gedeckten Frühstückstisches. „Mhm sila.“

Das würde Mutter oder Vater bestimmt gefallen, die beiden lieben doch jedliche Art von Blumen.

Ach dein Vater ist tot Sema! Wie kann ihm da etwas gefallen, was in dieser Welt geschiet?

Weil er uns versprochen hat, dass er immer ein Auge auf uns haben wird, egal wo er ist. Nur weil er jetzt nicht mehr da...

Nicht mehr da?!! Er ist tot! Wann siehst du das entlich ein Sema! Dein Vater existiert nicht mehr! Er ist schon lange nicht mehr bei dir!

Oh doch er ist bei mir! Er wird immer bei mir sein! Du weißt doch gar nichts!! Mein Vater wird immer leben! Er ist nicht tot! Er lebt in den Herzen seiner Familie und er ist stolz auf das, was ich ihm zuliebe heute gemacht habe!

Das Bellen ihres Hundes lies das in Gedanken versunkene Mädchen hochfahren „Huch! Namira!“ Die Hündin sprang freudig an Sema hoch und versuchte ihr übers Gesicht zu lecken. Glücklich lächelnd setzte sie sich zu ihrem Hund ins Gras und strubbelete durch das seidige Fell der Pinnahündin. Die beiden schmiegten sich schließlich aneinander und Sema versank wieder in ihren Tagträumereien bis sie es hörte. Das Knarren der Dielen im Flur, ein Zeichen, dass sie warnen sollte jetzt lieber von ihrem Hund wegzugehen. Genau das tat Sema im nächsten Augenblick. Hastig sprang sie hoch und strich ihr Kleid glatt. Ohne auch nur noch eine Sekunde darüber nachzudenken, scheuchte sie ihre weiß-schwarze Hündin aus dem Garten, die sie beleidigt, aber verständnissvoll ansah, nahm den Wasserkrug, der vorhin noch neben der Blumenvase gestanden hatte und füllte ihn mit Wasser, dass sie wie schon zuvor aus der Erde zog. Diesen stellte sie für Mollon auf den Tisch, da er keine Samantamilch trank. Nicht weil er überhaupt keine Milch trank, im Gegenteil er liebte Milch eigentlicht, aber diese war ihm nicht gut genug, wie er bereits an seinem ersten Tag hier festgestellt hatte.

Gerade als sie die Portion ihrer Mutter aus der kleinen Schüssel in eine noch kleinere geholt hatte um sie zurück in die Küche zu bringen, öffnete sich die Tür.

Seras tollos quamis!“ Seine Stimme war tief und befehlend und kaum hatte er den Mund wieder geschlossen, als auch schon vier Jungen hinter ihm auftauchten und Sema hönisch angrinsten. Sie waren allesamt jünger als sie, aber sie hatten die Notwendigkeit sie herumzukommentieren. Als würde das noch nicht reichen, musste sie auch immer alles tun was sie ihr befahlen, da Mollon der Meinung war, dass seine Jungen sehr viel reifer waren als sie. Die anderen zwei Kinder, die noch im Haus wohnten und eigentlich hätten kommen sollen, erschienen nicht. Schmunzelnd dachte Sema darüber nach, dass sich wohl noch nicht alle in diesem Haus, dem nervigem alten Troll, der da vor ihr stand, unterworfen hatten. Doch als sie das Gesicht ihres Ziehvaters sah, wurde ihr kalt ums Herz. Der schadenfrohe Ausdruck in seinem Gesicht, wie er sie eben immer musterte, war einer wütenden Grimasse gewichen. Sein Atem ging nur noch keuchend, da er vor Zorn schon bebte.

Oh Nein! Meinen Geschwistern wird dieser Tag gewiss nicht gefallen! So wütend wie Mollon jetzt am Morgen schon aussieht! Er sieht doch meistens nicht mal am Abend so extrem zornig aus!

Erschrocken wich Sema ein paar Schritte zurück als er zu brüllen anfing. „Seras – tombos – manim – kal!“ Wütend funkelte er nun sie an bevor er unter größter Anstrengung noch drei Worte hervorbrachte: „Semalla! Herro Lanama!“ Dann brach er wütend auf einem der Gartenstühle zusammen und winkte seine vier Jungen freundlich zu sich, Sema bedachte er nur mit einem weiteren wütenden Blick.

Ha! Ich hasse dich! Musst du mich immer Semalla nenen?!! Ich hasse diesen Namen!!

Sema hasste es, dass er immer ihren richtigen Namen benutzte und sie nicht wie Rillian und Lalla Sema nannte. Ihre Mutter hatte sie immer liebevoll Namirana genannt, aber dazu war dieser Idiot einfach zu blöd.

Mit Mühe unterdrückte Sema ein wütendes Knurren, nahm die Schüssel und ging an ihm vorbei ins Haus.

Kann er nicht einfach verschwinden!?

Du weißt, dass das nicht geht! Wir brauchen ihn! Sie braucht ihn!

In der Küche eilte sie zur Kommode, nahm die Medizin ihrer Mutter heraus, holte dann den letzten Taglas, der noch immer auf dem Rost lag und ging in den Flur. Leise öffnete sie die Tür des Schlafzimmers ihrer Mutter, in dem zur Zeit auch ihre beiden Geschwister schliefen, da die vier Jungen die im Garten saßen, ihre Räume für sich beansprucht hatten, damit diese nicht aufwachen würde. Als sie sich umsah, stellte sie lächelnd fest, dass ihre kleine Schwester Lalla und ihr großer Bruder Rillian noch schliefen. Eigentlich hätte sie die beiden wecken sollen, damit sie sich schleunigst nach draußen zu Mollon begaben, aber das widerstrebte ihr zutiefst.

Ich werde ihnen auch ihr Essen bringen. Dann können wir gemeinsam im Haus, ohne den nervtötentem Geschrei von Mollon unser Frühstück zu uns nehmen.

Mit diesem Entschluss stellte sie die Schüssel, den Taglas und die Medizin für ihre Mutter auf den kleinen Tisch neben der Tür und ging in den Garten zurück.

Obwohl ihr Ziehvater und Rillians Meister sie wütend und missbilligend zugleich anstarrte, sagte er nichts und Sema nahm ohne ein Wort der Erklährung oder der Entschuldigung die kleinste der drei Schüsseln, drei Gläser und drei Taglas vom Tisch, die Portion für sie und ihre Geschwister.

Semalla wusste genau, dass diese drei Portionen so groß waren wie eine für jeden der kleinen Jungen am Tisch, aber so gehörte es sich eben. Mollon stammte aus einer reichen Sallonsfamilie und bestand so auf seinen Wohlstand in dieser Familie, wobei nicht er sondern seine Diener wie er die Familien seiner Schüler nannte, bezahlen mussten. Mollon war kein guter Meister, da diese ihre Schüler immer unter ihre Fittiche nahmen, aber dass hätte sich ihre Familie nicht leisten können, da sie so ungewöhnlich wie es auch war, drei Kinder in der Familie hatten, die Magie wirken konnten und diese nun auch beherrrschen mussten, so dass es sonst einfach viel zu teuer für normalverdienende Bauern wie sie gewesen wäre. Noch dazu war ihre Mutter jetzt erkrankt, was die Dinge zunehmend verschlechterte. Sie mussten achtgeben was sie taten, da der Frieden ja immerhin auch schon in Gefahr war, da die Wälder in letzter Zeit zunehmend austarben.

Erleichtert über die Tatsache, dass Mollon nichts dagegen gesagt hatte, dass sie mit ihren Geschwistern im Haus essen durfte, kehrte sie in das Schlafzimmer ihrer Mutter zurück.

Das Zimmer war dem ihren sehr ähnlich. Am Boden dieses Raumes waren zwei Felllager aufgebaut, wobei ihre Mutter in dem einem und Rillian und Lalla in dem anderen lagen. Es war auch genausogroß wie ihr eigenes. Die Wände waren ebenfalls aus Samataholz und der kleine Schrank der links neben der Tür stand war genauso wie der in ihren Zimmer aus Ebenholz, er war auch genauso alt wie ihrer. Rechts neben der Tür war noch ein kleiner Tisch auf dem sie jetzt auch das Frühstück für sie und ihre Geschwister neben der Portion für ihre Mutter hinstellte.

Semas Mutter öffnete die Augen und versuchte sich von ihrem Schlaflager zu erheben, was Sema mit wachsendem Unbehagen beobachtete.

Lanama bema tima!“ Erschrocken eilte Sema zu ihrer Mutter. Diese lächelte sie an und befolgte dann ihren Rat liegenzubleiben. Sema ging erleichtert wieder zum Tisch und holte das Frühstück für ihre Mutter. „Hier iss das“ Dann gab sie ihr den Eintopf. Salluna lächelte und nahm ihrer Tochter das Frühstück ab. „Danke mein Kind.“

Morgen Sema!“ Rillan war mittlerweile auch munter geworden und legte nun Lalla behutsam zur Seite um aufstehen zu können, dann deckte er sie wieder zu und stand auf. „Mutter geht es dir heute wieder besser?“ Rillan sah besorgt zu seiner Mutter hinüber, bekam aber keine Antwort auf seine Frage. Stirnrunzelnd ging er zum Schrank hinüber um sich anzuziehen, wobei Sema nicht zum ersten Mal auffiel, dass ihr Bruder zwar nicht ausergewöhnlcih anders als die meisten in dieser Gengend, aber trotzdem verdammt gut aussah. Er war muskulös und ziemlich schlank, hatte wie es in den weißen Wäldern typisch war schulterlange weiß-silberne Haare, die er meistens im Nacken zusammenband, damit sie ihn nicht bei der Arbeit störten. Seine Haut war vom selben Weißton wie die von Semalla und er hatte große weiße Augen. Dass was den meisten jungen Mädchen an Rillian aber besonders gefiel, war seine lange Narbe auf der rechten Wange, die im Sommer schwarz wurde, da dort seine Haut ziemlich dünn war und man so sein Blut schon sehen konnte. Rillian und dass mochte Sema an ihrem Bruder am meisten, war außerdem auch sehr nett und vor allem hatte er die Rolle des Vaters übernommen, seit dieser vor zehn Jahren gestorben war.

Jetzt strahlte sein weißer Oberkörper in dem Sonnenlicht, das durch die Löcher des Vorhanges fiel. Sema stand auf und öffnete ihn, damit sie das Fenster dahinter aufmachen konnte um frische Luft herreinzulassen. Salluna, die sich mittlerweile aufgerichtet hatte und zu essen begonnen hatte, sah schon viel besser aus, wie es Sema nun auffiel. Ihre Mutter hatte zwar noch immer eine fahle und eingefallene Haut und sah krank aus, aber es war nichts im Vergleich zu dem wie sie vor einigen Wochen noch ausgesehen hatte. Wie Rillian sagte sah sie haargenau wie eine ältere Ausführung von Sema aus. Mollon fand sie hässlich, erinnerte sich Sema plötzlich wieder wütend an seine blöden Kommentare.

Mollon, Rillian sollte sich mit dem Frühstück beeilen, sonst wird er nur noch wütender!

Rillan? Du solltes dich beeilen. Mollon ist schon wütend genug“, Semalla sah ihren Bruder ängstlich an, als sie sich an den Wutausbruch vor dem Frühstück erinnerte. „Ach Sema. Mein Meister hat dann eben einen wirklichen Grund mich das ganze Haus putzen zu lassen, dann muss er sich zumindest nichts ausdenken.“ Als er sich fertig angezogen hatte, nahm er zwei kleine Schüsseln aus dem Schrank, ließ seinen Blick kurz zur Tür schweifen und teilte den Inhalt der Schüssel auf dem Tisch gerrecht in drei Teile. Rillian nahm sich eins der Gläser und drank die Milch darin in einem Zug aus, dann sah er Sema lächelnd an und winkte sie zu sich an den Tisch. „Hier. Du musst auch schon hungrig sein.“ Mit diesen Worten flogen sowohl eine Schüssel, ein Taglas als auch ein Glas Milch zu Sema. „Danke!“ Dankkbar nahm sie neben ihm Platz und fing ebenfalls an zu Essen. Nachdem die beiden fertig waren, stellten sie die Sachen wieder auf den Tisch. Als Salluna plötzlich mit brüchiger und dünner Stimme zu sprechen anfing, schraken die die beiden hoch und schauten ihre Mutter erstaunt an. „Rillian? Du musst dich in Zukunft sehr gut um Lalla kümmern, da uns dein Meister in ein paar Tagen verlassen wird und ich dazu nicht in der Lage bin, wie zu zweifelsohne schon selbst bemerkt haben wirst.“ Verwirrt sah Rillian sie an, dass war ihm neu. Mollon würde verschwinden, aber es lagen doch noch drei Jahre Ausbildung vor ihm. „Natürlich Mutter, aber warum wird uns Meister Mollon den schon in ein paar Tagen verlassen? Ich muss doch noch drei Jahre bei ihm in die Lehre gehen und ich dachte er nehme seine Schüler nicht unter die Fittiche?“ Was war da los? Irgendetwas stimmte nicht, dass hatten Rillian und Sema schon mitbekommen. Jetzt sahen sie auch den traurigen Gesichtsausdruck ihrer Mutter.

Sie wird doch nicht...?

Sei nicht alber, dass würde sie nie tun!

Nein mein Sohn, du wirst nicht noch drei Jahre bei Mollon in die Lehre gehen. Hijra wird das für ihn übernehmen.“ Erschrocken wandte sich Sema jetzt ganz zu ihrer Mutter um, dass war ihr nun wirklich nicht geheuer. Leise meldete sie sich nun zu Wort: „Mutter? Aber ich dachte, dass jede Miesterin oder jeder Meister nur immer einen Schüler zu sich nehmen. Aber Meisterin Hijra hätte dann doch zwei.“ Verzweifelt versuchte Sema sich nicht auszumalen was dies bedeutete. Sie hatte schon oft von verzweifelten kranken Müttern gehört, die in ihrer Verzweiflung als letzten Ausweg ihre eigenen Töchter, in der Hoffnung auf Heilung wegschickten. Aber ihre Mutter konnte das doch nicht machen.

Nein Namirana. Sie wird nicht zwei Schüler haben. Rillian wird deine Stelle übernehmen. Es ist so, ach ich hätte es euch schon früher sagen sollen. Mollon weiß bereits bescheid und wohlmöglich ist er gerade dabei seine Sachen zu packen. Es ist so, ich kann dass nicht. Lanama ist mir vor ein paar Wochen das erste Mal im Traum erschienen und hat mir gesagt, dass du aufbrechen musst und dass ich Mollon wegschicken sollte. Zuerst hatte ich gedacht, dass das eine Ausgeburt meiner Fantasie gewesen sei, doch sie ist mir seitdem jede Nacht erschienen und nun habe ich ihrem Befehlen Folge geleistet. Namirana du musst spätestens morgen aufbrechen.“ Ungläubig starrten Sema und Rillian auf ihre kranke Mutter. Das konnte sie doch unmöglich ernst meinen, oder? „Aber Mutter, Lanama ist doch nur ein Hirngespinst. Es gibt sie doch gar nicht. Wo soll sie denn hingehen? Du kannst sie doch nicht einafch hinauswerfen!“ Es war Rillian der sich jetzt zu Wort gemeldet hatte und seine Mutter ungläubig anstarrte. Während er sprach, legte er schützend seine Hände um Sema. Salluna sah in nur mit undeutbarer Miene an und furh fort: „Es gefällt mir genausowenig wie euch, aber es muss sein. So glaubt mir doch, Lanama existiert wirklich. Es gibt viele die sagen Magie existiert doch nicht und seht euch doch an, ihr berherrscht Magie. Namirana muss gehen. Ich habe mir das nicht eingebildet Rillian. Ich bin mir ganz sicher, dass das die einzige Möglichkeit ist, die wir haben. Denkst du ich würde sie sonst wegschicken. Wenn alles gut gehen wird, werden wir uns schon bald wieder sehen. Und ich werde meine letzten Tage noch gemeinsam mit euch verbringen können. Bitte vertrau mir Namirana, ich liebe dich doch! Ich würde dir nie etwas böses wollen!“ Sallunas Stimme war brüchig und zitterte heftig. Es klang so als würde sie einen verzweifelten Kampf führen um nicht in Tränen auszubrechen und die Fassung zu bewahren und als Sema ihrer Mutter ins Gesicht sah, sah sie die Qualen, die sie nicht ganz verbergen konnte. Etwas musste geschehen sein. Keiner in den weißen Wäldern würde seine Kinder aus dem Haus werfen, wenn er ohne sie doch nicht leben konnte. Sema hatte ihren Kampf mit den Tränen bereits verloren und lag jetzt schluchzend in Rillians Armen

Warum Mutter? Warum? Bitte sag mir doch warum du das machst?“ Rillian der zuerst seine Schwester und dann seine Mutter verzweifelt ansah, konnte es nicht fassen. Was war geschehen? „Bitte Mutter! Sieh sie dir doch an! Du kannst Sema doch nicht einfach hinauswerfen! Bitte! Sie ist doch deine Tochter!“ Es war nur noch ein Flehen, denn er wusste, dass es hoffnungslos war, niemand konnte Sallunas Entscheidung jetzt noch ändern.

Ich will doch auch nicht! Aber es muss sein! Ihr kennt die Legende und es wird nicht für immer sein! Ich bin mir sicher, dass wir uns wiedersehen werden!“

Salluna hatte den Kampf mit den Tränen schließlich auch entgültig verloren und ging nun, ihre Krankheit nicht beachtend zu ihrer schluchzenden Tochter um sie in den Arm zu nehmen. So lagen sie nun lange da. Mutter und Tochter, beide weinten fürchterlich und lagen in den Armen Rillians, der es noch immer nicht fassen konnte. „Meine kleine Namirana. Ich will doch nichts lieber, als dass du hierbleibst, aber es geht nicht. Ich will dich doch nicht verlieren, aber du wurdest auserwählt. Bitte glaube mir! Es gibt nichts was ich lieber tun würde, als das alles zu ignorieren, aber es geht nicht! Das Schicksal unserer Welt liegt in deinen Händen!“ Salluna stand auf und ging zum Schrank. Immer noch schluchzend und am ganzen Körper zitternd, öffnete sie ihn und nahm eine kleine Holzschatulle hervor. Sie war aus dem edlen und sehr teuren Minuraholz geschnitzt und war sicher das Kostbartste, was in diesem Haus existierte. Mit dieser kam sie jetzt zu Sema zurück. „Ich habe nie verstanden warum unserer Familie dieses Erbstück gehört hat, aber heute scheint mir alles klar zu sein.“ Mit diesen Worten öffnete sie die Schatulle und nahm ein Amulettt hervor. „Das ist das Zeichen Lanamas. Trage es bei dir und du wirst sicher sein.“

Als sich nach einer Stunde die Tür öffnete und Mollon mit seinen Jungs hereinkam um sich zu verabschieden, verstand die kleine Lalla die Welt nicht mehr. Schluchzend hatte Salluna ihren Kindern erklärt, dass Sema nun gehen müsse, hatte ihren Hund gerufen und sich von ihr verabschiedet. Rillian hatte es seiner Mutter traurig gleichgetan, doch als es an Lalla war sich zu verabschieden, sah diese ihre Familie nur fassungslos an und brach dann in Tränen aus. Ihre große Schwester konnte doch nicht einfach gehen. Sie konnte doch nicht einfach verschwinden. 

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