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Tribaden - Eine Philosophie, mehr nicht?

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"Tribaden - Eine Philosophie, mehr nicht?"
Veröffentlicht am 03. April 2013, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht: Der Winter ist ein Bösewicht, die Bäume tragen Schneegewicht, die Stämme sind kahl und so schwarz wie ein Pfahl, die Felder sind weiß und auf dem See liegt Eis. In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.
Tribaden - Eine Philosophie, mehr nicht?

Tribaden - Eine Philosophie, mehr nicht?

Nachfolgenden Text zur Homosexualität in der Gesellschaft habe ich vor gut 20 Jahren verfasst. Manches davon ist sicher alt im Sinne von »überholt«, anderes wiederum aktueller denn je. Der mediale Hype um »andersrum« zu sein hat nachgelassen, aber auch die Diskussion. Ist damit Ruhe und so etwas wie »Normalität«eingekehrt? Ich denke nicht. Besonders wenn man derzeit über Grenzen hinweg schaut. Dabei kann man die Himmelsrichtung frei wählen.

Die Bereitschaft der Gesellschaft, sich mit dem Thema Homosexualität auseinanderzusetzen, ist zu spüren. Die Medien haben ihren Beitrag dazu

geleistet. So unterschiedlich die Stimmen sind, ist es gut, das endlich darüber geredet werden kann. Die Form der Auseinandersetzung kommt inzwischen über die reine Verunglimpfung dieser Lebensform hinaus. Heteros sind gut, Homos sind schlecht. Von »betroffener« Seite wird eine sachliche Auseinandersetzung über Homosexualität in der Gesellschaft angestrengt. Auf dieser Ebene ist eine konstruktive Diskussion möglich. Homosexualität war zu anderen Zeiten ein Grund für strafrechtliche Verfolgung, Kasernierung, Tötung. Und leider hat sich in manchen Gesellschaften nichts daran geändert.

Wenn sich im westlich geprägten Gesellschaften die Zeiten geändert haben, Homosexuelle werden heute noch Diskriminierung und Benachteiligungen ausgesetzt. Von Toleranz gegenüber Randgruppen und einem Miteinander aller Lebensformen sind wir weit entfernt. Ausländerfeindlichkeit, Rassenhass, Minderheiten und Diskriminierung sind Schlagworte, die zu Diskussionen führen, die an Sachlichkeit vermissen lassen. Obwohl es nicht leicht ist, sich in einer heterosexuell geprägten Gesellschaft zu behaupten, kann es als positive Errungenschaft angesehen werden, das Homosexualität kein Fremdwort mehr ist.

In einer Gesellschaft - die sich Brüderlichkeit, Gleichberechtigung und die Freiheit des einzelnen auf die Fahne geschrieben hat - dürfte es überhaupt keinen Grund geben, dass sich irgendwer für sein Leben rechtfertigen muss, warum er/sie lebt wie er/sie lebt. Homosexuelle Lebensweise ist nichts anderes als der Versuch, mit einem Partner eine Lebensgemeinschaft zu führen, mit einem Unterschied: der Partner hat das gleiche Geschlecht. Nicht besser oder schlechter. Jede Partnerschaft lebt und stirbt aus den gleichen Gründen, die den Fortbestand oder das Ende einer Beziehung

begründen. Homosexuelle Männer haben es leichter. Homosexuelle Frauen bieten mehr Zündstoff in Männergesprächen. Sie entziehen sich dem direkten und indirekten Einfluss der Männergesellschaft. Sie gehen in Frauencafés, sie arbeiten in frauenspezifischen Berufen, leben mit und für die Frauen und untergraben patriarchalische Strukturen. Und welcher Mann lässt sich das gefallen? Der Beschützerinstinkt und das Machtstreben der Männer ist aus den Angeln gehoben. In der heutigen Welt kann eine Frau gut ohne Mann als Haushaltsgeldgeber leben. Sexualität wird hinter Türen gelebt und

muss noch weit mehr versteckt werden. Das hat seine Ursache in der Selbstverständlichkeit, mit der die heterosexuelle Gesellschaft andere Lebensformen sanktioniert. Sowie Andersdenkende, Ausländer und andere Minderheiten, werden Homosexuelle Sanktionen, Repressalien und Diskriminierung ausgesetzt. Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche werden zu einem Problem, wenn die eigene Sexualität öffentlich wird. Anderssein bedeutet ausgegrenzt zu werden, wenn man den Mut hat, offen zu sich zu stehen. Outing erhitzt die Gemüter auf beiden Seiten. Das unfreiwillige Coming-Out trägt wenig zum Verständnis der

Probleme der Homosexuellen bei. Eine öffentliche Person kann nicht zwangsweise dazu verpflichtet werden, sich zu seiner Sexualität zu bekennen und für die Homosexuellen einzusetzen. Wenn die Gesellschaft eines Tages dazu übergeht, Homosexualität als eine Variante des Zusammenlebens zu akzeptieren und Homosexualität nicht auf die Sexualität des Menschen zu reduzieren, wird es in möglich sein, ein Neben- und Miteinander aller Menschen zu ermöglichen. Dieses Miteinander gelingt, wenn jeder den anderen als das akzeptiert bzw. respektiert, was er in erster Linie ist - ein Mensch. Keine Lebensform, keine Hautfarbe oder

politische Partei berechtigt zur Unterdrückung Andersartiger, es gibt nicht das eine allein selig Machende. Jede Seite hat ihr Für und Wider. Der Mensch steht im Mittelpunkt, egal was er ist, wie er aus sieht, wie er lebt. Wenn die Gesellschaft begriffen hat, dass anders Denkende, anders Lebende eine Bereicherung darstellen, wird ein Neben- und Miteinander möglich. Zu dieser Koexistenz gehört die Unterscheidung der Homosexualität. Es gibt schwule und lesbische Homosexualität. Im Wesentlichen wird die lesbische Liebe eher akzeptiert, von heterosexuellen Frauen wie Männern. Die schwule Homosexualität leidet unter dem

Image der Gewalt und Brutalität. Wobei man den lesbischen Frauen dies nicht zutraut und die Sexualität abspricht. Bei dieser Unterscheidung steht in erster Linie die Sexualität im Vordergrund. In den meisten Fällen überwiegen Gleichberechtigung, Förderung der Selbständigkeit und des Kollektivs und das Recht auf ein eigenes Leben. Das ist unserer Gesellschaft in mancher Hinsicht abhanden gekommen.


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Über den Autor

KatharinaK
Ich erinnere mich noch gerne meiner allerersten Zeilen - ein Schulgedicht:
Der Winter ist ein Bösewicht,
die Bäume tragen Schneegewicht,
die Stämme sind kahl
und so schwarz wie ein Pfahl,
die Felder sind weiß
und auf dem See liegt Eis.
In den seither vergangenen Jahrzehnten hat sich mein Schreibstil sicher geändert - ist erwachsen geworden -, aber die Freude am Schreiben ist ungetrübt.

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KatharinaK Re: -
Zitat: (Original von Rehkitz am 10.06.2013 - 22:49 Uhr) Es wird immer tolerante sowie intolerante Menschen geben. Dabei spielt das Geschlecht nicht unbedingt eine Rolle. Es gibt einfach zu viele Mitläufer. Menschen die dumm und schwach sind, beeinflussbar. Was wohl auch Bequemlichkeit ist. Nur nirgendwo anstoßen, es könnte ja einen sichtbaren blauen Fleck geben. Schade, das Leben kann doch so schön sein.
Liebe Katharina, ich habe Deine Zeilen sehr gerne gelesen. Denkanstöße, damit kann man sicher einiges bewirken.

Eine gute Nacht mit lieben Grüßen Theresia


Guten Morgen, Theresia,

ich hoffe, diese Denkanstöße haben Deine Nachtruhe nicht verhindert. Vielleicht greife ich den Denkanstoß von Merle auf, die "Sache" zu aktualisieren. Danke für Dein Interesse,

Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Es wird immer tolerante sowie intolerante Menschen geben. Dabei spielt das Geschlecht nicht unbedingt eine Rolle. Es gibt einfach zu viele Mitläufer. Menschen die dumm und schwach sind, beeinflussbar. Was wohl auch Bequemlichkeit ist. Nur nirgendwo anstoßen, es könnte ja einen sichtbaren blauen Fleck geben. Schade, das Leben kann doch so schön sein.
Liebe Katharina, ich habe Deine Zeilen sehr gerne gelesen. Denkanstöße, damit kann man sicher einiges bewirken.

Eine gute Nacht mit lieben Grüßen Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Re: -
Zitat: (Original von GerLINDE am 10.06.2013 - 18:35 Uhr) Also ich finde schon, dass man heutzutage viel toleranter geworden ist. Über gleichgeschlechtliche Partnerschaften diskutierten wir schon vor sehr vielen Jahren. Und kaum jemand hatte an dem Diskussions-Abend irgend einen Einwand. Die meisten haben das partnerschaftliche Verhalten, wie auch immer, toleriert. Leben und leben lassen. Was tut es zur Sache, wie einer sexuell eingestimmt ist, wenn er ein guter Mensch ist, sich vorbildlich verhält, wie jeder andere von uns.
Die Werte eines Menschen sollten zählen und nicht die Veranlagung! Das ist meine Meinung.

Lieben Gruß
Gerlinde


Na ja, nicht alle Heteros sind gute Menschen, verhalten sich vorbildlich. An jedem Ufer wächst auch Unkraut - hüben wie drüben. Vor zwanzig Jahren sprachen die Blicke Bände, heute knutscht man im TV aus DEMO-Zwecken. Aber auch ich habe meine eigene Haltung in jeder Konstellation überdenken müssen.

Gerlinde, ich bin tolerant.

Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Also ich finde schon, dass man heutzutage viel toleranter geworden ist. Über gleichgeschlechtliche Partnerschaften diskutierten wir schon vor sehr vielen Jahren. Und kaum jemand hatte an dem Diskussions-Abend irgend einen Einwand. Die meisten haben das partnerschaftliche Verhalten, wie auch immer, toleriert. Leben und leben lassen. Was tut es zur Sache, wie einer sexuell eingestimmt ist, wenn er ein guter Mensch ist, sich vorbildlich verhält, wie jeder andere von uns.
Die Werte eines Menschen sollten zählen und nicht die Veranlagung! Das ist meine Meinung.

Lieben Gruß
Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Re: TRIBADEN - EINE PHILOSOPHIE, MEHR NICHT? -
Zitat: (Original von Bleistift am 10.06.2013 - 18:02 Uhr) Ich will es gleich vorwegnehmen, ich bin ein eingefleischter Hetero.
Wenn ich aber weiß, dass 2% der Weltbevölkerung anders empfinden, als ich, dann bin ich so tolerant es zu akzeptieren und werde es definitiv auch nicht verurteilen.
Da halte ich es mit meinem Preußen-König, der da einst meinte:
"Ein jeder solle nach seine Fasson selig werden".
Denn das nicht zu tun, hieße im Umkehrschluss nichts anderes, als auch solche künstlerischen Größen wie P.I.Tschaikowsky und Leonardo da Vinci, ebenso wie viele andere unschuldige Menschen zu diskreditieren und zu verurteilen.
Siehe Mittelalter: Ketzer, und Hexenverbrennung.
Neuzeit: Stalin, Hitler, Rote Khmer...
Ein absolutes gesellschaftliches NO GO, überall auf der Welt...

Aber die Zähigkeit, mit welcher alte überkommene Konventionen und Denkstrukturen durch Politik und Klerus am Leben erhalten werden, ist enorm.
So wird wohl die Frage der vollständigen gesellschaftlichen Akzeptanz in eine spätere, fernere Zukunft verlegt werden müssen, was allerdings nicht heißt, die Hände tatenlos in den Schoss zu legen...

LG Louis :-)


Lieber Louis,

mein Text mag "alt" sein, leider nicht das Statement. Aber es ist gut, wenn auch "heteros" sich umstellen - im Kopf. "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen ..." - und schwups stand sie da. Mit dem Einreißen derselben hat es dann doch länger gedauert. Und Mauern im Kopf - egal, für was sie stehen - reißen sich nicht über Nacht ein. Rom ist ja auch nicht ..., Du weißt.

Danke, daß Du Dich trotz Deiner Gefühlshaltung mit meiner Denkhaltung beschäftigst.

Liebe Grüße,

Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift TRIBADEN - EINE PHILOSOPHIE, MEHR NICHT? - Ich will es gleich vorwegnehmen, ich bin ein eingefleischter Hetero.
Wenn ich aber weiß, dass 2% der Weltbevölkerung anders empfinden, als ich, dann bin ich so tolerant es zu akzeptieren und werde es definitiv auch nicht verurteilen.
Da halte ich es mit meinem Preußen-König, der da einst meinte:
"Ein jeder solle nach seine Fasson selig werden".
Denn das nicht zu tun, hieße im Umkehrschluss nichts anderes, als auch solche künstlerischen Größen wie P.I.Tschaikowsky und Leonardo da Vinci, ebenso wie viele andere unschuldige Menschen zu diskreditieren und zu verurteilen.
Siehe Mittelalter: Ketzer, und Hexenverbrennung.
Neuzeit: Stalin, Hitler, Rote Khmer...
Ein absolutes gesellschaftliches NO GO, überall auf der Welt...

Aber die Zähigkeit, mit welcher alte überkommene Konventionen und Denkstrukturen durch Politik und Klerus am Leben erhalten werden, ist enorm.
So wird wohl die Frage der vollständigen gesellschaftlichen Akzeptanz in eine spätere, fernere Zukunft verlegt werden müssen, was allerdings nicht heißt, die Hände tatenlos in den Schoss zu legen...

LG Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Re: -
Zitat: (Original von schnief am 10.06.2013 - 14:04 Uhr) Eigentlich dürfte diese kein Thema mehr sein aber ander Länder, andere Vorstellungen
LG
Schnief


Hallo Schnief,

um "kein Thema" mehr sein zu brauchen, braucht es dann doch mehr. Und das gibt wohl der Konservatismus nicht her. Schade.
Danke für Dein Interesse.

Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Eigentlich dürfte diese kein Thema mehr sein aber ander Länder, andere Vorstellungen
LG
Schnief
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Re: Sehr gut geschrieben ... -
Zitat: (Original von MarieLue am 10.06.2013 - 12:59 Uhr) ... hat du deinen Text über dieses immer wieder diskutierte Thema. Ich denke, es wird noch etwas dauern, bis jeder Mensch wirklich "gleich´" ist. Wobei ich bezweifele, dass meine Generation das noch erleben wird. Die Mühlen mahlen eben langsam...

Habe ich gerne gelesen!

Herzliche Grüße
Marie Lue


Liebe Marie Lue,

danke für Deinen Besuch bei mir. Dieses Thema dürfte eigentlich keines mehr sein. Daß ich den Text quasi unaktualisiert einstellen kann, beweist es leider.
Doch ich erinnere mich auch an die "DDR und die BRD", zwei ungleiche Schwestern, denen es schwerfällt, eins zu sein. Allen Beteuerungen zum Trotz.

Liebe Grüße an Dich,

Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
MarieLue Sehr gut geschrieben ... - ... hat du deinen Text über dieses immer wieder diskutierte Thema. Ich denke, es wird noch etwas dauern, bis jeder Mensch wirklich "gleich´" ist. Wobei ich bezweifele, dass meine Generation das noch erleben wird. Die Mühlen mahlen eben langsam...

Habe ich gerne gelesen!

Herzliche Grüße
Marie Lue
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