Beschreibung
Ich sammelte die Scherben meines Lebens
und setzte sie als Mosaik zusammen...
Â
Â
Â
Ich sammelte
die Scherben meines Lebens
und setzte sie
als Mosaik zusammen...
Durch Sonnenstrahlen,
die mir geschenkt wurden,
leuchtet heute das Bild,
denn ich lasse es
nicht zu,
dass es verdunkelt wird.
Â
Â
Deine großen Hände greifen nach mir.
Du weißt, es ist verboten.
Deine Lippen suchen die meinen,
streifen die kindlich warme weiche Haut,
den kleinen, festen, geschlossenen Mund,
tasten sich über den ganzen Körper.
Deine Hände streicheln, halten,
fühlen und suchen in verborgenen Räumen
an meinem nackten Leib ...
Was tust du, was empfindest du?
Wenn du so stöhnst, bekomme ich Angst.
Wenn du mich an dich presst,
fehlt mir die Luft zum Atmen.
Und doch - ich halte still.
Du sagst, du gibst mir Liebe statt Prügel.
Was weiß ich schon?
ICH BIN ERST VIER!
Â
Â
Â
W A R U M
Verprügelt
Zusammengekauert
Tränenüberströmt, voll Angst.
Durch klagendes Schluchzen geschüttelt.
Aber nur ich ! Dich rührt es wie immer nicht.
Du fühlst dich im Recht, deine Macht so zu zeigen.
Strafende Hände, die in Liebe führen und leiten sollten.
Worte, die die Angst noch vertiefen, hart und schneidend scharf
Drohend die Augen, statt liebevoll ein Kind anzuschaun.
Zischend der Atem, wie der geschwungene Stock.
Peinigend die Drohungen vom Verstossensein.
Die blutroten Striemen, so sehr geschwollen
und brennend, wie das Feuer im Herzen
des kleinen geschlagenen Wesens,
die stets wiederkehrende Frage:
Warum habt ihr uns alle
in die Welt gesetzt?
W A R U M
??????
Â
Seelenqualen
Haut,
hauchdünn
landkartengleiche
gezeichnete Spuren
der letzten Züchtigung-
messerscharfer Rohrstock!
In einem angstgeschüttelten Kind
bebt ein zartes, gepeinigtes Seelchen
nicht ahnend, was ihm noch droht!
Grausame Worte bohren sich
in sein Bewusstsein
demütigend
vernichtend
erniedrigend
Augen
Ohren
zu
Â
Â
Â
Â
Ich hörte ein Kindlein weinen
ganz still in sich hinein,
ein Flüstern sprach von Leben
voll Leiden, voller Pein.
Â
Ich hörte ein Kindlein weinen,
für sich nur ganz allein,
das Schluchzen voller Beben -
ich lauscht` in mich hinein.
Â
Ich hörte ein Kindlein weinen,
dies Kind ist noch so klein,
nur zartes Engelschweben
kann seine Seele befrei`n
FvB1961
Â
Â
Â
Â
Bin Ich ich?
Ein Bild
Ein Gesicht im Spiegel
Ich sehe es, doch es ist mir fremd.
Ich schaue es an,
frage es
Wer bist du?
Ich erkenne, es ist mein Gesicht.
Ja ich bin es –
Schön, friedlich, angepasst.
Ich sehe die Augen.
Große Augen, helle Augen, warme Augen.
Doch was verbirgt sich hinter ihnen?
Sollten sie nicht voller Tränen sein?
Sie sind voller Tränen.
Â
Â
Â
Doch niemand kann sie sehen.
Der Mund, ist das mein Mund?
Warum lächelt er so sehr?
Sollte er nicht schreien?
Er schreit, doch lautlos,
niemand kann ihn hören.
Angst ist mein Begleiter.
Ich bleibe lächelnd, nett, angepasst.
Ich liebe, ich lebe,
setze mir Ziele, berühre Grenzen,
gehe meinen Weg,
meine eigene Kraft immer vor den Augen.
Die Fesseln der Kindheit
verlangsamen meinen Schritt.
Â
Â
Â
Â
Doch ich gehe unbeirrt,
Mut und Zuversicht als Begleiter.
Doch manchmal, ganz tief in mir
weint das hilflose Kind
um die verlorene Vergangenheit.
Â
1971
Â
Â
Â
Leseprobe meines Buches : Lebensscherben
Kann online gelesen werden
Link am Ende...
Â
Â
Tante Maria war neben ihrem hoch gewachsenen schlanÂken Mann eine kleine, mollige Frau. Mit ausgebreiteten Armen schnappte sie die Nichte vom Arm ihres Mannes, bedeckte ihr kleines müdes Gesicht mit vielen Küssen.
„Ach mein Schätzchen, wie schön, dass wir dich endlich hier haben. Anne wird sich freuen!“
Anne? Wer ist Anne, überlegte Susi ... wie wohl fühlte sie sich ? wie müde war sie ... wie schön war die Wohnung …
Sie merkte nicht mehr, wie sie ausgezogen und ins Bett gelegt wurde, sie schlief schon tief und fest.
Â
Â
Es fiel auch keinem auf, wie immer wieder ihr Onkel an ihrem Bett saß, die zarten, geröteten Wangen streichelte ... das Kind wieder zudeckte, wenn die Decke verrutschte … außer Susi, die von Zeit zu Zeit aus dem Tiefschlaf aufÂtauchte und die Wärme und Zärtlichkeit fühlte, die sie wieder einhüllend in die Traumwelt gleiten ließ.
„Komm, Püppi, geh mal in diese Richtung und richtig freuen ... “
Ganz stolz, dass sie gefilmt wurde, bewegte sich Susi auf ihren Onkel zu, der ihr immer wieder Anweisungen gab ... „Jetzt schau zur Tür, lach mal ... wink mir ... “
Ganz heiß vor Liebe zu dem kleinen Mädchen konnte Norbert gar nicht genug bekommen ... Fotos – Filme mit seiner Schmalfilmkamera ...
„Nun ist genug, komm, Susi, ich helfe dir beim Anziehen.“
Â
Er trug die Kleine ins Schlafzimmer, bedeckte mit vielen kleinen, schnellen Küssen den vierjährigen, nackten KinÂderkörper. Susi strahlte. Wie schön war alles. Keine Schläge- nur freundliche Worte. Und das Allerschönste, sie hatte ein Geheimnis mit Onkel Norbert. Immer samsÂtags, wenn Anne zur Schule war und Tante Maria einkauÂfen ging, durfte sie bei ihm bleiben. Auch wenn Maria eine der zahlreichen Freundinnen oder ihre Geschwister beÂsuchte, ließ sie gerne das Kind bei ihrem Mann und nahm nur die ältere Anne mit, weil sie bei den ersten Besuchen gemerkt hatte, dass Susi den Trubel, der bei ihren zahlreiÂchen Nichten und Neffen herrschte, nicht so sehr mochte. „Und dann hat er nur Zeit für mich ... “, lächelte Susi in sich hinein.
„Wir machen eine große Ãœberraschung für Tante Maria“, hatte er gesagt, „du darfst es keinem verraten. Es ist unser riesengroßes Geheimnis!“
Â
Â
Nein, Geheimnis bedeutete, kein anderer durfte es erfahÂren. Mit keinem darüber sprechen. Wie gerne sie das verÂsprach. Sie kam sich so wichtig vor. Und dann ein GeÂheimnis, eine Ãœberraschung für Tante Maria … wie gerne wollte sie diese Frau mit etwas Schönem überraschen, diese liebevolle Frau, die sie immer wieder auf den Schoß nahm, mit Küsschen überschüttete, die ihr immer neue FriÂsuren mit schönen Spangen und Schleifen machte, die sie immer beim Kochen zuschauen ließ und so viel Fleisch für sie kochte und briet … Susi kam es wie im Märchen vor, wenn Tante Maria um sie herum war.
Und mit diesem großen Mann, dem sie so sehr vertraute, konnte sie über alles reden.
Norbert räumte alle seine Utensilien auf ... Er wurde kaum Herr seiner Erregung. Was gab es Schöneres, als die kleiÂnen Kinderkörper, das Vertrauen in den Augen, die Liebe in den strahlenden Augen. Aber er musste vorsichtig sein ?
Â
niemand durfte je von seiner verhängnisvollen Liebe zu Kindern erfahren. Dieses Kind bedeutete ihm alles. Wie so oft nahm er Susi in den Arm, setzte sie auf seinen Schoß ... inzwischen wieder voll bekleidet.
„Onkel Norbert?“
„Ja, Püppi!“
„Du haust mich wohl nie?“
„Aber nein ... warum sollte man denn ein so hübsches kleines Mädchen hauen?“
Er drückte die Kleine an sich ... nein, das verstand er nicht... schlagen? Wieso? Für ihn bedeuteten die weichen KinÂderarme, der unverbrauchte Mund, die duftende Haut nur wunderbare Erregung und...
Ruckartig setzte er das Kind ab, als ein vertrauter KlinÂgelton erklang.
„So mein Liebes, Tante Maria kommt nach
Â
Hause. Jetzt packen wir unser Geheimnis wieder ganz tief in unser Herz.“
Natürlich lächelte Susi und hauchte... „ja, unser Geheimnis, das ist eine Ãœberraschung!“
„Hallo, ihr Lieben!“ Maria kam fröhlich mit Anne in die Wohnung, deren Tür Norbert gerade noch entriegeln konnte.
„Schau mal Süße, was ich alles eingekauft habe!“
Die Zunge zwischen den Lippen half Susi jetzt beim AusÂpacken.
„Oh, Tante Maria, was ist das denn?“
„Mach mal die Augen zu und Mund auf“
Aufgeregt folgte sie sofort den Worten. Lächelnd schob die kleine rundliche Frau dem Kind ein Brausebonbon in den Mund.
„Uiii…“ Susi riss die Augen auf ... das kribbelte und priÂckelte so ... hmmm ... und sauer war es
Â
auch noch … sie liebte diese Köstlichkeiten. Zu Hause war das Geld immer sehr knapp. Für Leckereien war selten etwas übrig. NorÂmale Bonbons mochte Susi auch gar nicht. Süß war ihr ein Gräuel. Vatis Eukalyptusbonbons, ja, die schmeckten ihr auch, waren sie doch ein wenig scharf und krochen mit dieser Schärfe bis in die Nase. Tante Maria hatte schnell mitbekommen, dass sauer und deftig für Susi das Schönste war. Kein Keks, kein Kuchen konnten sie besonders zum Lächeln bringen. Aber wenn sie eine saure Gurke bekam oder ein Stück Fleisch auf dem Teller lag, dann strahlte dieses Kind so anrührend ... Nachdenklich blickte das Ehepaar auf die spielenden Kinder. Norbert nahm die Hand seiner Frau und drückte sie.
„Kannst du dir vorstellen, dass Matthias und Amelie ihre Kinder so schlagen?“ Maria war immer wieder ergriffen von dem „Geplapper“ ihrer Nichte. Wenn die beiden MädÂchen mit Annes Puppenhaus und den Puppen spielten,
Â
lebten die Bilder aus Susi Elternhaus auf. Erschüttert hatÂten anfangs die beiden Erwachsenen zugehört, wenn die Ängste des Kindes sich im Spiel spiegelten. Da waren die beiden Mädchen, bezaubernd die zehnjährige Anne ... ein Strahlenkranz von hellen kleinen Löckchen umgab ihr Gesicht. Ein lockiger Pferdeschwanz wippte bei jeder BeÂwegung. Und daneben die kleine Susi, ein so strahlendes Kind mit den dicken, schweren blonden Zöpfen. Immer ein fragendes Lächeln im Gesicht. Sie sprach nicht viel, zog sich oft stundenlang mit den Puppen oder den BilderbüÂchern in Annes kleines Spielzimmer zurück, man merkte sie nicht. Jede Anordnung wurde sofort befolgt, kein Quengeln, kein Schmollmund, wie Anne es so hervorraÂgend beherrschte ... Welchen Grund gab es, so ein Kind für etwas zu bestrafen?
Maria dachte an den Vater ihres Kindes, den sie im Krieg verlor.
Â
Â
Als sie Norbert kennen lernte, war sie gleich gefangen von der Liebe, mit der er ihre kleine Tochter überschüttete. Welches Glück hatte sie in den letzten Jahren erleben dürÂfen. Blind vor Liebe bemerkte sie nicht, welcher Art die Liebe ihres Mannes zu Kindern war.
Â
Â
http://lebensscherben.jimdo.com/
Â
Â
Â
Nachtgedanken
Und da sind sie wieder, unverhofft und altbekannt.
Die eingebrannten Zweifel an mir selbst.
Ihr habt sie mir eingeprügelt!
Nein, nicht Selbstfindung und leichtes Wachsen,
sondern Unterordnung und kritikloses Handeln-
auf befehlende Anordnung sofort reagierend-
Angstvolles Aufsehen,
mit abwehrbereiter Hand
Kopf und Gesicht schützend
bestimmte den Tag und die Nacht.
Handeln, nicht aus Erkenntnis,
sondern auf ein Augenwinkelzucken hin.
Um Anerkenntnis bettelnd
sinnlose Befehle
blitzschnell in die Tat umsetzend!
Â
Ihr beherrschtet uns!
Nicht Liebe bestimmte Erziehung,
sondern eure Vorstellungen von Perfektion.
Eure Gedanken an Nachbarn und eure Ruhe.
Deine Selbstfindung...
Frau, die du Mutter genannt wurdest.
Und wo blieben unsere Wünsche, unsere Träume-
heimlich geträumt mit zerrissenem Herzen,
mit blutroten Striemen auf Rücken und Beinen.
Und doch
Jetzt leben wir unser Leben,
viel gelernt-
Liebe verströmend an die Unsrigen..
Aus tiefstem Herzen unser Sein
mit dem unserer Nachkommen verknüpfend.
Wir leben
Wir lieben
Und IHR?
Â
Â
Ich bitte die Fehlstellen in der Buch- Leseprobe zu entschuldigen, das Buch ist für ein anderes Layout formatiert.
Danke fürs Lesen
Â
Flo
Â