Romane & Erzählungen
Auf Kaperfahrt - (österlich)

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"Auf Kaperfahrt - (österlich)"
Veröffentlicht am 27. März 2013, 12 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Auf Kaperfahrt - (österlich)

Auf Kaperfahrt - (österlich)

Die Kaperung ist ein Manöver zur See und bezeichnet das Erobern eines gegnerischen Schiffes, meist zu militärischen Zwecken oder zu Zwecken der Piraterie. (wikipedia)

 

 


Uwe war gut drauf. Uwe hatte sich von seinem Lottogewinn ein altes Küstenmotorschiff gekauft, es reparieren und eine Dreischrauben-Wundermaschine einbauen lassen; von anderen Annehmlichkeiten wollen wir hier schweigen.

In einschlägigen Blättern hatte er inseriert. Die Crew war schon nach einer Woche vollständig. Geschlechtsmäßig sehr ausgewogen.

Sie nahmen Verpflegung und Treibstoff an Bord, gingen den ersten Teil der Route gemeinsam und demokratisch durch und stachen in See.

Nun sind sie unterwegs. Uwe und seine Crew. Auf Kapernfahrt, wie Uwe noch beim Abschied sagte.

Vor Helgoland war ein Fischerboot die erste Kaperübung. Enterhaken, Seile, Besatzung über Bord, Fische raus und in die Kühlräume von Uwes Schiff, das auch so heißt.

Und dann versenken. Das dauerte ungefähr insgesamt 40 Minuten. Uwe meinte, das müsse in Zukunft schneller gehen.

Jetzt ist er mit seinem Schiff und seiner Crew unterwegs ins Blaue. Ein wenig kapern. So sagte er jedenfalls. Das "Blaue" ist natürlich ein Code. So blöd ist Uwe auch nicht und gibt bekannt, wohin er schippert. Denn die Kaperfeinde hören schließlich mit. Die sind technisch auch nicht schlecht ausgerüstet.

 

Uwe ist schon ein harter Knochen. Dank des unglaublichen Dreischraubenantriebs hatte es uns in Windeseile in karibische Gefilde getrieben. Kurz vor Kuba lagen wir nun. Uwe meinte, erst müssten wir uns mal so richtig erfrischen und schlug ein Bad im Meer vor. 28 Grad Wassertemperatur und erfrischen? Na, bei 32 Grad Lufttemperatur ging das so gerade.

Uwe ging mit seinen Kontaktlinsen ins Wasser und forderte uns nach drei Minuten auf, diese doch bitte zu suchen. Die seien irgendwie weg. Er lachte aber dabei, und so halfen wir ihm nicht bei der Suche. Die gab er auch bald auf. Das seien ja auch nur Tageslinsen, und da hätte er noch eine ganze Kiste von an Bord.

So nebenbei beobachteten wir ein paar Fische. Uwe auch. Als er rief: „Hey, da, ein Delphin!“ schauten wir alle. Uwe streichelte ihn kurz. Wir schauten genauer hin und machten uns große Sorgen um unseren Uwe. Denn ein Delphin war das nicht. Biologen würden das eher als Triaenodon obesus bezeichnen. In der Gegend wohl selten. Es schien aber ein sattes Exemplar gewesen zu sein. Uwe war noch heil.

Gesund und erfrischt wieder an Bord ließ Uwe uns – wie sinnig – einen Cuba Libre servieren mit den Worten: „So, Kinder, jetzt fahren wir nach Kuba, landen in der Schweinebucht und gehen dann dem Fidel etwas fideln.“

 

Haben wir wieder gelacht. Als Uwe aber beim Eindringen in die kubanischen Hoheitsgewässer die Piratenflagge aufziehen ließ, wurden wir ein wenig stiller. Dem kubanischen Küstenwachboot entkamen wir in Richtung Schweinebucht aufgrund unseres überragenden Antriebs. Uwe war sehr vorausschauend. Die Schüsse der Küstenwache lagen wohl auch wegen unserer von ihnen unterschätzten Geschwindigkeit zu kurz.

Bei Fidel war es dann aber wider Erwarten ganz nett. Der Alte lag zwar im Bett, die alltäglichen Geschäfte hatte er ja an seinen Bruder Raúl Modestol abgegeben, aber zwei Stunden hatten wir unseren Spaß. Fidel meinte dann noch zum Abschied, Uwe sei schon ein geiler Freibeuter. Er wünschte ihm viel Erfolg. Und dann gab er uns noch einen Tipp. Wir sollten doch mal vor Florida ….. da gäbe es einige recht interessante Schiffe. Kapern wäre da immer lohnend. Ja, der Fidel, der hat’s schon noch drauf.

 

Uwe lachte. "Florida! Ha! Dicke Kerle, geschminkte Weiber. Nix für mich."

Und dann rief er die Crew zusammen, legte uns einen Kalender vor und zeigte darauf.
Wir holte seinen Taschenkalender hervor, blätterte bis zur Weltkarte vor …. wir schauten auf Uwe.

Und dann brachen wir in ein lautes "Hipp Hipp Hurray"! aus, als er mit seinem bübischen Lächeln auf den Lippen verkündete:"Da geht es jetzt hin."

Wir grübelten noch ein wenig, wie er denn diese Strecke bewältigen wollte in dieser kurzen Zeit.
Denn das Ziel, das lag ja, um ein wenig genauer zu sein, das lag ja nun mal auf der anderen Seite. Und im Kanal, nun, da ist es grundsätzlich nicht so gut mit Überholmanövern. Eigentlich gar nicht. Da geht es immer im Gänsemarsch durch. Und das dauert.

Uwe sah in unsere zweifelnden Gesichter und grinste wieder einmal.

"Jungs, Mädels, habt ihr kein Vertrauen mehr in euren Käptn? Da zeigte er auf die große Weltkarte, die hinter ihm an der Wand hing. Die sah genau so aus wie die in seinem Kalender. Eben nur größer. Und er fuhr mit dem Finger unten herum. Und dann flüsterte er: "Der Dreischraubenantrieb ist doch nicht alles. Ich habe noch ein Extrapäckchen dazugeordert. Nicht billig, aber der Lottogewinn hat mir das ermöglicht. Ich sage nur eins: Schlafende Energie .“

„Och nö“, entfuhr es Heidegunde, die für drei Stunden den Küchendienst übernommen hatte. „Och nö, das ist doch nur ein Märchen von Ãœbermorgen, Uwe.“

Für dieses Zweifeln ließ Uwe die gute Heidegunde zweimal Kielholen. Na ja, im übertragenen Sinne.

Es war nun Karfreitag. Und Uwe hatte es geschafft. Unten rum, das ging so geschwind, dass wir kaum etwas mitbekamen von da unten rum. Und dann, im Grauen des Morgens, lagen die Inseln vor uns. Stehende Figuren, liegende Figuren, verwittert allesamt. Aber doch eindeutig identifizierbar. Wir ankerten, fuhren mit den Schlauchbooten an den steinigen Strand. Uwe zog aus einer Kiste wie ein Zauberer einen grauen Rammler am Nackenfell heraus, flüsterte ihm etwas in die Ohren, setzte ihn ab und ließ in laufen.

 

Der Rammler schaute sich nur kurz um, köttelte kurz und verschwand sehr bald aus unseren Blickfeldern.

 

Wir picknickten mit Wein, Käse, Weib, Brot und Gesang und waren rundum zufrieden. Zur Erheiterung führte Uwe uns dann noch die Nummer mit dem Gehen-über-das-Wasser vor. Stark, der Bursche. Unser Käptn Uwe.

 

Doch dann, zu Anfang kaum zu erkennen, zogen dunkle Wolken auf in Gestalt eines am Horizont erst nur sehr schwach zu erkennenden Segels. Es wurde größer und größer, was bei einer stetigen Annäherung so üblich ist, und dann war es fast zu spät. Aber nur fast, denn auch hier stellte sich unser Uwe als vorausschauend und schnell denkend und schnell handelnd heraus. Mit wenigen Kommandos jagte er uns in die Schlauchboote und zurück um Schiff. Dort riss er die Plane von dem Geschütz, das wir vorn am Bug für ein Spielzeug gehalten hatten. Er zielte kurz, gab einen Warnschuss vor den Bug des Seglers ab, der zwei Piratenflaggen aufgezogen hatte, und sorgte dann mit einem gezielten Schuss mittschiffs für eine schnelle und für uns befriedigende Lösung. Nachdem wir den Untergang des Seglers an der Reling beobachtet hatten, halfen wir den Leuten aus den Rettungsbooten an Bord. Sie waren unbewaffnet und machten eigentlich einen freundlichen Eindruck. So wie wir auch. Einfach ein paar Freunde auf Kaperfahrt.

 

Der letzte Mann, der an Bord kam, machte unserem Uwe aber für einen kleinen Augenblick ein paar Sorgen. Ähnlich sah er unserem Uwe. Und er baute sich vor ihm auf, nahezu gleich groß, blickte Uwe in die Augen und sagte für alle vernehmlich: „Uwe! Das sage ich aber unserer Mutter.“

 

Kurz war es still an Bord. Dann umarmten sich beide und Uwe rief lachend: „Ach, Nils, darüber würde Mutter doch nur herzhaft darüber lachen!“

 

Der Abend wurde noch sehr gemütlich. Nachdem wir zwei schöne Lagefeuer entzündet hatten, pfiff Uwe dreimal auf den Fingern, und der Rammler kam angehüpft. Im Gefolge ein gutes Dutzend Karnickelmädels. Uwe streichelte dem Rammler den Kopf: „Brav, Hugo, da siehst du mal, dass sich die Mühen der harten Ausbildung gelohnt haben“, und reichte ihm eine dicke Möhre, die er aus der Hosentasche zauberte.

 

Die von Hugo angeschleppten Mädels wurden zügig in die ewigen Jagdgründe befördert. Wir zogen ihnen das Fell ab und brieten sie am Spieß. Hugo saß bei uns und mümmelte zufrieden an der Möhre. Nur Heidegunde schien für einen klitzekleinen Moment die Stimmung zu trüben, als sie beim Fellabziehen die Nase rümpfte. Als wir aber dann sahen, wie sie später herzhaft in einen der gebratenen Kaninchenschenkel biss und ihr das Fett das Kinn herunter lief, da wussten wir, dass Heidegunde nun ganz bei uns angekommen war. Und auch die schlüpfrigen Seemannslieder, die Nils im Laufe der Nacht anstimmte, sang sie voller Inbrunst mit.

 

Das wurde dann rundum für alle ein wunderschönes Osterfest. Nur die Karnickelmädels sahen das wohl anders …..

 

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