Gedichte
Von oben herab

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"Von oben herab"
Veröffentlicht am 20. April 2013, 6 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.
Von oben herab

Von oben herab

Beschreibung

Gunda gab mir einen Wink! So war es an mir, revolutionäre Gedanken zu ersinnen, der Gerechtigkeit, mittels Brüderlichkeit, zum Siege zu verhelfen. Dank euch, Gunda und Slov!

Eine Schnecke, die hoch gekrochen

Auf ihrer schleimigen Spur

Hinauf auf den höchsten Turm

Setzt sich auf den Zeiger der Uhr

 

Dem Wurm, der unten bleiben musste

Weil er eben nicht schleimen kann

Ruft sie in perfektem Kasernenton zu

„Jetzt zeig ich die Stunde an!“

 

„Schau hoch, du erbärmlicher Erdenwurm!

Ja, schau nur hinauf zu mir!

Ich zeig dir, welche Stunde geschlagen hat!

Ich bin jetzt das höchste Tier!“

 

Das wurmte den Wurm so mächtig

Dass er nachzusinnen begann

Wie er mit seinen irdischen Kräften

Die Hierarchie verändern kann

 

Er kroch hinab in die Erde

Ja, er vergrub sich tief unterm Turm

Da sah er die hölzernen Pfähle

Und sprach: „Wozu bin ich Wurm?“

 

Fraß sich satt an dem alten Holze

Doch übersah er dabei

Einen scharfen, rostigen Nagel

An dem riss er sich entzwei

 

Das war’s wohl, nun werde ich sterben

Dachte er, dort tief unterm Turm

Da sah er dicht neben sich nagen

Am Holz, einen zweiten Wurm

 

„Wer bist du? Und wo kommst du her?

Bist gar ein Wurm aus fernem Reich?“

„Ich bin Geist von deinem Geiste

Und auch Fleisch von deinem Fleisch!“

 

So nagten sie fortan zusammen

Als Brüder, am Holz unterm Turm

Scherten sich nicht um rostige Nägel

Die Familie wuchs, Wurm um Wurm

 

 

Bald waren’s millionen Würmer

Brüder vom Fleische und auch im Geist

Die haben in wahrem Fressrausch

Die Fundamente des Turmes verspeist

 

„Fünf vor zwölf!“ schrie von oben die Schnecke

„Fünf vor zwölf! Du elender Wurm!“

Da begann es um sie zu beben

Er brach zusammen, der stolze Turm

 

Sie wollte noch springen vom Zeiger

Doch da war ihr ewiger Schleim

Von der Sonne ausgetrocknet

Der sie band wie das Buch der Leim

 

Da lag nun die Schnecke zerquetscht

Noch schleimig unter den Trümmern

Und die Würmer zogen weiter

Sich um andere Türme zu kümmern


                                                                                                     PeKa  

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Über den Autor

pekaberlin
Einst brach ich auf, eine Welt zu erobern! Heut sitz ich in einem Käfig voller Narren! So kam ich zum Entschluss, "Will Hofnarr sein!" Und daran arbeite ich nun, in Berlin, das durch seine einmalige Nähe von Ost und West vielleicht schon einen Gedanken voraus ist. Mag sein, dass dieser Gedanke auch Nord und Süd einander etwas näher bringen kann.

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pekaberlin Re: -
Zitat: (Original von ViktorL am 17.05.2013 - 21:28 Uhr) Ja die Schleimer....ich bin ja gespannt, ob die Würmer einmal so schnell sein werden, wie Schleimer die den Turm besteigen.
Sehe aber auch viele "zahnlose" Würmer...

Abgesehen davon, finde ich Deine Zeilen äußerst unterhaltsam!!

LG
Viktor


Ja, Viktor,
die zahnlosen Würmer, die auch Angst haben, dass man sie zerreißt, weil sie nicht wissen, dass sie danach zu zweit sind.
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
avewien Ja die Schleimer....ich bin ja gespannt, ob die Würmer einmal so schnell sein werden, wie Schleimer die den Turm besteigen.
Sehe aber auch viele "zahnlose" Würmer...

Abgesehen davon, finde ich Deine Zeilen äußerst unterhaltsam!!

LG
Viktor
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Die Fortsetzung von Gundas Gedicht ... -
Zitat: (Original von MarieLue am 12.05.2013 - 16:44 Uhr) ... hat mich schmunzeln lassen! Man sieht sich immer zwei Mal Leben, sag ich immer. Hier hat´s mal wieder geklappt.

Wirklich witzige Zeilen!

Herzliche Grüße
Marie Lue


Tja,
drum sagen wir ja auch: Auf WIEDERsehen!
Wenn Sprache Floskel wird, ist man immer in Gefahr auch die Erdung zu verlieren. Eben abgehoben zu sein.
Vielen Dank und liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
MarieLue Die Fortsetzung von Gundas Gedicht ... - ... hat mich schmunzeln lassen! Man sieht sich immer zwei Mal Leben, sag ich immer. Hier hat´s mal wieder geklappt.

Wirklich witzige Zeilen!

Herzliche Grüße
Marie Lue
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Oh, das ist aber brutal -
Zitat: (Original von MarionG am 02.05.2013 - 07:03 Uhr) Gemeinsam ist man stark.
ODER: Das Volk hat die Macht.
Eine intereessante Fabel, die man in verschiedene Richtuingen interpretieren kann.
Liebe Grüße
Marion


Hallo Marion,
schön von dir zu lesen!
Ja, das ist die Macht der Fabel!
Danke dir und liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Oh, das ist aber brutal - Gemeinsam ist man stark.
ODER: Das Volk hat die Macht.
Eine intereessante Fabel, die man in verschiedene Richtuingen interpretieren kann.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: So, jetzt ... -
Zitat: (Original von Gunda am 23.04.2013 - 22:02 Uhr)
... aber. Gelesen habe ich das Gedicht inzwischen dreimal und jedes Mal kam etwas dazwischen, wenn ich kommentieren wollte.

Wie schrieb Slov in einem seiner Gedichte: Komm stell dich an meine Seite und du gewinnst genau wie ich an Breite.
So ist es auch mit den Würrmern: Gemeinsam sind sie stark.
Wie ich schon sagte: Interessant weitergesponnen, der Faden von Schnecke und Wurm, und ganz anders, als ich selbst ihn im Hinterkopf hatte.

Prima, Peter.

Lieben Gruß
Gunda

PS: Herrliches Bild: Eine Schnecke, die vom Turm springt ... :o)


Genau, Gunda!
Und viele Hinterköpfe sind auch stärker als einer!
Aber hast du noch nie was von der Springschnecke gehört?

Dank dir und liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: Na, Bruder, -
Zitat: (Original von DoktorSeltsam am 23.04.2013 - 08:43 Uhr) da kann man ja wahrhaftig vieles hineininterpretieren. Um den Kommentar meines Vorredners auf die Spitze zu treiben: "Würmer zur Sonne zur Freiheit, Würmer zum Lichte empor, hell aus dem dunklen Vergangnen leuchtet die Schleimspur hervor..."

Soll noch einer sagen, ich sei nicht bewandert in der schönen, alten Kunst des Absingens von Arbeiterliedern. In meiner Jugend nannte man mich nicht grundlos Ernst Busch!

Liebe Grüße

Fritze Engels


Ja, ja, Brüderchen,
aber im Untergrund muss man die Schnauze halten, sonst landet man wie wir in der Geschlossenen (das haben wir nun von dem ewigen Gesinge).
Aber eines können wir ja auch - uns teilen!
Lass uns heute im Keller einen Schweigetrunk nehmen, mit all unseren multiplen Brüdern! Dabei können wir dann die Fundamente der Anlage inspizieren.
Liebe Grüße ... ach, ... du weeßt schon ...
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: -
Zitat: (Original von Milan01 am 21.04.2013 - 10:54 Uhr) Würmer der Erde, vereinigt euch. Packen wir`s an, es gibt noch viele Türme.
So ein Thema, so toll in ein Gedicht verpackt. Hut ab.
Lg Milan01


Ja, Milan,
und jeder Schlag der uns zerteilt, verdoppelt unsere Kraft!
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Re: -
Zitat: (Original von Brigitte am 21.04.2013 - 10:45 Uhr) ich konnte Schnecken noch nie ausstehen, egal in welcher Form. Bravo !! Lieben Sonntagsgruß Brigitte


Nun ja, Brigitte,
in der Natur haben sie ihre Berechtigung, sonst wären sie längst ausgestorben.
Aber als menschliche Metapher sind sie unausstehlich und sterben wohl erst aus, wenn wirklich alle Menschen gleich sind.
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
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