Romane & Erzählungen
Der Göd & Franzls 1. Ausflug nach Wien - Ausflug in die Vergangenheit ...

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" Der Göd & Franzls 1. Ausflug nach Wien - Ausflug in die Vergangenheit ..."
Veröffentlicht am 09. April 2013, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.
Der Göd & Franzls 1. Ausflug nach Wien - Ausflug in die Vergangenheit ...

Der Göd & Franzls 1. Ausflug nach Wien - Ausflug in die Vergangenheit ...

Beschreibung

Ausflug in die Vergangenheit und ins Wien vor ca. 100 Jahren ...

Der Göd

Ich kannte ihn nicht. Nicht persönlich. Aber mein Mann hat ihn mir so oft und so lebendig beschrieben, dass ich ihn direkt vor mir sehe - den Göd (=Taufpate) meines Schwiegervaters. Er hat in unserer kleinen Stadt gewohnt, und als Parkwächter im alten Bahnhofsgelände trug er seine Wichtigkeit gerne zur Schau. Er war ein eher dünner, hagerer Mann in den besten Jahren, nicht zu groß und nicht zu klein, gerade richtig. Sein drahtiger Körper schien überhaupt keine Rundungen -  nicht einmal einen Bauch -  zu haben.

Stets überschattete ein schmierig alter Hut, den er niemals abnahm, seine vor Schalk sprühenden Augen.

Aus dem Mund baumelte eine gebogene Pfeife unter einem gewaltigen Schnauzbart. Unter einem zweifärbigen, wohlgemerkt, denn auf der einen Seite war er grau-schwarz meliert, während er über der Pfeife in tabakfarbenem Gelbbraun feuchtglänzend schimmerte.

Er nahm sie niemals aus dem Mund. Fest und sicher hing sie in einer großen Zahnlücke. Vermutlich legte er sie nur zur Seite, wenn er sich zum Essen setzte oder schlafen ging.

Hin und wieder musste das gute Stück mit einer Hühnerfeder durchgeputzt und gereinigt werden. Diese Tätigkeit übte der Göd vorwiegend in Gesellschaft anderer aus.

Anschließend zog er den Tabaksbeutel aus seiner Hosentasche und stopfte sein Pfeifchen mit sichtlichem Genuss. Verschmitzt lächelte er sein Gegenüber an - und einem guten Gespräch stand nichts mehr im Wege.

Er liebte die Geselligkeit, führte gern das große Wort, erhitzte sich in politischen Debatten und scherzte und lachte gern.

Er war ein Mann von Welt, der sich sogar in der großen Wienerstadt auskannte.

Zudem wusste er genau, was sich gehörte.

Wenn er in die Hauptstadt fuhr, machte er sich besonders fein. Er zog seinen besseren Janker an, den karierten mit den silbrig schimmernden Knöpfen, und  band sein “Sonntagsfiata” um (=Sonntagsvortuch, Sonntagsschürze).

Den Tupfen auf dem I machte jedoch die Krawatte aus, die sich der Göd um den nackten Hals band. Die damals üblichen gestärkten Krägen, die sogenannten “Vatermörder”, die man einfach auf die kragenlosen Hemden steckte, hielt er für überflüssig. Die brauchte er nicht. Wohl aber die Krawatte! Sie war unerlässlich, um für einen besonderen Anlass würdig gekleidet zu sein.

 

Richtig stolz war der Göd, wenn er Franzl, sein Patenkind, nach Wien mitnehmen und ihm die große Stadt zeigen konnte.

Zielbewusst steuerte er bestimmte Geschäfte an, um dort einzukaufen. Er marschierte mit dem Buben durch die Straßen und ließ sich durch nichts beirren.

Pferde-Fuhrwerke, Fahrräder und vereinzelt Automobile fuhren an ihnen vorbei, überholten sie, hupten sie an oder kamen ihnen entgegen. Ständig mussten sie ausweichen.

“Göd,” fragte der kleine Franzl, “warum gehen wir nicht auf dem Trottoir?”

“Ja, Bub!” rief der Göd entsetzt, ”weißt du denn nicht, dass der Gehsteig nur für die besseren Leut´ ist?”

 

Franzls erster Ausflug nach Wien

  

Als mein Schwiegervater ein Lausbub von ca. 10 Jahren war, durfte er mit seinem Göd zum ersten Mal nach Wien, in die große Stadt, mitfahren.

Was er da alles sah, war sehr aufregend und neu für ihn.

Links und rechts der Straßen standen mehrstöckige Häuser, eines an das andere gereiht.

In vielen von ihnen gab es ebenerdig Geschäfte mit großen Auslagen, darin so wundersame Dinge lagen, von denen der kleine Franzl noch nicht einmal geträumt hatte.

Auf den Gehsteigen promenierten Herren mit Zylindern und Spazierstöcken, während elegant gekleidete Damen mit wahren Kunstwerken von Hüten geschäftig hin und her eilten.

Bei ihm zu Hause hatten die Frauen meistens ein Kopftuch umgebunden.

Und daheim bimmelte auch keine Straßenbahn über gepflasterte Straßen. Jedesmal blieb der Bub stehen und sah fasziniert zu, wie die leuchtend rote Tramway auf ihrem Schienenweg vorüber fuhr.

Als ihn der Göd gar einlud, ein Stückchen mit der Straßenbahn zu fahren, blieb in dem Kinderherzen kein Wunsch mehr offen.

Sie ergatterten einen Fensterplatz, und Franzl genoss die Fahrt mit all seinen Sinnen.

Was es da alles zu sehen gab!

Autos schossen an ihnen vorüber. Fuhrwerke klapperten über die holprigen Pflastersteine. Sie brachten Holz und Kohle in die Stadt, Getreide, Obst, Gemüse und viele andere Waren.

Nichts jedoch übertraf den Anblick der prächtigen Bier-Fuhrwerke. Das messingbeschlagene Geschirr der kräftigen Pferde glänzte in der Sonne wie pures Gold. Die Kutscher lieferten sich einen regelrechten Wettstreit und suchten sich in Schönheit und Glanz ihrer Gespanne zu überbieten.

Vor einem Wirtshaus wurde gerade ein Ladungsfass Wein  (800 Liter)  mit einem Schlauch abgefüllt, indessen sich die Pferde aus umgebundenen Säcken mit Hafer stärkten.

Radfahrer schlängelten sich zwischen Autos und Fuhrwerken hindurch, Motorräder heulten auf, Bremsen quietschten vor den Kreuzungen, auf denen Polizisten mit den Armen den Verkehr regelten. Franzl war das gar nicht geheuer. Er befürchtete, dass die Fahrzeuge nicht rechtzeitig  zum Stehen kämen und die armen Ordnungshüter überfahren würden.

In großen Körben trugen weiß beschürzte Bäckerlehrlinge Brot und Semmeln aus.

An Häuserecken standen dicke Frauen, aber auch junge Mädchen, und boten Blumen feil. Andere riefen fortwährend: “An Lavendl hob i do! Kauft´s ma an Lavendl o!”

Es war wahrlich ein buntes Treiben.

An den Haltestellen der Straßenbahnen drängten sich Zeitungsverkäufer, die lautstark ihre Blätter anpriesen. Einer übertönte alle und schrie in einem fort: “Der Abend! Der Abend!”

Da riss dem Göd die Geduld. Er beugte sich aus dem Fenster und fuhr den Mann ungeduldig an:”Aber halt´s Maul! Wir wissen eh alle, dass es schon Abend ist.”

Einige Fahrgäste lachten herzlich über den urigen Verweis - doch der Göd konnte sich nicht erklären, was daran so lustig gewesen sein sollte.

 

 

 

 

 

 

 

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mukk
Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.

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mukk Re: -
Zitat: (Original von Luap am 14.04.2013 - 09:38 Uhr) Herrlich, einfach herrlich liebe Ingrid!
Ich liebe deine Geschichten, hast meine Gedanken wieder nach Wien geholt, in diese wunderschöne Stadt mit Scharm und Seele... danke!

Liebe Grüsse
Paul



Liebes Paulchen, herzlichen Dank für deinen schönen Kommi und den Favo. Ich habe mich seeehr gefreut. Danke!
Wünsche dir einen schönen Sonntag!
Mit liebem Gruß
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: liebe Ingrid -
Zitat: (Original von mariot am 11.04.2013 - 21:38 Uhr) wieder ein Volltreffer ,,,,
i hau mi o ,,,,

servus nach Liesing
Gruss niki


Bin noch einmal da, liebe Niki, habe erst jetzt gesehen, dass du mir einen Favo geschenkt hast. Freue mich sehr und sage ganz lieben Dank!!
Wünsche dir einen schönen Sonntag!
Mit einem herzlichen Servus und liebem Gruß
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Herrlich, einfach herrlich liebe Ingrid!
Ich liebe deine Geschichten, hast meine Gedanken wieder nach Wien geholt, in diese wunderschöne Stadt mit Scharm und Seele... danke!

Liebe Grüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: A ganz a Spezieller halt, -
Zitat: (Original von MerleSchreiber am 11.04.2013 - 14:46 Uhr) da Göd. ;-)) Du hast ihn mit all seinen Eigenheiten wunderbar beschrieben!! Den Ausdruck Göd (und Gon) haben wir übrigens auch.

War schön, liebe Grüße
Merle



Liebe Merle, ich freue mich über deinen Besuch und dass du diesen Ausflug in die Vergangenheit mit mir und dem Göd gemacht hast. War schon irgendwie ein echtes Original!!
Danke dir und sei lieb gegrüßt!
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: liebe ingrid -
Zitat: (Original von derrainer am 09.04.2013 - 22:29 Uhr) eine schöne geschichte , der wie viele sagen , der guten alten zeit ,
obwohl ich bezweifele , dass sie gut war , alt ja .
aber man wird an manches erinnert , an früher aus der guten alten zeit als man selbst noch kind war .

lieben gruß zu dir rainer



Lieber Rainer, ich danke dir herzlichst, dass du dir die Zeit und Mühe gemacht hast, meine Geschichte zu lesen .... und dass sie dir gefällt. Danke!! Schön war sie bestimmt nicht, die Menschen hatten genauso ihre Probleme und viel weniger Komfort und Hilfe bei ihren alltäglichen Arbeiten, aber gemütlicher, nicht so hektisch und konkurrenzorientiert war sie jedenfalls. Und vielleicht etwas menschlicher? Sie hatten mehr Zeit füreinander. und mehr Familienkontakte.
Sei liebst gegrüßt!
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: War gerne mit -
Zitat: (Original von baesta am 09.04.2013 - 21:05 Uhr) auf Deiner Zeitreise.

Liebe Grüße
Bärbel


Danke, liebe Bärbel, dass du mit mir einen Ausflug in die Vergangenheit gemacht hast. "lang, lang is her."!
Mit einem herzlichen Gruß
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: ach ja -
Zitat: (Original von Rajymbek am 11.04.2013 - 19:20 Uhr) die gute alte Zeit. In der Eifel heißt die Taufpatin übrigends Gody. Ihr scheint's ein wenig sprachverwandt, lach.

VLG Roland



Danke dir, lieber Roland, freue mich immer sehr über deinen Besuch. Verständigung scheint recht gut zu funktionieren, mit einigen wenigen Ausnahmen vielleicht.... oder weißt du vielleicht, was ein "Protaveigerl" ist? Oder ein "Palawatsch", "Hirnöderl"," Grantscherm" oder ein "Tschocherl" is? :-))))
Seid herzlichst gegrüßt
eure Mukk
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: ach ja -
Zitat: (Original von Rajymbek am 11.04.2013 - 19:20 Uhr) die gute alte Zeit. In der Eifel heißt die Taufpatin übrigends Gody. Ihr scheint's ein wenig sprachverwandt, lach.

VLG Roland



Danke dir, lieber Roland, freue mich immer sehr über deinen Besuch. Verständigung scheint recht gut zu funktionieren, mit einigen wenigen Ausnahmen vielleicht.... oder weißt du vielleicht, was ein "Protaveigerl" ist? Oder ein "Palawatsch", "Hirnöderl"," Grantscherm" oder ein "Tschocherl" is? :-))))
Seid herzlichst gegrüßt
eure Mukk
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Grins ... -
Zitat: (Original von Gunda am 11.04.2013 - 21:26 Uhr) Ja, ja, wenn die Dörfler in die Stadt kommen ...

Ich liebe deine Geschichten aus alter Zeit, Ingrid.

Lieben Gruß
Gunda


Liebe Gunda, das freut mich echt ... RIESIG!!!! Danke dir herzlichst und sei recht lieb gegrüßt!
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: liebe Ingrid -
Zitat: (Original von mariot am 11.04.2013 - 21:38 Uhr) wieder ein Volltreffer ,,,,
i hau mi o ,,,,

servus nach Liesing
Gruss niki


Danke dir! Freue mich, wenn ich dich amüsieren konnte. War schon ein echtes Original dieser Göd!
Mit liebem Gruß
Ingrid
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