Beschreibung
Diebstahl oder nicht, was steckt dahinter?
Die Eidechse mit den Glitzersteinchen
Der Frachtraumer KONGJAR jagte auf seinem Routineflug von Ceti Tauri Gamma nach Ceti Tauri Alpha durch den Hyperraum. An Bord befanden sich der Eigner Olg Korempo, ein verwegener Typ mit Knollennase und brandroten in kleinen Zöpfen geflochtenem Haar und sein Freund Seng Tarrasi, ein etwas farbloser Glatzkopf. Die zwei Frachträume der KONGJAR waren mit verderblichen Waren gefüllt, die im Ceti-Tauri-System verkauft werden sollten. Eine kleine dritte Frachtkammer lag etwas Abseits und war gut verschlossen. Zwei Gäste befanden sich noch an Bord. Der Einheimische Tak Lakat von Ceti Tauri Gamma, der sich für einige Klax einen Platz auf dem Raumer gekauft hatte; ein eigentümlicher Kerl mit schleichendem Gang und undurchdringlichem Gesichtsausdruck. Aber als Echsenwesen hatten alle Ceti Tauri diesen schleichenden Gang und diese starren Gesichtszüge. Tak Lakat war in seiner Kabine und schien sich nicht von der Stelle rühren zu wollen. Der zweite Gast, Sora Tem’pau, eine Archäologin, humanoid, von kleinem Wuchs, mit bronzenfarbener Haut und lila gesprenkelten schwarzem Haar, weilte auf Bitten der Regierung des Ceti-Tauri-Reiches auf der KONGJAR. Sie sollte eine kleines, wertvolles Artefakt ins Geschichtsmuseum der Hauptstadt Alpharum bringen. »Hast du das Artefakt schon gesehen, Seng«, fragte Olg seinen Freund. »Nein, habe ich nicht.« Olg Korempo fing an zu feixen: »Eine Eidechse ist es. Stell dir doch mal vor, eine Eidechse mit irgendwelchen glitzernden Steinchen. Ich lache mich noch tot. Und das soll deren 'Mutter Erde' sein..., hab’ ich von der Tem’pau. Verstehst du? Die 'Mutter Erde', eine Eidechse... Na, mir soll’s egal sein. Habe das Ding in den großen Laderaum eingeschlossen.« Er boxte Seng Tarrasi in die Seite: »Hauptsache, wir haben vor der Regierung der Cetis Ruhe.« Die Tür wurde aufgerissen und Sora Tem’pau stand rot vor Wut im Türrahmen. Sie stürzte sich wie eine Rachegöttin auf Olg Korempo: »Was hast du mit dem Artefakt gemacht? Es ist verschwunden. Ich kenne solche Leute wie dich. Du weiß natürlich ganz genau, dass die 'Mutter Erde' mehrere Tausend Klax wert ist. Her mit dem Artefakt!« Olg schreckte vor dieser Furie zurück. »Sora Tem'pau, halt' die Luft an, ich weiß nicht, wovon du sprichst?« »Wenn ich nicht bis zur Ankunft auf Ceti Tauri Alpha dieses Artefakt zurück habe, dann passiert ein Unglück«, schrie Sora Tem’pau erbost, »Übrigens, der Sicherheitsdienst von Alpharum wurde von mir informiert.« Sora warf ihren Kopf zurück und verschwand wieder. »Seng, jetzt sitzen wir aber in der Tinte. Der Sicherheitsdienst darf auf keinen Fall auf unser Schiff. Wir müssen herausfinden, wer die Eidechse hat. Ich weiß, du hast sie nicht und ich habe sie nicht. Sag, Seng, woraus besteht das Artefakt?« »Vor allem aus Rodinium.« Seng überprüfte den Frachtraum mit seinem Handscanner: »Warte mal, hier ist noch etwas Komisches. Chlorophyll.« »Chlorophyll?« »Halt dich fest Olg, in dem Chlorophyll gibt es noch tierische DNA.« »Tierische DNA?« Seng ging an den Computer: »Computer, Analyse der Probe.« Die Computerstimme schnarrte: »Die Probe stammt von einem Tier, einem Plantur, vier Beine, kein Fell, sondern Blätter, Herkunft unbekannt.« »Ein Tier? Eine wandelnde Staude?», Olg schüttelte verwundert seinen Kopf, »das gibt’s doch nicht. Seng, sag, wohin führt die Rodiniumspur?« »Zu dem Ceti.« »Nun dann befragen wir ihn mal. Ich traue dem sowieso nicht über den Weg.« Olg Korempo hämmerte an Tak Lakats Kabinentür: »Aufmachen, sofort aufmachen!«»Was soll der Lärm?« »Das wirst du gleich merken. Rücke das Artefakt sofort raus.« »Wovon sprichst du denn eigentlich?« »Ganz einfach, die Spur des Rodinium führt zu dir. Du musst das Ding haben«, brüllte Olg Korempo. »Mach dich nicht lächerlich. Ich komme von Ceti Tauri Gamma. Dort hat jeder Kontakt mit Rodinium. Es ist also nicht verwunderlich, dass du welches an mir findest.« »Wo hast du deinen Plantur?« »Was?« »Kennst du Planture?« »Ja, die Humanoide, die mit mir an Bord gegangen war, hatte im Raumhafen einen. »Die Archäologin?« Olg Korempos Kinnlade klappte herunter. »Seng, gehen wir zu dieser Hexe.« Er rüttelte an Soras Tür. »Aufmachen Tem’pau!« »Ah, Olg Korempo? Hast du etwa das Artefakt schon gefunden?« »Tu doch nicht so scheinheilig. Du hast dir das Artefakt selbst unter den Nagel gerissen.« »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, antwortete Tem’pau pikiert. »Seng, scanne mal die Kabine der gnädigen Dame.« »Olg, hier ist überall Chlorophyll.« »Gestehe Miststück!« Da brach Sora Tem’pau weinerlich zusammen. »Das Artefakt ist mehrere Tausend Klax wert. Ich teile den Erlös gerne mit dir, wenn du willst«, jammerte sie. »Schweig! Was hat der Plantur damit zu tun?« »Er hat es verschluckt und würgt es wieder heraus, wenn ich es will.« »Und wo ist er jetzt?« »Ich weiß es nicht. Er ist weg.« »Und das soll ich dir glauben?« »Es ist die Wahrheit«, gab Sora geknickt zurück. Olg Korempo wandte sich leise an Seng: »Das fehlt uns gerade noch. Wir müssen den Plantur unbedingt finden. Den Sicherheitsdienst können wir hier nicht gebrauchen. Die Zeit wird knapp werden.« Der Frachtraumer näherte sich unerbittlich dem Planeten Ceti Tauri Alpha. Die automatische Steuerung schwenkte in dessen Orbit. Die KONGJAR befand sich in Transporterreichweite. Aus der Kommunikationsphalanx tönte eine Stimme: »Frachter KONGJAR, hier ist der Sicherheitsdienst von Ceti Tauri Alpha. Das Schiff ist am planetaren Traktorstrahl angekoppelt. Wir kommen an Bord.« »Mist, Seng, was machen wir jetzt? Wo ist nur der verdammte Plantur?«, polterte Olg Korempo. »Olg, immer ruhig. Wir haben nichts zu befürchten. Die werden nur in den großen Frachträumen alles umstülpen. Dann kommt dieser verflixte Plantur auf alle Fälle zum Vorschein.« »Du hast Recht, Seng«, erwiderte Olg Korempo etwas gefasster. Inzwischen hatte sich ein Trupp des Sicherheitsdienstes von Alpharum an Bord der KONGJAR gebeamt. »Olg Korempo, die Ermittlung liegt jetzt in unseren Händen«, erklärte der Sicherheitschef kühl. Er gab seinen Leuten die Anweisung, die Handscanner auf einen Plantur zu kalibrieren. Olg reagierte verblüfft: »Woher weiß der von dem Plantur? Wieso denken die, dass sie mit ihren Scannern das Vieh finden können?« Olg wunderte sich noch darüber, da donnerte der Sicherheitschef schon los: »Korempo, öffne diese Tür und zwar plötzlich!« Olgs Herz blieb vor Schrecken fast stehen. Das war seine Geheimkammer. Er öffnete sie zögernd. »Na, was haben wir denn da?« In der Kammer saß der Plantur. »Jetzt müsst ihr mir nur noch erklären, was die vielen getrockneten Satanablüten in diesem Raum sollen. Es scheint, dass wir euch endlich erwischt haben. Ja, ja, eine Million Klax, sind jetzt einfach – hui - so weg. Habt ihr etwa gedacht, dass ihr mit eurem Rauschgiftschmuggel durchkommt?«, zischte der Sicherheitschef durch seinen Reptilienmund.Olg Korempo und Seng Tarrasi legten den Rückwärtsgang ein und stießen mit Sora Tem’pau und Tak Lakat zusammen. »Halt!«, riefen beide wie aus einem Munde, »Es ist aus. Wir sind ebenfalls vom Sicherheitsdienst.« »Vom Sicherheitsdienst? Und das Artefakt?« »Pah,« entgegnete Tem’pau frostig, »das Artefakt? Wertloser Müll! Wir brauchten einen Grund, eurer Schiff scannen zu können? Wir haben euch schon lange im Visier, ihr Satanablütenschmuggler.« »Und wie kam der Busch mit vier Pfoten in diesen Lageraum?,« brachte Olg Korempo mit letzter Kraft hervor. Sora flüsterte Olg ins Ohr: »Wer weiß schon, was ein Plantur alles kann.« Olg Korempos und Seng Tarrasis Karrieren fanden in diesem Moment ihr Ende.