Es war 3:00 Uhr morgens, als mein Wecker klingelte. Ich hatte kaum geschlafen, trotzdem war ich nicht lange müde. Dazu war ich viel zu aufgeregt gewesen.
Heute war es soweit. Der Tag meiner Abreise. Vor mir lagen insgesamt 9 Stunden Zugfahrt.
Mein Reiseziel: Thun (Schweiz)
Nach drei Jahren würde ich heute Abend tatsächlich meiner Freundin Conny gegenüber stehen.
Ich kontrollierte zum tausendsten Mal meinen Koffer und ob ich auch wirklich alles eingepackt hatte, sagte meinem Freund auf Wiedersehen, gab ihm einen Kuss und lief samt Koffer und Rucksack zum Bahnhof.
Die Zugfahrt war anstrengend, aber mit dem Wissen, dass ich Conny immer näher komme, ließ es sich leichter durchstehen. Ich war so aufgeregt, dass ich bei der Verspätung von 5 Minuten, die mein Zug Richtung Basel hatte, fast durchdrehte. Ich hatte Angst meinen Anschluss nach Thun zu verpassen.
Dann, nach einigen Stunden, war es so weit. Ich kam in Thun an und…
… war erst einmal so überfordert, dass ich Conny anschrieb. Sie half mir auch weiter und so fand ich
mein Hotel. Zunfthaus zum Metzgern im Zentrum der Thuner Altstadt.
Es war nur ein kleines Einzelzimmer mit Bett und Waschbecken für das ich 55 CHF pro Nacht zahlte, aber ich war zufrieden. Ich war in Thun. Der Stadt, die ich bisher nur von Fotos kannte und schon damals liebte.
Und ich war so unglaublich nah dran, Conny wieder zutreffen. Ich ging noch schnell duschen, packte meinen Koffer aus und dann machte ich mich auf den Weg zu Conny. Ich war eine halbe Stunde zu früh an der Bushaltestelle, an der Conny mich abholen wollte und so stand ich genau 30 Minuten in der Kälte. „Das macht nichts.“, sagte ich mir. , „ ich treffe Conny!“
Um 18:00 Uhr war es soweit. Ich habe sie schon von weitem gesehen und dachte mir, dass sie es sein muss. Getraut zu rufen, habe ich mich nicht. Falls sie es doch nicht war.
Sie war es. Und es ging ihr genauso, wie sich herausstellte. Wir begrüßten uns mit einer langen Umarmung und einem dicken Grinsen im Gesicht. 3 Jahre sind halt doch eine lange Zeit.
Gemeinsam liefen wir zu Connys Wohnung, wo ich auch schon David und Dario kennenlernte.
Erst nur vom weitem, weil sie draußen spielten. Dann, beim Essen, auch richtig.
Es gab Spaghetti Carbonara. Mein Lieblingsessen. Conny hatte es erraten! Ich fühlte mich in ihrer Wohnung gleich Zuhause und gut aufgehoben. David und Dario waren mega süß und ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen. Wir haben gemeinsam „ Wer am längsten Leise ist“ gespielt. Gewinner ist der, der am längsten nichts sagt, oder lacht. Dario hat meistens verloren, weil er einen Lachanfall bekam, was es für David und mich nicht einfacher machte, still zu sein .
Als die Jungs im Bett waren, haben Conny und ich ziemlich still auf der Couch gesessen und einfach nur gekuschelt. Das habe ich sehr genossen. Ich bin bis 23: 30 Uhr bei ihr geblieben und habe dann den Bus um 23:47 zurück zum Hotel genommen.
Am Nächsten Tag regnete es. Das war schade, aber nicht schlimm. Ich machte einen Spaziergang durch die Stadt , kaufte mir etwas zu trinken und bin danach zurück zum Hotel gegangen, um noch einmal zu duschen. Als meine Haare getrocknet waren, ging ich nach draußen und machte einen weiteren Spaziergang und eine Schloss-Umwanderung. Thun hat ein wunderschönes Schloss!
Um 19:30 Uhr bin ich dann wieder zu Conny gegangen, um mein Handy zu laden. Ich habe nämlich vergessen, dass es in der Schweiz andere Steckdosen gibt, als bei uns.
Ich wurde liebevoll von Conny umsorgt, obwohl sie wenig Zeit hatte, weil sie mitten in den Vorbereitungen für die Hochzeit steckte. Ich bekam Abendbrot und spielte mit den Jungs.
Wir haben gemeinsam ein Bild für Conny gemalt und haben viel herum gealbert. Dario hat mir auch ein Bild gemalt. Einen Rennwagen mit der Nummer 19. Ich habe die beiden Jungs echt lieb. Es hängt jetzt an der Wand über meinem Schreibtisch, gemeinsam mit einigen Fotos von der Reise.
Am Freitag bekam ich Besuch aus Romanshorn. Angi kam extra nach Thun, um sich mit mir zu treffen. Unglaublich, was Menschen auf sich nehmen, um sich wieder zu sehen.
Um 10:30 Uhr habe ich sie vom Bahnhof abgeholt und trotz Regen hatten wir Spaß. Wir sind gemeinsam zum Thuner Schloss gegangen und haben es für 8 CHF pro Ticket besichtigt. Das Schloss ist sehr weit oben und der Ausblick auf die Stadt ist einfach traumhaft.
Nach der Besichtigung sind wir in ein kleines Café gegangen und haben eine heiße Schokolade und einen Pfefferminztee getrunken.
Als wir damit fertig waren, haben wir uns auf den Weg zur Heilsarmee Thun gemacht, damit ich am nächsten Tag nicht lange suchen musste. Schließlich war ja die Hochzeit von Conny und Heinz am Samstag und da wollte ich nicht zu spät kommen.
Auf dem Weg dorthin, meinte ich noch zu Angi, dass es ja sein könnte, dass wir Conny treffen, weil sie heute Probe läuft. Es war eher scherzhaft gemeint, aber kaum waren wir angekommen, fuhren Conny, Heinz und David mit dem Auto vor. Ich musste so lachen, als sie aus dem Auto ausstiegen.
Conny hatte mir das Rialto empfohlen, ein italienisches Restaurant, also beschlossen Angi und ich,
dort zu Mittag zu essen. Unsere Bestellung: Spaghetti Carbonara. Alle Beide.
Im Rialto ist das Essen echt super und auch die Atmosphäre ist sehr angenehm gemütlich.
Zum Abschied habe ich noch ein Foto mit Angi gemacht und sie dann zum Bahnhof begleitet und mit ihr auf ihren Zug gewartet. Das Schweizerdeutsch wurde immer weniger zum Problem.
Kaum war ich wieder im Hotel, merkte ich, dass mein Handy Akku schon wieder leer war.
Verdammt. Ich konnte Conny nicht einmal fragen, ob ich zu ihr kommen könnte, mein Handy laden.
Ich beschloss einfach in den Bus zu steigen und zu fragen. Mehr als Nein sagen, konnte sie ja nicht.
Aber meine Angst war ganz unbegründet. Conny hat mich liebevoll empfangen, obwohl sie mega im Stress war und am backen.
Trotz allem bekam ich ein Toast und Tee zum Abendbrot. Ich habe ein bisschen mit Dario und David gespielt. Auch Heinz war an diesem Abend zuhause und er war sehr nett und liebevoll. Scherzen kann man definitiv mit ihm. Dem Riesen. So aus Sicht eines Zwerges.
Als wir wieder „ Wer ist am längsten Leise“ gespielt haben, hat David mir einen Bonbon angeboten.
Ich nahm ihn nichts ahnend an und stellte fest, dass es ein sehr, sehr saurer Bonbon gewesen ist.
David fand es wohl sehr lustig, wie ich mein Gesicht verzog. Na warte, das gibt Rache .
Alles nur im Spaß, versteht sich.
Dann musste David lernen und Dario hat etwas krach gemacht. Ich bin mit ihm ins Zimmer gegangen und habe gesehen, dass es dort ziemlich unordentlich ist, also habe ich Dario überredet mit mir gemeinsam sein Zimmer aufzuräumen.
Conny wirkte irritiert, als sie das mitbekommen hatte. Sie war ziemlich müde und lag auf der Couch, als sie mich fragte, ob man mich als Kindermädchen einstellen könnte. „Gerne! Sofort. Ich will keine Bezahlung. Nur hier bleiben dürfen und Essen bekommen. „ antwortete ich.
Später fuhren Conny und Heinz mich bis fast zum Hotel, sodass ich nicht noch einmal Geld für eine Busfahrt ausgeben musste.
Am nächsten Tag war es soweit. Die Hochzeit von Conny und Heinz.
Ich war gespannt wie Conny´s Kleid wohl aussehen würde. Ich wusste nur, dass ihr Strumpfband blau war. Ich bin viel zu früh wach geworden, so aufgeregt war ich. So voller Vorfreude.
Als ich ankam, in der Heilsarmee, waren Heinz und einige Gäste schon dort.
Ich habe Karin getroffen und mich gut mit ihr verstanden.
Nach einiger Wartezeit setzten wir uns und die Zeremonie begann.
Heinz war total nervös und auch die Gäste warteten gespannt auf die Braut. Auf Conny!
Als sie endlich den Raum betrat, staunten alle über ihr wunderschönes Kleid. Eine richtige Prinzessin war Sie. Wunder, wunderschön. Das Weiße kleid, mit der Schleppe, war mit einem schönem Muster und kleinen Kristallen verziert.
Connys Bruder hat Panflöte gespielt und nach der Trauung, habe ich mich ein bisschen um die vielen
Kinder gekümmert.
Ich habe Giulia kennengelernt. Heinz‘ Tochter. Die kleine Prinzessin auf der Erbse. Sie ist sehr niedlich!
Mit ihr habe ich dann gemalt und sie hat mir ihr Geheimversteck gezeigt.
Später habe ich mich noch etwas zu Conny gesetzt und mit ihr geredet…. Ein Satz der mir sehr in Erinnerung geblieben ist. „ Ich muss dann aufpassen, dass ich dich nicht zu sehr vermisse.“
Ich auch liebe Conny, Ich auch.
Conny´s Papa war sehr stolz auf seine Tochter. Das habe ich in seinen Augen gesehen.
Zu Recht, Kann man da nur sagen.
Dann hieß es Abschied nehmen. Ich musste mich sehr zusammen reißen nicht sofort los zu weinen.
Ich habe Conny ganz fest in den Arm genommen und wollte sie eigentlich nicht mehr loslassen. Auch Heinz habe ich geknuddelt. Dann hat Matthias , Connys Bruder, mich bis zu meinem Hotel gefahren.
Dort habe ich dann auch gleich angefangen zu weinen. Abschied nehmen ist schrecklich.
Ich habe Conny und ihre Familie so in mein Herz geschlossen. Sie sind für mich ein Teil meiner Familie geworden und ich musste sie morgen verlassen.
Um 1:00 Uhr nachts bin ich eingeschlafen, um 5:30 Uhr Morgens aufgewacht, weil ich einen Alptraum hatte.
Abschied eben.
Ich ließ einen Teil meines Herzens zurück.
Meine Familie.
Nicht auf ewig. Im August fahre ich wieder hin. Beschlossene Sache.
Ich habe euch alle unglaublich lieb.
in Liebe eure Bella