Fantasy & Horror
Fall

Fall

Der Wind rauschte mir in den Ohren. Meine Haare peitschten mir ins Gesicht und ich starrte die tief dunkelgrauen Wolken um mich herum ungläubig an. Mein Fall wurde immer schneller und schneller ebenso wie mein vor Angst wild pochendes Herz. Als ich einen Blick nach unten wagte, kniff ich vor Schreck die Augen zu und schrie auf. Daraufhin geriet ich aber komplett aus dem Gleichgewicht und überschlug mich in alle Richtungen. Mein Kreislauf war kurz davor zu kollabieren und ich sah nur immer wieder abwechselnd Wolken und grüne Blätter von Bäumen. Vor lauter Panik standen mir Tränen in den Augen.

„EVE!“

Ich hörte seine Stimme kaum, doch trotzdem spürte ich plötzlich Erleichterung in mir aufkeimen. Der Wind aber sah mich immer noch als seinen Spielball und schleuderte mich unbarmherzig umher. Ich wusste nicht, wie ich das aufhalten konnte! Und die Bäume kamen immer näher und näher!

„EVE! Beruhig dich!“, schallte seine Stimme durch den Sturm bis tief in meine Seele, „Ich bin bei dir, also hab keine Angst! Vertrau deinen Fähigkeiten!“

Der Wind riss Tränen mit sich, doch ich biss tapfer die Zähne zusammen und breitete die Arme aus. Es schien unmöglich, dennoch atmete ich tief durch und das Überschlagen nahm ein Ende. Ich sah an den Rändern meines Blickfeldes lauter schwarze Punkte tanzen, doch ich blendete sie aus und konzentrierte mich. Inzwischen hatte ich die Wolkendecke durchbrochen und es fehlte nicht mehr viel. In dem einzigen Durcheinander, das meinen Kopf darstellte, war natürlich ausgerechnet der Zauber nicht zu finden, den ich jetzt am meisten brauchte. Er war generell wie leer gefegt was Zauber anging.

Trotzdem zwang ich die Panik zurück. Ich konnte das! Ich war nicht mehr hilflos! Noch einmal atmete ich tief durch und konzentrierte mich auf das Gefühl der Luft um mich herum. Ich nahm es in mich auf, ließ es durch meinen Körper streichen und mich erfüllen. Mein Körper war leicht wie eine Feder. Die Schwerkraft hatte kaum Gewalt über mich – ich befand mich im Bereich der Luft und des Windes. Ich schwebte getragen von sanften Brisen und sank langsam und sachte zurück auf die Erde.

„Gut gemacht…“

Ich brauchte meine Augen, die ich vor Konzentration geschlossen hatte, nicht zu öffnen. Ich fühlte, wie er zu mir stieß und mich wie selbstverständlich auf die Arme nahm, während wir die letzten Meter zur Erde runter schwebten.