Beschreibung
Seit ich die Pflege für Christel übernommen habe, weiß ich die Arbeit der Pflegekräfte besser als zuvor zu schätzen
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Es gibt Stunden, da verfluchst du im Inneren die schmerzenden Muskeln oder die Stellen an denen die Schmerzen dir zeigen, dass es da auch welche gibt. Vorher hast du von denen nie etwas gewusst, schon gar nicht zur Kenntnis genommen.
Es gibt Momente, da musst du dein erstes Ekelgefühl verdrängen, das dich überkommt, weil deine Nase dem Gehirn gemeldet hat, dass es kein Käse ist, der den Geruch verströmt.
Du bist vernünftig ergreifst Waschlappen und Initiative und freust dich Minuten später über das gelungene Werk, während dich ein Gefühl des Mitleids ergreift, denn ihre Augen verraten dir, wie peinlich, wie hilflos sie sich vorkommt.  Du denkst einen Moment daran, wie es dir vorkommen würde, wenn du regungslos da liegst und fremde Hände oder auch bekannte, aber nicht deine Hände die Geschlechtsteile und den Po reinigen.
Du weißt, dass sie das Gleiche für dich getan hätte.
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Du hoffst, dass deine negativen Gefühle, ja auch die Abscheu zu Beginn nicht in deinem Gesicht zu lesen waren, denn dein Herz ist dominant. Es hängt ohne jeden Vorbehalt an dieser Frau.
Du nimmst sie in deine Arme, presst dein Gesicht an ihre Brust, hältst sie fest und spürst ihre Hand an deinem Nacken, die ihn für Minuten nicht loslassen will. Obwohl sie müde ist, ihr rechter Mundwinkel hängt tief, was ein sicheres Zeichen für ihre Ermüdung ist, hält sie dich, gibt dir Halt.
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Sie, die so schwer erkrankte, sie, die nicht mit dir sprechen kann und sich nur mit deiner Hilfe und dem Rollstuhl bewegt. Sie, die noch immer nicht selbst entscheiden kann, wann und wie oft sie urinieren muss, alle Ausscheidungen verschwinden über Dauerkatheter und Inkontinenzmaterialien ein oder mehrmals am Tage.
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Auch Speisen und Getränke werden eher zugeführt, eine Magensonde führt direkt von der Bauchdecke bis in den  Magen hinein, ohne dass sie dazu Entscheidungen trifft. Das machen, das müssen andere für sie tun.
Dennoch gibt wunderbare Momente, die dir Kraft geben, weiter zu machen und Glück zu empfinden.
Besonders in den Morgenstunden.
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Ihre grünen Augen strahlen dich an und ein Lächeln ihrer Lippen ergeben ein bild, das dich veranlasst, ohne lange zu überlegen, ihren Körper in deine Arme zu nehmen und eng an dich zu pressen. Es scheint ihr so zu gefallen, dass sie keine Regung mit der gesunden linken Hand macht, mit der sie sonst Unliebsames versucht abzuwehren.
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Sie packt nur zu und so halten wir uns gegenseitig Minuten lang fest, geben uns Kräfte, die kein Sportstudio antrainieren kann.
Deine Geduld, der Faden reißt sehr oft, weil doch alles viel schneller gehen müsste, bekommt durch dieses Glück Nährstoff für den ganzen Tag, für jene Momente, wo du denkst, dass es noch immer nicht vollständig klappt, wo du, alleine in einer Ecke der Wohnung sitzend verzweifelst und einen Augenblick lang denkst, dass es besser wäre zwei Leben zu beenden.
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Nein, das wird nicht geschehen, denn morgen Früh wird sie wieder lächeln, ihre grünen Augen werden dich anstrahlen und ihre Hand dich festhalten,
dir Kraft geben!
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