SIe
An diesem Abend war sie mal wieder am Strand spazieren gegangen. Wie immer war ihr niemand begegnet. Wie denn auch? Schließlich lebte sie alleine mit ihrem Vater, dem Leuchtturmwärter auf der Insel. Wie immer hatte sie sich gewünscht, dort am Festland zu sein. Dort wo sie freitagsabends immer ein Lagerfeuer erkennen konnte und die Stimmen von anderen Jugendlichen herüberwehten. Aber sie war hier. Sie hatte sich trotzdem wieder, wie schon so oft, vorgestellt bei ihnen zu sitzen, mit ihnen etwas zu essen im Feuer zu braten und darüber zu lachen, wenn das Würstchen von ihrem Stock fiel und in den Flammen verbrannte. Sie würden sich gemeinsam über den Lehrer lustig machen, der sie am morgen in der Schule unterrichtet hatte und dann auf die Klippe klettern, weil man von dort den Sonnenuntergang am besten beobachten konnte.
Doch wie immer kam sie an diesem Punkt wieder zurück zur Realität, denn es wurde langsam dunkel und da sie zum Festland blickte, blieb ihr der Sonnenuntergang verborgen. So wie ihr das Leben auf dem Festland am Feuer verborgen blieb und lediglich in ihren Vorstellungen weiter existierte. Und morgen würde sie wieder am Strand spazieren gehen. Und sie würde wieder daran denken, wie schön es wäre am anderen Ufer zu sein. Und sie würde wieder bei Sonnenuntergang langsam zurück zum Leuchtturm gehen und nochmal einen kurzen Blick zurückwerfen, wenn sie über die Schwelle der Tür trat.