Romane & Erzählungen
Platon DER STAAT - Buch II

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"Platon DER STAAT - Buch II"
Veröffentlicht am 18. März 2013, 14 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Platon DER STAAT - Buch II

Platon DER STAAT - Buch II

Beschreibung

Platon Der Staat Buch II Kurzfassung der von Sokrates mit seinen jungen Freunden gemeinsam entdeckten Voraussetzungen für die Gründung und das Bestehen eines idealen Staates Text: Sybil Schuler Bilder: Markus Schuler Fortsetzungen folgen....

ZWEITES BUCH

 

Glaukon erwartet von Sokrates, dass er seinen Zuhörern doch sicher beweisen will, dass es besser ist, gerecht und redlich zu sein als ungerecht. Um Sokrates dabei zu helfen, unterscheidet er zwischen guten Dingen, die man um ihrer selbst willen erstrebt und anderen, die man schätzt, aber ausserdem auch braucht, um etwas Wertvolleres zu erlangen. Die dritte Art des Guten sei wie bittere Medizin, für sich allein gar nicht erstrebenswert. Sokrates meint, Gerechtigkeit gehöre zu der zweiten, der schönsten Art.

Doch jetzt vertritt Glaukon die Haltung der Kritiker der Gerechtigkeit, die diese als etwas sehr Mühseliges betrachten, und zwar, weil er das des öftern sagen hört und weil er noch nie erlebt hat, dass jemand die Gerechtigkeit um ihrer selbst willen auf angemessene Art gepriesen hat! Also erklärt Glaukon, dass es nichts Schlimmeres gebe als das Erleiden von

Unrecht. Da übertreffe das Mass an Leid sogar das Mass an Glück beim Unrecht Tun! Um dem Unrecht Erleiden auf jeden Fall entgehen zu können, hätten die Menschen angefangen, Verträge und Gesetze zu machen, doch nur als notwendiges Übel. "Unrecht Erleiden ist das Schlimmste." Gesetze also verdanken ihre Entstehung dem Wunsch, durch das Vermeiden von Unrecht Tun auch kein Unrecht erleiden zu müssen. Hier dürfte der Begriff 'Gerechtigkeit' seinen Ursprung haben.

Glaukon unterstreicht die Meinung, dass von Natur aus jeder Mensch allein auf seinen Vorteil bedacht ist, durch die Erzählung des Märchens vom lydischen Hirten Gyges, der durch Zufall in einem Grab einen Ring gefunden hatte. Spielerisch steckte er ihn an seinen Finger und drehte ihn hin und her, um dann zu gewahren, dass er für andere unsichtbar wurde, sobald er den Stein des Ringes gegen das Handinnere gedreht hatte. Diese Gabe der Unsichtbarkeit soll Gyges ganz schamlos ausgenutzt haben, und Glaukon

beteuert, dass ein jeder an seiner Stelle genauso gehandelt hätte wie Gyges!

Fände sich aber doch noch ein Mensch, der auch heimlich kein Unrecht täte, dann würde er zunächst nur dem Schein nach gelobt, weil er sich an die Gesetze halte.

Jetzt macht Glaukon zwei erschreckend gegensätzliche Beschreibungen des ungerechtesten und dann des gerechtesten Menschen: Es gelinge dem absolut Ungerechten immer, gerecht zu erscheinen. Er sei ein Überredungskünstler und setze sich, wenn nötig, mit Gewalt durch. Wegen seinem Reichtum und seiner Tapferkeit und seiner Stärke nennen sich viele seine Freunde.

Der absolut Gerechte hingegen sei vor übler Nachrede nie sicher. Ja, er, der nur auf das Sein und nicht auf den Schein achte, könnte sogar verleumdet, gefoltert und gepfählt sterben müssen. Der Ungerechte aber, er kann von seinem Reichtum den Göttern prachtvolle Opfergaben und ganz kostbare

Weihgeschenke darbringen und somit gottgefällig sein.

Nun ergreift Glaukons Bruder, Adeimantos, das Wort. Er zitiert verschiedene Verse berühmter Dichter, die bald die Gerechten glücklich preisen, bald aufzeigen, wieviel leichter es der Ungerechte hat. Auch vernehme man von Dichtern, dass Götter durch Gebete und Geschenke umgestimmt werden können, wenn man wegen Ungerechtigkeiten eine Strafe verdient hätte.

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Nach all diesem Nachsinnen über die widersprüchliche Darstellung von Gerecht und Ungerecht in der Dichtung befürchtet Adeimantos, dass von denen, die immer die Gerechtigkeit gelobt haben, noch nie jemand die Ungerechtigkeit selber getadelt oder die Gerechtigkeit-Redlichkeit um ihrer selbst willen ausreichend gelobt habe. Nur die positiven Folgen des gerechten Lebens, wie etwa Ruhm und Ehre, würden gepriesen. Hätte man von Kind auf gehört, dass Ungerechtigkeit das grösste Übel für die eigene Seele und dass Gerechtigkeit das grösste Gut ist, würden sich bestimmt alle davor hüten, Unrecht zu tun, ohne dass es Aufpasser brauchte. Sokrates möge es nun übernehmen, darzustellen, welche Wirkung Gerechtigkeit, respektive Ungerechtigkeit auf den habe, der nach ihr handelt. Wie Sokrates sein ganzes Leben lang erforscht habe, sei ja Gerechtigkeit ein Gut, vergleichbar mit Hör-, Seh- und Denkvermögen oder Gesundheit, und dies auch abgesehen von der Wahrnehmung durch Mitmenschen

oder durch Götter. -Nachdem Sokrates Glaukon und Adeimantos gelobt hat, wie sie sogar gegen ihre Überzeugung für die Ungerechtigkeit einzutreten vermochten, kommt er auf den Gedanken, in den unübersehbar grossen Staatsgebilden die Gerechtigkeit leichter wahrnehmen zu können als es bei den einzelnen kleinen Menschlein möglich wäre. Anschliessend an diese Betrachtung könnte man dann entsprechend dem Ähnlichkeitsprinzip die Gerechtigkeit der einzelnen prüfen. Würde man die Entstehung eines Staates untersuchen, so müsste dabei auch klar werden, wann und wie Gerechtigkeit und Ihr Gegenteil darin eine Rolle zu spielen beginnen. Adeimantos wünscht, dass man diesem Gedanken nachgehen soll.

Sokrates meint, dass elementare Bedürfnisse wie Hunger und Durst und das Bedürfnis nach Wohnung und Kleidung von einem allein nicht ausreichend zu befriedigen sind und deshalb Menschen sich in Siedlungen zusammenfinden. Der Anzahl der Bedürfnisse

entsprechend brauche es minimal vier Menschen mit verschiedenen Begabungen, respektive Berufen, nämlich einen Bauer, einen Baumeister, einen Weber und einen Schuster. Nur könne man vom Bauer nicht verlangen, dass er seinen Pflug und seine Hacke selber macht, so brauche es also noch den Schmied und für das Zugtier einen Hirten. Auch der Baumeister, der Weber, der Schuster benötige Handwerksgerät! Es scheint also kaum möglich, dass alles, was diese Leute brauchen, am gleichen Ort gefunden wird, sodass Import und Export durch Handel, auch zur See, nötig wird. Es brauche dann aber auch einen Marktplatz und Geld und Verkäufer und auch Tagelöhner.

Gibt es in so einem minimal grossen Staatsgebilde schon Gerechtigkeit? Besteht sie, wie Glaukon vorschlägt, darin, dass die Menschen sich gegenseitig nötig haben? Jedenfalls scheinen sie in Glück und Frieden ganz bescheiden von ihren rustikalen Erzeugnissen zu leben in fröhlichem

Beisammensein, mit bekränztem Haupt die Götter preisend und immer darauf bedacht, nicht mehr Kinder zu erzeugen als sie ernähren und unterbringen können, weil sie Armut und Krieg vermeiden wollen.

Auch Wein trinken sie, aber massvoll. Ihre Leckerbissen seien Feigen, Erbsen, Bohnen und geröstete Myrten und Eicheln. Sie sind alle kerngesund und haben eine hohe Lebenserwartung.

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Die beschriebene Kost wird aber von Glaukon als Nahrung, die zu Schweinen passt, kritisiert. Er wünscht sich für den Modellstaat zeitgemässeres Essen und bequemere Polster als nur Eiben- oder Myrtenstreu.

Bereitwillig wendet sich darum Sokrates vom "wahren, gesunden Staat" ab und dem "Staat, der im Überfluss lebt" zu, in der Erwartung, so vielleicht eher erkennen zu können, wie Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit eine Rolle zu spielen beginnen. Jetzt ist unter anderem die Rede von Weihrauch, von Hetären, von Kuchen, Malerei und von Gold. Da braucht es dann neben anderen Jäger, Dichter, Schauspieler, Goldschmiede, Ammen, Friseure, Schweinehirten und viel öfter als zuvor die Ärzte. Das Land wird zu eng werden, und es wird Heere von Soldaten brauchen, die versuchen werden, sich weitere Gebiete zu erobern. Diese Soldaten müssen auch spezialisierte Wächter sein, und es ist für Sokrates nicht denkbar, dass ein Bauer oder Handwerker auch noch ein guter Krieger sein

kann, da Kriegsgerät sich von Werkzeug allzu sehr unterscheidet. Im Krieg braucht es dann viele mutige, tapfere Männer. Allerdings den eigenen Leuten gegenüber müssen sie sanften Wesens sein, wie es edle Wachhunde auch sein müssen.

So ein Hund aber gleicht in seinem Lerneifer einem wissensliebenden Philosophen, weil er nicht aus negativen Erfahrungen heraus aggressiv sein darf, sondern vielmehr Unbekannte von Bekannten zu unterscheiden hat. Gefragt sind demgemäss auch bei menschlichen Wächtern die vier Eigenschaften des Wachhundes: wissensliebend, mutig, schnell, kräftig.

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Doch wie kann man Menschen als Wächter ausbilden? Alle sind sich einig, dass noch vor der gymnastischen Erziehung des Körpers eine musische Erziehung der Seele beginnen muss. Dafür braucht es nun Dichter, die für die Kinder geeignete Märchen verfassen.

Homer wie auch Hesiod haben leider ungeeignete Mythen verbreitet. Was sie von Uranos, Kronos und Zeus schrieben, wäre besonders für junge Menschen schlecht, und die Taten dieser Götter wären niemals nachahmenswert. Von den Gigantenkämpfen sollte man auch besser schweigen oder davon, wie die Göttin Hera durch ihren Sohn gefesselt wurde, oder wie Zeus gegen seinen Sohn Hephaistos verfuhr, mögen diese Mythen nun wahr sein oder nicht.

Im gedanklich jetzt zu gründenden Idealstaat müssten aber die Dichter die Gottheit so besingen oder darstellen wie sie wirklich ist: Sie ist die Urheberin des wenigen (gemeint: einfachen) Guten. Das viele/

vielgestaltige Schlechte kommt anderswoher. Zeus ist nicht "Hüter des Guten und Schlechten." Auch Aischylos tut Unrecht, wenn er sagt: "Ein Gott erzeugt den Menschen Schuld, wenn er das Haus vernichten will und das Geschlecht." Denkbar sei nur, dass die Menschen eine Strafe brauchen, um sich bessern zu können.

Gott in seiner Vollkommenheit sei nicht wandelbar, und die Mythen von den Göttern in Menschen- oder Tiergestalt müssten im Idealstaat auch verboten werden, weil sie für zukünftige Wächter unbrauchbar sind. Diese Wächter sollen nämlich gottesfürchtig, ja so gottähnlich werden, wie es eben einem Menschen überhaupt möglich ist.

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