Eine Geschichte voller Liebe, Hass, Schmerz, Verzweiflung, Hoffnung, Mut und Angst. Denn alle Dinge dieser Welt haben ein Gegenstück. Eine Geschichte über das Gleichgewicht der Welt, und zwei Weisen, die inmitten des Irrsinns um ihre Leben kämpfen. Teil 1 meiner 'Schatten und Licht' - Triologie
Erschrocken fuhr Sril hoch, nur um zu entdecken, dass er völlig zerlumpt in seinem Zimmer lag. Er war, wie er es immer war, wenn man ihn verprügelt hatte, auf sein Bett gefesselt. Seine Eltern waren der Meinung, dass er dann besser und gemütlicher schlafen könnte, als wenn er an der Wand hing, da er sich immerhin hinlegen könnte, was Srils Meinung nach einfach nur noch lächerlich war. Bis jetzt war er jede Nacht mehrmals aus dem Schlaf hochgeschreckt, da er es irgendwie geschafft hatte sich über seine stachelbesetzten Fesseln zu rollen, was sehr schmerzhaft war. Doch heute und jetzt war er wegen etwas anderem wach geworden. Er war sich ganz sicher gewesen, dass er etwas gehört hatte, doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte einfach nichts hören. Es war vollkommen still in seinem Zimmer.
Dann plötzlich war es wieder da dieses Geräusch. Sorgen überkamen ihn als er erkannte wem dieser spitze Schrei gehörne musste. Aruna! Da gab es keinen Zweifel. Was hatten diese Mörder nur mit Aruna gemacht! Er hasste seine Mutter dafür! Wie konnte sie nur einem so sanften Wesen etwas antun?!:
Verzweifelt sah sich Sril in seinem Zimmer um. Es war wie immer. Der kalte schwarze Stein aus dem das Schloss gehauen worden war und vor dem jegliches Licht und Glück zurückwich, er hasste ihn. Das harte schwarze Bett auf dem er lag, es war ungemütlich egal wie groß es auch war, das kleine Fenster, das in die Wand gehauen worden war und troztdem kein Licht spendete und die Tür, die im Gegensatz zu den anderen Dingen aus Holz, aus dunklem und robusten Holz, gemacht worden war, waren außer den vielen kleinen aus Eisen geschmiedeten Fesseln die in den kalten Stein seiner Zimmerwände eingelassen waren – sie waren wohl in seiner Abwesenheit frisch geölt worden, denn sie glänzten in der vollkommenen Dunkelheit – er hatte schon ein paar mal nach besonders harten Strafen an ihnen gehangen, vollkommen leer. Es war trostlos so leer wie es war. Als wenn ihn das etwas kümmern würde, immerhin verbrachte er die meiste Zeit im Freien, nur zum Schlafen und Lernen kam er hierher, es sei denn er wurde bestraft, dann war er meistens für einige Tage in seinem Zimmer gefangen. Das kam allerdings, wie er jetzt dachte öfters vor als ihm bis dorthin bewusst gewesen wäre.,
Es musste schon spät sein, denn es war vollkommen dunkel in seinem Zimmer. Nur eine kleine Fackel die an der Wand gegenüber seinem Bett, neben der Zimmertür hing, spendete etwas Licht. Soweit Sril erkennen konnte war die diese abgeschlossen. Oder etwa doch nicht? Aber was nützte es ihm denn schon ob sie jetzt verschlossen oder unverschlossen war? Was nützte es ihm denn wenn er sie hätte öffenen können, immerhin müsste er zuerst zu ihr gelangen. Und vom Bett kam er zurzeit sowieso nicht herunter, es waren magiesaugende Fesseln die ihn hier festhielten. Doch selbst wenn er Magie anwenden und sich befreien hätte können, wäre er wohl kaum bis zu seiner Zimmertür gelangt, denn er war über und über mit Brandwunden überseht, er hätte sicher keine zwei Schritte machen können. Wie dem dann auch sei er konnte aber sowieso keine Magie anwenden, da ihm diese Fesseln seine Magie aussaugeten. Was dies hieß wusste Sril nur zu gut. Seine Mutter hatte diese spezielle Art von Fesseln bei ihm schon oft angewandt. Er würde bald bewusstlos werden und dann? Tja das lag in den Händen seiner Eltern, jenachdem wie bald sie ihm diese Fesseln abnehmen würden...
Schaudernd schob er diesen Gedanken beiseite. Es war ohnehin sinnlos daran zu denken wie knädig seine Eltern sein würden, wichtig war, dass er Aruna helfen musste und zwar jetzt. Er musste zu ihr. Ein neuerlicher Schrei von ihr ließ ihn hochfahren. Was geschah mit ihr? Wo war sie nur? Er musste zu ihr, musste ihr beistehen, für sie dasein. Er musste ihr helfen. Nur wie?
Als Sril hörte wie jemand einen Schlüssel drehte und dann sah, dass sich seine Zimmertüre langsam öffnete, fuhr er herum. Ängstlich drückte er sich gegen die Wand, seine Augen fixirten weiter, vor Angst weit aufgerissen, wie gebandt die Tür, die nun schon einen gutne Spalt breit offen war und in der jetzt das wutentbrannte Gesicht seines Vaters erschienen war. Langsam erschien auch der Rest seines Körpers und es war genauso wie bei Srils Mutter. Sril war schon immer der Meinung gewesen, dass die beiden viel zu nett aussahen, denn auch er hatte ein gutmütiges Gesicht, dass jetzt enstellt war vor Wut, und sah aus wie ein Heilliger. Seine langen schwarzen Haare fielen in Wellen auf seine Schultern, da es für einen Herrscher unüblich war, sie im Nacken zusammenzubinden, dass war mehr die Mode des einfachen Arbeitervolkes und zu dem wollte Srils Vater bestimmt nicht gehören. Auch ihn umgab eine Aura die ihm Respekt einheimschte. Heute jedoch war nicht das geringste Anzeichen von Gutmütigekit in seinen Zügen zu sehen. Er kam auf Sril zu, die Hände bereits bereit zu einem Angriff erhoben.
„DU! WIE KANNST DU ES WAGEN!!!! ICH BRING DICH UM UM! WEISST DU EIGENTLICH WELCHE SORGEN SICH DEINE MUTTER UM DICH – ACH VERGISS ES!“
Ja, Sril konnte sich sehr gut vorstellen, dass sich seine Mutter große Sorgen um ihn gemacht hatte. Eigentlich hatte sie sich keine Sorgen gemacht, sie hatte höchstens Wut empfunden, dass ihr Sohn schon wieder abgehauen war.
Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht mehr, denn schon im nächsten Moment explodierte ein grässlicher Schmerz in seinem Kopf als er mit einem ohrenbetäubenden Krachen gegen die Wand geschleudert wurde. Die Fesseln, mit denen er sich Stunden abgemüht hatte waren innerhalb von Sekunden einfach von seinen Händen gerissen worde, wobei sie diese aufgeschlitzt hatten.
Srils Vater bombadierte ihn diesmal nicht nur mit Magie sondern auch mit Schlägen.
Die Schreie, die der Junge dabei von sich gab, waren bestimmt im ganzen Reich zu hören.
Nach wenigen Minuten wurde daraus ein Wimmern und als der Herrscher des Dunklen Reiches endlich, es schienen Stunden vergangen zu sein, von dem zu einem elenden Bündel zusammengekauerten Jungen abließ, rührte sich dieser nicht mehr. Doch er lebte noch, was ein Wunder war.
Sein Vater sah sich im Raum um, sein Blick blieb kurz am Bett ruhen, dann schüttelte er den Kopf und ließ seinen Blick weiter durch den Raum schweifen. Als er die Fesseln entdeckte, überlegte er kurz und drehte sich dann zu seinem Sohn um. Er bemerkte, dass dieser sich kurz bewegt hatte und begann wieder mit seinen Angriffen. Nein, so würde der Junge sich nicht davonkommen. Diesmal nicht!
Nach weiteren zehn Minuten schien er endlich zufrieden zu sein. Srils Vater senkte seine Hände und riss seinen bewusstlosen Sohn grob auf die Beine und fesselte ihn an der Wand. Dann schuf er zwei Dornen und rammte sie durch Srils schlafe Schultern in den kalten Stein hinter ihm. Er würde bald wiederkommen, dass wusste er und dann würde er Sril dafür bestrafen, dass er einer Weißen sein Herz versprochen hatte. Grinsend beugte sich der Mann über seinen Sohn. „Du wirst mir nicht entkommen. Glaub mir du gehörst mir“ Es war ein süßliches Flüstern, dass nichts Gutes zu verheisen schien. Ohne einen Funken von Bedauern stand der Mann auf und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und sah seinen Sohn an, er konnte sich ncoh gut an den Tag erinnern an dem diese Mistgeburt von einem Sohn zur Welt gekommen war. Berreits als er ein paar Wochen alt war, war er der Meinung gewesen, dass man Sril nicht so großzügig und schon gar nicht wie einen Prinzen behandeln dürfte, doch Sera war stehts der Meinung gewesen, dass Sril schon noch normal werden würde. Doch das war er nie geworden, umso mehr hasste es sein Vater, dass Sril zu so einem schönen jungen Mann heranngewachsen war, den die Mädchen bewunderten, doch er hatte schon früh dafür gesorgt, dass keine ihn je anrühren würde, dass ganze recih wusste, dass der Prinz ein verhasster Mensch war, bei seinen Eltern. Jetzt war jedoch nichts mehr von dieser Schönheit zu sehen. Seine schulterlangen und gewellten schwarzen Haare, die er von seinem Vater geerbt hatte, hingen ihm blutverkrustet ins Gesicht und sein einst so schöner und anmutiger Körper, war nur noch ein Stückchen elend. Ja, sein Vater fand, dass er schon immer so hätte aussehen müssen. So etwas passte zu so einem Versager, wie es – zu seinem eigenen Bedauern – sein einziger Sohn war, und dass war eine Schande für das ganze und das gesamte Reich. Doch jetzt nach so vielen Jahren in denen er immer und stets Gnade hatte walten lassen, würde er sein reich von dieser Schande befreien. Endlich, ja dass würde seine Frau dazu sagen. Man würede stolz auf ihn sein, das gesamte Reich. Niemand würde isch mehr an seinen Versager von Sohn erinnern. Mit diesen Gedanken kehrte er seinem Sohn den Rücken zu und verschwand.
Arunas Schreie rissen ihn in die Gegenwart zurück. Was war geschehen? Wo war er? Sril öffnete blinzelt die Augen und versuchte die grellen Lichtpunkte zu vertreiben, was ohne Erfolg blieb. Ein neuerlicher Schrei ließ ihn hochfahren, nur damit er im nächsten Moment wieder wimmernd in sich zusammensackte.
Aruna, wo war sie? Sril wusste, dass sie in großer Gefahr war, da gab es keinen Zweifel, er spürte es. Doch was sollte er schon machen? Er! Sril! Der einfach für alles zu dumm und zu schwach war! Er war ein Versager, ein Schwächling! Er hatte sie nicht beschützen können. Er hatte es nicht geschafft sie vor den Augen seiner Eltern versteckt zu halten. Er hatte vesagt. Nur wegen ihm war sie jetzt in dieser verdammten verzwickten Lage. Nur er, ja, er allein war daran Schuld. Man hatte es ihm immer gesagt, aber er hatte es nie geglaubt. Jeder hatte ihm gesagt, dass er ein jämmerlicher Versager war und er musste einsehen, dass sie recht gehabt hatten.
Als würde das nicht schon reichen, konnte er hier auch nicht weg. Er konnte Aruna nicht suchen. Sril war an die Wand gefesselt, an der er jetzt kraftlos und nahe am Verzweifeln hing. Tapfer ertrug er die Schmerzen, die ihm sein eigener Vater zugefügt hatte. Am meisten schmerzten seine Schultern, durch die sein Vater die Dornen in den kalten, schwarzen Stein hinter ihm gerammt hatte. Dies war, wie Sril schmerzhaft bewusst wurde, nicht nur dazu gedacht, dass er schier unerträgliche Qualen liet. Durch diese verdammten Dornen konnte Sril den Boden mit seinen Füßen nämlich nicht erreichen und hing so völlig wehrlos an der Wand.
Mittlerweile war es draußen wieder hell geworden. Nun für Aruna wäre es wohl noch immer recht dunkel, doch heller würde es in den Wäldern rund um das Schloss sicher nicht mehr werden. Auch wenn Sril den Grund dafür noch immer nicht verstand, sobald man die angrenzenden Wälder verließ, wurde es zunehmend heller, auch wenn man sich immer noch im Dunklen Reich befand und die Grenzen der Weißen Wälder noch meilenweit entfernt waren. War der Zauber des Schlosses so groß, dass er auch die Wälder um sich herum vor jeglichem hellem Licht bewahrte?
Wie lange er wohl schon an der Wand hing? Stunden? Vielleicht auch schon einige Tage? Sril wusste es nicht und wenn er ehrlich war, wollte er es in Wahrheit auch gar nicht wissen.Es gab nur eine Sache die ihn interessierte. Wie er Aruna helfen konnte. Sie war das Einzige, was Sril jetzt noch am Leben hielt. Er war fest entschlossen alle Qualen, die ihm seine Eltern antun würden, zu ertragen, wenn er ihr damit iregndwie helfen würde.
Als sich seine Zimmertür plötzlich mit einem Ruck öffnete und Sril seinen Vater, der im Türrahmen stand, bemerkte, sanken seine Schultern mutlos hinunter. Er hätte es wissen müssen! Wie törricht war er gewesen. Warum hatte er auch nur eine Sekunde lang daran denken können, dass sein Vater schon mit ihm fertig war? Es war doch offensichtlich, dass ihn sein Vater noch nicht genug gequällt hatte. Immerhin konnte sich Sril noch daran erinnrern wer er war und er konnte sich, wenn auch nicht ohne riesengroße Schmerzen zu erleiden, noch bewegen. In einer Sache war er sich nun mit einem Mal ganz sicher, sein Vater würde erst dann zur Ruhe kommen, wenn er seinen Sohn getötet hatte und das war kein Trost, als Sril die Peitsche in seinen Händen sah. Sein Magen krampfte sich mit einem Mal schmerzthaft zusammen, als ihm bewusst wurde wo er sie schon einmal gesehen hatte. Sril wusste genau, dass in diese grauenhaffte Folterwaffe zwölf kleine, dafür aber sehr scharfe Rasierklingen eingearbeitet waren, die seine Mutter alle paar Wochen liebevoll schleifte. Oh ja, er kannte sie sehr gut diese wunderbare und ach so schöne Peitsche. Seine Mutter hatte sie ihm vor einem Jahr einmal gezeigt, als er ihrer Meinung nach mal wieder nicht gut genug gelernt hatte. Seit diesem Tag zierten zwölf kleine Narben seinen Rücken, dort wo seine Mutter ihn getroffen hatte. Sril konnte die Schmerzen, die er damals gehabt hatte auch heute noch spühren. Und dabei war seine Mutter gnädig gewesen. Bei seinem Vater würde er gewiss nicht so gut davonkommen, er hatte ja immerhin schon am eigenen Leibe erfahren, dass dieser noch brutaler war wie seine Mutter. Doch eben genau dieser kam jetzt mit der Peitsche auf ihn zu, wobei ein hässliches Grinsen seine Lippen umspielte. „Deine Mutter war so nett mir diese Peitsche für ein paar Stunden zu leien. Sie meinte, dass sie sich währenddessen auch anderweitig mit ihrem Gast vergnügen könnte.“ Erst jetzt bemerkte Sril, dass noch rotes Blut an den Rasiermessern der Peitsche schimmerte. Was hatte diese Frau nur mit Aruna gemacht?!
Mit einem Ruck wurden die Dronen aus Srils Fleisch gerissen, was ihm, zu der Befriedigung seines Vaters, einen schmerzerfüllten Schrei entlockte und Sril taste erleichtert mit seinen Füßen nach dem Boden. Im nächsten Moment wurden seine Fesseln gelöst und er sackte kraftlos zusammen. Sein Vater ließ sich neben ihm auf die Knie, beugte sich über ihn, sodass er den kalten Atem in seinem Gesicht spühren konnte und grinste ihn an. In seine Augen war kalter Hass als er zu sprechen begann: „Du hättest es nicht wagen sollen mit diesem Mädchen mitzugehen. Tja es ist ganz allein deine Schuld, was jetzt geschiet. Zumindest muss ich mich dann nicht mehr länger mit dir herumärgern.“ Sein Vater erhob sich wieder und drehte sich zur Tür um. „Toral! Moran! Kommt herrein! Ihr werdet ihn halten!“ Die Stimme zeigte Erheiterung, als würde er sich sichtlich darauf freuen, seinen Sohn zu quälen. Dieser rollte sich zusammen und stieß ein Wimmern aus, als sein Vater auf ihn einzutreten begann. „Steh auf du Krüppel!“
Entsetzt keuchte Sril auf, als ihn die Leibwächter seines Vaters brutal auf die Füße zerrten. Es waren beides große und bretischultrige Männer, die mehr Kraft als Verstand besaßen. Eigentlich war er immer gut mit ihnen ausgekommen und hatte den Eindruck gehabt, dass sie ihn mochten, doch er hatte sich wohl geirrt. Die beiden schienen nicht im geringsten zu bedauern was sie taten, doch als er die beiden ansah wichen sie seinem Blick aus und als er es doch endlich schafte ihnen ins Gesicht zu sehen sah er, dass ihre Gesichter weiß vor Angst waren und nach dem ersten Schlag weiteten sich ihre Augen vor ensetzten, doch sie wagten es nicht dem Befehl seines Vaters zu trotzen. Irrte Sril sich, oder wollten die beiden ihm helfen und waren nur zu feige etwas gegen seinen Vater zu sagen? Wären sie nicht gewesen, wäre Sril spätestens nach dem ersten Schlag zusammengebrochen, doch ihre Hände hieleten ihn fest, während sein Vater erbarmungslos auf ihn, seinen eigenen Sohn einschlug.
Es war nur noch ein jämmerliches Wimmern, dass Sril von sich gab und als sein Vater nach endlosen zehn Minuten seinen Wächtern das Zeichen gab ihn loszulassen, er hätte das Bewusstsein verloren, wenn sein Vater ihm nicht ein Gift gepritzt hätte, dass es ihm unmöglich machte ohnmächtig zu werden, oder gar zu sterben. Ohne den eisernen Griff der beiden Männer stürtzte Sril zu Boden, doch sein Vater dachte nicht daran aufzuhören ihn zu verprügeln. Immer wieder hob er die Arme und ließ die Peitsche sirrend auf seinen Sohn klatschen. Erst als die Wirkung des Gifts aufgehört hatte und Sril keinen Laut mehr von sich gab, senkte er die Peitsche und hörte auf.
Als die Leibwächter bemerkten, dass das Wimmern des leidenden Jungen aufgehört hatte, wagten sie erstmals wieder ihren Herrn anzusehen. „Geht und lasst mich alleine mit ihm! Nehmt die Peitsche mit!“ Der herrscherische Ton des Mannes ließ sie zusammenzucken und sie verschwanden ohne ein weiteres Wort mit der Peitsche, doch wenn man genau in ihre Gesichter sah, erkannte man außer der Angst auch noch Hass in ihren Zügen. Unendlichen Hass auf denjenigen, der einem wehrlosen Wesen so etwas grausames antun konnte.
Abschätzig und voller Abscheu sah Srils Vater seinen Sohn an. Man konnte fast meinen, dass er tot sei, doch wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass sich sein Bauch in unregelmäßigen Abständen hob und wieder senkte. Dies war jedoch so minnimal, dass es die meisten nicht mehr bemerkt hätten. Wenn kein Wunder geschehen würde, würde dieser Junge das Tageslicht gewiss nicht mehr sehen.
Mit einem Blick der Schreckliches erahnen ließ, ging sein Vater auf die steinige Wand zu und hob die Hand. Aus der Wand wuchsen sechs spitze und gefährlich aussehende Dornen, die aussahen als würden sie sich nur darauf freuen irgendetwas aufzuspiesen, wobei um vier noch mit Stachel besetzte Fesseln befestigt waren. Nach ein paar Minuten war er mit seinem Werk zufrieden. Er wandte sich zu seinem Sohn um und ein glückliches Lächeln trat in seine Züge. Ja er war zufrieden mit seinem Werk. So wie Sril da vor ihm lag, hatte er mehr mit einem blutdurchdrenkten Bündel Stoff gemeinsam als mit einem Weisen. Sein ganzer Oberkörper und die Arme, die er schützend über seinen Kopf gehalten hatte, waren über und über mit Schnitt- und Platzwunden überseht. Eine schwarze Blutlache hatte sich schon auf dem Boden gebildet, es würde nicht mehr lange dauern dann würde er verbluten. „Komm her mein Kleiner!“ Dermaßen zufreidengestellt packte Srils Vater den Jungen, trug ihn zu seinem Werk an der Wnad und befestigte den Jungen dort. Wenn er noch vor der Anhörung vor dem Volk sterben würde, gäbe es keine Verhandlung und er und seine Frau könnten sich die vielen lästigen Fragen und viele andere Unannehmlichkeiten ersparren. Um den Jungen war es sowieso nicht schade. Er war ein Missgeburt von Sohn. Nachdem er seine Schandtat noch ein paar Minuten zufreiden und glücklich grinsend betrachtet hatte, verließ er leise summend den Raum und überließ seinen halbtoten Sohn sich selbst. Er hatte keine Ahnung, dass dies das letzte Mal war, dass er seinen Sohn sah.
Als sich die Zimmertür das nächste Mal öffnete, waren vier Tage vergangen und Sril sah noch schlimmer aus, als an dem Tag an dem ihm sein Vater das angetan hatte. Er hatte sich seitdem kein einziges Mal bewegt, doch war er noch am Leben, denn in seiner tiefen Bewusstlosigkeit sah er ein Gesicht vor Augen, dass ihn an das Leben band: Aruna.
Die Wachen, die jetzt durch die Tür hereinschritten, keuchten entsetzt auf, dann ließen sie Fledil in den Raum. Die Augen des jungen Kriegers weiteten sich vor Entsetzten als er Sril sah, dann stürmmte er auf seinen Freund zu. Schluchzend sackte Fledil in sich zusammen. „Was ha-ben sie n-ur mi-t di-r ge-ma-cht, Sr-il?“ Die Hand die er ausstreckte um seinen Freund zu helfen, es sah beinahe so aus als versuchte er verzweifelt die Sterne zu erreichen, zitterten genauso wie sein ganzer restlicher Körper. Auch er sah nicht mehr so aus wie früher, seine einst so stolzen Bewegungen waren dumpf und stockend geworden und sein kinnlanges schwarzes Haar war verfilzt von der langen Reise.
Die Wachen, die sich von ihrer Erstarrung gelöst hatten, kamen jetzt auf sie zu geeilt und halfen ihm. Gemeinsam hieften sie den bewusstlosen Jungen von der Wand und legten ihn behutsam auf sein Bett. „Mister? Wir sollten... verschwinden. Ich und – Nun ja, – Wir wissen wo sich – sich das Mädchen, dass – ihr sucht be-befin-befindet.“ Einer der Wachen hatte sich kleinlaut an Fledil gewannt und sah nun unterwürfig zu Boden. Es war klar zu Erkennen, dass er sich dafür schämte mitgeholfen zu haben, den Jungen so zuzurichten und dass es ihm gewaltiges Unbehagen berreitete Fledil und seinen Prinzen in solch erbärmlichen Zustand zu sehen.
Ein kleiner Hoffungsschimmer flakerte in Fledils Augen auf, als er zu dem großen Mann neben sich auf sah, der die Schultern hängen lies, als wäre er selbst daran schuld, dass man Sril so zugerichtet hatte, aber war er nicht dabei gewesen? Also waren die beiden Wachen also doch mitschuldig. Nein, sie hätten nichts ändern können, sie wären nur selbst umgebracht worden, wenn auch nur die leisesten Anzeichen von sich gegeben hätten, dass sie Sril hätten helfen wollen. Es war wohl besser, dass sioe nichts gesagt hatten, denn so hatten sie Fledil holen können. Jetzt sah er die beiden Männer hoffnungsvoll an. Vielleicht würde sich doch noch alles zum Guten wenden und wieder gutwerden, doch als er auf seinen verletzten Freund starrte löste sich der Funke an Hoffnung auch schon wieder auf. Wie sollte das jemals wieder gutwerden?
Besorgt holte er ein paar Bandagen heraus und verband die schlimmsten Wunden seines Freundes notdürftig, so würde er zumindestens nicht auf dem Weg durchs Schloss schon an seinen eigenen Wunden sterben. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass niemand kam und sie ungesehen verschwinden konnten, ließ Fledil die beiden Wachen Sril tragen und folgte ihnen. Dabei ließ er den Prinzen, der kraftlos und blutüberströmt in den Armen einer Wache lag, die leise vor sich hinschluchzte, nicht aus den Augen. Es schmerzte ihn zu sehen, wie der Kopf seines besten Freundes herunterhing, wie der eines Toten. Nach etlichen Richtungswechseln und nachdem Fledil schon längst die Orientierung verloren hatte, blieben die beiden Wachen vor einer Tür stehen und bedeuteten ihm stumm diese zu öffnen. Als er näher kam, konnte er Arunas angstvolle Stimme hören – und das grässliche Lachen einer Frau, die von der Tür und den dicken Steinwänden gedämpft wurden.
Fledil beschloss seine einzige Chance zu nützen, schlug die Tür auf und feuerte Energiebälle auf Srils Mutter, bis diese mitten in der Bewegen erstarrte, erschrocken aufschrie und schließlich nach vorne kippte. Aruna, die ihn bemerkt hatte, versuchte sich aufzurichten. Fledil sah, dass ihr Gesicht vor Angst verrzert war, ihre einst weiße Haut war plötzlich schwarz gefleckt und ihr Kleid war auch mehr schwarz als weiß. Er eilte zu ihr und öffnete die Fesseln um danach zu ihrer Mutter zu gehen. Aruna die ihm gefolgt war sah ihn verwirrt an, als er die Fesseln nur langsam öffnete und sich dann verzeihend zu ihr umdrehte. Nach dem Schrecken in Srils Zimmer und nachdem er das hier gesehen hatte, war es selbst für ihn unerträglich eine völlig fremde Frau so elend an der Wand hängen zu sehen. Er wusste nicht wie er es Aruna beibringen sollte, doch er musste es ihr sagen. Schließlich öffnete er doch den Mund. „Es tut mir leid Aruna – aber – sie ist – sie ist – tot.“ Ihm veragte die Stimme und er wandte sich von Aruna ab. Kaum hatte er zuenden gesprochen, als Aruna auch schon schluchzend zu Boden stürtzte „Nein!! N-e-i-n Bit-te ni-cht!“ Als sie dann auch noch Sril entdeckte, der in den Armen dieser großen Männer wie ein kleines und totes Kind aussah, glaubte Fledil etwas wie unverhollenen Zorn in ihren Augen aufflackern zu sehen, doch schon im nächsten Moment lag sie zusammengekauert am Boden und wimmerte wie getretener Hund.
Fledil ließ sich langsam neben Aruna sinken und nahm sie bei den Schultern. Er konnte spühren wie sie zitterte, auch wenn er sich nicht dazu in der Lage fühlte, musste er sie trösten, bevor jemand ihn von seinen Schmerzen befreien konnte. „Komm wir müssen von hier verschwinden.“ Es war nur noch ein leises Flüstern und man konnte deutlich die Qualen in seinem Gesicht sehen. Er stand ein letztes Mal auf und nahm ihre Mutter von der Wand. Er Fledil, der große Krieger und Srils bester Freund, würde nicht zulassen, dass Arunas Mutter an einem Ort wie diesem hier blieb, dass hatte sie nicht verdient.
„Sril?“ Wie von Weitem drang eine Stimme an seinen Ohren. Sie war leise und sanft. Eine wunderschöne, klare Stimme wie er fand. Doch wem wollte sie rufen, ihn bestimmt nicht. Er war bedeutungslos und unwichtig und niemand konnte ihn rufen wollen. Er konnte feststellen, dass sie einem Mädchen gehörte, und dass ein wenig Angst darin mitschwang.
„Sril? Komm schon, sag doch was! Was ist mit dir los?“ Jetzt konnte er spühren wie sich zwei Hände auf seine Schultern legten und – langsam verschwanden die Schmerzen und er sah plötzlich Arunas Gesicht vor sich. Er wusste auch wieder wer er war und dass sie sehr wohl ihn gerufen hatte. Aber das war doch nicht möglich...
„Was? Wo?“ Es war dunkel und Sril fühlte, dass er auf der nackten Erde saß. Außer seinem und Arunas Atem war nichts zu hören. Es war hier viel zu still, es gab immer irgendwelche Tiere, deren Atem man warnehmen konnte, doch hier war – nichts...
Sril war hier noch nie gewesen, doch auch als er blinzelte, verschwand diese merkwürdige Landschaft, diese merkwürdige Welt nicht. Und dann kam ein anderer schmerz zurück zu ihm, ein stechende Schmerz in seinen Schultern, es fühlte sich an als würde er zerbrechen und plötzlich konnte er sich wieder an alles erinnern.
„Er wacht auf!“ Es war eine dünne, schwache Stimme nahe an seinem Ohr. Sie klang hoffnungslos und brüchig, doch er bemerkte, dass sie auch einen Hauch von Freude mit sich trug. Unendlicher Freude. Er wollte nur noch dieser Stimme zuhören, doch sie verstummte und er wartete vergeblich, dass sie wieder etwas sagen würde. Warum waren die schönen Momente immer so schnell vorebi und was bleibt war immer nur ein Erinnerung? Stöhnend öffnete er die Augen und versuchte sich aufzurichten, doch kaum erhob er sich auch nur um ein paar Millimeter, explodierten auch schon grässliche Schmerzen in seinem Oberkörper und er sackte schließlich wimmernd wieder in sich zusammen. Eine warme und zitternde Hand, die ihn hochfahren ließ, legte sich sanft auf seine Schultern. „Bleib liegen Sril, du bist viel zu schwer verletzt.“ Als sich die Welt aufhörte zu drehen, sah Sril, dass der Schemen der sich über ihm gekniet hatte, Aruna war. Sie sah furchtbar aus. Unter ihren Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet, ihre Haut hatte aufgehört zu leuchten, war eingefallen und wirkte seltsam fahl. In ihren Zügen war ein Ausdruck unerdlicher Qualen, als ob sie versuchen würde verzweifelt um Fassung zu Ringen um etwas vor ihm verborgen zu halten. Ihr einst schönen Antliz war kaputt und zerstört, sie sah aus wie eine schwache und schmutzige Magd, die man für ihr Ungehorsam bestraft hatte, nein sie sah schlimmer aus. Mit schwacher Stimme begann er zu sprechen, jedes Wort fühlte wie ein Bienenstich in seiner Kehle an. „Was – ist – passiert?“ Aruna drehte den Kopf zur Seite und starrte auf den Boden. Er sah, dass sie sich bemühte nicht in Tränen auszubrechen. Schließlich schluckte sie merklich und sah ihm wieder direkt in die Augen. „Meine Mutter – sie ist – sie ist – tot.“ Dann kauerte sie sich zusammen und begann zu heulen. Was hatte er nun wieder gesagt, er hatte mit ihr reden wollen und er hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Sril der sie trösten wollte, wandte seinen Kopf nach rechts um besser aufstehen zu können – und erstarrte mitten in der Bewegung. Die Leibwächter seines Vaters saßen mit Fledil am Feuer und aßen gerade etwas aus einer Schüssel, die ihnen Fledil zuvor gegeben hatte, die Leiche von Arunas Mutter lag daneben, am Waldrand. Fledil stand mit zwei weitern Schüsseln in der Hand auf und ging zu ihm und Aruna. Als er die angstvoll, beine voll Panik, geweiteten Augen Srils sah, wandte er sich zuerst verwirrt um und grinste ihn dann beruhigend an. „ Keine Sorge sie sind auf unserer Seite.“ Er gab Aruna eine der Schüsseln und führte die zweite dann zu Srils Lippen. „Du musst etwas essen.“ Behutsam stützte Fledil seinen besten Freund und half ihm die heiße Brühe, die sich in der Schüssel befand, zu trinken. Erst jetzt bemerkte Sril wie hungrig er war.
Als er fertig war sah er sich um, auch wenn ihm dies merklich schwer fiel. Wie lange sie wohl schon hier waren? In diesem Tal. Es war wunderschön und ruhig. Zu ihrer Rechten schlängelte sich ein kleiner Bach durch das Unterholz des Waldes. Man konnte ihn leise blätschern hören, es war ein beruhigender Ton. Sie selbst befanden sich auf einer Lichtung, die mit den schönsten und bestduftensten Blumen, die er je gesehen hatte, bedeckt war. Über ihren Köpfen sangen die bunten und prächtigsten Vögel ihre Lieder. Alles war in das strahlende Licht einer hellen Sonne getaucht. Die weiß-silbernen Baume und die weiße Wiese...
Weiß? Sie waren in den Weißen Wäldern? Jetzt waren sie also endlich in Sicherheit. Erleichtert sah er seine Freunde an, bevor er erneut das Bewusstsein verlor.
Als er das nächste Mal die Augen aufschlug war es dunkel. Sie waren noch immer auf der Lichtung, soweit er sehen konnte. Sril richtete sich auf und wunderte sich, dass die Schmerzen, die er erwartet hatte ausblieben. Es tat zwar noch immer weh, aber er sackte nicht mehr bei jeder Bewegung wimmernd in sich zusammen.
Gerade als Sril sich wieder hinlegen wollte um noch etwas zu schlafen, wurde die Lichtung in gleisendes Licht getaucht. Verwirrt blinzelte er, doch das Schauspiel, dass sich ihm bot verschwand nicht. Es sah so aus als würden ein Lichtdrache und ein schwarzer Drache miteinander kämpfen, man konnte sogar die hellen Flammen sehen, doch Wärme entstand dabei keine. Die beiden brächtigen und geflügelten Wesen stiegen hoch in die Luft, so dass man ihre langen und brächtigen Hälse sehen konnte. Das weiße Weibchen breitete schießlich seine Flügel aus und fllog geradewegs in das schwarze Männchen hinein, dass es ihr gleichtat. Im nächsten Moment verschmolzen die beiden miteinander und plötzlich standen zwei Weise vor ihm. Als ihm klar wurde, wer da vor ihm stand, konnte er nicht mehr atmen. Es waren nicht irgendwelche zwei Weisen, es waren Lanama uns Sanarun höchstpersöhnlich. Wie sie da so vor ihm standen und die Dunkelheit vor ihnen zurückwich, aber auch gleichzeitig mit ihnen zu verschwimmen schien, sie sahen so unwirklich aus. Warum waren sei gerade ihm erschienen? Man erzählte sich doch, dass sie schon vor Jahren verschwunden waren und sich seither niemanden mehr gezeigt hatten. Lange vor seiner Geburt, damals als das mit den grausamen Gesetzen, mit der Herrschaft der Dunkelheit, angefangen hatte. Und jetzt standen sie vor ihm, er konnte es nicht fassen.
Aus den Augenwinkeln sah er, dass Fledil, die Wachen und Aruna auch munter waren. Im selben Moment wie sie bemerkte Sril, dass er die beiden anstarrte und wandte hastig den Blick ab. Ohne etwas zu machen hob er den Kopf jedoch sofort wieder und sah die beiden Weisen wieder an.
„Schämt euch nicht. Wir sind gekommen um mit euch zu reden. Um euch um Hilfe zu Bitten.“ Diese Stimme war heller und klarer als alles was Sril jemals zuvor gehört hatte und die Worte waren allein für ihn und Aruna bestimmt wie er sah, denn sie waren die einzigen die den Kopf erhoben hatten. Lanama hatte sich von ihrem Mann abgewandt und kam jetzt auf sie zu. Wobei ihr weißes und zugleich auch schwarzes Kleid ihr kunstvoll und anmuttig um die Füße tanzte. „Ich möchte, dass wir uns dabei in die Augen sehen.“ Ohne ein weiteres Wort nahm sei vor ihnen Platz, sie saß zwar am Boden, doch schien sie einige Zentimeter über dem Gras zu schweben. Als ihr Blick die Leiche von Arunas Mutte streifte, sah sie das Mädchen mitfühlend an. „Dass tut uns leid.“ Es war ernst und aufrichtig gemeint und Sril konnte Tränen in Lanamas Augen glitzern sehen. Aruna löste sich aus ihrer Erstarrung und kam zu Sril herüber. Beschützend umarmte sie ihn und wandte sich dann wieder den Weisen hinzu. Mittlerweile hatte sich auch Sanarun zu ihnen gesellt. Er war es der jetzt zu sprechen begann. Es war ein weiche und beruhigende Stimme. In seiner Gegenwart fühlte man sich geborgen und sicher.
„Ihr habt es geschafft die Gesetzte zu brechen und zu entkommen. Nun habt ihr die Aufgabe dieser Schreckensherrschaft ein Ende zu setzten. Langsam geht diese Welt hier unter, da sie zerstört wurde. Ihr müsst euch, nein wir müssen uns eine neue Welt suchen und sie bewohnbar machen. Wir, also Lanama und ich haben noch zu wenig Macht, wir können euch dabei nicht helfen.
Vergesst nie was ich euch heute sage und sagt dies auch euren Nachkommen und deren Nachfahren. Macht ist eine gefährliche Waffe, wenn nicht sogar die gefährlichtse, und wer Waffen hat, dass müsst ihr wissen, der ist nicht glücklich. Man will immer mehr haben, es gibt Kriege, Verlierer, aber doch keine Gewinner. Man wird geldgierig und herrschsüchtig und selbst seine Freunde können einem im nächsten Augenblick und hinter seinem Rücken ein Messer ins Herz rammen um seine Macht zu erlangen. Macht zerstört alles und jeden, selbst die Liebe ist dann irgendwann machtlos und muss hilflos zusehen wie die Wesen bereitwillig in ihr eigenes Verderben rennen.
Regiert mit offenen Herzen über die Länder. Seit eine Stützte für das Volk, keine Herrscher. Sie müssen sich sicher fühlen und keine Angst vor euch haben.
Fangt keine Kriege an, dabei gibt es keine Gewinner und glücklich werdert ihr dadurch auch nicht.
Werdet ihr dies befolgen, werdet ihr ein glückliches Leben haben.
Doch lasst mich euch warnen, sobald auch nur einer, ein einziger machtbessen wird, wird dass das Ende sein. Die Welt wird wieder untergehn, so wie diese hier und jetzt.
Wenn ihr diese Aufgabe bewältigt, und ich bin mir sicher, dass ihr es schaffen werdet, werden die Tage der Dunkelheit enden – und alle Wunden werden heilen.
Ihr müsst wissen, dass es von nun an für die Gleichheit zwischen hell und dunkel keine Weißen Wälder wie hier mehr geben wird, es wird anders werden und die beiden Völker werden auf ewig in Verbundenheit stehen.
Nehmt eure Arils und reitet nach Osten. Reitet, ob Tag, ob Nacht. Ihr habt nicht viel Zeit. Nach zwei Wochen wird sich unendliche Dunkelheit um euch erheben. Die achönen Täler, Seen und Gebirge werden verschwinden. Stattdessen werdet ihr auf abgestorbenem Erdreich reiten.
Ihr werdet den Ort erkennen, und lasst euch auf die Knie fallen. Singt, die Worte werden auf euch zufliegen. Singt bis ihr wisst, dass ihr aufhören könnt....“
Die beiden Gestalten lösten sich auf und bald war auch die beruhigende Stimme verschwunden. Langsam kehrte die Furcht wieder zurück und nistete sich wieder unter den Freunden ein.
Die fünf Gefährten sahen sich verwirrt an. War das gerade die Übermittlung eines Auftrages für Sril und Aruna gewesen?
„Mister? Ich glaube – ich glaube sie hatten – Recht. Viell – Vielleicht – Wir sollten ihren Worten Folge leisten.“ Toral hatte sich nervös und kleinlaut an Sril gewandt.
„Er hat Recht. Wir sollten aufbrechen.“ Sril sah zu Fledil hinüber und rechnete damit, dass er ihm zustimmen würde, doch dieser sah Aruna und ihn nur mit verschlossener Miene an. „Nein. Ihr werdet gehen. Sie haben nicht von uns gesprochen. Sie haben von euch gesprochen. Ihr solltet euch beeilen, wir warten hier auf eure Rückkehr.“ Es lag kein Zweifel in seiner Stimme, kein Zögern, man konnte hören, dass er es ernst meinte. „Aber was ist mit Sera? Was ist wenn sie hier auftaucht? Sie hatten mehrere Monate Zeit um uns zu suchen! Sie werden euch töten!“ Arunas Stimme war vor Angst plötzlich schrill und ziemlich laut. „Nein wir bleiben hier. Ich vertraue euch. Ihr werdet uns retten, ich weiß es. Wir sehen uns bald wieder.“
Fledil war ruhig geblieben, auch als er und Aruna auf Inaru und Silra aufgsessen hatten und schließlich davongeritten waren, hatte sich seine Miene nicht verändert. Seither waren die beiden geritten, Tag und Nacht, genauso wie man es ihnen aufgetragen hatten. Sie hatten nicht ein einziges Mal geschlafen. Sie waren auch bald in diese Einöde gelangt und seitdem umgab sie tiefste Dunkelheit, so wie Fledil sie immer gefürchtet hatte.
Fledil! Sril riss den Kopf nach oben, die Wunden protestierten kräftig als er aufstand, und sah Aruna an. „Wir müssen ihnen helfen! Du hast Recht! Immerhin verlässt sich Fledil auf uns.“ „Oh Sril! Endlich!“ Aruna sprang ihm um den Hals und die beiden landeten auf der Erde.
Sril befreite sich von ihr und kniete sich in die Dunkelheit, er spührte, dass sich Aruna auch niedergekniet hatte. Ohne nachzudenken, begann er leise zu summen, dass einzige was ihn interessierte, war, dass er Fledil retten musste. Nach einigen Augenblicken erhob sich über sein sanftes Summen, die wunderschöne Stimme Arunas. Die Worte fielen ihr, genauso wie es die höchsten Weisen prophezeit hatten, zu und es mischte sich kein einzig fehl am Platz wirkendes zu ihnen. Ihre Pferde hatten aufgehört unruhig herumzugehen, sie standen ruhig da und lauschten dem wunderschönen Gesang ihrer Besitzer, als würden sie jedes einzelne ihrer Worte mit Genuss in sich aufsaugen.
Sril hatte mittlerweile auch begonnen zu singen und seine etwas tiefere Stimme bildete einen wunderbaren und beruhigenden Kontrast zu Arunas hohem Gesang.
Als sie mit ihrem Gesang aufhörten, waren sie wieder in den weißen Wäldern. Doch nicht an der selben Stelle wie an dem Tag, an dem sie losgeritten waren. Sie hörten Kinder spielen, Eltern lachen und Vögel zwitschern. Weit hintem am Horizont konnte man die Dunklen Berge sehen. Doch dann bemerkten sie, dass etwas fehlte. Ja, wo waren ihre Freunde? Sie waren nicht mehr da. Unruhig gingen sie herum und Sril fing schließlich zu laufen an. „Fledil!“ Seine und Arunas Stimme hallten durch die friedlichen Wälder, doch sie bekamen keine Antwort.
„Macht euch keine Sorgen.“ Sanarun stand plötzlich wieder neben ihnen. Beruhigend legte er Aruna und Sril einen Arm auf die Schulter. „Wir sind stolz auf euch. Ihr habt uns allen das Leben gerettet. Jetzt kommt.“
Als die beiden sich zum Waldrand umdrehten stockte ihnen vor Freude und Ungläubigkeit beinahe das Herz.
Dort am Waldrand stand Fledil und jetzt da er Sril entdeckt hatte, rannte er auf ihn zu. Lachend sprangen sich die beiden in die Arme.
„Mutter!“ Aruna, die zuerst nur staunend dagestanden hatte, rannte jetzt ohne auf Sanarun zu achten auf ihre Mutter zu und umarmte diese weinend.
Nachdem sich alle herzlich begrüßt hatten, wandten sie sich ein letztes Mal zu Sanarun um. Dieser lächelte ihnen aufmunternd zu, drehte sich dann um und verschwand in der Gestallt eines Löwen, dem einzig wirklich farblichen Wesen, dass diese Welt jemals gekannt hatte.
Erst jetzt bemerkten sie, dass seine Frau neben ihnen stand. Es war eine schöne Frau und sie trug ein Zeichen auf der Stirn, dass Zeichen Lanamas.
„Kommt.“ Sie wandte sich um und nach einem kurzen Blick in die Richtung, in die Sanarun verschwunden war, folgten ihr die vier.