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Juwelenritter Kp. 1 - Das vergessene Jahr des Blutes

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"Juwelenritter Kp. 1 - Das vergessene Jahr des Blutes"
Veröffentlicht am 21. März 2013, 22 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und ...
Juwelenritter Kp. 1 - Das vergessene Jahr des Blutes

Juwelenritter Kp. 1 - Das vergessene Jahr des Blutes

Beschreibung

'"NELL!" Ich war mir nicht ganz sicher, von woher der Ruf gekommen war. Es rauschte in meinen Ohren und ich wusste nicht, ob es mein eigenes Blut oder diese Kälte war. Mein Körper bewegte sich, ohne dass ich die Gewalt darüber hatte. Es war nur ein kurzer Schritt nach hinten. Ich spürte eine Hand meinen Arm packen, doch diese fühlte sich kochend heiß an und ich stieß einen lautlosen Schrei aus, woraufhin der Griff wieder nachließ. Dann neigte sich mein Oberkörper nach hinten und nur noch verschwommen sah ich, wie erst die Spitze des Turmes und dann der blaue Himmel in mein Blickfeld rückten. Ich glitt über das Geländer des Balkons hinweg und spürte im selben Moment, wie die Kälte wieder von mir wich und das Gefühl in meine Glieder zurückkehrte. Meine Sicht klärte sich ebenfalls, doch dadurch sah ich den Balkon nun ein Stück über mir - Edgars und Damons entsetzte Gesichter blickten zu mir.' Nell und ihr Zwillingsbruder Mustafa werden schlagartig aus ihrem bisher normalen Leben gerissen, als Nell von einem der fünf Juwelen im Rücken eines Buches ausgewählt wird. Auf der Knight Academy gerät sie dank ihres Nachnamens jedoch in Verdacht, zu den Rebellen zu gehören, und muss die Missgunst ihrer Mitschüler über sich ergehen lassen. Nur zwei Jungen stehen ihr bei, während ihr Bruder sich auf der anderen Seite der weißen Mauer bei den Rebellen befindet...

Das Geheimnis auf dem verbotenen Dachboden

„Ich erinnere mich.“

Mein Bruder sah mich leicht irritiert an. Genau wie ich hatte er lange, nussbraune Haare. Da wir auch fast gleichgroß waren und ich meistens in Hosen herumlief, konnte man uns beide auf die Entfernung leicht verwechseln. Nur von nahem fiel dann doch der leichte Figurenunterschied auf. Obwohl mein liebes Brüderchen sich einmal auch schon den Spaß gemacht hatte, seine Kleidung über der Brust mit Stoff auszustopfen, woraufhin selbst unsere Eltern uns nicht mehr hatten auseinanderhalten können. Tja, bei zweieiigen Zwillingen konnte das durchaus schon mal vorkommen und es machte immer wieder Spaß, die Leute aufs Kreuz zu legen.

„Was meinst du?“, fragte er ernst und spähte um die Ecke.

Vor etwas mehr als fünf Minuten hatten wir das erste Mal ein lautes Knarren gehört. Zwar schliefen wir in verschiedenen Zimmern und auf unterschiedlichen Stockwerken, doch hier waren wir uns in die Arme gelaufen und ich hätte vor Schreck beinahe aufgeschrien, als ich im Stockfinsteren nur eine Gestalt gesehen hatte. Zum Glück war er etwas besonnener gewesen und hatte mich gerade noch am Schreien gehindert.

Nun sahen wir beide immer wieder zu der kleinen Leiter, die hoch zum Dachboden führte. Unsere Eltern hatten uns seit jeher verboten, dort hinaufzusteigen, und normalerweise war die Luke auch mit einem dicken Schloss versehen. Heute stand sie jedoch offen und wenn wir ganz genau hinhörten, konnten wir ein leises Atmen und gelegentlich das Blättern von Buchseiten hören.

„Vor zehn Jahren“, flüsterte ich, „Während des großen Unwetters ist die Luke schon einmal offen gewesen.“

Wie aufs Stichwort erklang ein heftiger Donnerschlag und wir blickten zum Fenster gegenüber. Als ich mich vor etwa drei Stunden ins Bett gelegt hatte, war es draußen sternenklar gewesen und ich hatte sogar die Milchstraße sehen können, doch jetzt war der Himmel von düsteren Wolken verhangen. Plötzlich zuckte ein Blitz herab und schlug gut hundert Meter vom Landhaus entfernt in eine große Eiche, auf der wir früher immer viel herumgeklettert waren. Es war als hätte der Himmel uns eine Warnung geschickt.

„Jetzt wo du es sagst“, murmelte mein Bruder, „Ich erinnere mich dunkel. Damals konntest du nicht schlafen und bist zu mir ins Bett gekrochen.“

Ich boxte ihn in die Schulter. „Da war ich sieben“, zischte ich beleidigt.

„Und ein ganz schöner Hasenfuß.“

Dieser spöttische Unterton, der sich schon beim Satz davor in seine Stimme geschlichen hatte, gab den Ausschlag. Ich holte kurz aus und wollte ihm nicht gerade zimperlich auf den Fuß treten, aber dummerweise zog er ihn in letzter Sekunde noch weg. Der Schmerz zog durch meinen Fuß bis hoch ins Bein und ich hielt die Luft an, während ich mir gleichzeitig kräftig auf die Lippe biss. Dieser verfluchte Mistkerl!

Brüderchen fing natürlich prompt an zu kichern und presste sich schnell eine Hand auf den Mund. Ich wollte ihm zur Strafe gerade einen Schlag in den Magen versetzen, als von oben plötzlich ein leises Poltern zu hören war. Irgendwas auf dem Dachboden war umgefallen.

Das erinnerte uns an den eigentlichen Grund, weshalb wir beide in unseren Schlafsachen durch die Flure schlichen und jetzt vorsichtig die Köpfe um die Ecke reckten. Wie zwei Löwen, die auf der Lauer lagen. Durch die Luke war ein schwaches, dämmriges Licht zu sehen, das die Leiter gespenstische Schatten werfen ließ.

„Irgendwer ist da“, sagte ich leise und schob eine Strähne, die mir ins Gesicht gerutscht war, wieder hinters Ohr. Da hatte mein Bruder es einfacher, er war so schlau gewesen sein Haar noch kurz mit einem Band am unteren Haaransatz zusammen zu binden, bevor er sein Zimmer verlassen hatte.

„Vater und Mutter schlafen noch, ich hab sie vorhin im Schlafzimmer gesehen“, erwiderte Mustafa, „Bleiben nur noch die Hausmädchen oder ein Unbekannter.“

„Liz und Lilly sind in ihrem Zimmer“, bemerkte ich mit einem flauen Gefühl im Magen, als mir die Bedeutung dessen klar wurde.

Mein Bruder verzog ein wenig das Gesicht und schien nachzudenken. Auch ich überlegte, was wir jetzt machen sollten. Jeder Normale an unserer Stelle hätte wahrscheinlich einfach seine Eltern geweckt, da diese mit Sicherheit besser wussten, wie man mit einem unbekannten Eindringling umging. Aber da war auch diese Neugier. Der Dachboden war zugänglich! Das erste Mal seit wir vernünftig denken konnten bestand die Möglichkeit für uns herauszufinden, warum unsere Eltern uns jeden Sommer, wenn wir hierher kamen, aufs Neue verboten, ihn zu betreten.

„Ich geh hoch“, flüsterte mein Bruder, „Ich kann keinen Unbekannten hier herumschnüffeln lassen.“ Das sagte er, aber ich wusste, dass er genau wie ich einen Blick auf den Dachboden werfen wollte. Sonst wäre er nicht so unvernünftig, sich alleine einem womöglich Bewaffneten gegenüber zu stellen.

Mustafa wollte um die Ecke gehen, doch ich hielt den Ärmel seines dünnen, blauen Shirts fest.

„Ich komm mit“, raunte ich und als er gerade widersprechen wollte, fügte ich hinzu: „Ich kann dich doch nicht alleine einen Einbrecher stellen lassen. Das ist viel zu gefährlich.“

Er sah mich zweifelnd an und schien widersprechen zu wollen, doch bei meinem trotzigen Blick – den er bei dem spärlichen Licht durch das Fenster keine zwei Meter entfernt wahrscheinlich erahnen konnte – seufzte er schließlich leise.

„Aber bleib ja hinter mir, kleines Schwesterchen“, sagte er schmunzelnd und schlich um die Ecke.

„Hör auf, mich immer ‚klein‘ zu nennen!“, zischte ich und tapste auf Zehenspitzen hinter ihm her, „Du bist höchstens zwei Zentimeter größer und nur ein paar Minuten älter als ich!“

„Körperlich vielleicht“, räumte er ein, „Aber geistig bin ich dir mindestens zehn Jahre voraus.“

Ich war kurz davor ihm meinen Hausschuh an den Kopf zu werfen – manchmal konnte er wirklich ganz schön arrogant sein, bloß weil er in der Schule etwas besser war als ich –, doch da er bereits dabei war, die Sprossenleiter zu erklimmen, und weil ich nicht riskieren wollte, von unserem nächtlichen Einsteiger entdeckt zu werden, verkniff ich es mir. Stattdessen kletterte ich ihm hinterher.

Mein Brüderchen verharrte, als er gerade hoch genug gestiegen war, um den Kopf durch die Dachluke zu stecken. Gute zwanzig Sekunden schaffte ich es geduldig zu warten, doch dann brach die Neugier wie ein reißender Fluss, dessen Damm nun gebrochen war, über mir herein und ich schob mich einfach an meinem Bruder vorbei. Mein Kopf tauchte direkt neben seinem auf und ich sah mich gespannt um.

Ich wusste nicht genau, was ich eigentlich erwartet hatte, aber irgendwie war ich enttäuscht.

Es sah viel zu gewöhnlich aus. Geradeaus unter der Dachschräge standen ein Sofa, zwei Sesel und ein kleiner Kaffeetisch und hinter uns an der hohen Wand waren lauter Kommoden und Regale. Das einzig spannende waren die ganzen Bücher, mit denen die Regale bis zum Bersten gefüllt waren. Wobei auch dutzende überall zu teilweise ziemlich hohen, wankenden Türmen auf dem Boden aufgestapelt waren, dass sie wie eine Horde schiefer Türme von Pisa aussahen. Von der Größe eines dünnen Taschenkalenders bis hin zum dicken Wälzer war so ziemlich alles vorhanden, was es gab. Es war beinahe schon interessant die ganzen verschiedenen Einbände mit den leuchtenden Buchstaben und den unterschiedlichen Farben und Mustern zu bewundern.

Allerdings sorgte das flackernde Licht für einige zuckende, gruselige Schatten in den Nischen und ließ alles irgendwie düster aussehen. Obwohl an der Decke eine ganz normale Lampe befestigt war, war die einzige Lichtquelle eine einzelne Kerze, die rechts von uns auf einem breiten Schreibtisch unter dem Fenster abgestellt worden war.

Dann bemerkte ich eine Gestalt. Sie stand unmittelbar vor einem der Regale und blätterte gerade in einem etwa dreihundert Seiten dicken Wälzer. Ich bezweifelte, dass die Gestalt sich wirklich für den Inhalt des Buches interessierte, denn bei dem Tempo, in dem eine Seite nach der nächsten umschlug und schon von der nächsten verfolgt wurde, konnte doch kein Mensch etwas lesen.

Es war so dunkel, dass ich nichts Genaueres erkennen konnte. Der Einbrecher schien einen langen, schwarzen Umhang zu tragen, zumindest verhinderte der samtene Stoff, dass ich irgendwelche Konturen erkennen konnte. Dazu kam noch eine Kapuze, die es endgültig unmöglich machte, Details zu erkennen. Außerdem schien es fast so, als würde er die tanzenden Schatten magisch anziehen, als wollten sie ihm helfen, sein Antlitz zu verhüllen.

In dem Augenblick klappte der Unbekannte das Buch zu und stellte es zurück ins Regal. Dabei wandte er den Kopf in unsere Richtung.

Ich merkte kaum, wie sich eine Hand auf meinen Kopf legte, als ich schon blitzschnell herunter gedrückt wurde. Mein Bruder, der ebenfalls schnell abgetaucht war, sah mich warnend an und ich nickte nur. Das nächste Mal würde ich besser aufpassen.

Wir warteten bestimmt eine volle Minute lang gespannt ab und lauschten, doch es hörte sich nicht so an, als würde sich der Unbekannte der Luke nähern. Wobei man besser sagen sollte, dass gar kein Geräusch zu hören war. Schließlich aber schoben mein Brüderchen und ich fast perfekt synchron unsere Köpfe vorsichtig wieder durch die Luke.

Ein leichter Luftzug strich durch den Raum und wir bemerkten das offene Fenster über dem Schreibtisch. Es war niemand mehr zu sehen.

Verwirrt sahen wir uns um, doch von unserem ungebetenem Gast fehlte jede Spur. Ganz als hätte er sich einfach in Luft aufgelöst – oder wäre zum Fenster rausgesprungen, was ziemlich blöd wäre, da wir uns hier auf Höhe vom dritten Stock befanden. Dann stiegen wir durch die Luke und betraten zum ersten Mal in unseren siebzehn Lebensjahren den Dachboden. So musste es sich wohl angefühlt haben, als Columbus Amerika entdeckt und zum ersten Mal Fuß auf das neue Land gesetzt hatte. Es war beschwingend und zwar war mir schleierhaft, warum unsere Eltern uns verboten, hier herauf zu kommen, doch wenn sich jemand die Mühe machte hier oben einzubrechen, musste es doch irgendetwas geben. Von daher begann nun die Schatzsuche.

„Was er wohl gesucht hat?“, fragte mein Bruder nachdenklich und sah sich noch leicht argwöhnisch um.

„Ich würde auch gerne wissen, ob er es gefunden hat“, bemerkte ich und ging langsam auf die Bücherregale zu, die sich von der Luke aus im nördlichen Teil des Dachbodens befanden. Es waren insgesamt vier vom Boden bis zur Decke reichende Regalreihen, wobei zwischen den drei jeweils nebeneinander stehenden einzelnen Regalen einer Reihe kleine Abstände waren, sodass sich eine Person gerade noch hindurchzwängen konnte.

„Stimmt“, räume Mustafa ein und sah mir dabei zu, wie ich an einem der Regale entlang schritt und meine Hand über die Buchrücken gleiten ließ, „Mach bloß nichts kaputt.“

Ich warf ihm über die Schulter einen resignierten Blick zu, fragte jedoch spitz: „Bin ich du?“

„Frechdachs.“ Er schmunzelte.

„Stets zu Diensten“, erwiderte ich und deutete ganz nach theatralischer Manier eine tiefe Verbeugung an. Mitten in der Bewegung durchzuckte jedoch ein seltsames Kribbeln meine Finger und ich hielt verwirrt inne. Mein Blick wanderte zu dem Buch, auf dessen Rücken meine Hand gerade ruhte. Es war pechschwarz, wenn auch mit einigen silbernen Verzierungen, und hatte bestimmt über sechshundert Seiten. Ein dicker Wälzer, der mich nun wie magisch anzog.

Den irritierten Blick meines Bruders bemerkte ich gar nicht, meine gesamte Aufmerksamkeit war auf dieses Buch fixiert und ich zog es aus dem Regal. Wie erwartet war der Einband hart und es hatte ein ganz schönes Gewicht. Am meisten faszinierten mich jedoch zwei Dinge auf der mit verschlungenen, silbernen Mustern gravierten Frontseite. Zum einen war es die geschwungene, weiße Schrift des Titels, welcher jedoch in einer mir unbekannten Sprache da stand, und die fünf glänzenden Edelsteine, die in den Einband eingelassen waren.

Sie sahen aus wie geschliffene Diamanten und hatten alle verschiedene Farben. Goldgelb wie die Sonne, blau wie ein Stück des Himmels selbst, rot wie Blut, weiß wie die Blüte einer Lilie und schwarz wie die Nacht. Sie waren alle nur etwa so groß wie eine Eichel und schimmerten selbst in dem spärlichen Licht der Kerze als würden sie von sich aus leuchten.

„Wow, das sieht irgendwie wertvoll aus“, stellte Mustafa leicht erstaunt fest.

Ich wollte gerade etwas erwidern, obwohl ich meine Stimme erst noch suchen musste, doch plötzlich war es als würde die Nacht über mir hereinbrechen. Hart wurde ich gegen das Regal gestoßen und sah in der Dunkelheit nur undeutlich die Gestalt eines Jungen. Sein Umhang wölbte sich noch leicht durch den Schwung und bildete dieses dunkle Zelt um mich. Eine Hand hatte das Buch gepackt, doch ich wollte es nicht loslassen und presste es stattdessen an meine Brust. Es ging alles so schnell, dass ich keine Zeit zum Nachdenken hatte.

In dem Moment rief Mustafa etwas, das ich nicht verstand. Dennoch ließ ich mich einfach auf einen Schlag auf den Boden sinken, während der Junge mit dem Umhang mit einem Satz zurücksprang und so gerade noch dem gezielten Tritt meines Bruders ausweichen konnte. Allerdings schoss er im Augenblick der Landung bereits wieder nach vorne und kam wie ein düsteres Gewitter auf uns zu. Brüderchen stellte sich ihm in den Weg und schien ihn abfangen zu wollen, doch unmittelbar vor ihm stieß sich der Unbekannte urplötzlich vom Boden ab und flog einfach über ihn hinweg. Kaum gelandet verpasste er Mustafa noch einen Tritt in den Rücken, woraufhin mein Bruder glatt zu Boden ging, und stand dann bereits vor mir. Er war so blitzschnell und dabei noch präzise, dass es beinahe schon übermenschlich wirkte.

Inzwischen war ich wieder auf den Beinen und starrte ihn leicht erschrocken an. Sein Gesicht war immer noch halb von der Kapuze verhüllt, doch wenn ich mich nicht täuschte, erkannte ich in den Schatten einen leicht grimmigen Gesichtsausdruck. Er schien hinter dem Buch in meinen Armen her zu sein, welchen Grund auch immer es dafür geben mochte. Allerdings schien es ihm so ernst zu sein, dass er dafür heimlich nachts in ein fremdes Haus einbrach und uns sogar angriff. Das sah gar nicht gut aus für mich und meinen Bruder, der sich gerade stöhnend wieder aufsetzte.

„Rück das Buch raus“, sagte er mit drohender, aber durchaus schöner Stimme, „Du hast drei Sekunden.“

Es wäre einfach gewesen, ihm das Buch zu geben. Vermutlich wäre das auch das Klügste gewesen, nur war ich nicht unbedingt immer klug. Außerdem war da irgendetwas in mir, das dieses Buch – und vor allem die Diamanten darin – unter gar keinen Umständen aus der Hand geben wollte. Dieser Teil von mir war sogar bereit, sein Leben dafür zu riskieren.

Als die drei Sekunden verstrichen waren, zückte der Junge tatsächlich ein dolchartiges Messer und stach damit einfach zu. Er war tatsächlich bereit über Leichen zu gehen, um an dieses Buch zu kommen. Fast wie ich selbst.

Erschrocken hechtete ich zur Seite und stolperte dabei über meine eigenen Füße, konnte aber knapp verhindern, auf der Nase zu landen. Mit einer Hand hielt ich mich an einem der Regale fest und drehte mich dabei um, damit ich diesen Verrückten wieder im Blick hatte. Dieser schoss jedoch bereits wieder auf mich zu und vor lauter Schreck blieb mir der Schrei in der Kehle stecken. Ich kniff nur die Augen zu und riss das Buch nach oben, wobei meine Finger kurz über einen der kleinen Edelsteine im Einband des Buches glitten.

Daraufhin durchzuckte mich erneut dieses Kribbeln. Nur ging es dieses Mal nicht nur durch meine Finger, sondern ließ meinen gesamten Körper kurzzeitig erzittern. Dann ging von dem Buch plötzlich ein rötliches Leuchten aus und blendete uns alle für einen Moment.

Sobald ich wieder hinsehen konnte, fiel mir zuerst die verdatterte Miene des Jungen auf, der vor mir stand. Die Kapuze war ihm vom Kopf gerutscht und entblößte nun knapp schulterlange, tief dunkelrote Haare, die sich leicht kräuselten. Seine Gesichtszüge waren markant, hohe Wangenknochen und eine feine Narbe, die sich über seine äußere, linke Wange zog ließen ihn älter wirken, obwohl er um die siebzehn bis höchstens neunzehn sein musste. Für ein paar Sekunden blieb mein Blick an seinen schon fast leuchtenden, eisblauen Augen hängen, welche einen irren Kontrast zu seiner Haarfarbe bildeten.

Erst dann fiel mein Blick auf das, was auch er anstarrte. Einer der fünf Diamanten hatte sich aus dem Buchrücken gelöst und schwebte nun unmittelbar vor mir in der Luft. Es war der Blutrote. Bei seinem Anblick herrschte ein unbeschreibliches Gefühl in mir, als wenn die Sonne, die zuvor noch von Wolken verborgen gewesen war, nun plötzlich hinter diesen hervorkam und ihre kraftvollen Strahlen wie Scheinwerfer auf mich fielen. Mir war warm, sogar sehr. Zudem schob sich da etwas in mein Bewusstsein, mit dem ich nun am wenigsten gerechnet hätte. Begierde ergriff von mir Besitz. Ich wollte diesen kleinen Kristall und ich spürte förmlich, wie er auch mich wollte.

Meine Hand hob sich wie von selbst langsam unter ihn und er drehte sich leicht, als wollte er sich mir von allen Seiten vorführen. Dabei funkelte er fröhlich in den verschiedensten Rottönen und ich wurde dieses seltsame Gefühl nicht los, dass er mich begrüßte.

„Was zum Henker…?“ Mustafa starrte uns ungläubig an und verstand das ganze offensichtlich genauso wenig wie ich. Obwohl er leise gesprochen hatte, schien es bei der Stille so als hätte er geschrien.

„Das ist mein Text“, sagte der andere Junge nun plötzlich ernst und sah mich an. Mit seinem düsteren Blick schien er mich förmlich zu durchbohren. „Du hast nicht die leiseste Ahnung, was du da in den Händen hältst, oder?“

Ich blickte erst zu dem Buch in meiner anderen Hand und dann wieder zu dem vor mir schwebenden Kristall. Er lag vollkommen richtig, ich wusste es nicht. Besser gesagt hatte ich nicht den blassesten aller Schimmer.

Es schien als wollte der Junge etwas sagen, doch in dem Moment schob sich Mustafa schützend vor mich und sah den Unbekannten misstrauisch an. „Wer bist du und was suchst du in unserem Haus?“

Der Unbekannte sah ihn nur kurz missbilligend an, dann stöhnte er genervt. „Mein Auftrag war, das Buch mit den fünf Juwelen zu finden“, stellte er wenig begeistert fest, „Und nicht gleich dazu noch eine Kompatible, die offensichtlich völlig unwissend ist.“

„Kompatible?“, fragte ich irritiert. Der Edelstein in meiner Hand schien zu pulsieren, es fühlte sich fast wie ein schwacher Herzschlag an.

„Und was hast du jetzt vor?“, fragte mein Bruder weiter.

„Was wohl?“, erwiderte der Junge resigniert, „Mir bleibt nichts anderes übrig, als sie mit an die Akademie zu nehmen. Als Kompatible eines Juwels kann sie nicht hier bleiben, besonders da sie keinerlei Ahnung hat, wie man es benutzt.“

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Über den Autor

SilverRose
Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD
Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P
Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und daher auch gut und gerne zwischen zwanzig bis vierzig Kapitel mit unterschiedlichen Längen varieren. Sie sind nichts für Leute, die nur gerne kurze Happen lesen, sondern mehr für die, die auch im normalen Buchladen gerne mal zu einem drei - bis vierhundert-Seiten-Wältzer greifen. Sorry, aber kurz schreiben ist nicht gerade meine Stärke. Wenn ich das versuche, werden sie am Ende nur umso länger xD
(Auch wenn ich ja mittlerweile auch wenigstens ein paar Kurzgeschichten zum Reinschnuppern in meinen Schreibstil habe :P)
Und (der Ordnung halber) die erste Interviewfrage hier oben: Welche Geschichten hast du bisher schon verfasst?
Hm, das sind mittlerweile so einige...meine abgeschlossenen sind der Reihenfolge nach:
Meine abgeschlossenen Manuskripte sind der Reihenfolge nach:
1.1) Das Geheimnis der Federn: Die Wächterinnen der Federn;
1.2) Das Geheimnis der Federn: Der Kampf gegen die Finsternis;
2) Kyra: Die Wahl zwischen Licht und Finsternis;
3) Scarlett und das Geheimnis von Avalon;
4.1) Kampf der Geister: Vertrag;
4.1) Kampf der Geister: Geschwister der Dunkelheit;
5) Das verlorene Buch;
6) Silver Rose: Das Gesetz der Killer;
7) Der Schlüssel zum Tor der Feuergeister;
8) Reinblut & Halbblut;
9) Die Wächterin von Reilong;
10) Die letzte Zauberin;
11.1) Juwelenritter: Das vergessene Jahr des Blutes;
11.2) Juwelenritter: Die sieben Höllenfürsten;

Meine noch laufenden Geschichten (auch wenn ich nicht weiß, ob und wann ich es schaffe sie zu beenden) sind:
11.3) Juwelenritter: Dämonenherz (aktiv)
12) Bund mit dem Tod (neu - auf Standby)

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Crawley Hey,
Der Text ließt sich doch als durchaus gelungener Einstieg. Ebenso sagt mir auch dein Stil durchaus zu, indem er das Geschehen realitätsnah, detailliert, aber dennoch nicht zu überladen beschreibt. Frage mich eigentlich, warum mir bislang noch keiner deiner Texte untergekommen ist.
Jedenfalls werde ich bei Gelegenheit gerne mehr lesen.

LG
Crawley
Vor langer Zeit - Antworten
Alfred Ich bin neu hier und da ich selbst Fantasy-Geschichten schreibe, habe ich mich natürlich zuerst in diesem Bereich umgeschaut. Juwelenritter habe ich angeklickt, weil mit der Titel gefiel.
Und ich habe es nicht bereut.
Wenngleich nur der Beginn einer sicherlich weitaus größeren Geschichte - ich kann nämlich ebenfalls keine kurzen Geschichten schreiben - weckt das erste Kapitel bereits Interesse an mehr.
Die Protagonisten sind sympathisch und menschlich, die Geschichte zeigt sich geheimnisvoll, ist schon spannend und gibt durch Andeutungen bereits Ausblick auf zukünftige Abenteuer. Das macht Laune auf mehr...
Ich werde die anderen Kapitel sicher auch noch lesen...
Auch ich wünsche dir alles Gute beim weiteren Schreiben und Erfolg.
LG Alfred
Vor langer Zeit - Antworten
NanaBella Schön, dass du hier wieder schreibst! Willkommen zurück! :)
Vor langer Zeit - Antworten
Karimela Interessanter Anfang, - Dein Schreibstil gefällt mir ganz gut und die diversen geheimnisvollen Andeutungen lassen vermuten, dass deine Geschichte noch einiges an Spannung und Abenteuer für den Leser bereit hält. Ist zwar nicht so ganz mein Genre, aber ich schau mal, wie es weiter geht. Wenn ich das richtig sehe, gibt es ja bereits drei weitere Kapitel;-)
Dir viel Spaß weiterhin beim Schreiben und Erfolg mit deinen Geschichten.
Liebe Grüße
Karimela
Vor langer Zeit - Antworten
SilverRose Re: -
Zitat: (Original von EagleWriter am 21.03.2013 - 21:13 Uhr) Bin mal gespannt wies weitergeht
lg
E:W


freut mich zu hören^^
Ist schon ´ne Weile her, seit ich das letzte Mal hier war

lg Silver
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Bin mal gespannt wies weitergeht
lg
E:W
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