Meine Mutter, die mir immer sehr viel aus ihrer Jugend erzählt hat, möchte ich hiermit ein kleines Denkmal setzen.
Sie ist 1909 geboren und 1997 gestorben.
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Ein Osterbrauch aus den 20ger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Meine Mutter erzählte mir immer viel aus ihrer Jugend. Sie ist 1909 geboren und wurde als junges Mädchen zu den Bauern in Stellung geschickt. Mit einen Beruf erlernen, das wurde damals noch nicht so genau genommen. Mädchen heiraten ja doch und da müssen sie einen Haushalt führen können, war die Meinung ihrer Eltern. Als Magd und Köksch musste sie alle Arbeiten die auf dem Feld, im Haus und der Küche anfielen verrichten.Â
In dem Dorf wo sie ihre Anstellung hatte, war ein Wald und in diesen Wald befand sich eine Quelle, die allerorts als Jungfernquelle bekannt gewesen sein soll.
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Dort spielten sich zu Ostern folgende Rituale ab.
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War nun ein junges Mädchen keine Jungfrau mehr, was ja auch damals schon vorgekommen sein soll, so pilgerte sie in der Nacht vor Ostern um Mitternacht zu dieser Quelle. Vor der Quelle musste sie ein Gebet zur Jungfrau Maria beten, dann zog sie sich nackt aus und musste Rückwerts in das Eiskalte Wasser der Quelle stiegen und sich waschen. Danach galt sie wieder als Rein und war somit wieder eine Jungfrau.
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Gegen Morgengrauen aber pilgerten die jungen Mädchen oder auch wieder ledige Frauen zu dieser Quelle hin, dann hockten sie sich mit den Rücken zum Wasser und entkorkten ein mitgebrachtes Fläschchen in dem sie in dieser unbequemen Stellung Wasser aus der Quelle schöpften und diese wider mit den Korken verschlossen. Sie mussten dabei aber aufpassen, dass ihre Kleider nicht nass wurden. Das Ganze musste auch noch vor den ersten Hahnenschrei erfolgreich abgeschlossen worden sein.
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Die Legende sagte, das Mädchen welche ihren auserwählten mit diesem Osterwasser bespritzten, sich sicher sein konnten, dass er sich in ihr verliebte und sie heiraten würde.
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Wenn das nicht klappte, dann konnte es nur daran liegen, dass eines ihrer Kleidungsstücke beim Wasserschöpfen doch nass geworden war. Auch wenn sie es vieleicht nicht gemerkt hatte.
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Wegen der unbequemen Stellung beim Wasserschöpfen, ist so manches Mädel aber auch ins Wasser gefallen. Diese liefen dann heulend nach Hause und wurden auch noch von den Anderen verspottet:
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"Osterwasser, Osterwässer,
dein Liebster passt zu einer anderen besser,
musst nun warten ein ganzes Jahr,
vieleicht ist er ja dann noch da.
Geschieht dir dieses dreimal genau,
bleibst ein Leben lang Jungfrau."
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Einmal soll eine Magd aus Mitleid ihr Osterwasser der Tochter ihrer Herrschaften geschenkt haben, die auch damit ihren Bräutigam, den Sohn eines Großbauern bespritzt hat. Mit dem Erfolg, der Bauernsohn heiratete die Magd.
Meine Mutter sagte mir noch, dass sich die jungen Männer aus dem Dorf in der Osternacht meistens heimlich in der Nähe dieser Quelle rumgetrieben haben sollen.Â