Beschreibung
Steve und Heather setzen ihren Weg nach Las Vegas fort, wenn auch anders, als geplant.
Das Bild fügt sich zusammen.
Woher kamen die Kinder?
Das Ende
Geistig und körperlich erschöpft bis auf die Knochen schlurfte Steve aus der Höhle und lief zurück zum alten Holzhaus.
Er war vollkommen verwirrt durch das eben Erlebte.
Was hatte er getan?
Er lief den Kindern hinterher, um sie umzubringen!
War das moralisch vertretbar?
War das Mord oder war es Notwehr?
Sein Kopf war voll mit tausend Fragen.
Sein Leben würde nie mehr so sein, wie vorher.
Jill saß auf der Veranda in einem Schaukelstuhl und schaute ihn aus leeren Augen an.
Sie mussten hier weg!
Er kramte den Wagenheber aus dem Van und machte sich auf, um vom Pick Up die noch heilen Räder abzuschrauben.
Da er nicht beide Räder tragen konnte, musste er den Weg zweimal laufen.
Durchgeschwitzt und völlig fertig schaffte er das fast übermenschliche in der brütenden Hitze und der Van war bald startklar.
Steve setzte Jill in den Kleinbus und langsam fuhren sie in Richtung des Highways zurück.
Als sie den Highway erreichten, bog er automatisch nach rechts ab.
Bald schon las er das große Schild
„WELCOME TO NEVADA“
und in der Abenddämmerung sah er den übertrieben großen Scheinwerfer des Hotels „Luxor“ in den Himmel strahlen.
Bald waren sie in Vegas.
Ab sofort gab es wieder mehrere Radiosender.
Warum nur musste der erste Song, den er hörte, „boulevard of broken dreams“ von Green Day sein?
I walk a lonely road
The only one that i have ever know
Don´t know where it goes
But it´s home to me and I walk alone.
Er drehte das Radio lauter, um Jill´s Reaktionen zu testen. Nichts.
In Las Vegas machte er nur einen kurzen Stopp vor einem Krankenhaus.
Dort setzte er Jill im Eingangsbereich auf einer Bank ab.
Es würde sich schon jemand Kompetentes um sie kümmern.
Er konnte ihr nicht helfen.
Steve tankte den Van voll und fuhr weiter in die Nacht hinein.
Sein Ziel war ein uralter Ort des Friedens.
Es ging am Hoover Dam vorbei, immer in Richtung Osten.
Als er das kleine Schild „South Rim“ sah, bog er nach links ab und fuhr geradeaus gen Norden.
Morgens um fünf Uhr erreichte er den Grand Canyon.
Noch einmal diesen überwältigenden Augenblick erleben, wenn am Canyon die Sonne aufgeht.
Es gibt keinen schöneren Anblick.
Steve genoss die Wärme, die langsam seinen Körper durchflutete.
Mit seinen Eltern war er jedes Jahr mindestens einmal am Grand Canyon gewesen.
Ein Weißkopfadler ließ sich langsam, wie zur Aufforderung, in die Schlucht gleiten.
Er brauchte diese Aufforderung nicht.
Ein kurzer Anlauf und er tat es dem Adler nach.
Als die Canyon - Ranger seinen zerschmetterten Körper am Boden entdeckten, fanden sie in der Gesäßtasche seiner Levi´s einen Abschiedsbrief.
Er war schuld, dass sie vom Highway abgebogen sind.
Er war schuld, dass dadurch seine Freunde getötet wurden und Jill den Verstand verloren hatte.
Er hatte Kinder getötet.
Er war erst einundzwanzig Jahre alt und wollte mit dieser Schuld nicht weiter leben.
In dem zweiseitigen Brief beschrieb er genau die Stelle, an der alles geschehen war.
Da er seinen Freitod im Bundesstaat Arizona gewählt hatte, die Morde aber in Kalifornien geschahen, musste das FBI sich der Sache annehmen.
Nachdem das FBI die Höhle entdeckte, fand sie sechs halbverbrannte Kinderleichen im geschätzten Alter von sechs bis vierzehn Jahren.
Am Rande des Pinienwäldchens und beim Ford fanden sie die skelettierten Überreste von Heather, Jack und dem alten Indianer.
Die Beamten kannten alle den Inhalt des Briefes, aber keiner der ansonsten hartgesottenen Kerle wollte sich ein Bild davon machen, was hier geschehen war.
Epilog
Sechs Jahre zuvor fuhr ein umgebauter Schulbus bereits schon einmal die gleiche Strecke. Mr. Und Mrs. Downing waren die Eltern einer glücklichen Familie mit sechs Kindern, die je ein Jahr auseinander waren.
Der älteste war der siebenjährige Samuel.
Die Jüngste war das Neugeborene Baby Sarah.
Die Eltern achteten peinlich genau darauf, ihre Kinder zu braven, gottesgläubigen Menschen zu erziehen.
Der einzige Radiosender, „AllTimeOldies“ spielte gerade „Pretty Woman“ von Roy Orbison.
Da dieser Song auch in einem Film auftauchte, der ebenso hieß und dessen Hauptrolle eine Prostituierte spielte, wollten sie als gute Christen einen solchen Schweinkram, für den sie es hielten, natürlich nicht hören.
Vater drehte das Radio aus und sie sangen selbst.
Der Vater stimmte an und die Kinder sangen begeistert mit:
Old McDonald had a farm, hiahiaho
and on his farm he had some chicks, hiahiaho
with a chick chick here and a chick chick there
here a chick, there a chick, everywhere a chick chick.
Das war immer wieder eine Freude für die Kinder, wenn der Vater auf seine Art die Tiergeräusche so lustig imitierte.
with a quak quak here and a quak a quak there
here a quak , there a quak, eveywhere a quak quak.
Sie fuhren auf die ihnen bekannten Berge zu, um die alte Höhle zu besuchen, die die Kinder so liebten.
Die Innenwände der immerwarmen Höhle bestanden aus Katzengold und glitzerten wunderschön.
with a oink oink here and a oink oink there
here a oink, there a oink, everywhere a oink oink.
Plötzlich und unerwartet gab die Erde unter ihnen nach und ein gewaltiger Ruck brachte den Bus schlagartig zum Stehen.
Gleichzeitig gab es vorne einen lauten Knall und der Bus fing in der Fahrerkabine an, zu brennen.
Das Hinterteil des Busses neigte sich in die Höhe und war für den Moment der sicherste Platz.
Samuel sah in seiner Angst und Verzweiflung, ohne eine Möglichkeit, helfen zu können, seine Eltern verbrennen.
Ab sofort funktionierte er nur noch.
Reiner Überlebenswille ließ ihn alles Folgende automatisch tun.
Mit einer Taschenlampe schlug er eins der Seitenfenster ein und warf mit übermenschlicher Kraft, eins nach dem anderen, seine Geschwister aus dem Fenster.
Nachdem alle, auch das Baby Sarah, gerettet waren, sprang er hinterher.
Gemeinsam liefen sie, aus Angst, dass der Tank des Busses explodieren könnte, in Richtung der Berge.
Samuel drehte sich auf der Flucht noch einmal um und sah, dass der Bus in einen ausgetrockneten Flusslauf gerutscht war, den Vater offensichtlich übersehen hatte.
In diesem Moment gab es den erwarteten dumpfen Knall, als der Bus explodierte und eine mächtige Druckwelle schüttelte die kleinen Körper durch.
Die Kinder waren völlig orientierungslos durch das eben Erlebte und suchten erst einmal zum Schutz die ihnen bekannte Höhle auf.
Keiner von ihnen ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass die Höhle in den nächsten Jahren ihr einziger Zufluchtsort werden sollte.
Samuel übernahm als Ältester sofort das Kommando über die kleine Gruppe.
Sie waren allein und hatten keine Chance, jemanden um Hilfe zu bitten.
Außer ihrem Ferienhaus, in dem sie seit Jahren Urlaub machten, gab es hier kein Anzeichen menschlichen Lebens und es war nicht damit zu rechnen, dass in den nächsten Wochen oder Monaten hier jemand vorbei kam.
In der nächsten Zeit ernährten sie sich vorerst von Wurzeln, Beeren und gelegentlichen Beutefängen in Form von Kaninchen, Eidechsen und kleinen Wildhunden.
Langsam verwilderten sie und die Natur begann, sie zu formen.
ENDE