Beschreibung
Für Heinz Petersen war Gorbi ein großer Held, er verehrte ihn sehr. Darum hatte er auch keinerlei Bedenken dessen Bild in seinem Büro aufzuhängen.
Der Jahrestag
Heinz Petersen war glücklich als er in der Gedenkausstellung zum 20. Jahrestag des Mauerfalls im Berliner Reichstag ein großes Poster mit dem ehemaligen russischen Präsidenten Michail Gorbatschow erworben hatte. Für Heinz war „Gorbi“ ein großer Held, er verehrte ihn sehr. Darum hatte er auch keinerlei Bedenken dieses Bild in seinem Büro aufzuhängen.
Die Kollegen von der Bahnverwaltung Herne-West amüsierten sich darüber. Heinz war dort nicht sehr beliebt, da er übereifrig und pflichtbeflissen war. Darum beschlossen sie, ihm einen Streich zu spielen.
Der Schock
An diesem Morgen traf Heinz fast der Schlag, als er seinen Arbeitsplatz betrat. Jemand hatte sein schönes Gorbi-Bild verunstaltet, und zwar mit einem Kussmund, rosa Pausbäckchen und spitzen Ohren, welche an Spock aus „Enterprise“ erinnerten. Unvermittelt lief der entsetzte Heinz zu seinem Chef, der sein Büro am anderen Ende des Flur hatte.
„Herr Krämer, Herr Krämer, ich muss Ihnen etwas zeigen! Das ist eine absolute Gemeinheit, irgendjemand hat mein Gorbatschow-Bild vollgeschmiert.“
„Wirklich? Nun, ich komme mit.“
Beide gingen zu Petersens Büro, Heinz schloss die Tür auf – und bekam die zweite Überraschung an diesem Tag. Völlig unversehrt hing das Bild an seinem Platz. „Ich glaube Sie sind etwas überarbeitet, mein Guter. Wir sollten uns mal unterhalten, Herr Petersen.“
„Aber, glauben Sie mir! Bis gerade eben hatte das Bild noch einen Kussmund, Pausbäckchen und spitze Ohren.“
„Sie wollen mich wohl veralbern. Kommen Sie bitte in mein Büro.“
Überraschung!
Die beiden gingen nunmehr wieder hinaus und Petersen bekam eine Standpauke, die sich gewaschen hatte. Als Heinz zehn Minuten später zurückkehrte gab es den dritten Schock: das Bild war genau so verunstaltet wie zuvor. „Jetzt reicht es!“, rief Heinz und rannte, so schnell wie es ein Beamter konnte, zu Krämers Büro.
Der geneigte Leser mag sich denken, was danach geschah: kein Kussmund, keine Pausbäckchen, keine spitzen Ohren verzierten Gorbi, als Krämer das zweite Mal an diesem Tag dieses Büro betrat. „So, Petersen, das ist genug. Sie haben den Rest des Tages frei. Ich habe Besseres zu tun, als mich von Ihnen an der Nase herumführen zu lassen“, sagte Krämer mit einem bösen Blick.
Völlig konsterniert nahm der arme Heinz seine Aktentasche in die Hand und wollte bedröppelt nach Hause gehen. Am Ende des Flures erwartet ihn lachend die gesamte Belegschaft seiner Abteilung. Klaus Meier hielt etwas in der Hand: das beschmierte Gorbatschow-Bild, dass jemand stets in Petersens Abwesenheit auf das andere geheftet hatte.