Kurzgeschichte
Der Berg und ich

Der Berg und ich

Nach den letzten verregneten Tagen, tat es richtig gut, dass ich heute Früh von den ersten Sonnenstrahlen geweckt wurde. Ich zog die Vorhänge meines Pensionszimmers zurück, um den herrlichen Ausblick über den See auf die gegenüberliegende Bergkette zu genießen. Die Morgensonne tauchte alles in ein wohlig, warmes Licht und die Vögel stimmten ihren Morgengesang an. Ja, das ist Urlaub.

Ich machte mich frisch und zog mich an. Ab 8 Uhr gab es Frühstück. Die immer

gut gelaunte Wirtin begrüßte mich mit ihrem obligatorischem Spruch: „Guten Morgen. Gut geschlafen? Kaffee oder Tee?“ Ich erwiderte den Gruß und entschied mich für Kaffee, während ich meinen Teller mit einigen Köstlichkeiten vom Frühstücksbuffet füllte. Noch kein anderer Gast hatte den Weg aus seinem warmen Federbett gefunden. Man hörte zwar aus einigen Zimmern Wasser rauschen, Schranktürengeknarre und das Trippeln von Pantoffeln auf Parkett. Doch anscheinend zogen es die meisten vor, bei dem herrlichen Wetter noch etwas aus zu schlafen. Als ich mit dem Frühstück fast fertig war, kamen die

ersten Gäste in den Frühstücksraum. Junge Familie mit Kleinkind. Verschlafen rieb sich der Vater die Augen. „Der Kleine lässt uns einfach nicht mehr weiter schlafen,“ gähnte er. `Recht hat er der Kleine`, dachte ich mir. Aber, ich musste los, wollte ich vom Tag noch etwas haben. Ich verabschiedete mich freundlich und ging zurück auf mein Zimmer, um meinen Rucksack zu packen. Für alle Fälle packte ich eine Wanderjacke, Wäsche zum wechseln und einen kleinen Verbandskasten ein. Was noch fehlte, war etwas Proviant und natürlich Getränke.

Ich wollte alles Nötige noch in dem

kleinen Supermarkt besorgen, der sowieso auf dem Weg zu meinem heutigen Tagesziel lag. Dort angekommen lud ich zuerst einen Sixpack stilles Mineralwasser in mein Einkaufswägelchen. Dachte mir aber dann, dass Still vielleicht dann doch etwas zu fad wäre und entschloss mich schließlich für Medium. Jetzt noch etwas Proviant. Was leicht bekömmliches, das dann doch einen gewissen Nährwert hätte. Ich entschied mich für Obst. Jetzt hatte ich alles und ich konnte mich auf den Weg machen. Ich fuhr biss zum Parkplatz der Talstation, dem Ausgangspunkt der Bergtouren. Es waren schon einige

Wanderer unterwegs. Einige in karierten Hemden und mit drei viertel Hosen, andere in knallig bunten Wanderklamotten. Ich stieg aus und holte mein Fernglas heraus. Ich sah auf den Gipfel des Berges. Bald würde auch ich meine Wanderschuhe schnüren, den Rucksack aufsetzten und ein winzig kleiner Teil dieser grandiosen Bergwelt sein. Bald würde ich die würzige Luft der Bergfichten durch meine Lungen jagen. Bald würde ich ganz oben stehen, auf dem Gipfelplateau. Mein Blick würde dann über die majestätische Bergwelt schweifen, mit den sanften Tälern und den tief türkisblauen Seen. Und ich würde fühlen, dass ich ein Teil

dieser grandiosen Natur bin.

Ich holte die Wanderkarte heraus, um noch einmal die Tour mit dem Finger auf der Karte zu verfolgen. Da war auch ein kleiner Bergsee eingezeichnet, in dem ich meine müden Füße würde kühlen können. Alles war perfekt.

Jetzt musste ich nur noch eine Entscheidung treffen:

Sollte ich auf der Bergpanoramastrasse bis auf das Gipfelplateau fahren, oder sollte ich dann doch lieber die Seilbahn benutzen?