Fernsehglück
Ich sehe mir ganz gerne Krimis im Fernsehen an. Meine bessere Hälfte ist auch mit dabei, vielleicht auch nur notgedrungen, denn unsere Sichtweisen der Ereignisse sind völlig verschieden.
Auf dem Segelboot unterhalten sich - sie und er - noch nass, wie wunderbar sie den Leichnam versenkt haben. Auch ist die Wasserleiche Stein beschwert, wie es sich gehört. Ich folge gebannt. Welchen Fehler hat das Mörderpaar wohl begangen? Sie gehen zum Ruder nach hinten.
Neue Kameraeinstellung:
"Da", zischt meine Holde:
„So schnell trocknen ihre Haare nicht!“
Bei einer anderen Crime Serie war es auch nicht besser. Während eines atemberaubenden Schusswechsels mir einem Undercoveragenten werde ich aufgeklärt, dass die Tapete im Hintergrund schlampig angebracht ist. Nicht auf Stoß.
Horror hat ähnliche Auswüchse.
Im Wald wird die blonde Schönheit mit einem riesigen Küchenmesser aufgespießt und ich erfahre:
„Hast du gesehen, wie sich das arme Eichhörnchen erschreckt hat?“
Auch wenn wir raten, wer der Mörder sein mag, hat sie immer ungewöhnliche Erklärungen.
"Die aufgetakelte Tussi in schwarz ist es", meint sie zielsicher, "weil sie gelbe Ohrringe trägt, die nicht zum Gürtel passen."
Und während der Mond über dem verwahrlosten Vorhof des Vampirschlosses aufgeht, sagt sie, dass mal sauber gemacht werden müsse.
"Kann denn niemand dort fegen?"
Das geht alles noch, aber es irritiert mich doch, wenn in einem Horrorfilm gerade ein Arm abgetrennt wird, das Blut in Srömen fließt, und die Frage eingeworfen wird, ob ich nicht endlich mit einem Glas Rotwein anstoßen möchte.
Ganz schlimm sind Szenen, die eine Küche im
Hintergrund haben. Während also der Kopf des Opfers unter entsetzlichem Schreien in den siedenden Suppentopf hereingedrückt wird, schreit sie:
"Schau mal, da hinten, die Kupfer Kasserolle, die wollte ich schon immer haben!"
Die geschundene Leiche mit dem verbrühten Gesicht sinkt zu Boden, der Held taucht auf und stürzt sich auf den riesigen Verbrecher, während sie äußerst wichtig bemerkt, dass die Schnitzel am Bildrand jetzt wahrscheinlich anbrennen würden.
Und während ich mich zu Tode erschrecke, als im Hintergrund der Schatten des Killers auftaucht, die Heldin nichtsahnend Butter dem
Kühlschrank entnimmt, fügt meine bessere Hälfte lakonisch hinzu:
„Wir bräuchten schon lange einen neuen Kühlschrank!"
Der Killer schleicht sich von hinten an, hebt die Axt und...
„Mit Crascher!“
Es stimmt mich nachdenklich, wenn sie behauptet, dass der Krimi langweilig sei, weil sich in den ersten Minuten keine Leichen stapeln, oder zumindest ein Liter Blut vergossen wird. "Das zieht sich, passiert hier überhaupt was", meint sie gelangweilt. Meine Hinweise auf Spannungsaufbau verpuffen regelmäßig.
Spielen in den Filmen Tiere mit, ist es ganz aus.
Western kommen aus diesem Grunde für sie nicht in Frage (die armen, armen Pferde!). Sieht sie einen Hund, eine Katze, ist der Film von vornherein gelungen. Kommissar Rex ist natürlich ein Tausendsassa, wobei ich nur die Nase rümpfe.
Ein solcher Hund muss erst erfunden werden.
da kann sie doch gleich mit Lassie kuscheln! Ein solch logistischer Blödsinn ist mir zuviel, während rasende Raumschiffe ihr gegen den Strich gehen.
Also sind Science-Fiction-Filme auch nicht gefragt. Dabei sind ihr vor allem Begriffe, wie Hyperraum, oder Warp ein Dorn im
Hausfrauen Auge. Sie kommen im Küchenwortschatz einfach nicht vor und sind deshalb grundsätzlich blöde.
Sie werden nun verstehen, warum ich nur heimlich Fußball sehen kann, denn es handelt sich ja nur um 22 Idioten, die da herum rennen und einem Ball einen Tritt versetzen wollen. Zu Deutsch: dümmlicher geht es nicht mehr.
So sehe ich immer öfters notgedrungen ihre Kochsendungen. Für mich nicht wirklich inspirierend, zumal ich ihr Küchen Königreich sowieso nicht betreten darf. Ich würde nur Chaos hinterlassen, wird mir unterstellt.
So lasse ich sie in die Mattscheibe hineinkriechen, Rezepte notieren. Da ist sie in
ihrem Element und erklärt mir Handgriffe, die ähnlich interessant sind, wie eine Vogelspinne auf einer Erdbeertorte. Im übrigen habe ich keine Lust eine neue Fremdsprache zu lernen, wie abseien, flotte Lotte, die nichts mit Schifffahrt zu tun hat, oder pochieren, glacieren, Julienne. Geben sie zu, dass ich dieses Geschwurbel in der Fussballkneipe kaum für ein Gespräch gebrauchen kann.
Ich nutze also solche Gelegenheiten, um zu schreiben, während im Hintergrund auf der Mattscheibe geschnippelt und gebrutzelt wird. Das Ergebnis soll angeblich wunderbar schmecken und fantastisch duften.
Dabei erschrecke ich bisweilen, weil ein Aufstöhnen entweicht:
"So macht man das doch nicht", ruft sie. Das
ist natürlich genauso sinnvoll, wie ich dem Fußballer auf der Couch durch den Fernseher zurufe, er solle endlich mal hinne machen, der faule Kerl.
Jedenfalls verkneife ich mir, den nicht nachvollziehbaren Duft und den ebenfalls nicht nachvollziehbaren Geschmack auch noch überschwänglich zu loben.
Man sollte sich eben mit einer Köchin und Geliebten gut stellen.