Kurzgeschichte
Gedanken eines Häftlings!

Jetzt sitzt du hier in diesem Knast,
wo es liebe nicht gibt, wo jeder nur hast!
Du liegst auf dem Bett und starrst an die Decke,
und träumst von deiner süßen Schnecke!
Wie du sie drückst, einen Kuß ihr gibst,
und sie dann ganz zärtlich liebst!
Doch dein Traum wird jäh zerstört,
weil du das Klappern von Schlüsseln hörst!
Du hörst sie immer, Tag und Nacht,
das Klappern von Schlüsseln dein Leben bewacht!
Dazu das Klicken der schweren Schlösser,
der Knast das ist ein Nervenfresser!
Das Sonnenlicht durch das Fenster dringt,
doch kein Baum auf dem ein Vogel singt!
Du schaust hinaus, doch was du siehst ist bitter,
nur hohe Mauern, Fenster mit Gitter!
Am Himmel fliegt ein Vogel vorbei,
er pfeift ein Lied, denn er ist frei!
Er ist frei und fliegt mit dem Wind,
Freiheit, du mein liebstes Kind!
Dann liegst du im Bett, machst die Augen zu,
willst etwas schlafen, kommst langsam zur Ruh!
Doch plötzlich Krach, Lärm, Krawall,
laute Musik von überall,
denn Abends der Knast zum Leben erwacht,
das geht bis weit nach Mitternacht!
Irgendwann, spät am Morgen,
schläfst du ein und vergißt kurz die Sorgen!
Doch das wird eine kurze Nacht,
denn schon bald der Tag erwacht!
Du wälzt dich hin, du wälzt dich her,
du fühlst dich schlecht, einsam und leer!
Da möchtest du kuscheln, suchst nach Halt,
doch da ist nur die Wand, und die ist so kalt!
Dann denkst du wieder an zu Haus,
an deine Kinder, an deine Maus!
Da versetzt es dir einen harten Schmerz,
ein Krampf zusammenzieht dein Herz!
Die Tränen sich nun schnell ergießen,
wie Bächlein übers Gesicht dir fließen!
Es ist hier drinnen schon nicht leicht,
und von zu Haus dich kein Brief erreicht!
Du schreibst immer wieder und tust hoffen,
doch bis jetzt ist hier kein Brief eingetroffen!
Du machst dir Sorgen! Ist etwas geschehen?
Und möchtest deine Familie sehen!
Du vereinbarst Termine, ladest sie ein,
doch am Besuchstag bleibst du allein!
Dann, nach zwölf Wochen, Post, es wird auch Zeit,
doch nicht von zu Hause, vom Rechtsanwalt!
Deine Frau reicht die Scheidung ein,
und läßt dich mit all den Sorgen allein!
Jetzt hast du nichts mehr, hast alles verloren,
und die Kinder, die sie hat dir geboren,
sollst du niemals wiedersehen!
Wie soll es denn nur weitergehen?
Du hast die Hoffnung aufgegeben,
und möchtest nicht mehr weiterleben!
Schließt nach der Entlassung sich das Tor,
steht dir ein letzter, schwerer Gang bevor!
Du machst es kurz, schmerzlos und schnell,
dann wird es wieder um dich hell,
es weht um dich ein kühler Wind,
das ist die Freiheit, dein liebstes Kind!
Dann hast du wieder, was im Knast du verloren,
die Freiheit wurde dir wiedergeboren!
Jetzt hast du deine Familie wieder,
denn als Engel kommst du zur Erde nieder!
Durch den Knast wurde sie dir genommen,
doch jetzt hast du sie endlich wieder bekommen!
Als Engel bist du zurück gekehrt,
und bist auf der Welt wieder was Wert!
Du kannst sie beschützen Tag und Nacht,
eine schützende Hand über sie wacht,
und läßt sie niemals mehr im Stich,
oh meine Freiheit, ich liebe dich!
Doch wär ich statt Engel als Mensch gern geblieben,
bei meiner Familie, meinen Lieben!!!