Kurzgeschichte
Wie geht`s ?

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"Ein flüchtiges "Wie geht`s" kann Folgen haben!"
Veröffentlicht am 04. Mai 2013, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich habe schon immer gerne Geschichten erfunden. Noch bevor ich überhaupt schreiben konnte. Wann immer die Welt nicht so war, wie ich siie mir vorstellte, habe ich mich in eine Traumwelt geflüchtet, in dem ich Bücher las. Bücher sind, anders als Filme, vorgefertigte Geschichten, in denen immer noich Raum bleibt für die eigene Fantasie. Genau das hat mich schon immer an der Literatur fasziniert. Und ich hoffe, dass ich mit meinen Geschichten ...
Ein flüchtiges "Wie geht`s" kann Folgen haben!

Wie geht`s ?

Einleitung

Höflichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr, sagt ein Sprichwort. Wie wahr das manchmal ist, könnt ihr in dieser Geschichte lesen.

Wie geht`s?

 

Es war Freitagabend. Mir fiel ein, dass ich noch etwas in der Stadt besorgen musste. In die Stadt waren es gerade mal eine halbe Stunde zu Fuß. Ich konnte es also schaffen, musste mich aber beeilen, wenn ich noch vor Ladenschluss ankommen wollte.

Ich schlüpfte also in meine Schuhe, warf meine Jacke über und überzeugte mich davon, dass ich meinen Hausschlüssel und meine Brieftasche dabei hatte, während ich das Haus verließ.

Auf meinem Weg kam ich an diesem weißem Gartenzaun vorbei. In dem

dazugehörigem Haus wohnte eine ältere Dame. Alleinstehend, seit ihr Mann vor einem Jahr verstarb.

Sie stand just in dem Moment an dem besagten Zaun, als ich im Begriff war vorbei zu hasten, mit dem Ziel, meine Besorgung in der Stadt zu machen.

Nichts ahnend, nicht die möglichen Folgen bedenkend, höflich, wie ich nun mal bin, rief ich ihr entgegen: „Wie geht`s?“

Hätte ich es nur mal bleiben lassen. Wäre ich nur vorbei gegangen, ohne ein Wort.

Pfeif auf die Höflichkeit. Es gibt wichtigeres im Leben.

Aber nein. Ich wusste nicht, was es war,

das mich diese zwei Worte sagen ließ.

War es anerzogen? War es angeboren?

Ich wollte nicht wirklich wissen, wie es ihr geht, aber die Worte kamen wie automatisch über meine Lippen.

Und wenn mal Worte deinen Mund verlassen, dann hast du für die Konsequenzen gerade zu stehen.

Das sag ich dir als Freund.

Die zwei verhängnisvollen Worte waren also ausgesprochen und nicht mehr rückgängig zu machen. Und kaum hatten diese Worte meinen Mund verlassen, passierte es. Sie antwortete.

„Ach, wissen Sie“, begann sie ihre Lebensstory, die sie vorhatte, mir noch im Laufe des Abends zu kredenzen, „im

Moment geht es mir gar nicht so gut.“

Hier hätte ich die Chance gehabt, den Abend zu retten. Hätte sagen könne: „Tut mir Leid, wird schon wieder.“ Oder eine ähnliche Floskel. Aber nein, ich machte den zweiten fatalen Fehler. Ich blieb stehen.

Und sie fuhr fort, innerlich lächelnd, nach außen ein wehleidiger Blick, der sagte, es geht mir so schlecht, doch niemanden interresiert`s, doch nun hab ich ein Opfer gefunden, dem ich mein Leid klagen kann.

„Wissen Sie“, wiederholte sie sich, „Mein Sohn war Gestern bei mir zu Besuch. Ach das hat mich so gefreut.“ `Ja,` dachte ich, `dieser Angeber mit

seinem dicken Schlitten. Besucht nur alle Monate einmal seine armen alte Mutter für ein paar Minuten. Dieser Erbschleicher, dieser hinterhältige`.

„Wie schön für Sie“, sagte ich.

„Ja, er war im Urlaub in Ägypten“, erzählte sie voller Stolz.

`Dieser Nichtsnutz hat doch das ganze Jahr Urlaub` , dachte ich bei mir. „Wie schön“, sagte ich.

„Er hat mir Bilder gezeigt, von den Pyramiden“, fuhr sie fort. „Wissen Sie“, (das muss ihr Lieblingsspruch sein), „ich sehe ja nicht mehr so gut. Und er hat mir alles so schön erklärt.“

Ich sah unauffällig auf meine Armbanduhr. Wenn ich jetzt nicht bald

los ging, konnte ich meine Besorgung vergessen.

„Ich muss dann los. Muss in der Stadt noch was besorgen“, erklärte ich ihr.

Sie lachte. „Ach, ihr jungen Leute, habt es immer eilig. Genau wie mein Sohn.“

Langsam hasste ich diesen blöden Kerl, der in seinem blöden Ägypten seine blöden Fotos machte und wegen dem ich jetzt nicht meine Besorgung in der Stadt machen konnte.

Da hörte ich hinter mir eine schrille Stimme, die mich zusammen zucken lies.

„Ach Elfriiiiiede!“ Eine weitere alte Dame kam mit ihrem Gehwägelchen direkt auf uns zu gesteuert.

Elfriede schaute in die Richtung, aus der

ihre Freundin kam. Das war ihr Fehler und meine Rettung.

„Also dann, bis bald!“, rief ich noch, während ich flüchtete.

Von weitem hörte ich noch, wie sich die beiden Damen über Söhne, Ägypten und was weiß ich noch alles unterhielten.

Ich habe mir geschworen, wenn ich wieder mal in Eile bin, bleib ich nicht stehen. Ich rufe nicht „Wie geht’s?“ Ich haste vorbei mit vielleicht einem kurzem, mürrischem „Geht`s?“

Also, wenn ich mal an euch vorbei eile, und nur ein mürrisches „Geht`s?“ über meine Lippen kommt, wisst ihr ja jetzt, warum.

 

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Hörbuch

Über den Autor

rolandreaders

Ich habe schon immer gerne Geschichten erfunden. Noch bevor ich überhaupt schreiben konnte. Wann immer die Welt nicht so war, wie ich siie mir vorstellte, habe ich mich in eine Traumwelt geflüchtet, in dem ich Bücher las.
Bücher sind, anders als Filme, vorgefertigte Geschichten, in denen immer noich Raum bleibt für die eigene Fantasie. Genau das hat mich schon immer an der Literatur fasziniert. Und ich hoffe, dass ich mit meinen Geschichten die Leser und Leserinnen auch ein bisschen aus ihrem Alltag holen und sie auf ein gemeinsam erlebtes Abenteuer entführen kann.
Denn der Leser, oder die Leserin sind auch immer ein Teil der Geschichte, die sie gerade lesen. Wenn auch nur als Beobachter.

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GertraudW 
Grüß` Dich lieber Rainer,
ich habe diese Geschichte gerne nochmals gelesen.
In der heutigen Zeit grüßt sowieso fast keiner mehr, denn die
meisten müssen ja während des Gehens auf ihr technisches
"Spielzeug" glotzen. Dass sie dabei andere Menschen über
den Haufen rennen ist ihnen egal ...
Liebe Grüße und einen schönen Nachmittag
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Gertraud.
Danke fürs Lesen und den Kommentar.
Ich warte jetzt nur noch auf eine Begrüßungs App, mit der sich Smartphons gegenseitig ein Hallo aufs Display senden, wenn sie aneinander vorbei marschieren.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Wieso schreibe ich eigentlich immer "Rainer", statt "Roland"?
Bin ich denn jetzt schon ganz deppert?
Bitte nochmals um Nachsicht mit einer "alten Frau" ...
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
Amarillo Deine Geschichte ist aus dem Leben gegriffen und echt schön. Ich finde ein "wie geht's" trotz allen Konsequenzen richtig und wichtig! Aber das muss jeder selber wissen und macht auch seine eigenen Erfahrungen.
Lieber Gruss
Feli
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Feli.
Danke fürs Lesen und den Kommentar.
Ich benutze diesen Gruß nur noch, wenn ich es auch so meine. Wenn man es eilig hat, muss es ja kein mürrisches "Gehts" sein.
Ein freundliches "Hallo" ist ja auch was schönes.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
phoebe2210 Lieber Roland,
eine so süße Geschichte und du hast sie vorbildlich "bildlich" beschrieben.
Gefällt mir total gut! LG, Conny
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Conny.
Danke fürs Lesen und den Kommentar.
Freut mich, das es dir gefallen hat.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Nettes kleines Sittengemälde, man konnte es sich so richtig vorstellen. Bei und sagt man einfach "Tachchen" und wenn einem danach ist, auch etwas mehr, aber nur wenn man nicht gerade vor Ladenschluß noch Besorgungen machen muss.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Bärbel.
Danke für Lesen, den Kommentar und die Coins.
Genau. Kurz und knapp und dennoch freundlich.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW Eine tolle Geschichte lieber Roland, ich hab sie schmunzelnd gelesen.
Wenn man`s eilig hat, reicht ein freundliches "Grüß Gott" (hier in Bayern) durchaus. Obwohl, mit dem "Grüß Gott" ist das auch so eine Sache, denn jemand hat mal darauf geantwortet: "Ja, wenn ich ihn seh" :-))
Liebe Grüße und einen schönen Tag
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
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