Wie Fink Ferdinand ein Specht wurde
Es war einmal ein kleiner Fink, namens Ferdinand. Dieser hatte nichts am Hut mit hin und her flattern, um Nahrung zu suchen. Ferdinand lag faul in seinem Nest und ließ seine Eltern fleißig das Futter heranschaffen. Er wollte nicht einsehen, dass er schon alt genug war, um sich das Fressen selbst zu holen. Ferdinand beobachtete seit Tagen einen Specht. Das fand er viel interessanter, als seine kostbare Zeit mit Futter-suche zu verbringen.
Jeden Morgen schrie er aus Leibeskräften nach seinem Frühstück. Papa Fink und Mama Fink schauten sich jedes mal an und seufzten. "Ferdinand, was soll nur aus dir werden, wenn wir nicht mehr im Stande sind, dir das Futter zu bringen? Sieh mal, der kleine Piepsi von Familie Meise, er übt seit Wochen mit seinem Papa, um das Fliegen und das Futter suchen zu lernen. Wenn es so weitergeht, müssen wir dich aus dem Nest werfen. Hörst du?" Doch Ferdinand war schon längst nicht mehr in der Wirklichkeit. Er träumte davon, ein Specht zu sein. Müde sagte er: „ Sag Papa, kann man lernen ein Specht zu sein?“ Papa Fink verschlug es die Sprache und er verschluckte sich sogleich an einem Wurm, der für Ferdinand bestimmt war. "Potzblitz noch einmal! Rief er nach Luft ringend. Wie um alles in der Welt kommst du auf eine solche Idee?"
"A c h n u r s o", sagte der kleine Ferdinand gedehnt und ließ den Specht nicht aus den Augen.
Da streichelte Mama Fink ihm sanft übers Federköpfchen.
"Weißt du mein Liebling, ein Specht hat einen Schnabel stark und fest, damit er die kleinen Würmchen aus der Rinde des Baumes klopfen kann. Du dagegen, mein Träumerchen, hast für solche Art der Nahrungssuche einen viel zu weichen Schnabel." "Aber," protestierte Ferdinand laut, "ich kann das lernen." "Ich möchte auch ein solch wunderschönes buntes Kleid, wie dieser doofe Specht."
Mama Fink lachte, setzte sich neben Ferdinand und begann eine wunderschöne Melodie zu pfeifen.
Ferdinand schlief unter den Flügeln seiner Mama ein und träumte davon, ein Specht zu sein.
Papa Fink sagte zu seiner Frau. „ Hör zu meine Schöne, ich glaube, bevor dieser Träumer noch unselbständiger wird und sich in seinen Hirngespinsten verliert, sollten wir ihn aus dem Nest werfen. Was hältst du davon?“ Mama Fink zerriss es fast das Herz bei solch harten Worten und doch wusste sie, dass ihr kleiner Liebling nur überleben konnte, wenn er all die Regeln des Lebens lernte. Da er nicht bereit war, dies mit seinem Vater zu tun, musste er ins kalte Wasser springen, wie die Menschen immer zu sagen pflegen.
Als der nächste Morgen kam, begann Ferdinand alsbald lauthals zu Piepsen. "Mama Fink! Papa Fink! Klein Ferdinand hat Huuuunger," rief er aus voller Vogelbrust. Doch Mama und Papa hatten noch in der Nacht das Nest verlassen. Sie wollten ihn nicht einfach hinaus werfen. Er sollte selbst aus dem Nest fliegen. Nicht weit davon entfernt saßen die Beiden und beobachteten ihren Ferdinand. Dieser blickte sich neugierig um und verstand die Welt nicht mehr. "Noch einen Versuch," dachte er. "Huuuuuunger," schrie er noch lauter. Dann horchte er, ob Vater oder Mutter mit Nahrung kamen. Doch Nichts, gar Nichts tat sich. Also hüpfte Ferdinand an den Rand seines Nestes und schaute neugierig hinunter zur Erde und hinauf zum Himmel.
Da, eine gehässige Stimme. "He Ferdinand, es wird Zeit das Nest zu verlassen! Du kleiner Tunichtgut! Selber Fressen besorgen, hörst du? Deine Eltern sind weit weg in den Süden geflogen. Die kommen so schnell nicht wieder. Kräh kräh kräh!" Ferdinand drehte sich um und Hilde, die alte Krähe, saß doch eiskalt in seinem kleinen Nest und blitzte ihn aus ihren schwarzen Augen böse an.
"Das haben wir ja gerne," krähte sie weiter. "In deinem Alter fliegen all die Vögel schon umher und suchen ihr Futter selbst. Du hast deine Eltern bis aufs Letzte ausgenutzt und was hast du nun davon? Kräh kräh..sie sind weg." Ferdinand bekam es mit der Angst zu tun. "Du lügst du alte Krähe," sagte er mit weinerlicher Stimme. "Mama und Papa würden mich niemals alleine lassen!" Die Krähe lachte und flog davon. Ferdinand weint. Plötzlich hörte er das Klopfen des Spechts. Sein Köpfchen drehte sich nach Links und Rechts. Doch er sah den Specht nicht. Er hüpfte noch einmal vorsichtig an den Rand des Nestes. Ups, das war ein Schritt zu viel. Ferdinand verlor das Gleichgewicht und flog kopfüber aus dem Nest. Während er auf dem Weg nach Unten war, versuchte er sich in Erinnerung zu holen, wie das nochmal mit dem Fliegen war. Wie hatte Papa gesagt? Bevor er es in die Tat umsetzen konnte, landete er auf dem Boden der Tatsachen. "Aua," schrie er, als er unten ankam. So blieb er erst mal liegen. "Kräh kräh, der Ferdinand liegt tot auf dem alten Poldi, kräh kräh," rief die gehässige Krähe und setzte sich zu Ferdinand. Sie stupste ihn an. "Nun steh schon auf Junge," sagte sie und flatterte auf und ab. Aber Ferdinand konnte nur seine Augen öffnen. Da redete die alte Krähe sofort auf ihn ein. "Was hab ich dir gesagt? Allein bist du auf dieser Welt. Nun liegst du auf dem Boden und wenn Oskar kommt, bist du nur noch Katzenfutter." "Katzenfutter! Was ist denn das?" fragte Ferdinand benommen. "Tja mein Lieber," mischte sich der Igel ein, auf dem Ferdinand gelandet war. "Wenn du endlich von mir runtergehst, werde ich dir erklären, was es mit Oskar auf sich hat." Ferdinand flatterte unbeholfen von Poldis Rücken. "Du stichst ganz schön," sagte er. "Weißt du," erwiderte Poldi, "wenn ich meine Stacheln nicht besitzen würde, dann hätte mich Oskar schon längst verspeist." "Ist dieser Oskar so böse," fragte Ferdinand? "Der Oskar ist der Feind allen kleinen Lebens hier. Am liebsten mag er Mäuse und Vögelchen, wie du einer bist," krähte die alte Hilde. Poldi schimpfte: "Hör auf mit deinen ewigen Schauermärchen Hilde. Du machst dem kleinen ja Angst und Bang.
Ferdinand, hör gut zu. Hilde hat recht, wenn du das Fliegen nicht lernst, wird Oskar dich über kurz oder lang fressen." "Weshalb kannst du denn nicht fliegen," fragte Poldi? "Kräh," mischte sich Hilde ein. "Er wollte seine Eltern ausnutzen und war zu faul sich Futter zu suchen. Kräh!"
Ferdinand schämte sich. "Ach so ist das also," sagte Poldi. "Nun denn, warum wolltest du nicht fliegen und Futter suchen?" Kleinlaut begann Ferdinand zu erzählen,das war so: "Auf dem Baum neben unserem Nest habe ich jeden Tag den ollen Specht beobachtet. Der hat ein solch wunderschönes Federkleid in herrlichen Farben. Doch ich, ich muss mit meinem langweiligen grünen Kleid herum laufen. Ist das nicht ätzend," fragte er Poldi? "Nein," Ferdinand, "das ist nicht ätzend, wie du das nennst. In der Natur ist vorbestimmt, was jeder Vogel und auch sonstiges Getier für Farben trägt. Das dient zum eigenen Schutze vor Gefahr."
"Aber der Specht ist ein Vogel wie ich," sagte Ferdinand. "Weshalb braucht er kein grün?"
"Der Specht, lieber Ferdinand, holt sein Futter aus der Rinde des Baumes. Er muss nicht am Boden in der Erde nach Würmern suchen." "Aha, aber ich möchte auch in der Baumrinde mein Futter haben!"
"Dein Schnabel ist nicht dafür ausgelegt mein Junge," sagte Poldi. "Er ist viel zu weich, um die Rinde aufzuklopfen."
"Kräh," mischte sich wieder die alte Hilde ein. "Das haben ihm schon seine Eltern gesagt. Doch der Ungehorsam zieht eben Bahnen," sagte sie böse. "Sei endlich still Hilde, siehst du denn nicht, dass der Junge traurig ist? Hilf mir lieber, für ihn jemanden zu finden, der ihm das Fliegen beibringt. Ich kann das nicht, wie du weißt." "Kräh, das wäre ja noch schöner. Ein Igel der fliegt, kräh. Also, ich hätte da schon eine Idee. War eben bei der Familie Specht und habe ihr von dem grausamen Schicksal des Ferdinand erzählt." "H i l d e," sagte Poldi, "übertreibe es nicht." "Ja ja also," der Anton sagt, "wir sollen den kleinen Tunichtgut vorbei bringen." "Na denn," sagte Poldi. "Auf", Ferdinand, du findest fürs erste Unterschlupf bei den Spechtens."
Ferdinands Herz ging auf vor Freude. Endlich durfte er ein Specht sein.
Am ersten Tag brachte der Papa Specht Ferdinand ein paar herrlich duftende Würmchen. Am Zweiten lehrte er ihn das Fliegen. Natürlich stellte sich Ferdinand nicht gerade gut an. Schließlich hatte er überhaupt keine Ahnung davon. Wo doch Mama und Papa alles für ihn taten. Bei diesem Gedanken, wurde Ferdinand wieder traurig. Wo Mama und Papa nur waren? Ob sie ihn vergessen hatten? Ob sie ihn wirklich nicht mehr lieb hatten? Mama Specht bemerkte die Traurigkeit in Ferdinands Augen. "Sag mal Ferdinand," was ist los mit dir?
"Ach," sagte er, "ich vermisse meine Eltern schrecklich. Ich war kein gutes Kind, habe mir alles ins Nest bringen lassen. Wollte nicht fliegen lernen und kein Futter suchen. Nun lieben mich meine Eltern nicht mehr."
"Ach du Dummerchen," sagte Paula Specht. Deine Mama und dein Papa werden dich immer lieben. Egal was du getan hast oder noch tun wirst."
"Weshalb haben sie mich dann alleine gelassen," fragte Ferdinand trotzig? "So etwas tut man nicht!"
"Gerade weil sie dich lieben mein kleiner störrischer Ferdinand," sagte Paula liebevoll. "Eltern tun manchmal Dinge aus Liebe, die du erst verstehst, wenn du selbst Kinder hast. Sie möchten, dass du gut und sicher durchs Leben kommst."
Ferdinand dachte kurz nach und war erst einmal zufrieden.
"So, nun komm," sagte Paula Specht. "Der Anton möchte dir einen Herzenswunsch erfüllen."
"Einen Herzenswunsch," fragte Ferdinand?
"Ja, einen Herzenswunsch. Du wolltest doch lernen, dein Futter aus der Rinde des Baumes zu klopfen." "Au ja," rief Ferdinand und fiel vor Freude fast aus dem Nest.
"Langsam," sagte Anton, "du musst erst einmal lernen, etwas leiser zu sein. Wenn du das kannst, werden wir weitersehen." "Ach bitte, bitte lieber Herr Anton, bitte heute, ja," rief Ferdinand ungeduldig!
"Psst," sagte Frau Specht, "so sei doch nicht so laut. Du vertreibst die leckeren Larven aus der Rinde." Ferdinand legte sich schnell ein Flügelchen auf den Schnabel und murmelte eine leises „Tschuldigung.“
"Nun gut, dann komm mal mit, mein Kleiner," sagte Anton. Er setzte sich Ferdinand auf den Rücken und flog mit ihm zum nahe gelegenen Ahornbaum. Dort setzte er ihn auf einen Ast, um ihm zu zeigen, wie das so ging, mit dem Klopfen. Ferdinand staunte nicht schlecht, als Herr Anton damit begann, mit seinem Schnabel klopfend unter die Rinde zu kommen. Herr Anton war so schnell, dass Ferdinand gar nicht sah, wie er das machte. "Nun mein Lieber," sagte Anton zu Ferdinand, versuche du es. Hast du gut zu gesehen?"
"Na klar," behauptete Ferdinand, "das kann ich mit Links," sagte er, und hüpfte an den Baumstamm. Mit kindlicher Kraft krallte er sich daran fest und begann mit seinem Schnäbelchen, Herrn Anton gleich zu tun. Da hörte er ein schallendes Gelächter. "Kräh, kräh..," lachte die alte Hilde. "Wenn du so weiter hämmerst Ferdinand, sterben wir alle an Hungersnot, kräh, kräh," und flog davon.
Ferdinand schaute unsicher zu Herrn Anton.
"Mach weiter mein Junge. Die alte Hilde kann nicht anders. Im Grunde hat sie ein Herz so groß wie ein Mühlstein, wenn auch viel zermahlen wird damit."
Ferdinand versuchte so schnell wie er konnte mit seinem Schnabel zu klopfen. Doch nichts, aber auch gar nichts tat sich. Im Gegenteil, die Rinde blieb, wie sie war.
Ferdinand war traurig. "Ich tauge zu nichts," sagte er. Die alte Krähe hat Recht. "Am Besten ist es, wenn ich mich von Oskar fressen lasse!"
"Na na," sagte Anton. "Wer wird denn gleich aufgeben? Ich dachte du bist ein kleiner Kämpfer? Wenn es heute nicht klappt, dann klappt es eben morgen oder übermorgen," sagte er.
"Meinst du," fragte Ferdinand?
"Natürlich, irgendwann klappt alles, man muss nur innig daran glauben. Ich werde dir ein Stück Rinde mit ins Nest geben, damit du üben kannst, solange du möchtest und dann werde ich dich wieder mitnehmen. „Lass uns jetzt nach Hause fliegen. Es ist spät und du brauchst noch deinen Schlaf.“
Ferdinand war enttäuscht. Er nahm sich vor, solange nichts mehr zu fressen, bis er es schaffte, sich sein Futter aus der Rinde des Ahornbaumes zu klopfen.
Specht Anton und seine Frau waren verzweifelt. Sie wussten nicht mehr weiter. Ferdinand wurde täglich schwächer. Er übte und übte Tag und Nacht, an der Rinde mit seinem weichen Schnäbelchen zu klopfen. Aber er hatte keinen Erfolg. Nicht ein kleines Krümelchen bekam er von der Rinde ab. Anton flog in seiner Not zur Eule Casjupea. Die wusste stets Rat, wenn es im Wald unruhig wurde. Nach langem Warten, wurde er zu ihr gebeten.
„Was kann ich für dich tun?“ Fragte Casjupea und schloss nach jeder Frage ihre großen Augen.
„Ich habe gehört, du hast dir ein Kuckucksei ins Nest geholt?“
Verlegen putzte Anton sein farbenprächtiges Gefieder. „Na ja, piepste er klein-laut. Ist es nicht deine Devise zu helfen, wo man helfen kann?“
„Helfen wo man helfen kann!“ Donnerte die Eule. „Was suchst du also bei mir, wenn du selbst helfen kannst? Ein Specht ist ein Specht und ein Fink ist ein Fink, Punkt.“
„Ich weiß meine Liebe doch..
„Ich bin nicht deine Liebe, merke dir das,“ zischte Casjupea weiter. Sie war heute gar nicht gut aufgelegt, ihr Mann Fred der Uhu hatte sie am Abend verlassen. Deshalb war Casjupea nicht gut zu sprechen. Versöhnlicher fuhr sie fort. „Na sag schon, was ist mit diesem Lausebengel?
Was hat er wieder ausgefressen? Ich habe schon viel über ihn erfahren und wie du dir denken kannst, nichts Gutes.“ Anton stellte sich aufrecht vor Casjupea und sagte: „Das kann ich mir denken. Sicher war die alte Hilde bei dir mit ihrem Schandmaul.“
Casjupea schnitt ihm das Wort ab. „Sei still und erzähle,“ forderte sie ihn auf. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
„Nun, es geht um Folgendes: „Ferdinand frisst seit Tagen nichts mehr. Er hat sich in seinem kleinen Finkenköpchen vorgenommen, sein Futter aus der Rinde des Ahorns zu klopfen“ und stolz fügte er hinzu, „da es aber dem Specht vorbehalten ist dies zu tun, fand ich keine Lösung, um dieses Problem zu beheben. Aber Ferdinand´s großer Traum ist es nun einmal, ein Specht zu sein. Ich befürchte, wenn er heute und morgen kein Futter zu sich nimmt, ist es aus mit ihm.“
„Tja, das wäre eben der Lauf der Dinge,“ murrte Casjupea unfreundlich.
„Nun reicht es mir aber! Empörte sich der Specht Anton. „Wo hast du dein gütiges Herz gelassen? Du redest ja schon wie die alte Krähe. Das ist doch nicht zu fassen. Wenn die Tiere unseres Waldes erfahren, dass dein Herz zu Stein geworden ist, gibt es einen Aufruhr im Wald und du brauchst nicht zu hoffen, dass dein Fred wieder zu dir zurückkommt.“
Sagte es und drehte sich um, um zu gehen.
Halt! Rief die verletzte Eule. „So bleib. Ist ja schon gut, ich werde dem Kleinen helfen.“
„Wie sagtest du? Er möchte erst wieder fressen, wenn er es schafft, selbst sein Futter aus der Rinde zu klopfen? Was für ein dummer Gedanke.“ „Nun gut, also Folgendes.“ „Geh zum Fuchs und sage ihm, dass ich dich schicke.“ „Er soll bei den Menschen im Räucherkamin eine Wurst stibitzen, das kann der Heinrich gut.“ „Klopfe mit deinem Schnabel feine Löcher hinein und fülle diese mit ein paar Würmchen.“ „Anschließend soll Heinrich die Wurst im feuchten Dreck wälzen. Gemeinsam versucht die Wurst an den Ahorn zu hängen, doch achtet darauf, dass sie fest genug ist.“ „Lass sie trocknen und nimm deinen Freund den Ferdinand mit dorthin. Wir werden alle da sein, wenn es soweit ist.“ „Das Eichhörnchen Fee, wird die Wust unbemerkt von hinten festhalten, damit Ferdinand munter drauf los klopfen kann.“
„Oh Casjupea, ich wusste ja dass...
„Papperlapapp schnitt sie ihm erneut das Wort ab.“ „Geh schon, bevor ich es mir anders überlege.“
Anton flog zurück ins Nest, um Paula das Vorhaben zu erzählen. Diese saß im Nest neben Ferdinand und streichelte den schwach gewordenen kleinen Kerl. Anton flüsterte ihr ins Ohr und Paula machte sich auf um den Fuchs zu suchen. Nach wenigen Schritten, hatte Paula den Heinrich gefunden. Er saß mit Hilde vor seinem Bau und sie unterhielten sich angeregt. Paula näherte sich und lauschte. Da hörte sie die alte Krähe plappern. „Kräh, kräh, ich sage dir Heinrich, hätte der kleine Fink mehr Verstand als ein Tannenzapfen, dann wäre uns diese ganze Arbeit erspart geblieben.“ „Kräh, kräh. Wenn ich ihn nur nicht zu den Spechtens gebracht hätte,wäre Oskar jetzt satt und der Wald nicht in Aufruhr.“ Aber Hilde! Hörte Paula Heinrich den Fuchs. „Du sollst nicht immer so garstig sein.“ „Stell dir doch einmal vor, es wäre ein Junges von dir und dieses wünschte sich es wäre ein Wal.“ „Was würdest du tun?“ „Kräh, kräh, mein Kind?“ „Gerade deshalb habe ich ja gar keine Kinder.““Die bringen nur Ärger und Unruhe.“ Hilde wurde still. Dann sagte sie leise zu Heinrich. „Du hast Recht Heinrich, ich mag den kleinen Ferdinand ja auch, doch Strafe muss sein.“ „Sobald es ihm besser geht, werde ich ihn mit in den Wald nehmen und ihm all die Gefahren zeigen, denen er ausgesetzt ist, wenn er meint, kein Fink sein zu können.“ „Alles was ich im Moment tun kann, dass ich alle Waldbewohner aufrufe um zu helfen, kräh.“
Als Hilde davon flog, räusperte sich Paula und machte auf sich aufmerksam. „Ah, sagte Heinrich, was gibt es Paula?“ „Kann ich dir helfen?“ „Ja sagte Paula, wenn Hilde nicht schon alles mit ihrem Schandmaul zerstört hat, brauche ich gewiss deine Hilfe.“ „Dann schieß los, was kann ich für dich tun?“ „Geht es um Ferdinand?“ „Ja Heinrich, es geht um Ferdinand.“ „Casjupea schickt mich.“ „Aha die kluge Casjupea und was rät sie dir?“ „Sie sagt, wir sollen dich zum alten Buckelbauer schicken, dort sollst du aus dem Räucherkamin eine schöne große Wurst stibitzen und sie zu Anton bringen.“ „Ich soll also mein Leben für einen irre gewordenen Finken der glaubt ein Specht zu sein riskieren?“ „Ach Heinrich, lass doch die dummen Sprüche.“ „Wer außer dir könnte so elegant und unbemerkt, dem Bauer die beste Wurst entwenden, wenn nicht du?“ Schmeichelte Paula dem Fuchs. Heinrich fühlte sich geehrt, bei soviel anmutigen Komplimenten. „Na gut, sagte er und was soll ich mit dieser Wurst machen?“ „Du sollst sie, nachdem Anton sie präpariert hat im Dreck wälzen und am Baum befestigen.“ „Im Dreck wälzen?“ „Die gute Wurst soll ich im Dreck wälzen?“ „Sag mal, könnte es sein, dass unsere Casjupea über Nacht den Verstand verloren hat?“ „Die Wurst im Dreck wälzen und sie am Baum befestigen, murmelte er.“ „Ich glaube ich bin zu alt für diese Art von Nächstenliebe.“ Er rieb sich das Staunen aus dem Gesicht und versprach Paula zu tun, was Casjupea befahl. Er machte sich auf den Weg zum Buckelbauer. Alle Waldbewohner nannten ihn so, weil Bauer Krassnitz einen richtig auffälligen Buckel mit sich trug. Auf dem Weg dorthin überlegte er sich, wie er es am besten anstellte, um in den Räucherkamin zu gelangen.Es war nicht das erste mal, dass er dem Bauern Wurst stibitzte. Doch dies war ja des Pudels Kern. Der Bauer saß seit dem letzten Diebstahl seiner guten fetten Gans, mit dem Gewehr ständig auf der Lauer.
Nicht das ihr denkt, dass Heinrich die Gans gefressen hat. Nein, er wollte ihr ein schöneres Leben schenken. Schließlich hörte er einst den Buckelbauer sagen, dass Schnatter richtig fett sei und er sich anschicken musste sie zu schlachten, bevor sie zu zäh wurde.
Deshalb kam Heinrich aus purem Mitleid auf die Idee, Schnatter zu befreien. Heute lebt sie glücklich unter all den Tieren im Wald.
Gut, dachte Heinrich, auf in den Kampf. Mit grazielem Schritt nähert er sich noch unbemerkt zum Anwesen des grantigen Bauern. Oh, wie das duftet, denkt er bei sich. Der Geruch der Wurst steigt ihm in die Nase und Heinrich ist mehr als verzückt. Ach ist das ein Duft, ich kann mich fast nicht halten. Mein Magen könnte einen kleinen Leckerbissen vertragen. Ihm läuft das Wasser im Maul zusammen. Da kommt Hilde die alte Krähe angeflogen und beschwört Heinrich sich zurück zu halten. „Kräh, kräh, wenn du auf dumme Gedanken kommst, bedenke auch meiner.“ „Kräh, kräh.“ „Psst, sei doch leise Hilde.“ Heinrich bekam fast einen Herzinfarkt, als Hilde so laut krähte.
„Soll uns der Buckelbauer Beide erschießen?“ „Kräh, nein das überlasse ich dann doch dir mein Lieber,“ sagte sie. „Ich dachte nur, weil du gar so verzückt den Duft der Würste aufgesogen hast.“ „Weist du, eine kleine Henkersmahlzeit zwischen deinen Backen, würde dir schon gut stehen.“ „Kräh kräh.“ „Du bist ein böses altes Weib Hilde.“ Sagte der Fuchs. „Irgendwann wird dir deine Boshaftigkeit im Halse stecken bleiben und nun mach einen Abflug, damit ich es hinter mich bringen kann, wir haben nicht mehr viel Zeit.“ „Der kleine Ferdinand wird sonst sterben.“ „Selber Schuld, stichelte Hilde weiter.“ „Ihn kümmert doch auch nicht, dass du dein Leben für ihn riskierst.“ „Kräh, und überhaupt, wer sagt, dass er noch am Leben ist?“ Heinrich blieb wie vom Blitz getroffen stehen. „Hilde, sagte er. „Weist du mehr als ich, dann sag es mir.“ „Nein nein mein Lieber, kräh, er lebt, das sollte ein Scherz sein.“ „Verzieh dich du linkische Keifkrähe, sonst sperre ich dich in den Kamin des Bauern und du kannst geräuchert als Futter für Oskar dienen.“ „Das ist ja..kräh, das ist ja eine Unverschämtheit,“ keifte Hilde. Kreiste noch um den Bauernhof und verschwand mit einem Höllenlärm im Wald.
Der alte Buckelbauer wurde von dem Lärm aus seinem Mittagsschlaf geweckt, schulterte sein Gewehr und ging nach draußen. Heinrich konnte sich gerade noch hinter dem Kuhstall ein dunkles Eckchen ergattern, als der erste Schuss fiel.
„Ich krieg dich,“ schimpfte der Bauer. „Du landest als Bettvorleger in meinem Schlafzimmer, das verspreche ich dir.“
Heinrich saß zitternd hinterm Stall und traute sich nicht zu atmen, als ihn ein kleiner Sonnenstrahl an der Nasenspitze kitzelte und ihn zum niesen zwang. „Ha Ha Hatschie! Fuhr es ungewollt aus seinem Maul.
Der zweite Schuss peitschte knapp an Heinrichs Schwanz vorbei. „Uiuiuii, sagte er.“ „Das war knapp.“ Er legte sich flach auf seinen Bauch und robbte unbemerkt vom Buckelbauern, in Richtung Kamin.
Hilde, die sich ihrer Schuld bewusst wurde, setzte alles daran, Gut zu machen, was sie in ihrer unbedachten Wut angestellt hatte. Sie kreiste über dem Haupt des Bauern und lenkte ihn solange ab, bis Heinrich die Wurst aus dem Räucherkamin stibitze hatte. So schnell er konnte, rannte er in den Wald, wo bereits die ganzen Tiere auf ihn warteten. Mit großem Beifall wurde er empfangen.
„Schön, sagte Herr Specht.“ „Jetzt nichts wie ran an die Arbeit.“ „Ferdinand wird nicht mehr lange durchhalten.“ Er pickte eine paar winzige Löcher in die Wurst und die Fliegen im Wald legten ihre Maden hinein. Anschließend wurde das lecker duftende Stück Wurst durch Pfützen und Dreck gewälzt um sie dann in der Sonne zu trocknen. Auch Casjupea war anwesend und beobachtet aus der Nähe, dass die Arbeit ordentlich ausgeführt wurde. Zum Schluss packten Ede und Puck, die beiden Adler die Wurst an beiden Enden und trugen sie zum Ahornbaum hinauf, wo sie von Fee dem Eichhörnchen gehalten wurde.
Am nächsten Tag, Ferdinand kleines Herz schlug nur noch schwach, verlangte er nach seiner Mama. Diese wurde längst über Ferdinands Zustand benachrichtigt und saß neben ihrem kleinen Jungen und liebkoste ihn. „Mama, sagte er, sei mir nicht böse.“ „Ich muss sterben, weil ich nicht auf dich und Papa gehört habe und ein Specht sein wollte.“ „Nur einmal, wollte ich mein Futter aus der Baumrinde klopfen, dann wäre ich ein glücklicher Fink geworden.“ „Psst..flüsterte Paula ihrem Jungen zu.“ „Es wird alles gut.“ „Du musst ganz tapfer sein.“ „Ich habe dich sehr lieb und wir Alle hier im Wald, werden dir deinen größten Wunsch erfüllen.“ „Doch dafür, musst du sehr viel Kraft aufbringen, hörst du?“
„Ja Mama, ja das will ich.“ Man legte den schwachen kleinen Ferdinand auf den Rücken der alten Krähe. Diese brachte ihn in Windeseile zum Ahornbaum, dort wo Alle sehnsüchtig auf den kleinen Finken warteten. Anton zeigte Ferdinand die präparierte Wurst die aussah, als wäre sie ein zu dünn geratener Baumstamm. Er setzte den Kleinen darauf und befahl ihm zu klopfen, bis er eine Made vorfand. Die sollte er so schnell wie möglich fressen und nach weiteren suchen. Ferdinand glaubte nicht mehr an sein Spechtdasein. Zu schwach war er geworden. Als er sah, dass sich all die Tiere des Waldes um ihn versammelt hatten, nahm er seine ganze Kraft zusammen und klopfte so fest wie er konnte gegen den vermeintlichen kleinen Baumstamm. Ferdinand spürte, wie die Rinde nachgab und zum Vorschein kam eine kleine Made.
„Mach schon Ferdinand friss,“ riefen alle. Der kleine Fink war überwältigt, er hatte es geschafft. Seine erste eigener Made aus der Rinde eines Ahorns. Fleißig und mit Stolz geschwellter Brust klopfte er sich noch zehn Maden aus der Rinde. Satt und gestärkt schaute er zu den Waldbewohnern, die ihm heftigen Beifall gaben.
Seit diesem Tag, wird Ferdinand im Wald nur noch der kleine Finkenspecht genannt.Ferdinand war glücklich und stellte fest, dass Fink sein doch einfacher war, als gedacht. Er suchte sich sein Futter von nun an, in Form von kleinen Fliegen in der Luft und in der Erde. Denn dort gab es die leckersten Würmer. Genau wie es sein Papa immer sagte.
Ferdinand ist seit drei Monaten auch ein Papa und bemüht sich , seinem Sprössling das Fliegen und Futter suchen beizubringen. Aber Willi sein Sohn, beobachtet seit Tagen voll Begeisterung, wie sich die Mäuse des Waldes ihre Wohnungen unter der Erde bauen. Willi möchte so gerne ein Mäuslein sein....Willi fragt den Papa: „Sag mal Papa, kann man lernen eine Maus zu sein?“
Doch diese Geschichte, erzähle ich euch beim nächsten mal...