Fantasy & Horror
Entdeckung (13) - Alpträume

Mitten in der Nacht wachte ich schweissgebadet auf. Schreiend. Kyle kam hereingestürzt: "Was ist los? Ist etwas passiert?"
Auch die Zwillinge kamen angerannt, sowie Adam und Anna, welche Katie auf dem Arm hatte. Sie alle sahen ziemlich besorgt aus, aber ich schüttelte nur den Kopf: "Schlecht geräumt. Tut mir leid dass ich euch geweckt habe. Legt euch wieder schlafen."
Anna, Adam, Tom, Jerry und Katie gingen, Kyle fragte mich: "Weswegen war es?"
Ich seufzte: "Loretta. Und mein Vater."
Er nahm mich tröstend in den Arm: "Er hat dich nur schon lange nicht mehr gesehen. Merkst du dir etwa wie alt er wird? Und Loretta erst?"
Ich lehnte mich an ihn: "Er wird dieses Jahr 42. Sie ist 39."
Ich wusste dass er jetzt schmunzelte, obwohl ich ihn nicht ansah. Leise fragte er: "Soll ich dich alleine lassen? Du solltest vielleicht noch etwas schlafen."
Ich kuschelte mich an ihn: "Und du etwa nicht?"
Er schlang die Arme um mich: "So viel habe ich nicht nötig. Du bist noch im Wachstum."
"Du darfst gerne hierbleiben."
Ich lag in seinem Arm als ich einschlief. Alleine gelassen wurde ich nicht. Die Nacht war ruhig, die nächste aber umso weniger. Kyle lag nicht mehr neben mir und wieder wachte ich schweissgebadet auf. Es war derselbe Traum gewesen.
Da ich nicht geschrien hatte, kam niemand zu mir, was ich eigentlich vermisste, obwohl es egozentrisch war. Ich stand auf und, da ich mit diesem Traum sowieso nicht mehr schlafen wollte, ging nach draussen. Ich stellte mich auf die Veranda und blickte aufs Meer. Wie viel würde ich doch dafür geben, meinen alten Vater und meine Mutter zu sehen.

Am nächsten Tag rief ich meinen Vater an. Ich entschuldigte mich und freute mich wirklich darauf, ihn irgendwann einmal zu sehen. Lorettas Bauch wäre gigantig gewachsen. Er vermisse mich ausserdem. Er freue sich über meine Lehre und dass ich so einen tollen Beruf gewählt hätte. Das hätte er wohl bei fast allen Berufen gesagt, die ich einigermassen bekleidet ausgeübt haben würde.

Ich schlief nicht besser. Leider. Die Nächte durch blieb ich oft wach und setzte mich auf die Veranda. Manchmal gesellte sich ein verirrtes Eichhörnchen zu mich, manchmal auch nicht.
Mein Buch hatte ich mit nach draussen genommen. Durch die vielen Nächte hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Ich las also, als ich Schritte hörte. Ich blickte auf, sah Adam da stehen. Er raufte sich die Haare, sah ziemlich müde aus: "Skye. Was machst du denn hier draussen? Solltest du nicht besser schlafen?"
Ich antwortete: "Ich konnte nicht schlafen. Da bin ich raus gegangen."
"Vielleicht solltest du wieder reingehen."
"Ich kann sowieso nicht schlafen."
"Ähm, geht das denn schon länger so?"
Ich wurde etwas rot, und war glücklich über die Dunkelheit: "Eine Weile."
"Alpträume?"
"Immer der gleiche."
Er setzte sich neben mich und lehnte sich zurück. Anscheinend sollte ich erzählen.

Ich sah so aus wie immer. Kyle war bei mir. Aber niemand bekanntes. Dann stand ich plötzlich in einer Kirche. Sah in einen Sarg. Sah einen alten Vater, eine alte Loretta.
Später sah ich einen Jungen. Er hatte ähnlichkeit mit Loretta und Dad. Und war alt und tot. Alle waren tot. Dad, Loretta, der Junge, Jamie, Chris, Grace,...

Adam nickte: "Ich verstehe. Es macht dir Angst dass du, naja, unsterblich bist. Zu einem Psychiater kannst du jetzt nicht gehen, der erklärt dich für klinikreif. Aber du solltest es Kyle sagen."
Ich schüttelte den Kopf: "Schon gut. Ich will ihn damit nicht belasten."
"Damit würdest du ihn nicht belasten. Er würde dir gerne helfen."
"Lass ihn da raus, klar!"
"Er könnte dir helfen."
"Ich brauche keine Hilfe. Ich habe nur ein paar Alpträume. Das haben alle mal."
"Du hast dauernd den gleichen, Skye! Das..."
"Ist nicht normal? Wow, hätte ich nicht gedacht." Ich stand auf und ging rein. Ohne mich um die anderen zu kümmern schmetterte ich die Türe von meinem Zimmer zu.
Einige Minuten später kam natürlich Kyle in mein Zimmer. Er fragte: "Ist etwas?"
"Nein", antwortete ich abweisend."
"Ich weiss dass du nicht schlafen kannst."
"Er hat es dir gesagt?"
"Nein. Jede Nacht habe ich dich aufstehen gehört. Ich dachte du kommst irgendwann zu mir."
"Ich wollte nicht noch irgendwan auf dich laden."
"Ich musste früher auch damit klar kommen. Ich kann dir helfen."
"Du bist auch damit klar gekommen."
"Ich hatte auch Hilfe. Einfach von meinem Vater."
"Was ist mit ihm?"
"Ein gewisser Luigi."
"Umgebracht?"
"Ja."
"Das tut mir leid."
"Schon gut. Darf ich dir jetzt helfen?"
"Wie willst du das schaffen?"
"Es ist schwer."
"Egal."
"Du musst die Verbindung abbrechen. Sonst wirst du nie über sie hinwegkommen."
"Alles?"
"Ja. Als ob sie schon tot wären."
"Niemals."
"Skye. Lass mich dir helfen."
"Nicht so."
"Willst du ewig Alpträume haben?"
"Nein."
"Oder erst warten bis sie tot sind?"
"Nein!"
"Na dann..."
"Es muss eine andere Lösung geben!"
"Du solltest dich vielleicht einer unsterblichen Gruppe anschliessen. Dann hängst du an niemandem."
"Du bist doch da."
"Mach es mir nicht so kompliziert."
"Es tut mir leid. Aber ich würde sogar Loretta nicht verlassen wollen."
"Dann solltest du wenigstens den Jungen nicht kennen lernen. Ich wette in den verliebst du dich dann auch noch."
"Wie kommst du denn darauf?"
"Ich meine als Familienmitglied. Dass du dich in deinen Bruder verliebst, würde ich nicht zulassen."
Ich grinste und schlang die Arme um ihn: "Nur weil er mein Bruder ist?"
Er schüttelte den Kopf: "Nein."