Bei Risiken und Nebenwirkungen, bleiben sie ruhig.
Ich bin durch die Zeit gereist. Doch hier wo ich angekommen bin glaubt mir niemand. Denn ich bin in die Vergangenheit gereist und irgendetwas ist schief gegangen.
Zurückblickend war diese Reise von der Firma timestravel schlecht organisiert. Es gab nämlich hier, wo ich gelandet bin, keine Botschaft, die mich in die Zukunft zurückholen könnte.
Man ging wahrscheinlich nicht davon aus, dass etwas schief gehen könnte.
Man hatte uns eingebläut, ja nicht ins Raum- Zeitkontinuum ein zu greifen. Aber, ich bekam Panik, nachdem mein Kommunikator anzeigte: „ Keine Rückmeldung. Versuchen sie es später noch mal. Viel Spass, weiterhin im Jahr 2012.“ Da blieb ich noch verhältnismäßig ruhig. Doch als ich es ein paar Tage später noch einmal probierte, kam die Antwort.: „ Serverproblem. Wir sind dabei den Schaden zu beheben. Bleiben Sie ruhig.“ Ich blieb nicht ruhig. Schließlich hatte ich lediglich nur eine Woche ins Jahr 2012 gebucht. Es waren seit meiner Ankunft 6 Tage vergangen und ich bekam keinen Kontakt zu meiner Reiseleitung. Außerdem ging die
Akkuladung langsam zur Neige. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass es ein kompatibles Ladegerät für einen Kommunikator gab, der erst 200 Jahre später erfunden wird.
Aber, ich möchte meine Geschichte am Anfang beginnen. Ich bin geboren am 21.12.2192 . Aufgrund meines Geburtsdatums hat mich der 21.12. schon immer in geschichtlicher Hinsicht interessiert. Der 21.12.2012 war schließlich der Wendepunkt für die Welt. Viele hatten damals Angst vor diesem Datum, da der Maya Kalender für diesen Tag angeblich das Ende der Welt voraussagte.
Doch in Wirklichkeit war es der
Neubeginn einer ganz neuen Welt.
Warum das so war, oder durch was das verursacht wurde, darf ich nicht sagen. Ich habe schließlich versprochen, nicht ins Raum- Zeitkontinuum einzugreifen. Und wenn ich das Ereignis jetzt hier verraten würde, könnte das Auswirkungen auf die Zukunft haben, in der ich schließlich mal geboren werden möchte.
Ich wollte nur wissen, wie war es vor diesem Wendepunkt. Waren die Geschichten von damals wirklich wahr? Konnte es tatsächlich sein, dass die Menschheit, mit einem Achselzucken, auf ihren Untergang zusteuerte? Konnte es wirklich sein, dass sie nicht auf die
einfachste und simpelste Idee kamen, die ihre Energieprobleme lösten, wie wir sie heute als selbstverständlich empfinden?
Eines Tages also, wurde ich auf eine Anzeige der Firma `timestravel` aufmerksam. Sie lautete folgendermaßen:
„ Wollten Sie schon immer mal zurück in die Vergangenheit?
Wollten sie schon immer mal bei der Geburt Jesu dabei sein?
Oder bei der Beisetzung Tutenchamuns?
Oder bei jedem anderen geschichtlichen Ereignis?
Dann sind Sie hier genau richtig.
Timestravel bringt sie an die Schauplätze der Geschichte.
Seien Sie Augenzeuge bei den
Sternstunden die die Welt veränderten.“
Der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Ich musste sofort einen Termin vereinbaren. Ich hatte einen vollen Monat Wartezeit, bis ich dran kam. Dann stand ich endlich vor dem imposanten Gebäude mit der riesigen 3D Werbetafel. Sie sah aus, wie diese alte Brücke in London, ich komm jetzt nicht auf den Namen. Sie wissen schon, die mit den zwei Türmen. Jedenfalls, statt der Brücke zwischen den Türmen prangte der holographische Schriftzug der Firma. Timestravel. Ich betrat das Gebäude und wurde auch gleich von einer freundlichen Dame in Empfang genommen. Zuerst musste ich meinen Personalcode scannen
lassen. Das ist so etwas wie ein Ausweis, nur dass eben alles über dich darauf gespeichert ist. Und mit alles meine ich auch alles.
Dann führte sie mich in einen der Präsentationsräume. Dort konnte ich mir einige der Reisen, die sie im Angebot hatten in einer 3D holographischen Animation ansehen. Da wurden dann auch gleich die Preislisten eingeblendet. Interessehalber habe ich mal auf „ Geburt Jesu“ geklickt. Mannomann, kann ich da nur sagen. Das wäre ein sattes Jahresgehalt gewesen. Und dann muss man sich als Hirte tarnen und es wird nicht einmal garantiert, dass man den Sohn Gottes tatsächlich zu Gesicht
bekommt. Wegen des großen Andrangs, wie es in der Erläuterung hieß..
Aber mein Reiseziel war ja, wie bereits erwähnt, das Jahr 2012. Vor dem Ereignis gab es noch freie Plätze zu einem echten Schnäppchenpreis. Ich hatte sofort gebucht.
Die Reise selbst war angenehm. Ohne Zwischenfälle. Am Anfang funktionierte der Kommunikator auch noch. Er gab mir sehr viele Hinweise auf Sehenswertes im Jahr 2012. Doch plötzlich, Funkstille.
Können Sie das verstehen? Können Sie verstehen, in welcher Situation ich mich befinde?
Hier endete die Tonbandaufzeichnung.
Mein Kollege drückte auf die Stoptaste des Rekorders. „ Was hältst du davon?“ wollte er wissen.
„ Wo ist er jetzt?“ Fragte ich. Mein Kollege deutete auf den Einwegspiegel, der unseren Raum von dem daneben liegenden Raum trennte und von dem wir nur hinüber, aber niemand in unseren Raum sehne konnte.
Da saß er. Wie ein Häufchen Elend. Immer wieder tippte er auf seine Armbanduhr und hielt sie ans Ohr, so als ob sie stehen geblieben wäre und er nun verzweifelt versuchte, sie wieder zum Laufen zu bringen.
Irgendwie tat er mir leid. Sollte es
tatsächlich möglich sein, dass er über 200 Jahre in der Zeit zurück gereist und jetzt im Jahr 2012 gefangen war? Fern von seiner Heimat und seiner Zeit? Wenn dem so wäre, könnte ihm hier niemand helfen.
Ich wusste keinen Rat, wusste nicht, wie ich ihm helfen konnte. So traf ich schließlich meine Entscheidung. „ Nun,“ sagte ich, „ wir werden den Fall wohl den Psychologen übergeben müssen.“