Beschreibung
Was eine Kinderseele
aus jedem Blick verspricht!
So reich ist doch anHoffnung
ein ganzer Frühling nicht.
(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)
Charlie soll mit ihren 5 Jahren nun endlich getauft werden. Etwas spät, macht man dies doch heutzutage eigentlich direkt nach der Geburt, aber besser spät als nie.
Immerhin bringt der „Zeitverlust“ zwischen Geburt und Kindergarten auch Vorteile. Man kann die Taufe „proben“ und alle machen mit. Alle? Nein, aber der Kindergarten „macht mit“ und übt ganz wunderbare Lieder. Der elterliche Stolz bewahrt an dieser Stelle vor nachhaltigem Hörverlust, auch wenn sich die Überzeugung einstellen muss, dass nicht jedem Kind eine Karriere bei DSDS droht.
Damit die Kinder wissen, was bei einer Taufe passiert, soll diese nun ebenfalls „geprobt“ werden. Drei Mädchen und 3 Jungen haben sich freiwillig gemeldet. Mit Puppe, Kerze, Kännchen, Schüssel und Niveacreme als Öl Chrisam bewaffnet, näherte sich Mutter motiviert der Laienspielgruppe.
Leider reicht diese Freiwilligkeit der Jungschauspieler nicht aus, die Rollen „gerecht“ aufzuteilen. Die Mädchen weigerten sich, mit einem der Jungen als Vater und Mutter aufzutreten. Alle Jungs seien doof und würden Mädchen sowieso nur beißen. Nach langem hin und her und nach dem Verlust der besten Argumente erklärten sich 2 Knaben bereit, das Paar zu spielen.
Männer dürfen auch heiraten, jawohl, dies hatten ihre Eltern gesagt. Und die Puppe, also der Täufling, sei eben das Adoptivkind.
Kinder schauen einfach zu viel fern.
Ehe nun die gesamte Probe ins Wasser fiel, das mit dem Taufwasser nun rein gar nichts zu tun hat, willigte Mutter in den Kompromiss ein. Es sollte nicht der letzte sein.
Der verbliebene Knabe sollte nun nach mütterlichem Verständnis der Priester sein und die Mädchen die Taufpaten und Messdiener. Das ging mal gar nicht. Wenn die Mädchen keine Braut sein durften, dann wollten sie wenigstens Priester sein.
„Liebe Kinder, wir üben Taufe und nicht Hochzeit!“ Warum redet Mutter eigentlich? Rings herum nur taube Ohren.
„Lieber Gott, gib mir die Gelassenheit…“.
Also gut, ein Mädchen ist die Priesterin, 2 Mädchen machen Messdiener und der übrige Knabe ist eben der Patenonkel. Können wir nun beginnen?
Mitnichten, es fehlt ja noch der Name des Täuflings. Alle Argumente, dass man ja „Charlie“ nehmen könne, wurden in den Wind geschlagen. Schließlich wurde ja nur die Puppe getauft und diese sollte Rihanna heißen.
Endlich konnte die Taufe stattfinden. Sie verlief würdig und angemessen. Keiner kicherte und natürlich gab der Täufling auch keinen Pieps von sich. Obwohl, irgendwo musste da noch ein Missverständnis sein, denn plötzlich wollte der eine Vater des Täuflings den anderen Vater des Täuflings küssen!
Frauen müsse man danach auch küssen, selbst wenn es ekelig ist.
Das potentielle Kussopfer sah diese Notwendigkeit nicht ein und die Zeichen standen auf Schlägerei. Auweia und dies mitten in der „Fastkirche“.
Es kam aber nicht soweit, da die Mädchen laut und gehässig lachten. Grinsend verkündeten sie, dass sie die Knabeneltern hereingelegt hätten und diese nun einen Protestanten hätten.
Dies hielten die Nerven des Patenonkels nicht mehr aus. Er schmiss den Täufling auf den Boden und sich gleich dazu. Die Knaben jagten sodann die Mädchen und füllten das Konto der „Jungs sind doof - Argumente“ reichlich.
Und Charlies, für die diese „Probe“ eigentlich gedacht war, meinte nur trocken:
„Mama, bevor mir so was passiert, da heirate ich lieber Dich. Dann kann ich auch kein Protestant werden!“