Romane & Erzählungen
Platon DER STAAT - Buch IV

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"Platon DER STAAT - Buch IV"
Veröffentlicht am 08. April 2013, 16 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Platon DER STAAT - Buch IV

Platon DER STAAT - Buch IV

Beschreibung

Platon Der Staat Buch IV Kurzfassung der von Sokrates mit seinen jungen Freunden gemeinsam entdeckten Voraussetzungen für die Gründung und das Bestehen eines idealen Staates Text: Sybil Schuler Bilder: Markus Schuler Fortsetzungen folgen....

VIERTES BUCH

Im Anschluss an diesen Mythos gibt Adeimantos Sokrates zu bedenken, dass gemäss seinen Regeln die Wächter einen ganz und gar unattraktiven Status hätten. Vertreter des Bauern- und Handwerkerstands dagegen könnten Land, Häuser und Edelmetalle besitzen! Sokrates bestätigt, dass den Wächtern tatsächlich das Geld fehlen würde, um damit zu kaufen, was scheinbar glücklich macht. Doch wäre es nicht denkbar, dass genau diese sich als die Glücklichsten von allen erweisen würden?

Im Augenblick gehe es aber darum, herauszufinden, wie die Bürgerschaft als ein Ganzes möglichst glücklich sein könnte.

In ihrer gedanklich zu gründenden glücklichen Stadt hatten Sokrates und seine Schüler doch ursprünglich gehofft, der Gerechtigkeit auf die Spur zu kommen, auf deren Suche sie noch immer sind.

 

Es geht jetzt also nicht darum, dass die Wächter, die Bauern, die Töpfer, ja alle, einfach ein fröhliches und unbeschwertes Dasein haben können; denn so ein bequemes Leben würde sie mit der Zeit von der Ausübung ihrer Tätigkeiten abbringen.

Besonders die Hüter der Gesetze und der Stadt wären bald nicht mehr fähig, die Stadt zu verteidigen.

Und doch steht es der Gemeinschaft aller Stadtbewohner zu, sich beständig der allgemeinen Glückseligkeit zu erfreuen. Aber diese entsteht nur dann, wenn in der Stadt Wohlstand ist, kein Reichtum - der führt zu Trägheit- und auch keine Armut; die würde ja zu Überforderung und zu Unvermögen führen.

So also bleibt der Stadtstaat eine Einheit und wird nicht zur Ansammlung verschiedener Interessengruppen, die wenig Kraft und nur scheinbare Grösse haben. Wenn die Bevölkerung richtig auferzogen und geschult wurde, kann das eben Erörterte für immer

beachtet werden.

Zu dieser umsichtigen Gesellschaft gehört selbstverständlich auch noch die Brautsuche, die Verheiratung und die Fortpflanzung, Themen auf die Sokrates aber nicht näher eingehen will.

Immerhin lässt er verlauten, dass alles soweit möglich gemäss dem Sprichwort "Freunden gehört alles gemeinsam" vonstatten gehen soll.

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Die Erziehung in Kultur, Ernährung und in Gymnastik muss jedenfalls immer gleich konsequent bleiben.

Vor allem muss man sich vor moderner Musik hüten, die für die Politik der Stadt verheerende Wirkungen hätte. Verweichlichung würde bald den Niedergang der Stadt bedeuten.

Doch Gesetze diesbezüglich braucht es nicht, weder in Hinsicht auf Benehmen und Anstand noch im Hinblick auf Streit und Beleidigungen oder auf Zölle oder Markt-, Stadt- und Hafenrecht.

Erfahrungsgemäss würden solche Gesetze immer wieder angepasst werden müssen. Wer sich mit solchen Gesetzen befassen wollte, der müsste gleichsam die Köpfe einer gefährlichen riesigen Wasserschlange abschneiden, welche sich im Nachwachsen vermehren, wenn es zum Beispiel um Handelsbetrug geht. Gesetze können immer wieder umgangen werden! In einem dank guter Erziehung guten Staat braucht es sie nicht! Gesetze geben soll einzig

der Gott Apollon von Delphi und zwar nur bezüglich Religion und Bestattung der Toten.

Auf dem Fundament einer guten Erziehung und der Beachtung der Vorschriften des Apollon sei also gedanklich der ideale Staat gegründet!

Jetzt sind alle Gesprächsteilnehmer gefragt, um zu prüfen, wo im Idealstaat die Gerechtigkeit anzutreffen ist und wo die Ungerechtigkeit. Alle sollen jetzt ihr Augenmerk darauf richten, auf wessen Seite der wahrhaft Glückliche steht.

Das zu erkunden möge Sokrates seinen Schülern wiederum vorangehen! Dazu ist er ganz gern bereit. Er erklärt, dass ein idealer Staat vollendet gut sein muss, was für ihn heisst, dass er die Tugenden  Weisheit, Tapferkeit, und Besonnenheit Gerechtigkeit-Redlichkeit  aufweist.

Bei der "Staatsweisheit" handelt es sich natürlich nicht um das Fachwissen der Handwerker und Bauern, sondern um das

Wissen der relativ geringen Zahl der Vertreter des Wächterstandes, um Wissen, das den gesamten Stadtstaat wohlberaten, also weise, machen wird.

Was die Tapferkeit betrifft, liegt es auf der Hand, dass der Stand der Soldaten durch das richtige Einschätzen von Gefahren die Tapferkeit im ganzen Staatswesens garantiert. Dazu fähig sind diese ausgesuchten Leute auf Grund ihrer sorgfältigen, nachhaltigen Erziehung. Sie sind auf ihre Aufgaben ebenso aufwändig vorbereitet worden, wie weisse Wolle vorbehandelt sein muss, wenn sie waschecht und dauerhaft mit Purpur eingefärbt werden soll.

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Freude, Trauer, Schmerz, Begierde können die Soldaten nie mehr ihrer anerzogenen Tapferkeit berauben!

Tapfer zu sein bedeutet, Unterscheidungsvermögen zwischen Gefährlichem und Ungefährlichem zu haben. Doch was bedeutet nun eine weitere Tugend, die der Idealstaat braucht, die "Besonnenheit", und wie manifestiert sie sich im einzelnen Bürger? Zur Besonnenheit gehören Harmonie, Anstand, Selbstbeherrschung, Mässigung. Wer besonnen sein will, muss sich selbst besiegen, "stärker als er selber" sein gemäss einer etwas rätselhaften Redewendung, die besagt, dass der Mensch eine Seele mit einer besseren und einer schlechteren Komponente hat. Schlechte Lebensweise oder auch schlechte Gesellschaft können der niedereren Seite der Seele das Übergewicht geben gegenüber der höheren Seite, so dass der Mensch unbeherrscht, "schwächer als er selbst" wird.

Bezüglich eines Staates, der von der Vernunft

und den Bestrebungen der Minderheit, den Tauglichen, -das heisst von Wächtern- geleitet wird, bedeutet das, dass dieser Staat sich durch Besonnenheit auszeichnet, obgleich die schwächeren Seelen zahlenmässig viel stärker vertreten wären als die Regierenden. Besonnenheit lässt also die Herrschenden in Harmonie hinsichtlich der Beherrschten regieren, wodurch auch in den Reihen der schwächeren Mehrheit harmonisches Dasein entsteht und zwar nicht nur im Staat, sondern auch in jedem Einzelnen.

Will man jetzt aber als vierter Tugend der Gerechtigkeit auf die Spur kommen, muss man diese gleichsam umstellen, wie eine Gruppe von Jägern Buschwerk umstellt. Sonst könnte sie einem immer wieder entschlüpfen! Auch sei es ratsam, davor noch gemeinsam zu beten, meint Sokrates.

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In der Tat jubelt Sokrates, obwohl zuerst alles unwegsam und schattig erschien, gar bald, dass er die Fussspur schon gefunden habe und zwar in nächster Nähe! Schon zu Beginn sei es ihnen doch klar gewesen, das jeder das tun soll, was seiner natürlichen Begabung entspricht. Das Seinige tun, das muss Gerechtigkeit-Redlichkeit sein. Das muss die vierte und letzte der Tugenden sein, nachdem Weisheit, Tapferkeit und auch Besonnenheit schon individuell charakterisiert und definiert worden sind! "Das Seinige tun, ohne sich zu verzetteln" könnte für Sokrates sogar das Fundament der übrigen drei Tugenden darstellen.

Nun wäre es für den Staat zwar nicht weiter schlimm, wenn ein Schuster seine Tätigkeit mit der eines Zimmermannes zu tauschen anfinge, was Glaukon auch so sieht. Aber wenn dann einmal ein Emporkömmling mit handwerklicher Begabung und Erfahrung in den Stand der Krieger wechselt, oder wenn ein Krieger mal ein beratender Wächter sein möchte und es

nicht wert ist, oder wenn einer alles an sich reissen würde, dann würde das wohl den Untergang des Staates bedeuten. Bei solcher Bosheit würde es sich dann um nichts anderes als in höchstem Masse um Unredlichkeit, Unrecht, Ungerechtigkeit handeln.

Gerechtigkeit im Staat gedeiht nur, wenn sowohl Erwerbstätige, wie auch Soldaten und die Wächter ihre Pflicht tun.

So muss denn nur noch der Beweis erbracht werden, dass im einzelnen Bürger eine analoge Ordnung wie im Stadtstaat zu erkennen sei, ging es doch es zu Beginn des Gesprächs um die Gerechtigkeit des Einzelnen. Der Idealstaat wurde doch gedanklich gegründet in der Hoffnung, am grösseren Modell die Gerechtigkeit leichter definieren zu können als es beim Individuum möglich gewesen wäre.

Sollte sich beim Vergleich von Staat und Individuum die Analogie zeigen, so wäre das, wie wenn die Gerechtigkeit einem hellen

Funken gleich, aus zwei Feuersteinen geschlagen, erschienen wäre. Und dieser Anblick der Gerechtigkeit könnte die Betrachter dann befähigen, ihre persönliche Gerechtigkeit zu festigen.

Es geht nun aber zuerst darum, zu untersuchen, ob und wie sich in der menschlichen Seele Besonnenheit, Tapferkeit und Weisheit finden lassen.

Glaukon ist mit Sokrates einverstanden, dass, wenn ein Mensch Hunger oder Durst hat, seine Seele nach dem trachtet, was sie begehrt, dass sie es gleichsam herbeiwinke. Durst haben könnte man auch gleichsetzen, mit zu trinken begehren, und dieses Begehren mit dem Bogen Spannen eines Schützen vergleichen. So wenig der Schütze den Bogen spannen und ihn gleichzeitig loslassen kann, so wenig kann der etwas Begehrende es gleichzeitig nicht haben wollen.

Nun kommt es aber doch vor, dass ein Durstiger nicht trinken will! Nicht wegen einer

zwiespältigen Begierde, die es nicht gibt, sondern auf Grund irgend einer Überlegung, die jetzt die Begierde zurückstellt, wird der Betreffende noch nicht trinken. Offenbar hat im Innern der Seele Besonnenheit gegenüber der Begierde die Oberhand!

Und wie steht es mit der Tapferkeit? Im Widerstreit zur Begierde ist sie doch eine willige Verbündete der Vernunft? Andrerseits lässt sich Mut auch von  der Vernunft zurückrufen wie der Hund vom Hirten, wenn etwa der Mut allzu lange  die Begierden nach Essen, Trinken und Wärme zu verdrängen drohte.

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Damit haben sich also drei Komponenten der Seele gezeigt und so bietet es sich an, dem Stand der Erwerbstätigen im Stadtstaat die Begierden   gegenüberzustellen, dem Stand der Krieger den mutvollen Willen und dem Stand der Wächter die Vernunft des Individuums.

Auch Glaukon ist es klar, dass die Seele drei Hauptfähigeiten hat, dies im Hinblick auf ganz junge Kinder, die als Erstes zu Trinken begehren, bald auch schon beherzt etwas tun wollen, aber noch lange nicht logisch denken können, ja es erst recht spät, und im schlimmsten Fall auch gar nie, lernen werden.

Ist nun aber die Stadt durch einen Teil ihrer Bürger weise, so ist es auch das Individuum durch den dominanten Teil seiner Seele; tapfer ist einer durch die mutvolle Seelenkomponente. Analog verhält es sich mit den übrigen Haupttugenden. Daraus lässt sich schliessen, dass ein Individuum mit harmonisch verbundenen Komponenten der Seele auch in

jeder Lebenslage und Versuchung situationsgerecht handeln wird.

Herrschen in der Seele des Individuums soll die Vernunft und ihr dienen der mutige Eifer. Diese beiden Komponenten der Seele verlangen allerdings nach einer optimalen Erziehung, die den Verstand anspornt und durch Harmonie und Rhythmus ein Übermass an Mut einschränkt. So kann dann Vernunft und Mut über unersättliche Begierde dominieren, so dass das Individuum sich weise, tapfer und besonnen verhalten wird. Wenn jeder Anteil der Seele nur das Seine tut, dann erweist sich diese Seele, dieser Mensch als rechtschaffen, gut, tüchtig, "gerecht", wie er sein soll. Gerechtes Tun bewirkt dann Gerechtigkeit im Individuum, das bedeutet Gesundheit, Schönheit und Wohlbefinden der Seele. Schlechtigkeit hingegen würde Krankheit, Hässlichkeit sowie Schande und Kraftlosigkeit bewirken.

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