Biografien & Erinnerungen
Vom einen auf den anderen Tag - das Blatt kann sich wenden

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"Vom einen auf den anderen Tag - das Blatt kann sich wenden"
Veröffentlicht am 27. März 2013, 30 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Vom einen auf den anderen Tag - das Blatt kann sich wenden

Vom einen auf den anderen Tag - das Blatt kann sich wenden

Beschreibung

Dieses Buch beschreibt das Leben eines Mädchens. Vivi. Es wird geschildert warum ihr Leben sich verändert hat und wie sie es geschafft hat, sich zu ändern. WAHRE GESCHICHTE!

Prolog

„Schneller Papi, schneller!“ johlend sitzen Vivi und ihr 2 Jahre jüngerer Bruder Michael auf dem Rücken ihres Vaters, der ein Pferd imitiert. Ein ganz normaler Sonntag im Hause der Webers. Während Mutter, Elisabeth, sich mit der 4 jährigen Johanna beschäftigt tobt Vater, Tom, mit seinen Älteren durchs Haus. Vivi und Michael lieben diese Tage, sie lieben ihren Vater. Tom ist Vivis großes Vorbild, sie will sein wie ihr Vater, sie sieht zu ihm auf. „Essen ist fertig!“ ruft Elisabeth aus der Küche und schon reiten die Kinder auf ihrem Vater in die Küche. „Hüüüüüüüü, steh Loopy!“ schreit Michael und der Vater kommt zum Stehen. Lachend setzen sich die Kinder an den Tisch und beginnen zu essen. Es schmeckt gut, Kartoffeln mit Fischstäbchen. Vivi liebt das Essen ihrer Mutter. Überhaupt liebt Vivi ihr Leben. Alles ist gut, nahezu perfekt. Sie geht gerade in die 4. Klasse Volksschule, ist in der Schule sehr beliebt und die Anführerin ihrer Mädelsrunde. Ihr Leben ist perfekt, dass kann man nicht abstreiten, doch das sollte sich bald ändern.

Hauptteil

„Wisst ihr, euer Vater und ich haben einige Probleme und deswegen wird er vorerst ausziehen.“ von den Tränen gebeutelt berichtet Elisabeth ihren Kindern von der Trennung. Für Vivi bricht eine Welt zusammen. Sie war gerade 11 und alles, woran sie geglaubt hatte schien falsch. „Was ist passiert?“ will Vivi wissen, doch als sie sieht, wie sehr es ihre Mutter schmerzt, zieht sie die Frage zurück. Ihre kleinen Geschwister, diese dummen Dinger, sind naiv. Glauben, alles wird wieder. Papi habe es nicht so gemeint. Doch Vivi weiß, es ist irgendwas passiert. Etwas, dass eine Beziehung zerstört. Etwas großes, schlimmes, schreckliches. Doch was? Heimlich schnappt sich Vivi das Handy ihrer Mutter und beginnt zu stöbern. „Elisabeth und ich haben ein strukturelles Problem. Kuss Tom.“ steht da. Was strukturell heißt, weiß Vivi nicht. Das war ein äußerst schwieriges Wort für eine 11-Jährige. Doch wem schreibt ihr Vater? Wem schickt er einen Kuss? Es fällt Vivi wie Schuppen von den Augen, ihr Vater hat ihre Mutter betrogen. Er hat seine Familie betrogen. Seine Kinder, sein Leben, seine Liebe. Ungezügelte Wut steigt in der stämmigen 11-Jährigen auf. Sie geht zu ihrer Mutter ins Zimmer und stellt sie vor die Rede. Elisabeths Zorn auf Vivi, dass sie ihre SMS liest, ist schnell verflogen, als sie sieht wie es die 11-Jährige quält. Sie erzählt ihr alles. Tom hatte ein Affäre seit 5 Monaten. Die SMS lies alles auffliegen, er hat es nicht einmal abgestritten. Vivi schießen die Tränen in die Augen, sie versteht nicht, wie ihr Vater das machen konnte. Ihr Vater, ihr Held, ihr Vorbild. Sie ist bestürzt und vom Grund erschüttert. Vivi glaubt nicht mehr an die Liebe, ans Vertrauen und an die Familie. Sie beginnt sich abzukapseln, mehr Zeit in ihrem Zimmer im Internet zu verbringen, redet kaum mehr. In der Schule verliert sie eine Freundin nach der anderen. Sie verschließt sich und sobald jemand versucht auf sie einzugehen und in sie hineinzusehen blockt sie ab und wird aggressiv. Sie schämt sich ihrer Familie. „So etwas kommt nur in schlechten Familien vor!“ denkt sich die mittlerweile 12-Jährige und beschließt das Geheimnis zu wahren. Ihr Leben hat sich von Grund auf geändert. Von der beliebten, fröhlichen und guten Schülerin war sie zur traurigen und aggressiven Rebellin. Nichts war mehr wie es war. Nur mehr selten geht sie aus ihrem Zimmer, isst dort, liest dort, schläft dort, lebt dort. Vivi weiß nicht mehr weiter. Ihre Klamotten werden immer dunkler, die Haare immer schwärzer und Totenköpfe vermehren sich. Vivi versuchte stark zu sein für sich, für ihre Geschwister und ihre Mutter. Selbst wenn ihre Mutter Tom verzeihen konnte und ihn wieder einziehen ließ, sie kann das nicht. Wieso auch? Er hat ihr alles genommen, ihr perfekt geglaubtes Leben. Mit 12 Jahren lernte Vivi Jaqueline kennen und durch sie auch Clara und Lena. Mit Jaqui hat Vivi eine gute Freundin gefunden, die sie versteht und mit der sie über alles reden kann. Jaqui zeigt Vivi ein Leben, das Vivi so nicht kannte. Vivi hatte sich bis dato nicht wirklich für Männer interessiert und außer nichternstzunehmende Beziehungen hatte sie auch keinerlei Erfahrungen. Jaqui versteht es zu flirten und die Männer dazu zubringen zu tun was sie will. Vivi bewunderte sie dafür. Doch schon bald beginnt Vivi sich besser mit Clara und Lena zu verstehen. Clara war ein Mitglied einer Gang aus dem Viertel in dem auch Vivi lebt. Clara nahm sie oft mit in den Park in dem sich die Gang trifft und schon bald ist Vivi ein eingeschworenes Mittglied. Doch zuvor muss sie sich einer Aufnahmeprüfung unterziehen und beweisen, dass sie körperlich belastbar ist und „Eier in der Hose“ hat, de facto Mut hat. Vivi stimmt zu, ohne zu wissen was auf sie zukommt. Clara scheint nervös zu sein als sie zum Waldplatz, dem Treffpunkt der Gang gehen. Vivi gehen hundert Gedanken durch den Kopf. Früher hatte sie viel gelesen und auch schon von Gangs gehört. Was sie von solchen Aufnahmeprüfungen weiß, macht ihr Angst. Als sie am Waldplatz ankommen wartet die gesammelte Truppe. Schnell überfliegt Vivi sie um abzuschätzen wie viele es waren. An die 20. Vivis Herz schlägt ihr bis zum Hals. „Seit alle ruhig!“ schreit Nermin, der Anführer. Er begrüßt Clara und Vivi wie immer, ein Bussi auf den Mund und einen Klaps auf den kleinen, jungen und kindlichen Hintern. Vivi hat sich daran gewöhnt, Frauen wurden in der Gang nicht groß geachtet und als Gut der Gruppe angesehen. Sie müssen sich zuerst beweisen um respektiert zu werden. Er steht hinter Vivi und verbindet ihr die Augen mit seinem Bandana. Ein Bandana ist ein Tuch, das um den Hals getragen wird und im Notfall bis zur Nase gezogen werden kann um das Gesicht vorm Erkennen zu schützen. Angst steigt in der 12-Jährigen hoch. „Vivi, Kleines, mach dir keinen Kopf. Wir alle haben das gemacht und überlebt. Wir werden jetzt 1 Minute lang auf dich einschlagen und vielleicht auch eintreten. 1 Minute und keine Sekunde länger. Waffen sind nicht erlaubt und falls doch wer eine zieht, kriegt er erstens von mir eine aufs Maul und das Aufnahmeverfahren wird abgebrochen!“ erläuterte Nermin sachlich. Hätte Vivi keine Augenbinde getragen, würden alle sehen wie ihr die Panik in die Augen steigt. Er zählte bis 3 und schon geht es los. Ein harter Schlag trifft Vivi direkt in den Magen, ein weiterer gegen den Kopf. Vivi steigen die Tränen in die Augen, doch sie will sich beweisen, sie will dazu gehören, sie will akzeptiert werden. Tritte gegen das Schienbein und in den Bauch folgen. Übelkeit macht sich in Vivi breit und plötzlich fühlt sie ein Stechen am Arm und es wird warm rundherum. „Wer von euch Wixxern war das?“ brüllt Nermin zornig und zieht Vivi auf die Beine. Sie nimmt die Augenbinde ab und sieht einen tiefen Schnitt auf ihrem Unterarm, das Blut tropft auf den Waldboden. Es ist still um sie herum, alle sind geschockt. Toni war es, seine Augen verraten ihn. Er ist sichtlich nervös und aufgebracht. Auf einmal liegt er am Boden und Nermin reibt sich die Faust. Tonis Lippe ist aufgeplatzt und er sieht geknickt aus, traut sich jedoch nicht zu kontern. Nermin beschimpft in wüst auf bosnisch, seiner Muttersprache. Doch dann realisiert er was gerade passiert ist und dreht sich zu Vivi. Vivi ist kreidebleich und zittert am ganzen Körper, es macht ihr Angst wozu die Menschen, bei denen sie sich die letzten Tage und Wochen so gut aufgehoben gefühlt hat, fähig sind. Nermin nimmt sie am gesunden Arm und zieht sie durch den Wald auf die Straße. Er zieht sie weiter bis zur Tankstelle um Verbandszeug zu kaufen. Er verbindet ihren Arm und sieht ihr tief in die Augen. „Es tut mir leid, was da gerade passiert ist. Das hätte nie so kommen dürfen. Aber hey, du hast dich gut gehalten, ohne einen Mucks alles über dich ergehen lassen.“ sagt er und gibt ihr einen Klaps auf den Hintern. Vivi fühlt sich von dem Menschen, der das alles in die Wege geleitet hat, der für ihr Leid verantwortlich ist, gerettet. Sie gehört dazu. Wieder am Waldplatz angekommen, hat sich die Stimmung beruhigt. Toni war gegangen und die anderen begrüßen sie grinsend als neues Mitglied. Vivi war stolz und überzeugt, dass es richtig war was sie tut. „Hier bin ich gut aufgehoben, ich habe eine Familie gefunden!“ denkt sich Vivi und setzt sich neben Piet. Er gefällt ihr. Clara bietet Vivi eine Zigarette an. Sie hat noch nie geraucht, doch sie will auch nicht blöd dastehen. Mit selbstsicherem Grinsen nimmt sie die Zigarette und zündet sie an. Bereits nach dem ersten Zug bereut sie es. Ihr wird schwindlig und sie findet es total ekelhaft. Doch tapfer quält sie sich bis zum Ende der Zigarette. Auch das Bier, das sie in die Hand gedrückt bekommt trinkt sie, obwohl es ihr nicht schmeckt. Es ist ihr erstes Bier. Ihr e erste Zigarette, ihr erstes Bier und ihre ersten Schläge an einem Tag. Als sie zuhause ankommt, merkt Elisabeth sofort den Geruch von kaltem Rauch und Bier. Sie ist schockiert, ihre kleine Vivi ist doch erst 12. Doch bevor sie etwas sagen kann, ist Vivi schon ihrem Zimmer und knallt die Tür zu. Vivi weint. Sie weiß nicht, ob sie das alles schafft, ob sie es schafft sich schlagen zu lassen. Doch sie will dazu gehören. Sie will eine Familie haben.

Nach der Schule geht Vivi mit Clara wieder in den Park. Doch vorher hat sie sich Zigaretten gekauft. Vivi war sehr nervös, den rechtlich durfte sie noch gar nicht rauchen, doch der Verkäuferin schien das egal zu sein. Als sie im Park ankommen sitzen dort Nermin und sein Bruder Darwin und Piet, Vivis Herz beginnt zu klopfen. Doch Piet ist schüchtern. Als sie die 3 begrüßen wollen, zieht Darwin sie auf seinen Schoß und fährt ihr mit der Hand in die Hose. Vivi ist das sehr unangenehm, dort hatte sie noch niemand berührt. Doch als Darwin ihre empfindlichste Stelle berührt gefällt es ihr, doch das wollte sie nicht. Sie beginnt sich zu wehren und sich zu winden, doch das gefällt Darwin und er erhärtet nur seinen Griff. Als er einen Moment nicht aufpasst entwischt Vivi ihm. Enttäuscht schaut er sie an und schüttelt den Kopf. Er murmelt etwas auf bosnisch, das sie nicht versteht. Zitternd raucht sich Vivi eine Zigarette an und setzt sich auf die Bank. Clara ist mit Nermin beschäftigt, ihr scheint es nichts auszumachen, dass Nermin sie vor den anderen befriedigt. Vivi stieg die Röte ins Gesicht als sie sieht wie Piet sie amüsiert ansieht. Er lächelt ihr zu und fragt sie ob sie mitgeht zur Tankstelle etwas zu trinken holen. Dankend stimmt Vivi zu und so gehen sie. „Noch Jungfrau, ha?“ fragt er direkt und Vivi streitet es strikt ab. Es war ihr peinlich. Die anderen Mädels Clara, Lena und wie die anderen 2 noch heißen, weiß sie nicht, waren nicht mehr Jungfrau. 12 Jahre alt und nicht mehr Jungfrau. Vivi fühlte sich wie ein kleines Kind. Piet weiß sicher, dass sie lügt, doch er lächelt nur. Er zieht sie auf eine Parkbank und beginnt einen Joint zu drehen. Vivi war geschockt doch auch neugierig. Er raucht ihn an und der Geruch macht sie verwirrt. Es riecht süß und gut und verboten. Das alles turnt Vivi wahnsinnig an und sie will auch. Piet wollte sie nicht lassen: „Kleine, du bist 12 Jahre alt, mach das nicht. Es ist nicht gut für dich und es wird dir gefallen, so dass du es immer wieder machen willst. Vertrau mir!“ doch Vivi weiß inzwischen wie sie Männer dazu bringt das zu tun, was sie will und so war es auch bei Piet. Als der Rauch der Marihuana-Pflanze in ihre Lungen strömt, ziehen sich die Lungenflügel zusammen und Vivi muss husten. Es ist ihr peinlich, nicht einmal die leichteste Droge verkraftet sie, also nimmt sie noch einen Zug und diesmal spürt sie das Gefühl von Wärme, dass sich in ihr ausbreitet. Nach weiteren 3 Zügen, versichert ihr Piet, dass es wohl genug sei und sie weiter gehen sollten. Nach ein paar Schritten macht sich die Wirkung der Droge bemerkbar. Vivi fühlte sich langsam und gehemmt. Die Welt scheint sich in Zeitlupe zu drehen. „Diese Blume ist wunderschön!“ denkt Vivi, während sie sich ein Gänseblümchen ansieht. Warum war ihr das vorher nie aufgefallen? Ein breites Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit und sie lächelte Piet an. Piet lachte laut los: „Du bist die erste Frau, die sexy ist wenn sie stoned ist!“ und plötzlich küsst er sie. Er hält sie fest in den Armen und küsst sie. Vivi hat Angst, dass er mehr will, doch er lässt von ihr ab, nimmt ihre Hand und sie gehen Bier kaufen. Als sie wieder bei den anderen ankommen, es waren inzwischen mehr Leute da, lässt er ihre Hand los, zwinkert ihr zu und setzt sich. Vivi schnappt sich Clara. Ihr war das missmutige Grunzen Nermins egal. Sie hat keine Angst mehr, sie weiß hier ist sie richtig und geht mit Clara in Richtung der Toiletten. Wenn es kalt ist, trifft sich die Gang dort. Belagert die ganze WC-Anlage, erschreckt und beschimpft Passanten die auf die Toilette gehen wollen. Es traut sich keiner mehr auf dieses Klo. Voller Nervosität erzählt Vivi Clara was gerade passiert ist. Clara kichert unentwegt und sagt: „Vivi, Piet steht auf dich! Das hat er mir schon vor ein paar Tagen gesagt, schnapp ihn dir!“. Genau das würde Vivi so gerne tun, doch da war Lena. Ihre gute und enge Freundin Lena. Lena war seit fast einem Jahr verliebt in Piet und zeigte das bei jeder Gelegenheit. Bis jetzt hat sich Vivi noch gefragt, warum er immer abwehrte, jetzt weiß sie warum. „Das kann ich nicht machen. Was ist mit Lena?“ fragt Vivi traurig, doch Clara tut das mit einer eindeutigen Handbewegen ab. „Auf der Straße gibt es keine Regeln!“ murmelt sie. Auf der Straße, ja da lebte Vivi zurzeit. Nach der Schule kommt sie her, manchmal geht sie nicht in die Schule und kommt gleich, und bleibt bis spät in die Nacht. Ihre Eltern haben ihr nichts mehr zu sagen, sie kommen nicht mehr an sie heran.

An ihrem 13. Geburtstag ist Vivi zum ersten Mal wirklich betrunken. Nermin und Piet haben eine große Flasche Wein und eine Flasche Vodka gekauft. Vivi trinkt und trinkt und trinkt. Die Welt um sie herum verschwimmt langsam. Alles wirkt so surreal. Saurer Mageninhalt steigt in ihr auf und sie erbricht. „KIWARA!“ Toni wird panisch. Sie alle sind noch nicht volljährig, sie alle dürfen nicht mehr hier sein, sie alle dürfen keinen Vodka trinken. Der Feind, die Polizei war im kommen. Toni wirft sich Vivi über die Schulter und sie laufen in den Wald, verstecken sich hinter Bäumen und unter Büschen. Nermin wirft einen Ast auf den Polizisten hinter sich um ihn abzuschütteln. Es funktioniert. Keiner ist erwischt worden, alle atmen auf. Doch die Stimmung ist dahin. Sie lassen Vivi liegen, im Wald, allein. Als sie am nächsten Tag aufwacht überkommt sie die Panik. Warum haben sie das gemacht? War sie ihnen egal? Als sie sich umschaut, sieht sie Clara. Clara ist geblieben, Clara ist eine gute Freundin. Sie grinst Vivi an und sie gehen zu Clara nach Hause. Bei Clara zuhause ist Vivi gern. Ihre Mutter ist cool, sie dürfen alles. Ihre Mutter ist locker und respektiert Vivi. Clara hat die ganze Nacht bei ihr gelegen. Vivi fühlte sich von der kleiner, jüngeren und erfahreneren beschützt.

30 Menschen auf der einen Seite, 50 auf der anderen. Vivi war nervös. Heute ist der Tag der Tage. Die Gang aus dem anderen Stadtteil hat schlecht über Nermin und viel schlimmer noch, schlecht über seine Familie geredet. Das bedeutet Krieg. Sie sind in der Überzahl, stellt Vivi fest, doch wir sind skrupellos, haben keine Angst. Nermin redet gerade mit dem Anführer der Anderen. Die Spannung ist zum Zerreißen gespannt. Plötzlich geht es los, wie im Film, die Menschenmassen stürmen auf einander zu. Clara und Vivi stehen abseits. Frauen haben nichts bei der Schlägerei zu suchen. Doch auf einmal stürmt jemand her und schlägt Vivi ins Gesicht. Sie geht zu Boden und der Unbekannte hält ihr ein Messer an den Hals. Er wird sie töten. Vivi sieht das in seinem Blick. Goran zieht in Weg, er reißt ihn nach hinten. Der Unbekannte sticht zu und läuft. Goran liegt am Boden blutend, auch die Rettung kann nichts mehr tun. Er ist gestorben, gestorben für Vivi und Vivi kannte ihn nicht mal gut. Vivi ist schlecht. Sie muss sich übergeben und läuft weg, weit weg. Sie weiß nicht mehr wo sie ist, aber das ist ihr egal. Sie sitzt, weint und trauert. Trauert um einen Menschen den sie nicht kennt, der gestorben ist, gestorben für sie.

Der Tod von Goran wird verschwiegen. Keiner redet davon, jeder trauert für sich. Keiner kannte ihn gut, keiner wird ihn sehr vermissen und doch ist er ein Held. Vivi lässt sich erzählen, dass die Schlägerei schnell ein Ende gefunden hat. Wir haben gewonnen und unsere Ehre verteidigt. Doch was zählt das? Ein Mensch war gestorben. In den nächsten Tagen wird mehr getrunken und gekifft, die Stimmung ist bedrückt, doch nicht trauernd. Schnell war er vergessen, er war mit niemandem befreundet. Vivi lernte Martin kennen. Martin war dick, glatzköpfig und Angst einflößend, doch Vivi mag ihn. Vivi fasst sofort Vertrauen zu ihm und schließt ihn ins Herz. Er ist ein guter Mensch. Martin beschützt Vivi, wenn die anderen sie bedrängen und nimmt sie in Schutz, wenn sie Probleme hat. Sie treffen sich oft alleine. Vivi sieht in Martin einen großen Bruder, jemand der immer für sie da ist. Doch Martin sieht mehr. Martins Gefühle sind wie Gift für die Freundschaft. Vivi lässt sich nichts anmerken, doch sie fühlt sich immer unwohler in seiner Gegenwart. Früher lag sie oft in seinem Bett während er am PC saß und Songs aufnahm. Martin ist Rapper. Wenn er sich dazulegte und sie an sich zog, fühlte sich Vivi geborgen und wohl. Mittlerweile ist es ihr unangenehm, doch sie lässt es sich nicht anmerken. Sie trifft sich weiter mit Martin, will ihn nicht verlieren. Doch von heute auf morgen ist alles anders. Martin ist betrunken, zu betrunken. Er zieht Vivi an sich, sie wehrt sich halbherzig. Sie weiß, dass sie sowieso keine Chance hat gegen den viel stärkeren und größeren Martin. Er reißt ihr den Pullover vom Leib und Vivi sitzt im BH auf ihm. Sie schämt sich wegen ihrer Figur. Vivi ist nicht dick, aber auch nicht dünn und sie hat wenig Oberweite, das belastet sie. In Martins Augen flackert die Lust auf, Vivi hat Angst. Sie hofft, dass er sie nicht vergewaltigen will. Doch seine Augen sagen etwas anderes. Er reißt ihr die Hose hinunter. Vivi fühlt sich nackt und ausgeliefert. Martin zieht sie über seine Schulter und will sie in den Wald tragen. Wieder einmal wird Vivi von Nermin gerettet. Brutal reißt er sie an sich und stößt Martin weg. Sie weint, weint bitterlich, doch gleichzeitig ist sie glücklich und Nermin, ihrem Retter, sehr dankbar. Martin ist es eine Lehre, nie mehr greift er Vivi an. Er entfernt sich von ihr, Vivi hat einen Freund verloren. Er ist distanziert und unnahbar. Vivi versucht immer wieder auf ihn zuzugehen, ihm wieder näher zu kommen, sie hat ihm verziehen. Doch Martin stößt sie immer wieder weg, knallt ihr vor den Kopf wie weh sie ihm getan hat. Sie habe mit seinen Gefühlen gespielt, gewusst, dass er sie liebt und trotzdem mit ihm umgegangen wie immer. „Wie konntest du mir das antun, Prinzessin?“ fragt er sie, mit Tränen in den Augen. Prinzessin. Vivi mag es, dass er sie Prinzessin nennt und wie eine Prinzessin behandelt. Sie kann es ihm nicht erklären, sie wollte ihn einfach nicht verletzen, ihm nicht vor den Kopf stoßen.

Die Zeit vergeht wie im Flug. Das Leben im Park ändert sich kaum. Es wird immer kälter und die Gang trifft sich in der WC-Anlage. Tagtäglich ist Vivi betrunken oder high. Sie weiß oft schon am nächsten Tag nicht mehr, was am Vortag passiert ist. Sie ist kaum mehr zuhause, sie schläft bei Clara oder im Park. Sie liegt mit Clara im Bett, Zigarette im Mund, Vodka in der Hand. „Lass uns zum Manu fahren!“ beschließt Clara auf einmal. Es ist 1 Uhr in der Früh. Vivi hat Angst erwischt zu werden, doch sie will nicht feig sein. Sie stimmt zu und sie ziehen sich an und gehen los. „Wartets beim Billa, ich hol euch dann!“ schreibt Manuel. Vivi hat Angst. Sie warten beim Billa, stundenlang. Plötzlich sehen sie ein ihnen vertrautes, verhasstes Fahrzeug zum Parkplatz herauffahren. Die Polizei, der Feind. Das Adrenalin schießt durch die Adern der Freundinnen. Ihnen bleiben höchstens 10 Sekunden zu flüchten. Wohin? Vivi fasst den Entschluss sich unter der Kühlungsanlage des Supermarkts zu verstecken. Clara folgt ihr. Das Herz klopft ihnen bis zum Hals. Die Polizisten steigen aus und leuchten mit der starken Taschenlampe durch die Gegend. „Scheißescheißescheiße.“ schießt es Vivi durch den Kopf. In Gedanken wurden sie schon erwischt. Die Polizisten gehen über die Lüftungsgitter unter denen die Mädchen kauern. Sie sind so nah, Vivi und Clara könnten die Füße der Polizisten berühren. Doch die Polizisten setzen sich ins Auto und fahren unverrichteter Dinge davon. Clara und Vivi atmen lautlos auf, doch sie kauern noch weitere 10 Min. unter den Gittern. Als Manu endlich da ist gehen sie schnell zu ihm. Als sie mit Manu im Bett liegen beginnt er sich an Clara ranzuschmeißen. Vivi ist das gewohnt, alle wollen die kleine, schlanke, vollbusige Clara. Doch Manu ist anders, er will beide. Mit der einen Hand knetet er Claras große Brüste, mit der anderen erkundet er Vivis Körper. Die Mädchen sind gerade erst 13 und stehen vor ihrem ersten Dreier. Doch so weit kommt es gar nicht, der betrunken Manu schläft ein und lässt sie Mädchen liegen. Clara und Vivi beginnen zu lachen, sie finden diesen Moment so lustig. Sie beginnen Manu anzumalen und ihm allesmögliche auf den Körper zu schreiben. In solchen Momenten kommt ihr tatsächliches Alter durch. Sie waren 13. 13-Jährige Kinder.

Heute ist Vivis 14. Geburtstag. Sie wird in der Schule schon lange gemobbt. So ist es auch heute. Nach der 3. Stunde beschließt sie zu gehen, sie hat keine Lust mehr sich beschimpfen zu lassen. Oft fehlt sie tagelang, sie nimmt die Schule nicht mehr ernst. Es ist ihr egal, dass sie in vielen Fächern negativ ist. Sie geht zu Clara, die ist aber nicht da. Vivi ist das egal, mit geübten Griffen knackt sie das Schloss und betritt die Wohnung. Claras Mutter wundert sich schon nicht mehr. Vivi kommt und geht wann sie es will. Claras Mutter kommt mit einem großen Kuchen ins Zimmer. 14 Kerzen brennen. Vivis Augen strahlen. Sie liebt Claras Mutter fast wie eine eigene. Zu ihrer Mutter hat sie lang kein gutes Verhältnis mehr. Sie wartet auf Clara, die bereits nach wenigen Minuten kommt. Auch sie ist nicht überrascht, dass Vivi bereits in ihrem Bett liegt und am ersten Bier trinkt. Vivi weiß nicht, ob sie Alkoholikerin ist. Sie streitet es ab, doch ab wann ist man Alkoholiker? Vivi trinkt täglich, ein bis 10 Bier und Vodka und Wein und Schnaps. Sie merkt, dass sie immer mehr verträgt. Ihr Körper gewöhnt sich an den Alkohol, wahrscheinlich ist sie Alkoholikerin, doch wahrhaben will sie das nicht. Vivi grinst, ab heute darf sie bis 23 Uhr draußen bleiben, rein rechtlich. Das Gesetz war ihr aber schon lange egal. Clara und Vivi ziehen sich um, tiefere Ausschnitte, kürzere Röcke und mehr Schminke als in der Schule müssen her. Die Jungs sind netter, je mehr Haut sie zeigen. Sie packen ihre Taschen, Zigaretten, Feuerzeuge, Messer, Schlagringe, Gras und Alkohol. Täglich laufen sie damit herum. Man muss sich wehren können, immer und zu jederzeit. Vivi und Clara waren früher leichte Opfer für die anderen Gangs. Mittlerweile ist das anders, sie wissen sich zu verteidigen und kennen keine Skrupel. Das sie heute wieder Gebrauch ihrer Verteidigungskünste werden machen müssen, wissen sie noch nicht. Doch vor der Haustür lauert Antonio, ein Mitglied einer anderen Gang. Sie waren die Erzfeinde Nermins. Antonio will Vivi und Clara bedrohen um Nermin Angst zu machen. Als er sie anschreit und bedroht, zückt Clara ohne Nachzudenken das Messer doch Antonie schlägt es ihr aus der Hand. Vivi hat bereits den Schlagring in der Hand und schlägt ihm hart gegen den Kiefer. Antonio geht zu Boden und die Mädchen laufen. Sie fühlen sich stark und sind stolz auf sich. Völlig ausgelaugt kommen sie im Park an und setzen sich zu den anderen. Sofort will Nermin wissen was passiert ist und die Freundinnen erzählen kurz. Nermin ist stinksauer und schlägt die Parkbank zu Trümmern. Clara beginnt einen Joint zu drehen. Sie brauchen das jetzt, das entspannte, angenehm warme Gefühl des Marihuanas. Schnell macht sich das erwartete Gefühl breit und die Mädchen fühlen sich wohl. Es war ein Tag wie jeder andere. Alkohol, Zigaretten und Gras. Mit 14 Jahren war Vivi komplett am falschen Weg für ihre Zukunft. Sie weiß nicht, wie sie weitermachen soll, sie will nicht anders sein als sie ist. Sie steckt tiefer im Dreck, als sie ahnt. Doch das alles ist egal. Sie fühlt sich wohl. Sie fühlt sich geborgen und endlich gehört sie wo dazu.

„Nermin ist tot“ schluchzt Clara und legt auf. Alles um Vivi beginnt sich zu drehen, alles wirkt so surreal. Kann das stimmen? Ihre Mutter schüttelt sie, schreit sie an und fuchtelt vor ihrem Gesicht herum. Doch Vivi reagiert nicht. Sie läuft los, packt ihre Sachen und fährt in den Park. Als sie ankommt, weiß sie, dass Clara Recht hat. Nermin ist tot. Sie blickt in 20-30 verheulte Augenpaare. Darwin kommt auf sie zu, umarmt sie und bricht weinend zusammen. Vivi ist von ihren Gefühlen überwältigt und lässt sich zu Darwin auf den nassen Boden gleiten. Darwin nimmt sie in den Arm und so sitzen sie lange da. Sie weinen, weinen wie kleine Kinder, weinen um einen Menschen der immer für alle da war. Vivi schaut sich um, alle weinen, Menschen die so stark gewirkt haben, wirken plötzlich so verletzlich. In ihrer Brust breitet sich ein Schmerz aus, den sie noch nie gefühlt hat. Sie übergibt sich. Ihr Beschützer, ihr Retter, ihr Bruder ist tot. Er hat sie aufgenommen mit offenen Armen, sie in eine Gruppe von Menschen geholt, die einander unterstützten wie sie nur konnten. Und jetzt ist er tot. Die Zeit scheint still zu sehen. Der Reihe nach kommen und gehen Leute. Jeder umarmt jeden, jeder küsst jeden, jeder tröstet jeden. Es gibt keine Freunde, keine Bekannten, keine Beliebten und keine Unbeliebten mehr. Jeder ist für jeden da. Piet nimmt Vivi bei der Hand und fährt mit ihr in die Stadt zum Dealer. Sie besorgen fast 20 Gramm Gras. 200€ einfach weg. Alle haben zusammengelegt. Den ersten Joint rauchen Piet und Vivi allein. Vivi ist schockiert, warum fühlt sie sich nicht gut? Warum fühlt sie sich nicht wohl? Piet erklärt ihr, dass es ihr zu schlecht geht, als dass das Gras allein es gut macht. Doch Vivi will keine härteren Drogen nehmen, sie wartet auf das Gefühl. Es kommt nicht. Doch wenigstens wird sie ruhig und kann wieder klarer denken. Nermin war gerade erst 17 Jahre alt und schon tot. In 3 Tagen wäre er 18 geworden, endlich volljährig, er hat sich so darauf gefreut. Vivi ist einfach fassungslos, sprachlos. Sie weiß nicht mehr weiter. Sie kifft viel, will das gute Gefühl einfach unbedingt herbei holen. Doch die Mischung von Gras und Alkohol tut ihr nicht gut. Schnell verliert sie das Bewusstsein und liegt am nassen Boden. Niemand beachtet sie, sie liegt da und übergibt sich. Sie droht zu ersticken, zum Glück wird sie hochgehoben und zum Auto getragen, sie weiß nicht von wem. Der- oder diejenige führt sie nach Hause. Sie torkelt ins Haus und krabbelt in ihr Zimmer, als sie zusammenbricht. Ihre Mutter ist panisch und ruft die Rettung. Doch Vivi weigert sich ins Krankenhaus zu fahren und mit den Sanitätern zu reden. Erschöpft schläft sie ein.

Statt in der Früh in die Schule zu fahren, fährt sie ohne Umwege zu Clara. Clara liegt im Bett, betrunken. Vivi nimmt sich die Flasche und trinkt sie ohne Unterbrechung aus. Sie legt sich zu Clara und die Freundinnen umarmen sich. Sie weinen stundenlang und trauern um einen gemeinsamen Freund. Sie betrinken sich und verlassen Claras Zimmer für 3 Tage gar nicht.

Die Beerdigung ist ein Horrortrip für Vivi. Die sensible 14-Jährige bricht immer wieder unter Tränen zusammen und kann es immer noch nicht fassen.

Nachdem Tod des Anführers bricht die Gang ausseinander. Keiner will mehr in den Park, zu viele Erinnerungen liegen dort begraben. Vivi nutzt die Chance ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. Es gelingt ihr.

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Vivixxx

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fedora Puuuuh! - Ich habe es bis zum Ende gelesen. Es liest sich wie ein Krimi, allerdings finde ich, dass ein paar Absätze oder neue Kapitel das Ganze einfacher lesen lassen.
Auf jeden Fall gratuliere ich Dir, auch, wenn Du nur in der dritten Form schreibst, also von ihr, dass Du es geschafft hast.

Liebe Grüße
Petra
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