Romane & Erzählungen
In einem anderen Land - Teil VIII.

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"In einem anderen Land - Teil VIII."
Veröffentlicht am 17. April 2013, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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In einem anderen Land - Teil VIII.

In einem anderen Land - Teil VIII.

Männer versus Frauen

Frauen!

Männer!

Wie oft geriet er in Situationen, wo Frauen nachgerade, wenn nicht offensichtlich, aufgebracht waren, späterhin so deutlich und eklatant spürbar, dass ihm kopfschüttelnd die ganzen Abläufe noch einmal glas-klar vor Augen abrollten und sein Kopfschütteln Ausdruck über seine Verwunderung war: als er sie heimbrachte, hatte er jegliche Ahnnäherungsversuche unterlassen, stattdessen auf Doof-Romantisch wie Ich-spiele-Dir-jetzt-die-Gitarre gemacht.

Was sollte das blöde Geschlechter- Spiel denn? Also hier jetzt das zwischen ihm und den Frauen.

Näherte man sich ihnen zunächst schon mal in Gedanken, so schienen sie das zu spüren und mit Anti-Hormonen um sich zu schießen. Er ging denn lieber in Deckung, steigerte sich in seinem unbeschränkten-beschränkten Altruismus in romantisierten Vorstellungen hinein, Frauen wollten kaum Sex und wenn, wollten sie beeindruckt, nenne es erobert und umscharwenzelt werden.

Doch hatte er allmählich diese Geeiere sattsam satt. Dann lieber gleich zu den Männern, wo die Sache klar war. Kein Getue, Geziere, Gebalze, Maus ran an den Speck und aus die Maus!

Kurzum, diese Paradoxie der Frauen ging ihm schon immer gehörig auf den Sack. Lieber gleich die Finger davon weglassen, im Endeffekt besser.

Oder liegt es an ihm? Eine Frage des Standpunktes, und der Lust. Oder des Ehrgeizes, letzten Endes dieses. Sein Ehrgeiz!

Ehrgeiz – ha, männliches Draufgänger-, Gipfelstürmer- und Abenteuerertum.

Dann das Missverständnis, das jedes Mal auftrat, weil er sich einbildete, Frauen, Mädchen muss man besonders zuvorkommend behandeln. Wahrscheinlich denken Sie, man behandele sie wie eine alte Lady, weswegen sie darüber so albern ins Kichern verfallen. Aber wie ein Rüpel sie zu behandeln, missfällt ihm. Warum rüde sein, wenn es krude ist? Warum überhaupt diese Verzerrungen? Wenn ihn nur nicht diese Schuldgefühle quälten und hemmten, dass er sie nicht fein, zart oder ungrob genug behandeln würde, so dass es zu diesen Missverständnissen kam, dann würde er ihnen unbefangen gegenüber treten können und besäße die besseren Karten als so.

Entweder er verfiel in jene für sie lachhafte romantische Verrenkungen oder er wurde hart und produzierte einen harten Tonfall, der ihn selbst abstieß, gegen den er aber machtlos war. Die Folge ist daraufhin natürlich Abwehr, Widerstand und Verhärtung. Das kann er nur zu gut verstehen, auch wenn er sogleich merkt, kann er sich doch nicht stoppen.

Frauen!

Männer!

So unterschiedlich wie nur etwas. Aber diese Frau hier, mit der er ihm Urlaub war, war so nachgiebig, gefügig und handsam wie seine große Liebe, sein Freund. Jener war, wann immer er ihn brauchte, zur Stelle. Diese Stellung nahm sie jetzt ein und füllte sie bestens aus.

Wahrscheinlich, wenn beide Menschen stellvertretend genommen, unterschieden sich Männer und Frauen in nichts. Sein Vergleich gründete ja nur auf einen Mann und viele Frauen. Der Mann, sein Jugendfreund, war nun wie diese Frau, die sich über das Frausein auch noch als Kumpel gebärdete. Das war wünschenswert und sollte so sein.

Die dicken Lippen des Freundes, liefen jedem sinnlichem Schwarzengesicht den Rang ab. Sind die Lippen schon nach außen gewölbt, nicht nach innen gerichtet, nach innen verbiestert, verschlossen, signalisierend, komme mir keiner daran zu nahe, dann verging einem ganz die Lust, noch bevor sie auf Trab kam. Nein nach außen gewölbt, wie ein aus einem großen Dekoltèeausschnitt hängender, herausplusternder Busen. Ja, so kann man es sagen: was der Frau der Busen ist einem sinnlichen Mann seine bis zum Platzen und  Bersten vibrierenden wulstigen Lippen.

Auch der Körper von Männer unterschied sich stark. Zwar war es lachhaft, was im Biologieunterricht propagiert wurde: Mann schmale Hüfte, breite Schulter; Frau schmale Schulter und breite Hüften - dennoch waren letztere doch geschmeidiger, weicher und abfedernder, möglicherweise wegen des tradierten oder neuhinzugewonnenen Babyspecks. Jedenfalls gaben Männer mehr Knochen, Kanten und Ecken preis. Die Haut war auch rauer, nicht nur um die Backe. Und diese taktile Rauheit war fast mit Männlichkeit gleichzusetzen, wenn man ein stereotypes Vorurteil bedienen wollte. Gleichviel, Männer waren körperlich widerspenstiger, härter, boten mehr Flächen zum Abarbeiten.. Ließen einen nicht so schnell ins Leere fallen, in eine Geschmeidigkeit, die einem Angst und Schrecken einflößte. Frauen setzten die Verkrampftheit des Mannes oder Männlichkeit mehr außer Kraft als dies Männer mit Männer tun konnten.

 

Den schwerste Vorwurf, den man Frauen machen kann, besteht darin, sie als unsauber zu bezeichnen. Reinlichkeit war das oberste Gebot.

Von daher ließ sie nicht locker. Tagelang. Sie verbitte sich solche Ausdrücke. Mit warmer Stimme versuchte ich ihre in Rage geratene Wut wieder zu besänftigen, aber nach einer Weile war sie wieder dort, wo sie vor meinen Schlichtungsversuchen bereits gestanden war. Am Anfang war ich zu starrsinnig, um mich zu entschuldigen. Ich fühlte mich im Recht. Schließlich hatte sie mich oft genug aus dem Schlaf gerissen, als ich geschnarcht hatte. Nun war sie eben dran. Aber der Begriff „Suckel“ umfasste eben  mehr als bloß ein grunzendes, kleines Schwein. Es war ein Infrage-Stellen ihrer Bemühungen, sauber, rein und ordentlich zu sein, stets den Körper gewaschen zu haben und sollte sie auch zweimal am Tag zum Waschlappen greifen müssen. Ihr nachzusagen, sie wäre schlampig in dieser Sache, war unverzeihlich.

Ich bereute schon, dass ich sie so genannt hatte. Noch aber war ich, wie gesagt, zu stur, um mich zu entschuldigen. Die Aussicht darauf ermüdete mich zudem. Da galt es einen großen, einen sehr großen Berg zu überwinden. Ich seufzte angestrengt.

„Dabei bist Du doch die größte Suckel!“ Wieder einmal solch ein verbaler Austausch, unzählige mittlerweile. Sie spielte darauf an, dass ich ungehindert und schamlos auf offener Straße furzte. „Damit zeigst Du den Mitmenschen nur Deine Ignoranz und Verachtung!“ „Na, na!“, wehrte ich ab. „Zumindest begegnest Du ihnen so. Sie müssen sich vorkommen, als würdest Du sie völlig ignorieren, Du ihre Gegenwart missachten würdest und du sie somit schließlich vor den Kopf stößt.“ „Aber, wenn man nicht einmal in sozusagen freier Wildbahn auf offener Straße furzen darf, wo dann überhaupt?“ Das spielte natürlich darauf an, dass ich es peinlichst unterließ, in ihrer Gegenwart es zu tun. Unter der gemeinsamen Decke sozusagen. Das räumte ich jetzt gegen sie ein, dass ich mir dies mittlerweile immerhin habe abgewöhnt.

„Das tut nichts zur Sache!“ Sie war heute einfach unerbittlich. Selbst auf der Straße gehörte sich das nicht, war ihr starrer Standpunkt.

Jetzt war es an mir, sich frei von Schuld zu waschen. Dazu musste ich den Vorwurf, den sie mir, seit wir uns kennen,  immer wieder machte, entkräften, sich sauber zu halten.

Ich zählte im einzelnen auf, was ich regelmäßig an mich wusch. Ich musste dies tun, da ich es für nicht gesund hielt, sich alle zwei Tage zu duschen oder öfter sogar. Mein Argument, dass mein Körper kaum Schweiß absonderte, blieb unwidersprochen. Ich schwitze kaum an den Achseln zum Beispiel. Trotzdem mussten natürlich jeden Tag, Weichteile, Anus und sowieso die Zähne gewaschen werden. Ich schilderte, dass ich mich besonders rein hielt an Zehen und Füßen. Die Nägel wurden auch dort regelmäßig abgeschnitten, da sie Horte des Schmutzes bilden konnten. Es klang sehr überzeugend. Jedenfalls hörte sie meiner Aufzählungs-Tirade ungerührt zu. Als ob ich in einer Beichte war, wo der Priester den Sünder erst einmal der Reihe nach, den Zehn Geboten nach, penibel seine Sünden sich bekennen ließ, bevor er bereit war, die Absolution zu erteilen.

Die ganze Palette habe ich ihr heruntergebetet. Dass ich regelmäßig die Vorhaut herunterziehen muss morgens beim Waschen, um die darin sich gerne wuchernden Keime, Pilzen und Bakterien abzuwaschen; das regelmäßige Maniküren, insbesondere die sich gerne bildenden Fleischablagen, das Entfernen zwischen Nagel und Finger, das nur zu oft rote Narben hinterließ, wonach sie öfter fragte, woher diese denn rührten…

 

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