„Mit der Zeit lernt man, wie man mit Dingen umgehen muss, die einem zu nahe gehen. Mit der Zeit lernt man aber auch, wie es ist,wenn man allein dasteht und niemanden um Hilfe bitten kann.
Auch wenn man sich hilflos fühlt, es gibt immer einen Weg. Und egal wie oft man sich verirrt; das Ziel erreicht man auf jeden Fall.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie oft ich schon über dieses und Jenes gegrübelt habe. Über unwichtige Sachen und die, die wichtig sind. Die Zeit vergeht viel zu schnell, um die richtige Wahl zu treffen. Manchmal entscheiden Sekunden darüber, wie man sich in einer Situation verhält. Und ich bereue heute schon den Tag, an dem ich scheitern und an mir selbst zweifeln werde.“
-Mason Jennings-
Kapitel 1
6 Monate früher
„Verdammt, was ist denn mit Ihnen passiert?“ hörte ich Emmas besorgte Stimme,als ich die Tür zum Revier aufstieß.
Mit schnellen Schritten kam sie hinter dem Tresen hervor. Ich verdrehte die Augen, das Taschentuch noch immer gegen meine Stirn gepresst. Die kleine Platzwunde hatte ich diesem kleinen Teenager zu verdanken, der sich wohl dachte, austesten zu müssen, wie weit er bei mir gehen konnte.
„Alles in Ordnung, nur ein kleiner Zwischenfall! Ist Lina in ihrem Büro?“ wollte ich wissen.
Emma starrte mich an, aber in der nächsten Sekunde bekam sie sich wieder ein.
Ich wusste, dass ich ein wenig mehr auf sie eingehen sollte, aber darauf hatte ich im Moment einfach keine Lust. Ich schätzte ihre Arbeit hier und obwohl sie erst achtzehn war, kam sie mir manchmal ein wenig zu erwachsen für ihr Alter vor. Vor drei Monaten begann sie das Praktikum bei uns als Sekretärin und ich musste ehrlich gestehen, dass sie alles im Griff hatte, ohne das man ihr alles doppelt und dreifach erklären musste. In machen Situationen gab sie mir das Gefühl, als würde sie schon fünfzehn Jahre hier arbeiten, anstelle von mir.
Aber solche Mitarbeiter waren von Vorteil und ich war mir ziemlich sicher, dass Emma uns noch eine ganze Weile erhalten blieb.
„Detective Ryan ist oben in Ihrem Büro. Aber sollten Sie nicht vielleicht erst einmal ins Krankenhaus gehen?“
Ich musste innerlich lachen. Sie hätte meine Mutter sein können. Mit all der Fürsorge kam ich einfach nicht klar.
„Ich werde jetzt nach oben gehen!“
Emma sah ein wenig enttäuscht aus. Behutsam legte ich meine Hand auf ihre Schulter.
„Gehen Sie zurück an die Arbeit, okay? Mir geht es bestens. Machen Sie sich also keine Sorgen.“
Sie nickte, doch man konnte in ihrem Gesicht lesen, das sie sich nicht damit zufrieden gab. Ich ließ sie einfach stehen und machte mich auf den zu Linas Büro. Sicher wartete sie schon auf mich.
Detective Lina Ryan wollte gerade ansetzen, um etwas zu sagen, doch ich gab ihr mit einer kurzen Handbewegung zu verstehen, dass es unnötig sei, auch nur einen Kommentar über mich zu verlieren.
„Ich will nichts hören!“ drohte ich ihr, aber nur im Spaß. Sie lachte kurz auf und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Ich setzt mich ihr gegenüber.
„Wo ist...“.
„Er bringt ihn gerade in die Zelle, diesen kleinen Mistkerl!“ kam ich ihr zuvor. „Eine kleine Unachtsamkeit und man wird sofort bestraft.“
„Du solltest die Jugend heutzutage nicht unterschätzen.“
„Ja ja. Also, was gibt’s Neues?“
„Willst du nicht auf deinen Kollegen warten?“
„Ich bin sicher, er ist nicht böse darüber, wenn du mir schon mal erläuterst, um was es eigentlich geht. Außerdem möchte ich mich nicht allzu lange hier aufhalten. Mein Magen knurrt und Charlys Imbiss macht nun mal die leckersten HotDogs.“ Ich zwinkerte ihr zu, aber Lina schüttelte nur den Kopf.
„Du hast dich kein Stück verändert, Mason.“
„Ach ja? Warum hast du mich dann verlassen, Lina?“ Ich grinste sie an, weil ich sie damit ärgern wollte, doch sie ging nicht darauf ein.
„Das gehört jetzt nicht hier her und das weißt du auch!“
Ihr Gesicht lief rot an, die Situation war ihr unangenehm.
„Ich werd's wohl nie kapieren, warum du einfach so deine Sachen gepackt hast und abgehauen bist.“
„Mason!“ mahnte sie.
„Schon gut, schon gut. Also, was hast du für uns?“
Lina nahm die oberste Akte vom Stapel und öffnete sie. Doch bevor sie ansetzen konnte, hörte ich, wie sich hinter mir die Tür öffnete. Linas Blick ging an mir vorbei und ich drehte mich um.
„Detective Rames! Schön, dann sind wir jetzt vollzählig!“
Jonathan boxte mir gegen den Arm.
„Das solltest du vielleicht nähen lassen!“ sagte er und zog sich einen Stuhl heran.
„Es gibt wichtigeres!“ gab ich zurück. „Und jetzt erzähl schon!“ wandte ich mich nun wieder an Lina. Sie hatte nun unsere ganze Aufmerksamkeit.