Gedichte
Mein Freund, der Baum

„Der alte Baum im Park hat endlos viel gesehen.
Mit Gleichmut sah er Glück und Elend Jahr um Jahr.
In seine Rinde ritzten Menschen Lust und Flehen.
Der Baum ertrugs, weil nichts davon ihm wichtig war.

Die Mutter saß hier oft mit meinem Kinderwagen,
Pullover strickend, singend und aufs Baby stolz.
Und Liebeskummer konnte ich nur hier ertragen. −
Ein Kinderwagen vor mir? Bitte, nein, was solls.

Unendlich müde bin ich von dem langen Rennen.
Kann doch nicht schlafen; Geister martern Kopf und

Brust.
Man sagt, Verlierer kann man schon am Start erkennen.
Gott ja, ich habe das von Anfang an gewußt.

An diesem Baume werde ich einst glücklich hängen
tief in der Nacht, wenn niemand glotzt ereignisgeil.
Erzählt mir bitte nichts von Lebensfadenlängen.
Was mir noch hilft, ist nur ein grundsolides Seil.“

An einen Zeisig richtete sie diese Klage,
der zwitscherte sein Lied zu allem, was sie sprach.
Dann brachte sie ihr treues Spiegelein zu Tage
und zog erstmal die Lippen und den Lidstrich nach...

© 2013 Brubeckfan

Nachbemerkung

Texte sind dafür da, daß sich jeder seinen Reim drauf machen kann. Allen gerade Ratlosen aber sei gesagt, was Pierce Brosnan in „Long way down“ tut: In Selbstmordabsicht an der Dachkante eines Hochauses balancierend, zündet er sich erstmal ein lange Zigarre an. So ist das halt mit Gewohnheiten.

Ich schwöre aber, Nick Hornbys Romanvorlage bis heute nicht zu kennen. Und den Film kann ich leider nicht empfehlen.