Für mich ein sehr wichtiger Text, ist schon etwas älter
Langelange sitzt du hier, du kannst es nicht greifen, doch es scheint so nahe.
Du kannst es nicht fühlen –
und doch ist es da.
Du kannst es einfach nicht sehen –
und doch scheint es klar.
Es ist so verschwommen –
und doch begreifst du.
Du bist zu verwirrt –
dann schreist du auf.
Jahrelang hast du dies jetzt trainiert, ein Ereignis in deiner Vergangenheit – oder besser gesagt mehrere – haben es in dir ausgelöst. Du wolltest nicht länger weinen, wolltest nicht länger schreien, wolltest nicht länger schwach sein, wolltest nicht länger diese Leere fühlen, wolltest nicht länger am Rande stehen.
NEIN! Du wolltest endlich dazugehören, lachen können, Witze reißen, über die die anderen lachen, wolltest jemand sein, wolltest Liebe,
Zuneigung und Bestätigung fühlen, wolltest viele Freunde haben, den größten Spaß im Leben finde, ja nichts verpassen, heute am besten schon im Morgen leben…
Doch du vergaßt dabei das Wichtigste:
Du warst nicht mehr du selbst.
Nach einigen Jährchen hast du es dann gefunden, dieses eine Gefühl, vielleicht noch mit ein paar Lücken, aber du konntest nun sagen, wer du bist, was du bist, wo du bist, was du willst, wohin du willst, alles war es da. Du hattest deine Freunde, hattest deine Zuneigung, hattest alles, was du brauchst…
Du konntest jeden Tag leben, doch die Erinnerungen hielten dich fest, du hast nicht loslassen können, konntest einfach noch nicht ‘Auf Wiedersehen’ sagen, hast dich noch immer daran geklammert. Es wurde immer schwerer, du hast es versucht, doch es ging nicht.
Dies ging so weit, bis du zwar glücklich, all die
Orte, die dich erinnerten aber zur Qual für dich wurden. Du konntest nicht mehr gehen, nicht mehr stehen, nicht mehr sitzen, nicht mehr liegen, in deinem Zimmer. Du konntest nicht mehr unter Freunden sein, da du dich dann gehetzt fühltest, da etwas in dir noch nicht zur Ruhe gekommen war, doch alleine zerfraß dich dein Zimmer….
Also suchtest du dir Ablenkung.
Du gehst zum Computer, du suchst dir deine Freude.
Zuerst ist es schön, du hast deine Musik, du kannst schreiben, du hast deine Freunde, alles an einem Ort, was kann schöner sein. Du hast deinen Spaß, da es einige Spiele gibt, außerdem bist du gerade richtig in deinem Buch, du siehst es schon richtig vor dir, wie es fertig wird.
Es sind nur ein paar Stunden, doch aus den paar Stunden, werden halbe Tage, dann ganze und schließlich merkst du, dass du neben dem
Computer nicht mehr viel hast. Ist es hässlich draußen und deine Freunde sind in der Stadt – sitzt du vor diesem Kästchen. Ist es schön und deine Freunde sind am See – schreibst du gerade in einem Forum.
Was du nicht bemerkt hast, deine anfängliche Ablenkung ist zur Sucht geworden, zur stillen und heimlichen aber dennoch katastrophalen Sucht….
Alle wollen es dir sagen, doch du verschließt die Augen, denn so hast du deinen Spaß, so kannst du dich vor den Problemen verstecken…denn dein Privatleben sieht weit nicht mehr so rosig aus. Deine perfekte Familie ist zersprungen, außerdem siehst du es schon kommen, wie du dich mit deinen besten Freunden zerstreitest…
Der einzige Ausweg ist der Computer….
Ein Jahr später scheint die Sucht so halb gebannt, du bist wieder draußen, bist wieder unter Freunden, am See, in der Stadt, im Café
und am Fluss, doch steht dies alles noch immer neben diesem kleinen Kästchen, diesem Kästchen, dass sich Computer nennt.
Es ist nicht mehr wie früher, denn die Schicht, die du um dich aufgebaut hast, damit die Leere, die Angst, all diese Gefühle dich nicht übermannen, diese Schicht, sie existiert nicht mehr. Alles was du noch fühlst ist eine Leere, die aus der Sucht rührt und eine Angst, die auf der Zukunft passiert.
Mit diesen Gefühlen und der Hoffnung, dass alles besser wird, startest du ein neues Leben. In einer anderen Stadt, einem anderen Zimmer, vielleicht sind dort die Erinnerungen nicht so drückend, Vielleicht schaffst du es dort, endlich aus deinem alten Trott herauszukommen.
Doch es kommt anderes, denn nun hast du noch einen Grund mehr am Computer zu bleiben, denn nun musst du Kontakt halten zu deinen Freunden, zu deinen Freunden, die ebenso süchtig sind wie du, die ebenso wenig
leben können wie du.
Monatelang geht dies so dahin und die Leere, die Angst, das Gefühl nicht dazuzugehören, das Heimweh, die Sucht, dies alles zerfrisst dich. Es macht dich krank die Stille zu hören, denn es erinnert dich an zu Hause. Es macht dich krank den Stift zu nehmen, denn dann hörst du, dass keiner spricht. Das einzige was hilft, ist eine Serie nach der anderen.
Monatelang….
Doch dann eines Tages kommt alles wieder hoch, endlich sind die Tränen da, endlich ist das Chaos klar, du fühlst den Schmerz nun zwar umso deutlicher, doch dadurch, dass du dieses eine Mal nicht davor davonläufst, wird dir klar, was dir fehlt.
Mit einem Mal wird dir alles klar und du machst das einzig richtige:
Du springst ab!!