Eine Geschichte über ein Mädchen, welcher etwas ganz unfassbares geschieht...
Am Morgen war Kyle schon aus dem Haus. Ich wachte früh auf, weswegen ich an den Computer ging und Paolo Maguchi googelte. Es war nicht der Typ aus dem Bus. Zum Glück. Paolo sass gerade im Gefängnis und sah ziemlich furchterregend aus. Ich las noch ein paar Artikel über ihn, bis ich mir die Karte ansah. Kontaktadresse war nur eine Emailadresse.
Eine Email sollte ich ihm eigentlich nicht schreiben, aber wenn er wollte dass ich ihn kontaktierte? Vielleicht war es etwas wichtiges? Kyle wäre sicher dagegen gewesen, aber ich beschloss diesem Paolo doch zu schreiben. Natürlich schrieb ich meinen Nachnamen nicht dazu, auch wenn ich den Verdacht hatte, dass er ihn schon wusste. Würde wohl Paolo persönlich mir zurückschreiben, auf welchem Wege auf immer, oder dieser Mann vom Bus? Ich machte mich parat für's Spital und schaltete meinen Computer ab. Nicht mehr darüber nachdenken.
Als ich am Abend mit dem Bus wieder nach Hause fuhr, war ich schonwieder fast an meine Bushaltestelle, als der Mann von gestern auf mich zukam. Ich versteifte mich. Er reichte mir unauffällig ein Couvert. Ich sah ihn misstrauisch an, aber er hatte sich schon zu den hinteren Sitzen aufgemacht. Ich stieg aus, setzte mich auf die Bank der Bushaltestelle und las den Brief sofort:
Ich treffe dich morgen Abend um 18:00 Uhr beim Hintereingang des Spitals. Komm alleine und nicht zu spät.
Ich versorgte den Brief und ging mit steifen Schritten zurück zum Haus. Was wollte der Irre nur von mir? Ich kam ins Haus und stellte meine Tasche in den Flur. Katie kam auf mich zugerannt und zog mich in ihr Zimmer. Sie plapperte die ganze Zeit vor sich hin, aber ich hörte gar nicht zu. Wir hielten eine Teeparty ab. Irgendwann fragte Katie: "Weisst du was nächste Woche ist? Ich weiss es. Es ist mein Geburtstag." Sie kicherte und ich zwinkerte ihr zu: "Aber du weisst nicht was du kriegst, oder?"
Sie schüttelte den Kopf: "Ich wünsche mir ein Pferd."
Ich lachte: "Kriegst du das denn?"
"Nein. Mommy und Daddy finden ich bin zu jung. Und sie haben nicht soviel Geld."
"Vielleicht kannst du dir ja später mal selber eines kaufen."
"Kaufst du dir auch eines?"
"Vielleicht irgendwann mal. Aber jetzt arbeite ich erst mal."
"Damit du dir später mehrere kaufen kannst?"
"Vielleicht sogar das, ja."
Katie entliess mich nach der Teeparty, die Zwillinge spielten miteinander und ich sah zu Kyle. Er sass an seinem Tisch und arbeitete konzentriert. Ich sah ihm stumm dabei zu. Was würde er dazu sagen, dass ein Mörder mich treffen wollte? Wahrscheinlich würde er mich nicht gehen lassen. Gerade als ich so in Gedanken versunken war drehte er sich plötzlich um: "Hey. Wie war dein Tag?"
Ich schrak aus meinen Gedanken: "Was?"
Er stand auf und fragte: "Wiedein Tag war, mein Herz."
"Äh, gut. Deiner?"
"Wie immer. Bedrückt dich was?"
Ich schüttelte den Kopf. Kyle sah mich forschend an. Da ich nicht wusste wie lange ich die Lüge aufrecht erhalten konnte, schälte ich mich aus seiner Umarmung: "Es ist nichts."
Gerade als ich mich losgemacht hatte und mit dem Rücken zu ihm stand, zog er mich wieder an sich und flüsterte in mein Ohr: "Ich mag es nicht wenn du mich anlügst."
Ich schluckte, wollte aus seiner Umarmung treten, aber er hielt mich fest in seiner Umarmung. Ich sagte: "Mich bedrückt nichts. Mach dir keine Sorgen."
Er wechelte zu meinem anderen Ohr und raunte: "Genau deswegen weiss ich das zu lügst. Ich muss mir Sorgen machen. Hat es etwas mit dem Spital zu tun?"
Ich seufzte, wohlwissend dass ich ihn nicht glaubhaft würde anlügen können: "Sozusagen. Aber irgendwie doch nicht."
"Erklär es mir. Bitte."
Ich beschloss ihm die Wahrheit zu sagen: "Dieser Paolo..."
Er liess mich nicht ausreden sondern wirbelte mich herum dass ich in sein erschrockenes Gesicht sehen musste: "Hat er dir was angetan? Hat er dich verletzt? Oder bedroht? Dieses Sch..:"
Ich schüttelte den Kopf: "Nein. Er hat mir nichts angetan. Er... er will mich treffen."
"Wie treffen?"
"Na, heute hat mir der, der mir die Karte gegeben hat, einen Brief gegeben. Da stand ich soll ihn morgen um 18 Uhr beim Spital treffen. Aber ich dachte der sässe im Knast. Wie..."
"Du gehst da nicht hin."
"D..."
"Keine Widerrede."
"Ich wollte gar nicht widersprechen. Aber was soll ich machen? Was will der Typ von mir?"
Kyle nahm mich wieder in den Arm: "Wir werden es der Polizei sagen. Dann wird die ihn treffen."
"Aber da ist ja nichts was gegen das Gesetz verstösst, wenn er mich nur treffen will."
"Das ist ein Mörder. Es ist nur gut dass man vorsichtig ist. Und er sollte im Knast sitzen. Er ist ausgebrochen."
"Vielleicht hat er abgesessen."
"Mach dir einfach keine Sorgen, ja Skye?"
Ich nickte, lehnte mich an ihn. Er rieb meine Schultern. Ich senkte den Kopf, sodass er meine Tränen nicht sehen konnte. Das war einfach alles so viel für einen Moment. Er wollte mein Kinn anheben, aber ich presste meinen Kopf an seine Brust. Er strich mir sanft über den Kopf: "Wollen wir rausgehen?"
Ich brachte ein Nicken zustande, wandte mich sofort ab und ging voran. Kyle ging mir nach, nahm sanft meine Hand und strich mit seinem Daumen sanft über meine Hand. Ich zog ihn nach draussen, lief Richtung Strand. Ich lief einfach weiter, hoffte dass meine Tränen trockneten, aber es liefen immer mehr nach. Irgendwann hielt er mich sanft zurück, packte mich an der Taille: "Ich bin nicht blöd."
"Wieso?", fragte ich mit erstickter Stimme.
"Du weinst wie ein Wasserfall, Skye. Komm her." Er liess mich los, breitete die Arme aus. Ich lächelte und schmiegte mich an ihn. Meine Tränen versiegten und ich fragte: "Was soll ich machen?"
"Wenn du möchtest kann ich mitkommen. Dann wissen wir was er will."
"Was könnte er wollen?"
"Vielleicht einen Segen."
"Und was soll ich dann machen? Mich umbringen lassen?"
"Dann bring ihn um."
"Ich will niemanden umbringen."
"Ich kann ihn umbringen."
"Ich will auch nicht dass du ihn umbringst."
"Du willst vieles, weisst du."
"Wie würdest du ihn umbringen?"
"Wieso?"
"Sag es mir einfach."
"Mit einer Knarre."
"Hast du eine?"
"Ja."
"Wieso?"
"Weil ich dich beschützen muss, meine kleine."
"Ich meine es ernst."
"Ich doch auch."
"Das könntest du aber auch ohne. Seit wann hast du sie?"
"Seit dem zweiten Mord."
"Was hast du gedacht als das Auto angefahren kam. Das von der Polizei."
"Jetzt habe ich es vermasselt."
"Wie meinst du das?"
"Na, ich habe es nicht geschafft dich zu beschützen."
"Das ist nicht dein Job."
"Doch. Einer meiner vielen."
"Wieviele hast du denn?"
"Ich hab sie noch nie gezählt."
"Was gehört dazu?"
"Eben, dich zu beschützen. Dich nie zu verlieren. Dich glücklich zu machen."
"Noch etwas ohne mich?"
"Wichtiges hat nur mit dir zu tun."
Mir kamen wieder die Tränen: "Du bist der beste."
"Schön dass du auch der Meinung bist." Kyle grinste.
Ich musste auch grinsen, schlug ihm an die Schultern: "Du bist so ein Ego!"
Er raunte mir grinsend zu: "Das haben mir schon so einige gesagt."
Ich wurde weiss, was Kyle zum Glück nicht bemerkte. Ich lehnte mich an ihn, sodass er mein Gesicht nicht sah, und fragte: "Darf ich dich mal was fragen?"
"Alles."
"Wieviele hattest du schon vor mir?"
"Was ist denn das für eine Frage!"
"Wieviele?"
"Wieso fragst du?"
"Einfach."
"Ein paar."
"Lass mich raten, so viele dass du nicht mitgezählt hast." Irgendwie verletzte mich das, obwohl es mir doch egal sein sollte.
Kyle seufzte tief: "Ich glaube wir hatten beide schon vorher so einen oder anderen Freund oder Freundin."
"Ja. Hast du sie dann alle abgeschossen?"
"Weniger."
"Wie meinst du das?"
"Um ehrlich zu sein, haben die meisten mich abgeschossen."
"Und hast du je probiert sie zurückzugewinnen?"
"Wieso fragst du das alles?"
"Würdest du es bei mir probieren?"
maunzel Oh je, irgendwie kommt bei den letzten Sätzen des Dialoges die Vermutung auf, dass diese Frage noch extrem wichtig sein wird. Ich weiß ja nicht ob, und wie, aber es wäre interessant, auf jeden Fall! ^^ Das Kapitel hat mir sogar besser gefallen, als die letzten paar, weiter so. LG Maunzel |